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Die Bhabha Streuung benannt nach dem indischen Physiker Homi J Bhabha ist ein quantenelektrodynamischer Streuprozess zwischen einem Teilchen und seinem Antiteilchen beispielsweise zwischen Elektron und Positron Fur die Formeln wird das naturliche Einheitensystem fur die Teilchenphysik verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Streuprozess 1 1 Definition 1 2 Matrixelemente 1 3 Unterschied zur Moller Streuung 2 Wirkungsquerschnitt 2 1 Differentieller Wirkungsquerschnitt 2 2 Hochenergetischer Grenzfall 3 Literatur 4 EinzelnachweiseStreuprozess BearbeitenDefinition Bearbeiten Der Streuprozess der Bhabha Streuung lasst sich durch die Gleichung e e e e displaystyle e e rightarrow e e nbsp beschreiben Dabei wird ein virtuelles Photon als Austauschteilchen der elektromagnetischen Wechselwirkung erzeugt und vernichtet Die quantenelektrodynamischen Streuprozesse konnen anschaulich durch Feynman Diagramme dargestellt werden die sich in stringente mathematische Ausdrucke fur Wirkungsquerschnitte ubertragen lassen Da virtuelle Teilchen nicht beobachtet werden konnen mussen alle verbundenen Feynman Diagramme mit einem ein und ausgehenden Elektron Positron Paar betrachtet werden nbsp Klassischer elektrodynamischer Streuprozess nbsp Annihilation von Elektron und Positron mit PaarerzeugungDas linke Diagramm beschreibt dabei einen klassischen elektrodynamischen Streuprozess bei dem Elektron und Positron uber eine Fernwirkung der elektromagnetischen Wechselwirkung unterliegen das rechte einen Prozess welcher nur durch Erzeugung und Vernichtung von Teilchen in den Quantenfeldtheorien erklart werden kann In Anlehnung an die Mandelstam Variablen wird der linke Prozess t Kanal der rechte s Kanal genannt Matrixelemente Bearbeiten Das Matrixelement M displaystyle mathcal M nbsp der Bhabha Streuung besteht aufgrund der Fermi Dirac Statistik aus der Differenz der Matrixelemente der einzelnen Streuprozesse Bezeichnen k k displaystyle k k nbsp die Viererimpulse des ein bzw ausgehenden Positrons und p p displaystyle p p nbsp die des Elektrons g displaystyle gamma nbsp die Dirac Matrizen und u displaystyle u nbsp sowie v displaystyle v nbsp die Dirac Spinoren fur Teilchen bzw Antiteilchen Ein Querstrich uber einem Spinor steht fur die Dirac Adjungierte u v u g 0 v g 0 displaystyle bar u bar v u dagger gamma 0 v dagger gamma 0 nbsp und e displaystyle e nbsp ist die Elementarladung Dann gilt nach den Feynman Regeln der Quantenelektrodynamik M s v k i e g m u p i g m n k p 2 u p i e g n v k displaystyle mathcal M s bar v k mathrm i e gamma mu u p frac mathrm i g mu nu k p 2 bar u p mathrm i e gamma nu v k nbsp M t v k i e g r v k i g r s k k 2 u p i e g s u p displaystyle mathcal M t bar v k mathrm i e gamma rho v k frac mathrm i g rho sigma k k 2 bar u p mathrm i e gamma sigma u p nbsp In den Nennern treten dabei die Lorentz invarianten Mandelstam Variablen s p k 2 displaystyle s p k 2 nbsp und t k k 2 displaystyle t k k 2 nbsp auf welche namensgebend fur die entsprechenden Kanale sind Das gesamte Matrixelement ist daher i M e 2 s v k g m u p u p g m v k e 2 t v k g r v k u p g r u p displaystyle i mathcal M frac e 2 s bar v k gamma mu u p bar u p gamma mu v k frac e 2 t bar v k gamma rho v k bar u p gamma rho u p nbsp Fur die Umwandlung des Matrixelements in einen Wirkungsquerschnitt benotigt man dessen Betragsquadrat Da im Regelfall die Spineinstellungen des Elektron Positron Paars vor dem Streuprozess nicht bekannt sind und die Einstellungen nach dem Prozess irrelevant sind tritt im Wirkungsquerschnitt das Spin gemittelte quadrierte Matrixelement M 2 displaystyle overline mathcal M 2 nbsp auf welches sich mithilfe Casimirs Trick stark vereinfachen lasst M 2 16 e 4 p k 2 p k 2 2 m 2 k k 2 m 4 k k 4 p k 2 k k 2 2 m 2 p k 2 m 4 p k 4 2 p k 2 8 m 2 p k k k p k 8 m 4 p k 2 k k 2 displaystyle overline mathcal M 2 16e 4 