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Das sogenannte Baumhaus im Hamburger Hafen auch Niederbaumhaus genannt war ein im Jahre 1662 erbautes Zoll Borsen Konzert und Wirtshaus in der Hamburger Neustadt Es bestimmte fast 200 Jahre lang das Hafenbild in Hamburg und wurde im Jahre 1857 abgebrochen Darstellung des Baumhauses von Valentin Ruths um 1850 auf dem Dach ist gut der 1838 installierte optische Telegraf zu erkennen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nutzung als Konzerthaus 3 Franzosenherrschaft William Turner und der grosse Hamburger Brand 4 Nutzung ab 1838 und Abbruch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Ansicht des gegenuber dem Baumhaus gelegenen Blockhauses um 1824 Im Jahre 1662 beschloss der Rat der Stadt Hamburg an der Ecke Baumwall und Steinhoft beim heutigen Alstersperrwerk ein Mehrfunktionsgebaude zu errichten um des wachsenden Hafenverkehrs Herr zu werden Den Bauauftrag erhielt der Baumeister Hans Hamelau der schon 1655 das 1853 abgebrochene sogenannte Blockhaus zur Verteidigung des Hafens erbaut hatte das gegenuber dem Baumhaus in der Elbe stand Hans Hamelau reiste im Auftrag des Hamburger Rates nach Holland um ahnliche Gebaude zu begutachten und brachte verschiedene Skizzen und Vorschlage mit Der Name Baumhaus verweist auf die historische Nutzung des Gebaudes es diente dem Hafenaufseher als Amtsstube Mit einem grossen Baum verschloss er des Nachts die Zufahrt zum Binnenhafen Dies kundigte eine Glocke auf dem Dach des Gebaudes an Das dreistockige Gebaude wurde aber auch als Zoll und Akzisestelle sowie als Wirtshaus und Konzertsaal genutzt Auch als Schifferborse also als Haus wo Frachtgeschafte der Schiffer abgewickelt wurden fand es Verwendung Von der Galerie im Obergeschoss ergab sich laut Zeitgenossen ein wunderbarer Blick uber Hamburg und den Hafen Nach amtlichen Planen des Vermessungsbureaus von 1830 hatte es eine Breite von 41 Fuss 11 75 m und eine Lange von 78 Fuss 9 Zoll 22 57 m Der Eingang befand sich an der nordlichen Schmalseite nbsp Plan des Hamburger Niederhafens um 1813 In der Mitte ist das Baumhaus eingezeichnet Das Haus entwickelte sich im Laufe der Jahre nicht zuletzt wegen seiner guten Aussicht der Lizenz verschiedene Sorten Bier auszuschenken die nur wenige Wirtshauser besassen und der guten Bewirtung zu einer allseits beliebten Gaststatte Hier wurden auch Hochzeiten Taufen und andere Festlichkeiten ausgerichtet Das Baumhaus diente auch als Anleger fur den Personenschiffsverkehr nach Hamburg und elbabwarts So halt etwa der Jurist Ferdinand Beneke im Februar 1796 in Hamburg Einzug mit den Worten Da lag sie vor mir meine kunftige Vaterstadt in ihrer ganzen venezianischen Pracht Welch ein Anblick als wir die zahllosen Schiffsreihen vorbeyfuhren das Gewimmel dieser kosmopolitischen Wasserstadt ansahen die verschiednen Sprachen horten Wir fuhren durch den Hafen Legen beym Baumhaus an Ich springe an Land Republikanischer Boden Mein Vaterland Auch die Frachtewer mit Milch und Gemuse aus dem Alten Land und den Vierlanden legten am Baumhaus an und erreichten uber eine Wassertreppe Hamburger Territorium nbsp Galerie des Baumhauses mit Lessing Mitte Herder und Claudius 1 Zu den beruhmten Gasten des Baumhauses sollen Johann Gottfried Herder Friedrich Gottlieb Klopstock und Gotthold Ephraim Lessing gezahlt worden sein Alfred Lichtwark bezeichnete das Baumhaus als ein herrliches Stuck zweckmassiger Architektur ohne uberflussiges Ornament und besonders reizvoll durch den Dachaufbau einen Pavillon der nicht aufgesetzt sondern herausgewachsen wirkte Nutzung als Konzerthaus BearbeitenDer grosste Raum im Baumhaus war der Festsaal im 1 Obergeschoss der ein Volumen von 568 m bei einer Grundflache von 106 m hatte und etwa 200 Personen Platz bot Hier wurde am 29 Dezember 1707 Reinhard Keisers Der Sterbende Saul praesentiret mit 24 Instrumenten sowie Keisers Weihnachtsoratorium Dialogus von der Geburt Christi zwischen Maria Joseph Einem Frembdlingen Einer Hirtin und Einen Hirten Mit Instrumente uraufgefuhrt 2 3 Auch veranstaltete im Festsaal des Baumhauses der Komponist Georg Philipp Telemann nach seinem Amtsantritt als Kirchenmusikdirektor ab dem Jahre 1722 offentliche Konzerte Die Oberalten der Stadt Hamburg klagten daraufhin am 17 Juli 1722 er habe abermahls vor Geld in