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Das Beinhaus zu Murten war ein 1485 in Merlach westlich von Murten errichtetes Ossuarium fur die Gebeine der am 22 Juni 1476 in der Schlacht bei Murten gefallenen Soldaten und Verbundeten Herzog Karls des Kuhnen Es wurde 1798 abgerissen Das Beinhaus zu Murten in der Cosmographia Sebastian Munsters Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 3 Das Beinhaus zu Murten als fruhes touristisches Ziel 4 Die Inschriften 4 1 Die 1723 erneuerte Inschrift 1504 4 2 Albrecht von Haller 1755 4 3 Auf dem Obelisk 1822 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach dem fur Burgund fatalen Ausgang der Schlacht bei Murten am 22 Juni 1476 wurde das Schlachtfeld mit etwa 10 000 gefallenen Burgundern und deren Verbundeten nach altem Herkommen fur drei Tage von den Siegern unter Wilhelm Herter von Hertneck behauptet Danach zwang man die Landeigentumer die Toten zunachst an Ort und Stelle danach in zwei Gruben zu bestatten Etwa zehn Jahre nach der Schlacht wurden die Gebeine und Schadel exhumiert und in das eigens errichtete Beinhaus gebracht das bis zur Decke gefullt wurde Die Initiative zur Errichtung des Beinhauses geschah auf Veranlassung des Priors der Katharinenkapelle zu Murten Peter von Erlach 1 Das Beinhaus wurde bis zu seinem Abriss immer wieder auf Staatskosten renoviert 1506 wurde es auf der Aussenseite mit Inschriften zu dem Ereignis der Schlacht versehen Die Inschriften aus dem 16 Jahrhundert auf zwei Tafeln aus Stein und Erz wurden 1755 bei einer Renovierung des Beinhauses in das Rathaus von Murten gebracht und durch zwei Tafeln mit dem Zeitgeist folgenden Texten ersetzt verfasst von Albrecht von Haller Am 3 Marz 1798 wurde das Beinhaus beim Durchmarsch franzosischer Truppen mit Billigung des franzosischen Oberkommandos von den aus Burgund stammenden Musikern der 75 Halbbrigade 2 mit Unterstutzung des mit Frankreich kollaborierenden waadtlandischen Evakuations Kommissars Junot geschleift Zunachst hatte man vergeblich versucht das Gebaude in Brand zu stecken und mit 30 bis 40 Pfund Schwarzpulver zu sprengen 3 Die Gebeine wurden in der Erde bestattet Uber den Grundmauern errichtete man einen Freiheitsbaum Mit der Aktion wollte man die vermeintlich Frankreich angetane Schmach tilgen Der Freiheitsbaum wich einer Linde die ihrerseits 1822 im Auftrag der Freiburger Kantonsregierung durch einen Obelisk ersetzt wurde 4 Baugeschichte BearbeitenDer erste Bau um 1486 bestand aus zwei Raumen einer Kapelle und dem Aufbewahrungsraum der Gebeine 1506 wurde ein Neubau mit Geldern der Berner und Freiburger Regierung begonnen in den ebenfalls eine Kapelle integriert wurde Mit der Reformation endete die Nutzung der Kapelle 1560 wurde das Gebaude erhoht und mit einem neuen Dach und ausserlichen Verzierungen versehen 1755 wurden im Rahmen der Strassenarbeiten zwischen Murten und Pfauen das Dach und die Vorderseite unter Anbringung der Hallerschen Tafeln erneuert 1 Das Beinhaus zu Murten als fruhes touristisches Ziel Bearbeiten nbsp Reisende beim Betrachten des Beinhauses zu Murten Vignette von Johann Rudolf Schellenberg um 1785 Strassenseite nbsp Der Schwur am Beinhaus zu Murten von Christian von Mechel 1790 RuckseiteBis zu seinem Abriss erlangte das Beinhaus die Funktion einer nationalen Gedenkstatte und war ein wichtiges touristisches Ziel Legenden wie die vom schweizerhassenden Ritter Durrenast der nachts im Beinhaus spuken und toben sollte wurden reportiert Giacomo Casanova berichtet im achten Kapitel des sechsten Buches seiner Lebenserinnerungen Histoire de ma vie uber die Besichtigung des Beinhauses 5 Goethe besuchte 1779 das Beinhaus uber dessen Besuch er Frau von Stein brieflich berichtete Wir kamen tuchtig im Regen nach Murten ritten aufs Beinhaus und ich nahm ein Stukgen Hinterschadel von den Burgundern mit Christoph Reimers schrieb 