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Die Belgische Eisenbahnkrise war ein franzosisch belgischer Konflikt 1868 1869 Die Compagnie des Chemins de fer de l Est wollte zwei Bahnstrecken im Osten Belgiens ubernehmen Die belgische Regierung vermutete dass die franzosische Regierung damit indirekt Einfluss in Belgien erwerben wolle so dass sie das Vorhaben verhinderte Der Konflikt liess die Emotionen in beiden Landern hochkochen und hatte das Potential sich zu einer europaischen Krise oder Schlimmerem auszuweiten In Frankreich vermutete man eine geheime Einmischung des Norddeutschen Bundes wahrend Grossbritannien sich aus der Krise heraushalten aber auch Belgien schutzen wollte Gelost wurde die Krise durch einen Kompromiss der in einem franzosisch belgischen Ausschuss in Paris gefunden wurde Durch britischen Druck gab der franzosische Kaiser Napoleon III nach und verzichtete auf einen Erwerb Inhaltsverzeichnis 1 Erwerbsplane 2 Zuspitzung der Krise 3 Verhandlungen in Paris 4 Bewertung und Einordnung 5 Siehe auch 6 BelegeErwerbsplane Bearbeiten nbsp Karte Belgiens mit Eisenbahnstrecken etwa 1850er JahreIm Osten Belgiens gab es die Compagnie du Grand Luxembourg mit der Strecke von Luxemburg nach Norden sowie die Compagnie du Liegeois Limbourgeois mit einer Strecke von Luttich zur niederlandischen Grenze Beide Gesellschaften waren in finanziellen Schwierigkeiten Der belgische Staat wollte sie nicht aufkaufen so dass sie sich im Oktober 1868 an die franzosische Compagnie des Chemins de fer de l Est wandten Diese hatte schon zu Jahresbeginn die Strecken der Luxemburger Compagnie Guillaume Luxembourg fur 45 Jahre ubernommen Damit hatte die franzosische Ostbahngesellschaft das Bahnnetz von der Schweizer bis zur niederlandischen Grenze beherrscht Finanziell unterstutzt wurde sie von der franzosischen Regierung 1 Am 8 Dezember 1868 schloss die Ostbahngesellschaft mit den beiden belgischen einen vorlaufigen Vertrag ab Wahrend die belgische Regierung schon fruh von dem Vorhaben wusste und nichts unternommen hatte emporte sich die belgische Offentlichkeit Der Erwerb wirkte wie eine gefahrliche wirtschaftliche Durchdringung des Landes so dass die belgische Regierung nun die Sache zu verhindern suchte Im Gegenzug kam es zu Forderungen in der franzosischen Presse Belgien zu annektieren 2 Umso heftiger wehrte sich die belgische Regierung gegen die Tone aus Frankreich die an die Zeit Napoleons I erinnerten Am 6 Februar 1869 legte die Regierung dem Parlament einen Gesetzentwurf vor Nur mit Genehmigung des Staates sollten auslandische Gesellschaften belgische Eisenbahnen kaufen oder finanzieren durfen Schon am 23 Februar konnte das Gesetz in Kraft treten 3 Zuspitzung der Krise Bearbeiten nbsp Der franzosische Kaiser Napoleon III bemuhte sich um den Erwerb Belgiens Luxemburgs und deutscher Grenzgebiete Wahrend David Wetzel zufolge die franzosische Regierung zu Unrecht verdachtigt wurde 4 schreibt Klaus Hildebrand von einem Ubergriff auf die belgische Unabhangigkeit Damit habe Frankreich eigentlich Preussen treffen wollen In einer Mischung aus Angst und Arroganz erhob das franzosische Kaiserreich einen Vormachtanspruch in Europa Es verlangte eine Rucknahme des Gesetzes und verdachtigte Preussen hinter dem belgischen Widerstand zu stehen Tatsachlich hatte Bundeskanzler Otto von Bismarck bislang nicht in die Krise eingegriffen 5 Der britische Aussenminister George Villiers Clarendon wollte sich aus der Angelegenheit eigentlich heraushalten auch wenn ihm die belgische Neutralitat von hochster Prioritat war Bismarck aber bemuhte sich die belgische Neutralitat und die deutsche Frage miteinander zu verbinden Er wies Grossbritannien darauf hin dass Norddeutschland nur gemeinsam mit Grossbritannien Belgien verteidigen konne Sonst so deutete er an wurde er sich vielleicht mit Frankreich uber die Deutsche Einheit verstandigen indem er Belgien dem franzosischen Kaiser preisgab London aber graute es vor der Aussicht in einen franzosisch preussischen Krieg zu geraten der mit einer solchen britisch preussischen Allianz wahrscheinlicher werden wurde 6 Aussenminister Clarendon versuchte erfolglos die Franzosen davon zu uberzeugen dass hinter franzosischen Misserfolgen nicht immer die Preussen standen Er vertraute aber richtigerweise darauf dass Frankreich keinen Bruch mit Grossbritannien wunschte obwohl der Kaiser in der Eisenbahnfrage mittlerweile eine personliche Angelegenheit sah Der belgischen Regierung schlug Clarendon vor die betreffenden beiden Eisenbahngesellschaften zu selbst zu kaufen Belgien wollte aber keinen Prazedenzfall schaffen da auch weitere belgische Eisenbahngesellschaften finanzielle Probleme hatten 7 Verhandlungen in Paris BearbeitenNachdem am 6 Marz Napoleon III einen franzosisch belgischen Ausschuss zur Regelung aller Fragen gefordert hatte befurwortete Grossbritannien immerhin einen gemischten