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Im Zuge der Belagerung von Akkon durch die Mamluken ging am 28 Mai 1291 die letzte bedeutsame Bastion des Konigreiches Jerusalem verloren Jerusalem selbst war bereits seit 1244 endgultig wieder in der Hand der Muslime Tyros Sidon und Beirut sollten zwischen Mai und Juli 1291 fallen Belagerung von Akkon Teil von Kreuzzuge Der Marschall der Johanniter Mathieu de Clermont verteidigt die Mauern von Akkon Gemalde von Dominique Papety 1845 Datum 6 April 1291 bis 28 Mai 1291Ort Akkon Konigreich JerusalemAusgang Sieg der MamlukenKonfliktparteienKonigreich Jerusalem Konigreich Zypern Templerorden Johanniterorden Deutscher Orden Lazarusorden MamlukenBefehlshaberAmalrich von TyrusHeinrich II Guillaume de Beaujeu Jean de Villiers Al Ashraf ChalilTruppenstarkebis zu 15 000und 2 000 von Heinrich II 60 000 Reiter160 000 FusssoldatenVerlusteunbekannt unbekannt Inhaltsverzeichnis 1 Ereignisse im Vorfeld 2 Aufmarsch und Truppenstarken 3 Verlauf der Belagerung 4 Folgen 5 Quellen 6 Literatur 7 Anmerkungen und EinzelnachweiseEreignisse im Vorfeld BearbeitenIm August 1290 kam es zu einem Massaker an den muslimischen Handlern in Akkon Auch einige judische und christliche Einwohner fielen den Unruhen zum Opfer Verubt wurde dieses Massaker durch betrunkene demoralisierte seit Wochen zum Nichtstun verdammte lombardische und toskanische Kreuzfahrer meist bauerlicher Herkunft die einzigen die nach dem Fall der Grafschaft Tripolis vergl Tripoli Libanon 1289 dem Aufruf des Papstes zu einem neuen Kreuzzug zur Rettung der Christen im Heiligen Lande gefolgt waren Den Herren von Akkon welche sich in einer ziemlich prekaren Situation befanden und eigentlich auf professionelle Unterstutzung in Form von Berufssoldaten bzw Soldnern gehofft hatten kam dieser undisziplinierte Haufen aus Italien hochst ungelegen Die vor lauter Fluchtlingen uberquellende Stadt musste nun auch noch diese mit den einheimischen Gepflogenheiten nicht vertrauten Kreuzfahrer aus Italien unterbringen und besolden was letztendlich nur unzureichend gelang Zudem hatte man mit Muhe einen Waffenstillstand mit den Mamluken geschlossen weshalb man einerseits die Italiener nicht gegen den Feind ausrucken lassen konnte und andererseits wieder muslimische Handler nach Akkon kamen Den Kreuzfahrern die ins Heilige Land gekommen waren um gegen die Unglaubigen zu kampfen war es nur schwer verstandlich warum man die Muslime in der Stadt unbehelligt lassen solle Hierin liegen auch die Hintergrunde fur das Ausbrechen der Unruhen und das darauf folgende Massaker Von Akkon verlangte der mamlukische Sultan Qalawun die Auslieferung der beteiligten Kreuzfahrer und eine Entschadigung in Hohe von dreissigtausend venezianischen Zecchinen eine fur damalige Verhaltnisse extrem hohe Summe Doch die Stadtrate Akkons waren nicht bereit zu zahlen oder die Tater auszuliefern Unter dem Vorwand nach Afrika einmarschieren zu wollen stellte der Sultan im Sommer 1290 in Kairo ein Heer bereit Als er dieses im November 1290 fur sein wahres Vorhaben die Vertreibung der Christen aus dem Heiligen Land in Marsch setzte erkrankte er allerdings und starb sechs Tage spater Uberraschenderweise konnte Qalawuns Sohn al Ashraf Chalil sich ohne die sonst ublichen Wirren binnen weniger Wochen als Sultan durchsetzen und fuhrte den Plan seines Vaters entschieden weiter Wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit verschob er den Angriff auf den nachsten Fruhling Aufmarsch und Truppenstarken BearbeitenAl Ashraf Chalil marschierte im Marz 1291 von Kairo aus ab und sammelte seine agyptischen und syrischen Truppen in Damaskus Er fuhrte zahlreiche Belagerungsgerate mit sich Seinem Heer hatte sich eine enorme Zahl Freiwilliger angeschlossen die insbesondere zu Schanzarbeiten eingesetzt wurden Zusatzlich verstarkt wurde er durch Armeen seiner Vasallen Lajin aus Damaskus al Muzaffar Taqai ad Din aus Hama Bilban aus Tripolis und Baibars al Dewadar aus Karak die vor Akkon hinzustiessen Im letztgenannten Kontingent befand sich auch der arabische Historiker Abu l Fida der in seinem Werk Mukhtassar tarikh al Bashar