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Berlin 36 ist ein deutsches Filmdrama von Kaspar Heidelbach aus dem Jahr 2009 mit Karoline Herfurth in der Hauptrolle Der Film ist an das Schicksal der judischen Leichtathletin Gretel Bergmann angelehnt die auf Anweisung des Nationalsozialistischen Reichsbunds fur Leibesubungen von den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin ferngehalten wurde FilmTitel Berlin 36Produktionsland DeutschlandOriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 2009Lange Kino 101 Minuten DVD 97 MinutenAltersfreigabe FSK 0 1 StabRegie Kaspar HeidelbachDrehbuch Lothar KurzawaProduktion Gerhard Schmidt Jorn KlamrothMusik Arno SteffenKamera Achim PoulheimSchnitt Hedy AltschillerBesetzungKaroline Herfurth Gretel Bergmann Sebastian Urzendowsky Marie Ketteler Axel Prahl Hans Waldmann Robert Gallinowski Sigfrid Kulmbach Thomas Thieme Hans von Tschammer und Osten Johann von Bulow Karl Ritter von Halt August Zirner Edwin Bergmann Maria Happel Paula Bergmann Franz Dinda Rudolph Bergmann Leon Seidel Walter Bergmann Marita Breuer Eleonore Ketteler Otto Tausig Leo Lowenstein Elena Uhlig Frau Vogel John Keogh Avery Brundage Julie Engelbrecht Elisabeth Lilly Vogt Klara Manzel Thea Walden Harvey Friedman Jackson Gretel Bergmann sie selbst Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktion 3 Historischer Hintergrund 4 Kritiken 5 Auszeichnungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenGretel Bergmann gewinnt in England die Meisterschaft im Hochsprung Ihr Vater hatte die begabte Sportlerin die als Judin in der Zeit des Nationalsozialismus nicht trainieren durfte rechtzeitig in England in Sicherheit gebracht Da die Vereinigten Staaten ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen davon abhangig machen dass deutsch judische Sportler und besonders die international bekannte Bergmann sich dafur qualifizieren konnen gerat das gleichgeschaltete Olympische Komitee in Berlin in Schwierigkeiten Als ihre Familie bedroht wird kehrt Bergmann nach Deutschland zuruck und wird scheinbar gleichberechtigt im olympischen Trainingslager der Hochspringerinnen aufgenommen Trainer Waldmann der von Bergmanns Begabung Leistungsfahigkeit und Disziplin angetan ist weigert sich sportliche Fairness und Moral aufzugeben und Bergmann gemass Anweisung der Parteifunktionare auszubooten Er wird fristlos entlassen und durch den parteitreuen Trainer Kulmbach ersetzt Bergmann erlebt jetzt Aussonderung Abneigung und Beeintrachtigung ihrer sportlichen Leistungsfahigkeit Trainer Kulmbach versucht die junge Frau zu verunsichern und zur Aufgabe zu bringen Eine der drei Konkurrentinnen auf sportlicher Ebene ist ihre Zimmergenossin Marie Ketteler Diese ist in Wirklichkeit ein Mann und soll nach dem Willen der Nazis den dritten der drei deutschen Startplatze im Frauenhochsprung einnehmen Zwischen Ketteler und Bergmann entsteht trotz Steuerung der Qualifikation von aussen eine solidarische Freundschaft Bergmann wird obwohl sie trainingsbeste Hochspringerin sowie neue wurttembergische Meisterin mit eingestelltem deutschen Rekord ist und sich eine der beiden anderen Teilnehmerinnen am Trainingslager verletzt hat unter Drohungen und vorgeschobenen Grunden von den Olympischen Spielen ausgeschlossen Nachdem Ketteler davon erfahren hat stosst sie im olympischen Endkampf mit der Hand an die Latte Diese fallt Ketteler belegt nur Platz 4 die zweite deutsche Starterin Rang 3 Bergmann verfolgt als Zuschauerin den Wettbewerb Ketteler und sie lacheln sich zu als ob Ketteler mit einem absichtlichen Ausscheiden den Nationalsozialisten eine Niederlage zugefugt und Bergmann fur ihre Behandlung Genugtuung verschafft hatte Zum Ende des Films wird die echte Gretel Bergmann im Jahr 2009 gezeigt Produktion BearbeitenDie Gemini Film Eyeworks Produktion in Kooperation mit NDR Degeto Film und Beta Film wurde von nordmedia Fonds der Filmstiftung NRW der Filmforderung Hamburg Schleswig Holstein dem Deutschen Filmforderfonds und der MEDIA gefordert Die