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Die Bildung in der Sowjetunion stand unter dem Einfluss der bolschewistischen Ideologie sowie der verschiedenen Herrscher im Sowjetsystem und musste den Herausforderungen an ein Bildungssystem nach der Industrialisierung des grossen Reiches genugen Den Beginn markierte die Russische Oktoberrevolution 1917 obwohl die UdSSR formal erst 1922 gegrundet wurde Ihrem Bildungssystem ging das bildungsarme zaristische Russland voraus Mit der Auflosung der Sowjetunion 1991 nahmen die Bildungssysteme der einzelnen Republiken eigene Wege so die Bildung in Russland die Bildung in Litauen die Bildung in Lettland Inhaltsverzeichnis 1 Schul und Hochschulformen 2 Von 1920 bis 1953 2 1 Fruhsowjetische Bildungspolitik 2 2 Stalinistische Bildungspolitik 3 Von 1953 bis 1980 3 1 Bildungsreform unter Chruschtschow 3 2 Stabilisierung unter Breschnew 4 Bildungsstreit der 1980er Jahre 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelbelege 8 Siehe auchSchul und Hochschulformen BearbeitenDas sowjetische Bildungssystem kannte in seiner Geschichte bei vielen Besonderheiten folgende Schulformen Vorschulen fuhrten bereits zum Lesen und Schreiben daher Schulbeginn meist mit 7 Jahren Grundschulen nachalnoe shkola waren vier spater dreiklassig Die vierte Klasse galt bei der Fortsetzung als ubersprungen so dass es mit der 5 Klasse weiterging Unvollstandige Sekundarschulen nepolnoe srednee obrazovanie waren sieben spater achtklassig gerechnet ab dem 1 Schuljahr Pflichtschule seit 1963 endgultig erst 1981 Vollstandige Sekundarschulen oder Mittelschulen sre dnee obrazova nie waren zehnklassig in baltischen Staaten elfklassig Die beiden letzten Jahre vor der Hochschulzugangsberechtigung wurden teilweise als Oberstufe bezeichnet Der Abschluss liess sich auch in der beruflichen Bildung erlangen PTU Professionell technische Berufsschule professiona lno tehni cheskoe uchi lishe Technikum und einige militarische Schulen bildeten ein System sog Spezial Sekundarschulen srednee specialnoe deren Abschluss fur Facharbeiter Techniker und Verwaltungsangestellte notwendig war Auch militarische Schulen wie die Suworow Militarschule gab es Hochschulen vysshee uchi lishe shkola waren Universitaten Institute meist technische Spezialhochschulen und Militarschulen Die Universitaten standen an der Spitze etwa die Lomonossow Universitat Moskau oder die Universitat Leningrad Die grossten Institute bildeten medizinisches Personal Lehrkrafte oder Ingenieure aus Fur sie gab es die Abkurzung VUS VUZ Vy sshee uche bnoe zavede nie Fur den Zugang war ein Mittelschulabschluss oder der einer Spezial Sekundarschule notwendig Zahlreiche Militar oder Milizschulen hatten ebenso das Hochschulniveau hinzu kamen noch besondere Schulen der KPdSU und des KGB Es hat Jahrzehnte bis in die 1980er Jahre gedauert die zehnjahrige Schulpflicht effektiv durchzusetzen Die Hochschulen fuhrten Aufnahmeprufungen durch 1 Von 1920 bis 1953 BearbeitenFruhsowjetische Bildungspolitik Bearbeiten Das Volkskommissariat fur Bildung der RSFSR bestand seit Beginn der bolschewistischen Regierung 1917 Am 26 Juni 1918 13 Juni wurde mit Lenins Unterschrift vom Rat der Volkskommissare Das Dekret uber die Organisation der Volksbildung in der Russischen Republik erlassen das die Aufgaben der Staatlichen Kommission fur Bildung detaillierter festgelegt hat Die Kommission hatte die Aufgabe die Angelegenheiten der Volksbildung zu leiten und die allgemeinen Prinzipien der Volksbildung festzulegen staatliche Bildungsplane zu erlassen und andere prinzipielle Fragen zu klaren