uber die Belagerung berichtet Die riesigen Zahlen bei dem Heer der Mamluken scheinen stark ubertrieben sind aber nicht unmoglich und stellen gut dar wie gross die Ubermacht der mamlukischen Armee war Das mamlukische Heer schlug am 5 April sein Lager vor Akkon auf und schloss die Stadt von der Landseite her ein Die Verteidiger zogen daraufhin ihre Truppen zusammen Jeder wehrfahige Bewohner Akkons wurde eingezogen Ihr Konig Heinrich II von Jerusalem und Zypern war zu jenem Zeitpunkt krank liess seine Flotte aber zwischen Zypern und Akkon pendeln um Verstarkungen und Proviant in die Stadt zu bringen und zumindest einen Teil der Frauen und Kinder zu evakuieren Das Oberkommando ubertrug der Konig seinem Bruder Amalrich Dieser wurde unterstutzt von den Kontingenten der vier Ritterorden den Templern unter dem Grossmeister Guillaume de Beaujeu den Johannitern unter dem Grossmeister Jean de Villiers und den Deutschrittern unter dem Hochmeister Burchard von Schwanden der uberraschend zurucktrat und sein Kommando an Heinrich von Bouland abgab und einer Truppe des Lazarusordens Hinzu kam ein kleines Kontingent englischer Ritter unter Otton de Grandson sowie ein franzosisches Kontingent unter Jean I de Grailly sowie andere kleinere europaische Kontingente Insgesamt standen auf der Seite der Kreuzfahrer etwa 1 000 Berittene und 12 000 bis 14 000 Fusssoldaten die Bevolkerung Akkons wird auf etwa 40 000 geschatzt Am 2 Mai trafen der inzwischen genesene Konig Heinrich II mit weiteren 100 Berittenen und 2 000 Fusssoldaten ein Akkon war stark befestigt und verfugte zur Landseite hin uber einen doppelten Mauerring der mit einigen grossen Turmen bewehrt war Verlauf der Belagerung Bearbeiten nbsp Akkon zur Zeit der Belagerung 1291 Am 6 April 1291 begannen die mamlukischen Katapulte Steine und Feuer uber die Stadtmauern zu schleudern Am Abend des achten Tages begannen die Angreifer Barrikaden zu errichten und sich im Schutze von grossen Stellwanden aus Korbgeflecht die sie gegen den Pfeilbeschuss der Verteidiger schutzen sollten bis zum Fuss der Stadtmauern heranzuarbeiten Es wurden weitere Wurfmaschinen in Stellung gebracht und Teile der Mauern unterminiert Mehrmals unternahmen die Verteidiger im Schutze der Nacht gross angelegte Ausfalle die aber alle aufgrund von Pannen Koordinationsproblemen wegen des Wetters und der grossen Zahl und Wachsamkeit der Mamluken ihre Ziele verfehlten bzw zuruckgeschlagen wurden Da die Mamluken wahrend der Belagerung keine oder kaum Seestreitkrafte einsetzten blieb fur die Kreuzfahrer der Zugang zur Stadt uber den Seeweg stets offen Dennoch erhielten sie nur einmal am 2 Mai 1291 durch Konig Heinrich II von Zypern nennenswerte Verstarkung Die gewaltige numerische Uberlegenheit der Mamluken konnte aber auch damit nicht ausgeglichen werden Seit dem 6 April fullten die Angreifer die Graben auf und unterminierten Mauern und Turme derweil ein Hagel von Pfeilen auf die Verteidiger niederging Ab dem 8 Mai sturzten die Turme des ausseren Mauerrings einer nach dem anderen ein Mit einem Grossangriff der Mamluken am 15 Mai wurden die Verteidiger in den inneren Mauerring zuruckgedrangt den sie aber vorerst halten konnten Im Morgengrauen des 18 Mai unternahmen die Muslime einen erneuten Grossangriff auf die Stadt Nach heftigen Kampfen bei denen Guillaume de Beaujeu der Grossmeister des Templerordens todlich verwundet wurde gelang es den Angreifern einen Abschnitt des inneren Mauerrings beim Turm der Verdammnis auch Verdammter Turm zu ersturmen womit ihnen der Durchbruch in die Stadt gelang Nun begannen blutige Strassenkampfe bei denen die Muslime weder den Verteidigern noch der Zivilbevolkerung gegenuber Gnade walten liessen Nach Einbruch in die Stadt konnten sich Akkos Johanniterkommende das Deutschordenshaus und die Tempelritterfestung Eisenburg noch einige Zeit halten 1 Der Marschall der Johanniter Mathieu de Clermont wie auch alle funfundzwanzig Lazarusritter die zunachst ihren Mauerabschnitt am Stadtteil Montmusart verteidigt hatten wurden im Kampf getotet Einige Verteidiger und Zivilisten konnten sich auf die wenigen Schiffe im Hafen retten darunter