1788 Hier fanden wir viel mehr Inschriften an den Wanden als weniger Gebeine und Schadel als im Jahre 1782 6 Goethe verarbeitete 1826 die Eindrucke in einem Gedicht Im ernsten Beinhaus war s wo ich beschaute 7 Einer der letzten prominenten Besucher war Napoleon der das Beinhaus 1797 auf dem Weg zum Rastatter Kongress besichtigte Die Inschriften BearbeitenAn der Fassade des Beinhauses waren Tafeln mit Inschriften angebracht Die alteste Version aus Stein stammt von 1504 6 und wurde 1723 erneuert Eine identische Zweitinschrift wurde im Jahr 1564 in Bronze angefertigt Anlasslich der Erneuerungsarbeiten 1755 fragte die Berner Regierung bei Albrecht von Haller an ob die alten Inschriften renoviert oder neugestaltet werden sollten Haller verwarf in seinem Antwortschreiben vom 29 Oktober 1755 an den Berner Schultheissen von Diesbachden den alten Text und legte zwei von ihm neu verfasste Texte auf Latein mit Angaben zum Beinhaus sowie das untenstehende Gedicht auf Deutsch vor Die Texte wurden von der Regierung angenommen und durch den Berner Bildhauer Johann Friedrich Funk I auf zwei Tafeln aus schwarzem Marmor an der Aussenfassade des Beinhauses angebracht 8 Der Evakuationskommissar Junot liess 1797 die Bronzeplatte von 1564 nach Paris verbringen wo sie heute in der Bibliotheque nationale de France aufbewahrt wird Die steinernen Tafeln werden im Stadtmuseum von Murten aufbewahrt 9 Die 1723 erneuerte Inschrift 1504 Bearbeiten D O M Caroli inclyti et fortissimi Burgundiae ducis exercitus Muratum obsidens ab Helvetiis caesus hoc sui monumentum reliquit anno 1476 Albrecht von Haller 1755 Bearbeiten Steh still Helvetier hier ligt das kuhne Heer Vor welchem Lutich fiel u Frankreichs Thron erbebte Nicht unsrer Ahnen Zahl nicht kunstlichers Gewehr Die Eintracht schlug den Feind die ihren Arm belebte Lernt Bruder eure Macht sie ligt in eurer Treu O wurde sie noch izt bei jedem Leser neu Auf dem Obelisk 1822 Bearbeiten nbsp Der Obelisk auf dem Standort des Beinhauses in MerlachVictoriam XXII Jun MCCCCLXXVI Patrum Concordia Partam Novo signat Lapide Respublica Friburg MDCCCXXIILiteratur BearbeitenHeinrich Runge Die Schweiz in Original Ansichten mit historisch topographischem Text Band 3 Gustav Georg Lange Darmstadt 1866 S 166f Richard Merz Vom Beinhaus zu Murten In Freiburger Geschichtsblatter Band 30 1929 S 171 181 doi 10 5169 seals 817291 Theodor de Quervain Wie Albrecht Hallers Inschrift am Beinhaus in Murten entstanden ist In Berner Zeitschrift fur Geschichte und Heimatkunde Heft 3 1950 doi 10 5169 seals 241967 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Beinhaus zu Murten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien http www jcbrunner info hist 1476 morat ossuary htmlEinzelnachweise Bearbeiten a b Die Burgunderbeute und Werke Burgundischer Hofkunst Katalog zur Ausstellung im Bernischen Historischen Museum Bern 1969 S 308 Heinrich Zschokke Die klassischen Stellen der Schweiz und deren Hauptorte Kunstverlag Aarau 1838 S 298 Das Bein Haus bei Murten 3 Marz 1798 auf bbf dipf de Heinrich Runge Die Schweiz in Original Ansichten mit historisch topographischem Text Band 3 Gustav Georg Lange Darmstadt 1866 S 166 W W Ehlers Casanova die Burgunder und das Beinhaus von Murten In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik 70 1987 S 293 ff Christoph Reimers Briefe uber die Schweiz Band 4 Spener 1790 S 81 Albrecht Schone Schillers Schadel C H Beck Verlag Munchen 2002 S 55 Die Burgunderbeute und Werke Burgundischer Hofkunst Katalog zur Ausstellung im Bernischen Historischen Museum Bern 1969 S 309 Hermann Schopfer Les monuments d art et d histoire du canton de Fribourg Band 5 Der Seebezirk Wieseverlag 2000 S 241 46 919698 7 099861 Koordinaten 46 55 10 9 N 7 5 59 5 O CH1903 574196 196567 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Beinhaus zu Murten amp oldid 214358047