Zu Beginn stand die Zerschlagung der padagogischen Institutionen des alten Zarenreiches Abschaffung des Religionsunterrichts der Zensuren und der elitaren Gymnasien obligatorische Koedukation die eine neue Schule ersetzen sollte die Einheits Arbeitsschule Gedacht war an ein dreistufiges Einheitssystem Lenins Ehefrau Nadeschda Krupskaja war zustandig fur Schulbildung und favorisierte mit dessen Unterstutzung die polytechnische Bildung Die wichtigsten Forderungen des kommunistischen Parteiprogramms der KPR B von 1919 lauteten Allgemeine und polytechnische Bildung sowie Verbindung von Unterricht und Produktionsarbeit fur alle Kinder und Jugendlichen bis zum 17 Lebensjahr Schaffung eines breiten Netzes von Vorschuleinrichtungen zum Zwecke der Verbesserung der gesellschaftlichen Erziehung und der Emanzipation der Frau Ausbau der beruflichen Ausbildung und Errichtung zahlreicher ausserschulischer Bildungseinrichtungen fur Erwachsene Eroffnung eines breiten Zugangs zu den Hochschulen besonders fur die Arbeiter 2 Der Ideengeber der Arbeitsschule und Polytechnik war der Schulreformer Pawel P Blonski mit seinem Buch Die Arbeitsschule 1919 3 In der Praxis lief das Arbeitsschulprinzip einfach auf Handarbeit und gesellschaftlich nutzliche Arbeit hinaus Auf die Kluft zwischen Anspruch und Realitat folgte die Neue Okonomische Politik NEP im Fruhjahr 1921 mit einer Konsolidierung der Schulpolitik bis 1927 Im Jahr 1923 wurden neue Schulformen und Lehrplane eingefuhrt Es gab nun die Vier Jahre Sieben Jahre und Neun Jahre Schulen Wer die Sieben Jahre Schule absolvierte konnte ein Technikum besuchen nur mit der Neun Jahre Schule ohne Umwege eine Hochschule Statt Fachern gab es nun komplexe Themen die fachubergreifend und lebensnah unterrichtet werden sollten Das wurde schon ein Jahr spater als gescheitert abgeschafft Das grosste Problem war der umfassende Analphabetismus in der Bevolkerung 1927 war die allgemeine Grundschulpflicht noch fast ebenso weit entfernt wie vor der Oktoberrevolution Die Gruppe der 8 11 jahrigen Kinder wurde lediglich zu etwa 50 beschult nur knapp ein Drittel dieser Grundschulen entsprach dem vierklassigen Normaltypus und besonders auf dem Lande gingen Madchen seltener und kurzer zur Schule als Jungen Ein Gesetz zur Einfuhrung der allgemeinen Schulpflicht wurde erst im Jahre 1930 erlassen Das andere grosse Problem war die nach dem Weltkrieg und Burgerkrieg gewaltige Jugendverwahrlosung auf die der spater massgebliche Padagoge Anton Makarenko einging Ein Dekret vom 2 September 1921 richtete in den Hochschulen eine kollektive Verwaltung von drei bis funf Personen ein ein Rektor sowie Vertreter je fur das Lehrpersonal und die Studenten Diese sollte in erster Linie der Entmachtung der nichtkommunistischen Professoren dienen 1921 und 1922 verliessen zahlreiche russische Gelehrte die Sowjetunion Unter Stalin wurde 1932 das Mitbestimmungsrecht der Studenten ganz beseitigt und die Ein Mann Leitung konsequent verwirklicht In den 1920er Jahren wurde das Hochschulsystem entsprechend dem foderalistischen Staatsaufbau der Sowjetunion dezentralisiert Es entstanden kleine fachlich eng spezialisierte Hochschuleinheiten die an einzelne Wirtschaftsbranchen oder Grossbetriebe angebunden waren In dieser Weise wurde gesichert dass den Betrieben immer genugend Arbeitskrafte zur Verfugung stehen 4 Die Kompetenzen fur das Bildungswesen lagen bei den Volksbildungskommissariaten der Republiken Bereits in der Fruhphase gab es die Jugendorganisation Komsomol und die Pionierorganisation die auch Bildungsaufgaben ubernahmen und zur ideologischen