einem offentlichen Wirts Hause gemeint war das Baumhaus musiziert und sie versuchten ein Verbot dergleichen zur Wollust anreitzender Spiele zu erwirken 4 Telemann liess sich aber davon nicht beirren und im Festsaal erklangen in der Folgezeit weitere Werke von ihm wie die Urauffuhrung der Telemannschen Admiralitatsmusik TWV 24 1 am 6 April 1723 5 oder die am 19 Januar 1765 dort erstmals gespielten Festtags Serenata Sey von uns mit weiten Blicken TWV 24 4 zur Einhundertjahrfeier der Hamburger Commerzdeputation Handelskammer 6 Franzosenherrschaft William Turner und der grosse Hamburger Brand Bearbeiten nbsp Das Baumhaus um 1835 aus William Turners Skizzenblock links der Turm des MichelIn der Zeit zwischen 1811 und 1814 als Hamburg franzosisch besetzt war wurden das gesamte Erdgeschoss fur die franzosische Zollverwaltung und die Obergeschosse als Kaserne genutzt Auf seinen Reisen durch Europa skizzierte der englische Maler William Turner das Baumhaus im Jahre 1835 mit der Michaeliskirche Ab 1832 trafen sich in dem Saal im oberen Stock immer sonnabends im Sommer die Mitglieder des Hamburger Kunstlervereins von 1832 Das 1840 beendete Gemalde Die Mitglieder des Hamburger Kunstlervereins von Gunther Gensler zeigt einen Teil des Saales Den grossen Hamburger Brand von 1842 uberstand das Haus unbeschadet Nutzung ab 1838 und Abbruch Bearbeiten nbsp Ansicht des Baumhauses um 1848 auf einer fruhen FotografieAm 18 Marz 1838 richtete der Altonaer Unternehmer J L Schmidt auf dem Dach eine Station des Hamburger optischen Telegraphen ein Auf der Strecke zwischen Hamburg und Altona und dem etwa 120 Kilometer entfernten Ritzebuttel Cuxhaven waren sechs Zwischenstationen ausgesucht und geeignete erhohte Standorte mit Semaphoren schwenkbaren Signalarmen ausgestattet worden Endstationen der Linie waren in Cuxhaven das Hotel Belvedere und in Hamburg das Baumhaus Im August 1842 beherbergte das oberste Stockwerk Belvedere ein Atelier des Daguerreotypisten Hermann Biow Um die Hafeneinfahrt in den Binnenhafen zu verbreitern beschloss der Hamburger Rat das Baumhaus abzureissen Deshalb wurde am 16 Februar 1857 der Pachtvertrag des Wirtes durch die Kammerei gekundigt und das Haus fur 5000 Mark an den Abbruchunternehmer J L F Roseler verkauft um es niederzureissen Das Grundstuck wurde nicht wieder bebaut hinter ihm wurden ab 1908 das Slomanhaus und links daneben ab 1911 die U Bahn Station Baumwall errichtet Literatur Bearbeiten nbsp Eine der altesten Ansichten des Baumhauses von Johann Georg Stuhr um 1690Jonas Ludwig von Hess Topographisch politisch historische Beschreibung der Stadt Hamburg Bachmann u Gundermann Hamburg 1796 OCLC 800800562 Julius Faulwasser Blockhaus und Baumhaus im alten Hamburger Hafen Hamburg 1918 DNB 579373215 Die Kunstgeschichte des Baumhauses am Althamburger Binnenhafen Der Kunstler und sein Werk Hans Hamelau in Hamburger Geschichts und Heimatblatter Nr 5 Hamburg 1930 S 184 187 Lenard Gimpel Zur Akustik fruher Konzertstatten in Hamburg Magisterarbeit Technische Universitat Berlin 2008 online auf ak tu berlin de PDF 5 1 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Baumhaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Blockhaus Hamburg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Jan Philipp Reemtsma Lessing in Hamburg Beck Munchen 2007 S 20 Christine Blanken Booklet zur CD Dialogus von der Geburt Christi Carus 83 417 Stuttgart 2008 S 4 Irmgard Scheitler Deutschsprachige Oratorienlibretti von den Anfangen bis 1730 Schoningh Paderborn u a 2005 S 191 Joachim Kremer Walter Werbeck Das Kantorat des Ostseeraums im 18 Jahrhundert Bewahrung Ausweitung und Auflosung eines kirchenmusikalischen Amtes Frank amp Timme Berlin 2007 ISBN 978 3 86596 060 3 S 20 Eckart Klessmann Georg Philipp Telemann Hamburger Kopfe Ellert und Richter Hamburg 2004 ISBN 3 8319 0159 7 S 59 Jurgen Neubacher Georg Philipp Telemanns Hamburger Kirchenmusik und ihre Auffuhrungsbedingungen 1721 1767 Organisationsstrukturen Musiker Besetzungspraktiken mit einer umfangreichen Quellendokumentation Olms Hildesheim 2009 ISBN 978 3 487 13965 4 S 90 Normdaten Geografikum GND 4651685 2 lobid OGND AKS VIAF 240097764 53 543888888889 9 9816666666667 Koordinaten 53 32 38 N 9 58 54 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baumhaus Hamburg amp oldid 238006163