Dreharbeiten begannen am 6 August 2008 und endeten am 19 Oktober 2008 Das Haus des Sports stellt im Film das Rathaus Bochum dar welches fur die Dreharbeiten vier Tage lang gesperrt wurde 2 Neben dem Filmstandort Bochum waren verschiedene Orte und Stadte in Nordrhein Westfalen Niedersachsen Hamburg Schleswig Holstein und Berlin Motivgeber darunter beispielsweise das niedersachsische Schloss Eldingen bei Celle als Leichtathletik Trainingslager 3 sowie das Wittringer Stadion in Gladbeck 4 das Olympiastadion Berlin oder Filmkulissen des in Potsdam beheimateten Filmstudios Babelsberg 5 Der Film hatte seine Deutschlandpremiere am 20 August 2009 6 Der Kinostart war am 10 September 2009 die Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen am 11 Juli 2012 in der ARD wo der Film mit 4 43 Millionen Zuschauern und 15 5 Prozent Gesamtmarktanteil den Tagessieg erreichte 7 Historischer Hintergrund BearbeitenDie Figur der Marie Ketteler hat es so nicht gegeben Sie ist angelehnt an die reale Person Dora Ratjen die bei den Olympischen Spielen 1936 im Hochsprungwettbewerb der Damen mit der Hohe von 1 58 Metern den vierten Platz belegte Anders als in dem Film dargestellt war Dora Ratjen von Geburt an als Frau identifiziert und erst mit 11 Januar 1939 in den amtlichen Urkunden als Mann bestimmt worden Dora Ratjen ersetzte jedoch nicht die am Start gehinderte Gretel Bergmann sondern war lediglich das verbliebene zweite Teammitglied Um gegenuber der Weltoffentlichkeit behaupten zu konnen man halte den dritten Platz fur die verletzte Gretel Bergmann frei blieb dieser unbesetzt 8 Die zentralen Aussagen des Films entsprechen nicht der historischen Wirklichkeit 9 10 Tatsachlich war Gretel Bergmann nicht bekannt dass Dora Ratjen spater als Mann identifiziert wurde Dieses gibt sie noch in jungsten Interviews an So entdeckte Bergmann auch nicht zufallig Ratjens Intersexualitat beim Duschen Eine daraus resultierende innige Beziehung zwischen beiden wie im Film angedeutet hat es nicht gegeben In Wahrheit hatten Bergmann und Ratjen allenfalls ein loses Verhaltnis als sportliche Konkurrentinnen Dass Gretel dem Wettbewerb von der Tribune aus zuschaute entspricht auch nicht den Tatsachen In Wahrheit war sie gar nicht im Stadion Da sie kurze Zeit zuvor aus dem Olympiakader geworfen worden war bereitete sie ihre Emigration vor Dora Ratjen riss die Hochsprunglatte auch nicht absichtlich sondern war wahrscheinlich der nervlichen Anspannung nicht gewachsen 8 Der Film vermittelt den Eindruck dass erst die Nazis Ratjen zum Hochsprungstar machten Dies stimmt nicht da Dora Ratjen seit 1934 mehrfach Gaumeisterin und 1936 Deutsche Meisterin im Hochsprung war und damit zu den leistungsstarksten Kandidatinnen fur den deutschen Olympiakader gehorte Die Behauptung Ratjen sei von den Nazis erpresst worden an den Spielen teilzunehmen ist ebenfalls falsch Die nationalsozialistischen Machthaber identifizierten sie gemass den noch vorhandenen Quellen erst nach Ratjens Festnahme am 21 September 1938 in Magdeburg als Mann 8 Diese Abweichungen von der historischen Wirklichkeit sowie kunstlerische Freiheiten fur die Dramaturgie des Spielfilms sorgten fur Diskussionen in den Medien zumal der Film im Untertitel behauptet die wahre Geschichte einer Siegerin zu erzahlen 11 12 Kritiken Bearbeiten Die auf Sentimentalisierung setzende Inszenierung wird der Brisanz der historischen Fakten nicht gerecht verwassert und verzerrt diese vielmehr sodass aus dem Drama nicht mehr wird als auf Klischees setzendes Kitschkino Lexikon des internationalen Films 13 Die Tatsache dass wir heute endlich davon erfahren ist das Erfreulichste an diesem Film Trotz guter Schauspielerleistungen wozu auch Axel Prahl als verstandiger Nicht Nazi Trainer gehort ist die gelackte naturalistische Ausmalung braunen Alltagslebens und die Simplifizierung der Charaktere eine penetrante Unterforderung des Zuschauers Eine aussergewohnliche Geschichte schlecht ins Bild gesetzt aber in spekulativem Bilderrahmen verkauft das kann man