Ausrichtung beitrugen Anatoli Lunatscharski wirkte von 1917 bis 1929 als Volkskommissar nach seiner Entlassung fuhrte Andrei Bubnow einen strengen administrativen Kurs 5 Unter Stalins Fuhrung folgte noch eine zweite radikale Reform die in den Jahren 1930 31 ihren Hohepunkt hatte Die erneute Stabilisierung des Schul und Hochschulwesens in den fruhen dreissiger Jahren beendete die fruhsowjetische Periode Stalinistische Bildungspolitik Bearbeiten Innerhalb von drei Monaten einen Funfjahresplan fur die Heranbildung von Spezialisten hoherer und mittlerer Qualifikation und fur den Bau neuer Technischer Hochschulen und Technika in Ubereinstimmung mit den konkreten Erfordernissen der Zweige der Volkswirtschaft auszuarbeiten so lautete Stalins Direktive Die Planansatze fur die Kaderbildung wurden drastisch heraufgesetzt von 41 500 Ingenieuren und 60 000 Technikern auf 75 000 bzw 110 000 am Ende des Funfjahresplanes Der Funfjahresplan sollte den grossen Sprung nach vorn fur die Sowjetunion bringen Bei der Grundschule lagen die Probleme in der Lehrerfrage und im Schulraum Zwischen den Jahren 1930 und 1932 mussten allein in der RSFSR ca 114 000 Grundschullehrer ausgebildet werden Die Absolventen der regularen Lehrerbildungsanstalten Padagogische Technika und Padagogische Hochschulen reichten dafur bei weitem nicht aus Im Schuljahr 1930 1931 sollten alle Schulen einem Industriebetrieb Staatsgut oder Kolchos angeschlossen werden im Mittelpunkt der Lehrplane und der Schularbeit sollte das Studium der Produktion und die Teilnahme der Kinder an der produktiven Arbeit stehen Fur die 12 13 jahrigen Schuler bedeutete dies teilweise die Arbeit unmittelbar im Betrieb Nach dem ZK Beschluss der KPdSU vom 5 September 1931 Uber die Grund und Mittelschule endete die fruhsowjetische Periode der padagogischen Experimente die autoritare Lern und Leistungsschule der Stalin Ara setzte sich durch Ohne die Polytechnisierung grundsatzlich infragezustellen sollte die gesamte gesellschaftlich produktive Arbeit der Schuler den Unterrichts und Erziehungszielen der Schule untergeordnet werden Jeder Versuch die Polytechnisierung der Schule von der soliden und systematischen Aneignung der Wissenschaften insbesondere der Physik Chemie und Mathematik zu trennen stellt eine grobe Abweichung von der Idee der polytechnischen Schule dar 6 Am 25 August 1932 folgte der ZK Beschluss fur die Lehrplane und die innere Schulordnung In den gesellschaftlichen Fachern wurde eine historische Einleitung verlangt weiterhin sollte im muttersprachlichen Unterricht das Schwergewicht auf schriftlichen Arbeiten und grammatischen Analysen liegen und mehr Mathematik unterrichtet werden Bei allen Wandlungen blieb dies bis 1956 konstant Der ZK Beschluss verfugte weiter Die grundlegende Organisationsform der Unterrichtsarbeit muss die Unterrichtstunde sein Diese sollte im Klassenverband nach einem genau bestimmten Plan stattfinden womit reformpadagogische Versuche einer freieren Unterrichtsgestaltung untersagt waren Stattdessen galt wieder die fuhrende Rolle des Lehrers 1933 auch wieder die alte Zensurenskala Seit einem ZK Beschluss vom 12 Februar 1933 kehrte auch das stabile Lehrbuch zuruck Fur jedes einzelne Fach gab es kunftig lediglich ein obligatorisches Lehrbuch aus dem Staatlichen Lehrbuchverlag der betreffenden Republik ein Schritt zur einheitlichen Ausrichtung und Kontrolle der Lehrer und Schuler Schliesslich war die Schuldauer in der Einheitsschule zu regeln Erst 1934 wurden folgende Typen in der Allgemeinbildung festgelegt Grundschule Klassen 1 4 unvollstandige Mittelschule