Konig Heinrich II und der schwer verletzte Johanniter Grossmeister Jean de Villiers Bei Einbruch der Nacht befand sich Akkon in der Hand von al Ashraf Chalil mit Ausnahme der Eisenburg dem befestigten Hauptquartier des Templerordens Dort hatten sich die Templer unter dem Kommando ihres Marschalls Pierre de Sevry mit ein paar uberlebenden Burgern verschanzt Verhandlungen uber die Kapitulation gegen freien Abzug scheiterten am 27 Mai woraufhin der spatere Templergrossmeister Thibaud Gaudin im Schutz der Nacht mit einem Schiff nach Sidon entkam wohin er den Ordensschatz der Templer evakuierte Die Mameluken hatten die Eisenburg inzwischen unterminiert sodass sie schliesslich am 28 Mai einsturzte und die Verteidiger unter sich begrub Am Ende entkamen sieben Johanniter und zehn Tempelritter uber See Deutsch und Lazarus Orden hatten keine Uberlebenden 2 Folgen BearbeitenMit dem Verlust Akkons war der Widerstand der Kreuzfahrerstaaten an der Levante gebrochen Die letzten verbliebenen Stadte und Festungen der Kreuzfahrer fielen daraufhin ohne grossere Kampfhandlungen Tyros war bereits am 19 Mai 1291 verloren gegangen Sidon wurde Ende Juni besetzt die Templer in der Seefestung vor Sidon hielten noch bis zum 14 Juli aus Beirut kapitulierte am 31 Juli die Templer raumten ihre Burgen Chateau Pelerin am 3 August und Tartus am 14 August Einzig die befestigte wasserlose Insel Aruad vor der Kuste von Tartus hielt sich noch bis 1302 Das ganze Land stand nun unter der Herrschaft des Sultans al Ashraf Chalil der anordnete samtliche Befestigungsanlagen an der Mittelmeerkuste systematisch zerstoren zu lassen damit die Kreuzfahrer sich nie wieder an der Kuste festsetzen konnen wurden 3 Quellen BearbeitenUber die Belagerung von Akkon liegen drei Augenzeugenberichte vor Der alteste ist ein noch auf das Jahr 1291 Juni datierter Brief des Grossmeisters der Johanniter Jean de Villiers an den Ordensmeister der Provence Guillaume de Villaret 4 Einen zweiten Bericht verfasste etwa zehn Jahre spater der anonyme Templer von Tyrus in seiner Chronik der an den Kampfhandlungen in Akkon teilgenommen hatte Auf muslimischer Seite stand der Chronist Abu l Fida im Aufgebot des Sultans und beschrieb spater den letzten Kampf gegen die Christen im heiligen Land in seiner Universalgeschichte Mukhtasar ta rikh al bashar Literatur BearbeitenErwin Stickel Der Fall von Akkon Untersuchungen zum Abklingen des Kreuzzuggedankens am Ende des 13 Jahrhunderts Herbert Lang Bern 1975 Steven Runciman Geschichte der Kreuzzuge Dtv Munchen 2003 ISBN 3 423 30175 9 Reinhard Barth Uwe Birnstein Ralph Ludwig Michael Solka Die Chronik der Kreuzzuge Chronik Verlag Gutersloh Munchen 2003 ISBN 3 577 14609 5 Robert Lee Wolff Harry W Hazard Hrsg A History of the Crusades Band 2 The later Crusades 1189 1311 University of Wisconsin Press Madison 1969 S 593 ff Desmond Seward The Monks of War The Military Religious Orders Archon Books London 1972 Roger Crowley Der Fall von Akkon Der letzte Kampf um das Heilige Land Aus dem Englischen ubersetzt von Norbert Juraschitz wbg Theiss Darmstadt 2020 ISBN 978 3 8062 4177 8 Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Adam Wienand Die Johanniter und die Kreuzzuge In Adam Wienand Hrsg Der Johanniter Orden Der Malteser Orden Der ritterliche Orden des heiligen Johannes vom Spital zu Jerusalem Seine Aufgaben seine Geschichte Wienand Koln 1977 S 32 108 hier S 105 Adam Wienand Die Johanniter und die Kreuzzuge In Adam Wienand Hrsg Der Johanniter Orden Der Malteser Orden Der ritterliche Orden des heiligen Johannes vom Spital zu Jerusalem Seine Aufgaben seine Geschichte Wienand Koln 1977 S 32 108 hier S 106 Vgl Albrecht Fuess Verbranntes Ufer Auswirkungen Mamlukischer Seepolitik Auf Beirut Und die Syro Palastinensische Kuste 1250 1517 Islamic history and civilization Band 39 Brill Academic Pub Koln 2001 S 107 ff Zu dem Brief des Grossmeisters siehe V Le Clerc Relation anonyme de le prise d Acre en 1291 In Histoire litteraire de la France 20 1842 32 919444444444 35 066944444444 Koordinaten 32 55 10 N 35 4 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Akkon 1291 amp oldid 236762519