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Burgeradel ist ein soziostruktureller Begriff mit dem die burgerliche Oberklasse in nicht adelig dominierten Gesellschaften wie Republiken bezeichnet wird 1 Charakteristisch fur den Burgeradel war dass er sich auf seine Herkunft stutzte und die gangige Geringschatzung des Burgers durch den Adel uberwand die darin wurzelte dass dieser keine Geschlechterfolge darlegen konnte 2 Der Burgeradel bildete geschlossene Heiratskreise 3 Er verlor seine herausgehobene Stellung durch die Reformen in den Rheinbundstaaten in Preussen und spater auch in den anderen deutschen Staaten durch den staatsburgerlichen Gleichheitsbegriff und die allmahliche Durchsetzung der Einwohnergemeinden Der Burgeradel ist abzugrenzen gegenuber dem alteren Stadtadel vgl z B Nurnberger Patriziat der fruhzeitig seine Ebenburtigkeit und Zugehorigkeit zum Adel geltend gemacht hat Schon seit dem Spatmittelalter waren in vielen europaischen Stadtstaaten den Handelsrepubliken z B den Reichsstadten Hansestadten der Republik Venedig Florenz der Republik der Vereinigten Niederlande oder in der Schweiz Patriziat der Alten Eidgenossenschaft burgerliche Patriziate kaufmannischer Pragung entstanden die sich allerdings fruh aristokratisiert hatten Stadtearistokratien an der Spitze sogenannter Aristokratischer Republiken diese alteren burgerlichen Fuhrungsschichten wurden in ihren lokalen Wirkungskreisen ab Ende des 18 Jahrhunderts im Zuge von Revolutionen und Industrialisierung haufig durch neue Wirtschaftseliten abgelost Burgeradel ist demgegenuber ein Begriff fur die seit dem 17 Jahrhundert sich bildende burgerliche Oberschicht Ebenso ist der Burgeradel abzugrenzen gegenuber dem Geldadel zu dem Grossindustrielle zahlten die sich einen quasi adligen Lebensstil leisten konnten Einige von ihnen wurden wie auch oft weniger beguterte Burgerliche aus dem Professoren Offiziers oder Beamtenstand fur ihre Verdienste nobilitiert andere erwarben sich ihre Adelstitel in bestimmten Monarchien kauflich notorisch dafur waren das Herzogtum Sachsen Coburg das Konigreich Portugal die Republik San Marino und der Kirchenstaat All diese Neuadligen zahlte man zur sogenannten Zweiten Gesellschaft 4 Das Haus der Familie Mann in Lubeck Mengstrasse 4 Buddenbrookhaus Ein Beispiel fur den Burgeradel waren die Hanseaten 5 Erbgesessene Burgerschaft burgerliche Kollegien und Selbsterganzungsrecht des Senats bildeten in Hamburg die Grundlagen fur den grundsatzlich oligarischen Charakter der Hamburger Verfassung die Verfassungsordnung daher als eine aristokratische und nicht als eine demokratische interpretiert wurde einer der Grunde warum Hamburg als Stadtrepublik 1815 Mitglied eines Bundes souveraner Fursten hatte werden konnen 6 Gleichzeitig war kaum etwas unhanseatischer als die Annahme von Adelspradikaten schon die Bezeichnung als Burgeradel entspricht nicht hanseatischem Selbstverstandnis vgl Hanseatische Adelige Das in den altesten Burgerrepubliken Hamburg Bremen und Lubeck gewachsene Hanseatentum war im Kern eigenstandig burgerlich und keine schlichte Feudalisierung des Burgertums im Sinne einer Anpassung an den Adel Ein wesentlicher Unterschied bestand im burgerlich beruflichen Leistungsideal meist kaufmannischer Pragung wie auch in der dezenteren Zurschaustellung von Reichtum wahrend fur den Adel stets Reprasentation durch Prunk und Pracht stilbildend blieb 7 Die Distanz des Burgeradels zum Adel war so ausgepragt dass Bremen unter den namhaften Handelsstadten diejenige war mit der geringsten Quote von Heiraten zwischen Grossburgern und Adeligen Besonders ausgepragt war die den Burgeradel pragende Familientradition in Hamburg und in Lubeck Sie ersetzte die fehlenden Feudalstrukturen und war ein Fundament des stadtischen Gemeinwohls Die Ehrfurcht vor dem Aufstieg der eigenen Familie dominierte das hausliche und stadtische Leben der oberen Zehntausend 8 oft nicht ohne wie Ida Boy Ed es beschrieb die spezifische Hanseatenkrankheit den Patrizierwahnsinn in welchem jede Familie sich einbildet aristokratischer als alle anderen zu sein 9 Den Niedergang einer lubischen Hanseatenfamilie beschreibt Thomas Mann in seinem Roman Buddenbrooks in dem er die Geschichte seiner eigenen Familie Mann literarisch verarbeitete Siehe auch BearbeitenAdel Patrizier Burgertum Bildungsburgertum Burger Citoyen Mittelschicht KleinburgerEinzelnachweise Bearbeiten Vgl fur Koln Eduard Duller Karl Hagen Deutsche Geschichte von den altesten Zeiten bis zum 19 Jahrhundert 1862 S 76 Lutz Hagestedt Ahnlichkeit und Differenz Aspekte der Realitatskonzeption in Ludwig Tiecks spaten Romanen und Novellen 1997 S 93 Hildegard von Marchthaler Die Bedeutung des Hamburger Geschlechterbuches fur Hamburgs Bevolkerungskunde und Geschichte Hamburgisches Geschlechterbuch Band 9 Deutsches Geschlechterbuch Band 127 S XXII Chong One Rhie Die Entstehung der zweiten Gesellschaft Die Nobilitierungspolitik in Habsburgermonarchie im 19 Jahrhundert besonders an Juden in Osterreich Textversion online 1 2 Vorlage Toter Link digital kongju ac kr Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis John F Jungclaussen Risse in weissen Fassaden Der Verfall des Hanseatischen Burgeradels Munchen 2006 ISBN 978 3 88680 822 9 Peter Borowsky Vertritt die Burgerschaft die Burgerschaft Verfassungs Burger und Wahlrecht in Hamburg von 1814 bis 1914 in Schlaglichter historischer Forschung Studien zur deutschen Geschichte im 19 und 20 Jahrhundert Hamburg o J S 93 Jens Jessen Was vom Adel blieb Eine burgerliche Betrachtung Seite 26 27 zu Klampen Essay 2018 ISBN 978 3 86674 580 3 Matthias Wegner Hanseaten Berlin 1999 S 96 und 111 Ida Boy Ed Ein koniglicher Kaufmann Stuttgart und Berlin 1922 S 29 Textversion auf Commons Image Boy Ed Ein koniglicher Kaufmann djvu Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgeradel amp oldid 227889880