Klassen 1 7 Mittelschule Klassen 1 10 Wer weniger als sieben Jahre die Schule besucht hatte wurde Kolchosbauer oder unqualifizierter Industriearbeiter nach Abschluss einer Siebenjahresschule konnte ein Technikum besucht werden das mittlere Spezialisten ausbildete Nur die zehnjahrige Mittelschule berechtigte zum Hochschulstudium Wer sein Studium erfolgreich absolviert hatte gehorte auch nach der amtlichen Klassifizierung zur sowjetischen Intelligenz Fremdsprachen ausserhalb der UdSSR wurden erst ab 1940 ein Anliegen Im Rahmen der Neuorganisation in den 1930er Jahren wurde ein speziell fur das Hochschulwesen zustandiges Staatsorgan gegrundet Wahrend die Kompetenzen fur die fachlich spezialisierten Hochschulen bei den Branchenverwaltungen lagen fielen die Universitaten in die Zustandigkeit des Hochschulressorts Im Lehrbetrieb der Hochschulen gab es um das Jahr 1930 das Gruppenstudium Labor und Brigademethode anstelle der Vorlesungen und Kurse jetzt wurde diese Studienform als zu ineffektiv abgeschafft Die Verordnung vom 23 Juni 1936 regelte Lehr und Studienformen Noten und Examina die Anzahl der Lehrveranstaltungen und deren Dauer Im Mai 1936 folgten verbindliche Hochschullehrbucher fur alle Studienfacher die neu gebildeten Autorenkollektive hatten die stets die ideologischen Wandlungen zu beachten Im Studienjahr 1938 1939 erfolgte die Reorganisation des obligatorischen gesellschaftswissenschaftlichen Studiums Die neuen Lehrstuhle fur Marxismus Leninismus waren fur den Kurs Grundlagen des Marxismus Leninismus und die anschliessende Unterweisung in der politischen Okonomie und im dialektischen und historischen Materialismus verantwortlich 7 Wegen des Mangels an Arbeitskraften wurde 1940 das System der Staatlichen Arbeitsreserven eingefuhrt wodurch ein zentral gelenktes Berufsbildungswesen geschaffen wurde Die Kompetenzen fur das Bildungswesen lagen zentral beim Rat der Volkskommissare der UdSSR der die Planung der Ausbildungskontingente die Organisation und Rekrutierung von Schulern und die Verteilung der Absolventen auf die Betriebe ubernahm Besonders nach dem Kriegsende erfolgte eine Zwangsrekrutierung von Schulern um die Planziele des Wiederaufbaus zu erreichen 8 In der Russischen Volksrepublik war von 1940 bis 1943 der Arzt W P Potemkin Volksbildungskommissar der 1943 in Grossstadten wieder den getrennten Unterricht von Jungen und Madchen einfuhrte und die Abschlusse mit Auszeichnungen versah die an die zaristische Tradition anknupften Die Leitung der neuen Akademie der Padagogischen Wissenschaften ubernahm er selbst Viele besuchten nun die allgemeinbildenden Schulen der Arbeiterjugend und Abendschulen der Landjugend die bereits berufstatigen Jugendlichen mit nur vierjahriger Grundschulbildung den Abschluss der Siebenjahresschule oder der zehnjahrigen Mittelschule moglich machten Von 1953 bis 1980 BearbeitenBildungsreform unter Chruschtschow Bearbeiten Nach Stalins Tod 1953 wurde das Bildungswesen dem Kulturministerium unterstellt nach einem Jahr jedoch dies wieder ruckgangig gemacht Wahrend das Hochschulwesen einem Unionsministerium untergestellt wurde fiel die Hauptverwaltung der Schulen der Arbeitsreserven wieder in die Zustandigkeit des Ministerrats der UdSSR Bereits zuvor waren 1952 neue Ziele festgelegt worden Bis 1955 sollte eine zehnjahrige Schulpflicht in den grosseren Stadten und Industriezentren bis 1960 die allgemeine mittlere Bildung Zehnjahresschule auch in den restlichen Stadten und auf dem Land durchgesetzt sein Verwirklichung des polytechnischen Unterrichts in der Mittelschule spater der Ubergang