Untersuchungsausschuss Damit war Aussenminister Clarendon den Franzosen weit entgegen gekommen da er die innenpolitischen Schwierigkeiten Napoleons berucksichtigen wollte Wahrenddessen warnte er den britischen Botschafter in Belgiens Hauptstadt Brussel dass die britische Unterstutzung fur Belgien Grenzen habe und keine falschen Erwartungen geweckt werden durften Clarendons Ziel war es Belgien zum Kompromiss zu zwingen Es gelang ihm ausserdem die britische Offentlichkeit ruhig zu halten Hatte diese erkannt in welcher Gefahr Belgien schwebte hatte sie die Regierung zu dramatischen Folgen drangen konnen 8 In London befurchtete man bereits einen Krieg in dem Frankreich Preussen besiegen und dann vielleicht sogar die belgische und niederlandische Kuste beherrschen wurde Man begrusste die besonnene Art Bismarcks der sich der Tragweite der Pariser Verhandlungen bewusst war 9 Die franzosischen Unterhandler um den Brusseler Botschafter traten hochfahrend und provozierend auf Sie forderten dass die belgische Regierung dem Verkauf der beiden Eisenbahngesellschaften zustimmte Der belgische Ministerprasident hingegen wollte allenfalls Wegerechte einraumen und obendrein die Tarife festschreiben Seiner Regierung ging es unbedingt darum die Kontrolle uber Eisenbahnen auf belgischem Gebiet zu behalten Dem Ministerprasidenten gelang es durch Gegenvorschlage die Verhandlungen hinzuziehen Am 16 April drohte er die Machte anzurufen die die belgische Neutralitat garantierten Sein franzosischer Gegenspieler verliess den Raum schreiend dass Preussen dahinterstecke und dass es fruher oder spater zum Krieg kommen musse 10 Daher liess Aussenminister Clarendon die Franzosen wissen dass eine Demutigung Belgiens das Verhaltnis zu Grossbritannien storen werde seinem Brusseler Botschafter hatte er bereits geschrieben dass ein Bundnis Grossbritanniens mit Preussen jederzeit moglich sei Die Kanalflotte wurde unter Dampf gesetzt Erschrocken gab Napoleon nach Die Regierungen Frankreichs und Belgiens unterschrieben am 27 April 1869 ein entsprechendes Protokoll Die kommenden kommerziellen Verhandlungen dauerten bis in den Sommer 11 Bewertung und Einordnung BearbeitenIn der Forschung wurde vermutet Napoleon habe eingelenkt weil ein Bundnis mit Osterreich Ungarn nicht zustande gekommen war und er vor einem Krieg zuruckschreckte Oder aber die Aussicht auf ein britisch preussisches Bundnis habe ihn dazu gebracht Klaus Hildebrand schliesst sich hingegen der Meinung an dass Belgiens Widerstand und Grossbritanniens entschlossenes Auftreten entscheidend waren Grossbritannien hatte viele Moglichkeiten Bundnisse zu bilden und sein globales Gewicht in die Waagschale zu legen Napoleon begriff die Nachteile die ein Bruch mit der anderen westlichen Grossmacht mit sich gebracht hatte 12 Wahrend Frankreich seit der Jahreswende 1866 1867 Preussen fur den Hauptfeind hielt sah Grossbritannien das europaische Gleichgewicht gerade fur wieder hergestellt an Grossbritannien erkannte in der Eisenbahnkrise dass sich Frankreich kriegsbereit und Preussen besonnen verhielt Trotz Bismarcks Innenpolitik bemerkte man positiv dass der Bundeskanzler sich vorlaufig mit dem Status quo abgefunden hatte und auch nicht etwa versuchte Osterreich Ungarn zu zerstoren Ausserdem herrschte in Preussen und Deutschland allgemein eine freundliche Stimmung gegenuber Grossbritannien ganz anders als in Frankreich Grossbritannien ging aus der Krise mit dem Bewusstsein heraus trotz militarischer Ohnmacht einen politischen Erfolg verbucht zu haben In der Folge bemuhte es sich weiterhin um Neutralitat gegenuber Frankreich und dem Norddeutschen Bund 13 Siehe auch BearbeitenLondoner Konferenz uber die Neutralitat BelgiensBelege Bearbeiten Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 313 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 313 314 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 314 315 David Wetzel A Duel of Nations Germany France and the Diplomacy of the War 1870 1871 The University of Wisconsin Press Madison London 2012 S 34 35 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 310 312 S 315 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 312 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 318 320 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 323 324 S 326 327 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 329 S 332 233 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 323 324 S 335 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 336 S 338 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 323 324 S 337 Klaus Hildebrand No intervention Die Pax Britannica und Preussen 1865 66 1869 70 Eine Untersuchung zur englischen Weltpolitik im 19 Jahrhundert R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 S 310 S 315 317 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belgische Eisenbahnkrise 1869 amp oldid 220097037