schon als Zumutung empfinden Hannelore Heider Deutschlandradio Kultur 14 Das Ganze ist schauspielerisch wie inszenatorisch anstandig ausgefuhrt bewirkt aber keine nennenswerte Irritation beim Zuschauer Kaspar Heidelbach erzahlt uns in Berlin 36 keine Geschichte uber Sieger und Verlierer pervertierte Staatsrason und individuellen Anstand sondern eine uber Aussenseiter Die Judin und der Transsexuelle sind hier quasi in der gleichen Situation was doch eine heikle These ist die den Fall Bergmann sehr ins Allgemeine dehnt Dazu passt dass die Schikanen denen sich die Judin im Trainingslager ausgesetzt sieht schlicht wie Mobbing wirken Man versteht worauf das hinaus will bei den Zuschauern auf Wiedererkennen und Einfuhlen Doch sechs Millionen ermordete Juden sind nun einmal nicht die Folge von Mobbing gewesen Anke Westphal Berliner Zeitung 15 Berlin 36 versucht beiden Figuren einigermassen gerecht zu werden und erfindet eine Freundschaft zwischen den Sportlerinnen Die Absicht war wohl herauszufinden ob die Begegnung der beiden Hochspringerinnen anders verlaufen ware hatten sie einander mehr und besser gekannt Das ist ja eine interessante Hypothese doch man merkt dem Film an dass er uberfrachtet wurde dass das historische Korsett druckt dass die fur zwei Schicksale dann viel zu knappe Zeit die Handlung schnurt und sie viel zu dunn erscheinen lasst Man kann das der Inszenierung vorwerfen andererseits war die Geschichte von Gretel Bergmann und Dora Ratjen zu lange verschollen Sie uberhaupt zu entdecken ist hier die Leistung und auch Karoline Herfurth wie dem Ensemble schaut man ganz gerne zu Hanno Raichle Suddeutsche Zeitung 16 Auszeichnungen BearbeitenDie Deutsche Film und Medienbewertung vergab dem Film das Pradikat wertvoll Literatur BearbeitenBerno Bahro Jutta Braun Berlin 36 Die unglaubliche Geschichte einer judischen Sportlerin im Dritten Reich Das Buch zum Film vbb Verlag fur Berlin Brandenburg Berlin 2009 ISBN 978 3 86650 037 2 Weblinks BearbeitenBerlin 36 in der Internet Movie Database englisch Internetauftritt zum Film Berlin 36 bei filmportal de Karoline Herfurth im Interview Komplimente nehme ich mit Distanz In Der Freitag 10 September 2009 Zehn Wahrheiten von Gretel Bergmann Ich wollte zeigen dass ein judisches Madchen die Deutschen besiegen kann Spiegel Online 25 August 2009Einzelnachweise Bearbeiten Freigabebescheinigung fur Berlin 36 Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft Juli 2009 PDF Pruf nummer 118 766 K Bochum Das Rathaus wird zum Kinostar Memento vom 10 August 2016 im Internet Archive in DerWesten vom 8 August 2008 Setbesuch auf Schloss Eldingen Berlin 36 Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 26 April 2019 abgerufen am 26 April 2019 Wittringer Stadion in Gladbeck als Filmschauplatz fur Berlin Memento des Originals vom 11 Marz 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www derwesten de WAZ abgerufen am 7 Marz 2014 Thomas Klein 100 Jahre Studio Babelsberg die Berliner Strasse Memento des Originals vom 3 Dezember 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www tip berlin de tip berlin de 2012 abgerufen am 7 Marz 2014 Nazis fehlen bei der WM in Die Tageszeitung vom 21 August 2009 ARD mit Sportdrama Berlin 36 auf Platz eins a b c Bahro Braun Berlin 36 Berlin 2009 Stefan Berg Die wahre Dora In Der Spiegel Nr 38 2009 online Stefan Berg Olympia 1936 Skandal um Dora einestages 17 September 2009 Der Film Berlin 36 Konstrukt statt Wahrheit in Frankfurter Rundschau 14 September 2009 Keine wahre Geschichte Kontroverse um den Kinofilm Berlin 36 spitzt sich zu in Deutschlandfunk 19 September 2009 Berlin 36 In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 2 Marz 2017 Berlin 36 in Radiofeuilleton 9 September 2009 Sie wollten gewinnen In Berliner Zeitung 10 September 2009 Judin im Hakenkreuztrikot In Suddeutsche Zeitung 11 Juli 2012 Normdaten Werk GND 7844362 3 lobid OGND AKS LCCN no2010000409 VIAF 183366500 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berlin 36 amp oldid 234630783