zum allgemeinen polytechnischen Unterricht Entwicklung der allgemeinbildenden Schulen mit Unterricht am Abend sowie des Abend und Fernstudiums an Hochschulen und mittleren Fachschulen Der polytechnische Unterricht galt wieder als lebensnahe Verbindung von Lernen und Arbeitswelt und sollte die Hauptachse der allgemeinen Bildung werden 1958 wurden durch Chruschtschow neue Reformen angegangen u a mit mehr nachholenden Schulformen die zum Mittelschulabschluss fuhrten Die Vorschulbildung wurde weiter ausgebaut die Ganztags und Internatsschulen ausgebaut Den Erwerb einer vollstandigen mittleren Schulbildung forderten die Schulen der Arbeiter und Landjugend die 1959 in allgemeinbildende Abend bzw Schicht Mittelschulen umbenannt wurden Aus den fruheren Schulen fur nachholende Bildung sollte eine Verbindung allgemeiner und beruflicher Schule und Leben werden Dieser Schultyp expandierte zwischen 1958 1959 und 1962 1963 am starksten die Schulerzahl stieg von 2 32 Millionen auf 3 96 Millionen Das System der Arbeitsreserven Zwangsrekrutierung wurde abgeschafft und durch beruflich technische Schulen ersetzt Im Rahmen der regionalen Dezentralisierung wurden die wirtschaftlichen Leitungskompetenzen von den zentralen Ministerien auf die Ministerrate der Unionsrepubliken ubertragen Das schrankte die Kompetenzen des Staatskomitees fur beruflich technische Bildung stark ein Unter Chruschtschow sollten in der Allgemeinbildung die revolutionaren Ziele reaktiviert werden Das neue Parteiprogramm der KPdSU vom XXII Parteitag im Oktober 1961 enthielt einen Zwanzigjahresplan an dessen Ende die klassenlose kommunistische Gesellschaft stehen sollte Sieben Punkte Formung einer wissenschaftlichen Weltanschauung Erziehung zur Arbeit Entwicklung und Sieg der kommunistischen Moral Entwicklung des proletarischen Internationalismus und des sozialistischen Patriotismus allseitige und harmonische Entwicklung der menschlichen Personlichkeit Uberwindung der Uberbleibsel des Kapitalismus im Bewusstsein und Verhalten des Menschen Entlarvung der burgerlichen Ideologie 9 Stabilisierung unter Breschnew Bearbeiten Nach Chruschtschows Sturz wurden die hohen Ziele wieder zuruckgenommen oder leiser intoniert Der polytechnische Unterricht galt nun wieder als Zeitvergeudung und wurde beschnitten die Schulzeit auf 10 Jahre begrenzt vor dem Ubergang in die zweijahrige Oberschule Eine Reorganisation des Wirtschaftsapparats zog Anderungen im Bildungswesen nach sich 1965 verschwanden die regionalen Volkswirtschaftsrate und das Staatskomitee fur beruflich technische Bildung wurde wieder zentralistisch dem Ministerrat der UdSSR untergestellt wenn auch mit reduzierten Kompetenzen 1966 ubernahm erstmals ein zentrales Ministerium das Bildungswesen der UdSSR das erste gesamtstaatliche Ministerium fur das allgemeinbildende Schulwesen und der Lehrerausbildung seit 1917 Gleichzeitig wurde die Akademie der Padagogischen Wissenschaften der RSFSR in eine Unionsakademie umgewandelt In den 1970er Jahren wurde erneut versucht die Kompetenzen in der Berufsausbildung beim Staatskomitee zu konzentrieren und dadurch eine einheitliche staatliche Berufspolitik einzufuhren Dieser Versuch scheiterte jedoch weil die fuhrenden Wirtschaftsfunktionare und wissenschaftler die dezentrale betriebliche Ausbildung unterstutzten 10 Insgesamt gab es in der Breschnew Ara eine hohe Stabilitat des Bildungssystems in der ausseren Form wobei im Einzelnen fur kleine Versuchte und neue Ideen Platz war In den 1960er und 1970er Jahren erfolgte eine rasche Expansion des Hochschulwesens und damit wurde der Bedarf