left frac pk 2 pk 2 2m 2 kk 2m 4 k k 4 frac pk 2 kk 2 2m 2 pk 2m 4 p k 4 2 frac pk 2 8m 2 pk kk pk 8m 4 p k 2 k k 2 right nbsp Der erste Term beschreibt die Wechselwirkung uber den t Kanal der zweite die uber den s Kanal und der dritte ist der Interferenzterm aus der Quadrierung Unterschied zur Moller Streuung Bearbeiten Im Gegensatz zur Moller Streuung die die Elektron Elektron Streuung beschreibt sind die beteiligten Objekte der Bhabha Streuung unterscheidbar Dies fuhrt dazu dass kein u Kanal Prozess aus der Vertauschung der beiden Streupartner im Vergleich zum t Kanal auftritt Hingegen sind Elektron und Positron ihre jeweiligen Antiteilchen sodass der s Kanal Prozess als Annihilations Paarerzeugungs Prozess stattfinden kann Wirkungsquerschnitt BearbeitenDifferentieller Wirkungsquerschnitt Bearbeiten Im Gegensatz zum Lorentz invarianten Matrixelement ist der differentielle Wirkungsquerschnitt d s d W displaystyle mathrm d sigma mathrm d Omega nbsp bezugssystemabhangig da das Raumwinkelelement d W d cos 8 d ϕ displaystyle mathrm d Omega mathrm d cos theta mathrm d phi nbsp vom gewahlten Bezugssystem abhangt Es bietet sich an alle Rechnungen im Schwerpunktsystem durchzufuhren und dann wenn benotigt einer Lorentz Transformation in ein beliebiges anderes zum Beispiel das Laborsystem zu unterwerfen Im Schwerpunktsystem gilt d s d W CMS 1 64 p 2 s M 2 displaystyle frac mathrm d sigma mathrm d Omega text CMS frac 1 64 pi 2 s overline mathcal M 2 nbsp Hochenergetischer Grenzfall Bearbeiten Der hochenergetische relativistische Grenzfall ist dadurch definiert dass die Schwerpunktsenergie s displaystyle sqrt s nbsp gross gegenuber der Elektronenmasse ist Dadurch vereinfacht sich das Matrixelement zu M 2 2 e 4 s 2 u 2 t 2 t 2 u 2 s 2 2 u 2 s t displaystyle overline mathcal M 2 2e 4 left frac s 2 u 2 t 2 frac t 2 u 2 s 2 frac 2u 2 st right nbsp wenn die kinematischen Variablen p k k displaystyle p k k nbsp durch die Mandelstam Variablen s t u displaystyle s t u nbsp ausgedruckt werden Dabei ist u 4 m 2 s t displaystyle u 4m 2 s t nbsp die dritte nicht von s displaystyle s nbsp und t displaystyle t nbsp unabhangige Mandelstam Variable In dieser Darstellung ist die Crossing Symmetrie zwischen s und t Kanal ersichtlich da alle vorkommenden Grossen symmetrisch in diesen beiden Variablen sind dies ist jedoch bereits ungenahert der Fall Der differentielle Wirkungsquerschnitt lautet also d s d W CMS e 4 32 p 2 s s 2 u 2 t 2 t 2 u 2 s 2 2 u 2 s t displaystyle frac mathrm d sigma mathrm d Omega text CMS frac e 4 32 pi 2 s left frac s 2 u 2 t 2 frac t 2 u 2 s 2 frac 2u 2 st right nbsp Druckt man zusatzlich die Mandelstam Variablen durch die Energie E displaystyle E nbsp der Streupartner den eingeschlossenen Streuwinkel 8 displaystyle theta nbsp und die Feinstrukturkonstante a e 2 4 p displaystyle alpha frac e 2 4 pi nbsp aus so ergibt sich fur den differentiellen Wirkungsquerschnitt 1 d s d W CMS a 2 16 E 2 1 sin 4 8 2 cos 4 8 2 sin 4 8 2 2 cos 4 8 2 sin 2 8 2 1 cos 2 8 2 displaystyle frac mathrm d sigma mathrm d Omega text CMS frac alpha 2 16E 2 left frac 1 sin 4 theta 2 frac cos 4 theta 2 sin 4 theta 2 2 frac cos 4 theta 2 sin 2 theta 2 frac 1 cos 2 theta 2 right nbsp Durch diese Zerlegung wird die Struktur der Streuung sichtbar da der erste Summand die klassische Erwartung durch die Rutherford Streuung zweier geladener Teilchen angibt und der zweite die quantenelektrodynamische und Spin Korrektur darstellt Literatur BearbeitenDavid Griffiths Einfuhrung in die Elementarteilchenphysik Ubersetzt von Thomas Stange Akademie Verlag Berlin 1996 ISBN 3 05 501627 0 Michael E Peskin und Daniel V Schroeder An Introduction to Quantum Field Theory Perseus Books Publishing 1995 ISBN 0 201 50397 2 Einzelnachweise Bearbeiten Daniel V Schroeder Electron Positron Scattering pdf Abgerufen am 8 Oktober 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bhabha Streuung amp oldid 191069751