an Hochschulabsolventen bereits Ende der 1970er Jahre gesattigt Als die Sowjetunion 1980 Gastgeber der Olympischen Sommerspiele war lehnte Breschnew selbst eine Austragung der Paralympics mit der Begrundung ab Es gibt in der UdSSR keine Behinderten Sie mussten nach Arnheim verlegt werden 11 Die Situation behinderter Schuler war dementsprechend 12 In der Tradition der russischen Defektologie wurde davon ausgegangen dass Behinderungen immer durch pathologische Storungen bedingt seien die sozialen Ursachen wurden gegen die eigene Theorie weitgehend ignoriert Bildungsstreit der 1980er Jahre BearbeitenWesentliche Veranderungen im Bildungswesen wurden 1984 angekundigt als ein neuer Reformplan fur die allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen erstellt wurde Der Vorstoss wurde aber wenig umgesetzt nur wurde allgemein anerkannt dass im Bildungssystem etwas passieren musse Die Aufteilung der allgemeinbildenden und beruflichen Bildungswege war problematisch es gab einen Trend zu mehr Studienlaufbahnen ohne ein entsprechendes Platzangebot dazu passte das traditionelle Facherangebot nicht mehr zum Bedarf der autoritare Umgang wirkte unzeitgemass Ein Treffen im Herbst 1986 versammelte viele padagogische Experten die wichtige Prinzipien fur eine demokratische und humane Schule am 18 Oktober 1986 unter dem Titel Padagogik des Zusammenwirkens in der Lehrerzeitung veroffentlichten Sie setzten mehr auf die Kreativitat und Kraft der Lehrer und Schulerpersonlichkeit Damit war ein Abgehen vom Konformismus angebahnt 13 Eine Breitseite von Vorwurfen traf insbesondere die Akademie der Padagogischen Wissenschaften als blossen Erfullungsgehilfen des Ministeriums Neues Interesse fanden dagegen die Padagogen der vorstalinistischen Zeit die man als Reformpadagogen wahrnahm 14 Im nachsten Schritt wurde 1986 ein Entwurf fur die Umgestaltung des Hoch und Fachschulwesens vorgelegt Die Reform war aus drei Grunden notwendig 15 Die Nachfrage nach Hochschulabsolventen unterlag regionalen und sektoralen Ungleichgewichten Wahrend in manchen Sektoren ein Uberangebot an qualifizierten Arbeitskraften bestand mangelte es Branchen wie Elektronik und Robotik an Ingenieuren Um die Anzahl der Absolventen auf dem Niveau des Jahres 1980 einzufrieren wurden Bremsmassnahmen in der Hochschulzulassung eingeleitet Wahrend der Anstieg der Hochschulabsolventenzahl stagnierte konnten die sektoralen Ungleichgewichte nicht beseitigt werden Ein Grund dafur war die Lohnpolitik die die Arbeit des Ingenieurs teilweise niedriger bewertete als diejenige eines Facharbeiters 16 Problematisch waren die Ausbildungsqualitat und die Fachkompetenz der Absolventen In den 1970er Jahren wurden aus lokalen Prestigeaspekten oder durch einfache Aufwertung bestehender Institutionen etliche neue Hochschulen gegrundet Manche solche Hochschulen hatten keinen einzigen Professor Deswegen wurde die Modernisierung der Ausbildung zu einem Kernpunkt des Reformplans Mit der Perestrojka am Ende der 1980er Jahre wurden neue Akzente im Bildungswesen gesetzt Ein Kernpunkt war die Integration von Hochschulbildung Industrie und Wissenschaft 17 Im Rahmen dieser Kooperation sollten die Hochschulen die Betriebe mit der benotigten Anzahl von Absolventen mit bestimmten Qualifikationsprofilen beliefern wahrend die Betriebe Finanz und Sachausstattung den Hochschulen zur Verfugung stellen sollten Auch die Qualitatssteigerung wurde wieder wichtig Daher wurden den Hochschulen mehr Freiheitsspielraume fur die Unterrichtsgestaltung eingeraumt und eine externe Evaluation Attestierung eingefuhrt Auch die Weiterbildung und Umqualifizierung gewannen an Bedeutung sogar alternative Bildungsformen wie z B die Offene Universitat entstanden 18 Literatur BearbeitenOskar Anweiler Klaus Meyer Hg Die sowjetische Bildungspolitik Dokumente und Texte 1917 1960 1961 Harrassowitz 1979 19 Oskar Anweiler Der revolutionare Umbruch im Schulwesen und in der Padagogik Russlands In Henze J Horner W Schreier G Hrsg Wissenschaftliches Interesse und politische Verantwortung Dimensionen vergleichender Bildungsforschung VS Verlag fur Sozialwissenschaften 1990 doi 10 1007 978 3 322 95936 2 7 Aleksej I Djatschkow Erziehung und Bildung anomaler Kinder in der Sowjetunion russ 1965 Berlin Charlottenburg Carl Marhold Verlagsbuchhandlung 1971 ISBN 9783786408468 in der DDR 1977 Christian Graf von Krockow Das Bildungswesen der Sowjetunion Studienreisen 1970 fes de PDF Urie Bronfenbrenner Erziehungssysteme Kinder in den USA und der Sowjetunion dtv Munchen 1973 ISBN 3 423 00941 1 Detlef Glowka Die Reform des Bildungswesens in der Sowjetunion als Lehrstuck fur die padagogische Fachwelt In ZfPad Band 34 Nr 4 1988 pedocs de PDF Friedrich Kuebart Marianne Kruger Potratz Schulreform von unten in der Sowjetunion Das Manifest der padagogischen Erneuerer In PAD extra 12 1987 S 4 14 Friedrich Kuebart Von der Perestrojka zur Transformation Berufsausbildung und Hochschulwesen in Russland und Ostmitteleuropa Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2002 ISBN 3 936522 09 X Irina Grapengeter Padagogische Leitbegriffe in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels in Russland 1989 2010 Diss Augsburg 2014 Weblinks BearbeitenMichael Lausberg Bildungspolitik in der Sowjetunion bis 1966 Abgerufen am 1 August 2020 Sowjetunion BQ Portal Abgerufen am 30 April 2021 Einzelbelege Bearbeiten Gerlind Schmidt Schule und Bildungswesen in der Russischen Foderation Bildungspolitik und Steuerung zwischen neuen Konzepten und alten Mustern In Trends in Bildung international 2010 urn nbn de 0111 opus 50605 Michael Lausberg Bildungspolitik in der Sowjetunion bis 1966 Abgerufen am 1 August 2020 Pavel Petrowitsch Blonskij Die Arbeitsschule 1973 abgerufen am 1 August 2020 Vgl Kuebart 2002 S 94 Sheila Fitzpatrick The Commissariat of Enlightenment Soviet Organization of Education and the Arts under Lunacharsky October 1917 1921 In Political Science Quarterly Band 88 Nr 1 Marz 1973 ISSN 0032 3195 doi 10 2307 2148675 Michael Lausberg Bildungspolitik in der Sowjetunion bis 1966 Abgerufen am 1 August 2020 Michael Lausberg Bildungspolitik in der Sowjetunion bis 1966 Abgerufen am 1 August 2020 Friedrich Kuebart Schulreform technisch okonomische Modernisierung und Berufsausbildung in der Sowjetunion In Bildung und Erziehung Band 40 Nr 1 1987 ISSN 0006 2456 S 9 12 doi 10 7788 bue 1987 40 1 35 Michael Lausberg Bildungspolitik in der Sowjetunion bis 1966 Abgerufen am 1 August 2020 Vgl Kuebart 2002 S 13 20 Deutsche Welle www dw com Weltspiele mit Hindernissen DW 07 03 2014 Abgerufen am 1 Mai 2021 deutsch Russland Hurden fur Menschen mit Behinderungen beseitigen 11 September 2013 abgerufen am 1 August 2020 Irina Grapengeter Padagogische Leitbegriffe in Zeitendes gesellschaftlichen Wandelsin Russland 1989 2010 Diss Augsburg 2014 https opus bibliothek uni augsburg de opus4 frontdoor deliver index docId 3000 file Dissertation Grapengeter pdf S 122 125 Detlef Glowka Die Reform des Bildungswesens in der Sowjetunion als Lehrstuck fur die padagogische Fachwelt In Zeitschrift fur Padagogik 1988 S 481 500 abgerufen am 10 Mai 2021 Vgl Kuebart 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