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Als Auszug bezeichnet man das Verlassen einer Universitatsstadt durch Studenten und oder Professoren Ein solcher Auszug war in fruheren Zeiten manchmal das Ergebnis eines schweren Konflikts Als Zeichen ihres Protests verliessen die Studenten oder Universitatsangehorige inklusive Professoren die Stadt Ein solches Verhaltensmuster kam bereits im Spatmittelalter vor Inhaltsverzeichnis 1 Auszuge im Mittelalter 2 Auszuge in der Neuzeit 2 1 Giessen 2 2 Gottingen 2 3 Heidelberg 2 4 Helmstedt 2 5 Jena 1792 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAuszuge im Mittelalter BearbeitenMehrere Universitaten fuhren ihre Grundung auf einen Auszug von Dozenten und Studenten aus einer anderen Universitat zuruck Das beruhmteste Beispiel ist die Universitat Cambridge die zumindest der Legende nach im Jahr 1209 von Akademikern gegrundet wurde die sich in Oxford mit den lokalen Autoritaten uberworfen hatten Die Universitat Heidelberg entstand 1386 als deutsche Studenten infolge des grossen abendlandischen Schismas zwischen Rom und Avignon ihre Stipendien fur die Sorbonne verloren Nach Streitigkeiten an der Karls Universitat Prag zogen 1409 viele der dortigen deutschen Lehrkrafte und Studenten nach Leipzig in der Markgrafschaft Meissen wo die Artistenfakultat den Lehrbetrieb aufnahm Die Universitat Leipzig bekam sowohl von der Stadt als auch von den Landesherren mehrere Gebaude ubereignet Noch im selben Jahr wurde das Studium generale durch Papst Alexander V bestatigt Aus der Universitat Rostock sind nicht weniger als drei Auszuge uberliefert aus dem ersten ging die Universitat Greifswald hervor Dem Auszug ging oftmals eine Verrufserklarung gegen die Universitat oder die Burger der Universitatsstadt voraus Auszuge in der Neuzeit BearbeitenGiessen Bearbeiten Auszuge der Giessener Studentenschaft fuhrten im 19 Jahrhundert auf den Gleiberg und den Staufenberg Gottingen Bearbeiten nbsp Ruckkehr der Gottinger Studenten vom Kerstlingeroder Feld 1790In der Zeit um 1800 wurde der Auszug von Studenten zunehmend als wirtschaftliches Druckmittel gegen die Behorden oder Burger der Universitatsstadt genutzt um studentische Interessen durchzusetzen Aufgrund der grossen wirtschaftlichen Bedeutung der Studenten fur die oft kleinen Universitatsstadte gelang dies auch nicht selten So verliessen 1790 die Gottinger Studenten die Stadt um mehr Rechte zu erhalten Sie kampierten auf dem Kerstlingeroder Feld vor den Toren der Stadt Aufgrund der hohen Einnahmeverluste vieler Burger die von der Versorgung der Studenten lebten gingen die Stadtvater auf die Forderungen ein um die Studenten zuruckzuholen 1 Wie in solchen Fallen ublich zogen die Studenten mit viel Pomp und unter dem Jubel der Bevolkerung wieder in die Stadt Der Auszug nach Hannoversch Munden 1806 und der Auszug nach Witzenhausen 1818 dem ersten Ort ausserhalb des Konigreichs Hannover waren fur die Studenten weniger erfolgreich Heidelberg Bearbeiten In Heidelberg gab es im Laufe des 19 Jahrhunderts drei Auszuge der Studentenschaft Der erste fuhrte am 13 14 Juli 1804 die beiden damals bestehenden Landsmannschaften der Rheinlander und Franco Badenser zusammen etwa 200 Personen nach einem Konflikt zwischen Studenten und Militarangehorigen nach Neuenheim auf dem der Stadt Heidelberg gegenuberliegenden Neckarufer Auf Bitten der Zunfte und des Magistrats intervenierte die Universitatsleitung bei der Grossherzoglichen Regierung Mit Einverstandnis des Kurfursten sicherte der Rektor vollstandige Satisfaktion zu worauf die Studenten unter Musikbegleitung und Beifall der Professoren in die Stadt zuruckkehrten 2 Im August 1828 erhoben die Corps des Heidelberger Senioren Convents und die Burschenschaft die Forderung nach Anderung der Satzungen der Heidelberger Museumsgesellschaft und sprachen als diese sich weigerte den Verruf uber die Gesellschaft aus Da der Senat daraufhin vier Burschenschafter mit Karzerstrafen belegte beschloss die Gesamtstudentenschaft die Befreiung der Inhaftierten sturmte den Karzer und trat am 14 August einen Auszug uber Ketsch und Mutterstadt nach Frankenthal an ca 400 Teilnehmer Verhandlungen mit der Universitat scheiterten Am 17 August sprach die Mehrheit uber die Universitat einen Verruf aus und verstreute sich doch kehrten insbesondere zahlreiche Mitglieder der Corps zum folgenden Wintersemester nach Heidelberg zuruck 3 Letztmals zogen 364 Studenten am 17 Juli 1848 unter Fuhrung des SC nach Neustadt an der Haardt aus Dieser Auszug der im Zusammenhang mit der revolutionaren Bewegung des Jahres 1848 zu sehen ist war bis Ende Juli beendet 4 Helmstedt Bearbeiten Hauptartikel Studentenunruhen an der Universitat Helmstedt Im Winter 1790 1791 fuhrte ein wochenlang andauernder Konflikt zwischen Studenten der Universitat Helmstedt und der Handwerkerschaft der Stadt nach einem schweren Tumult im Februar 1791 zu einem Auszug der Studenten in das benachbarte Dorf Harbke Nach dem Einwirken der Regierung des Furstentums Braunschweig Wolfenbuttel und Vermittlung des Helmstedter Burgermeisters Georg Fein zwischen den streitenden Parteien kehrten die Studenten am 2 Marz 1791 in die Universitatsstadt zuruck 5 Jena 1792 Bearbeiten In Jena hatten die Schokoladisten unter den Studenten Unruhen ausgelost Aus Protest gegen die Verlegung von Militar in die Stadt Jena zog am 19 Juli 1792 ein Teil der Studenten aus bis nach Nohra im Erfurtischen dem ersten Ort ausserhalb des Furstentums um hier fur Versammlungs und Vereinsfreiheit zu streiten Nachdem die Weimarer Minister u a Goethe ihre Forderungen erfullten zogen sie wieder nach Jena zuruck Die livlandischen Studenten schufen sich daraufhin eine neue Fahne auf der zu lesen war Vivat Libertas Academica Hoch lebe die akademische Freiheit 6 Siehe auch BearbeitenUniversitatsgeschichteLiteratur BearbeitenKarsten Bahnson Akademische Auszuge aus deutschen Universitats und Hochschulorten Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1973 Norbert Nail Formen studentischer Unbotmassigkeit im 19 Jahrhundert In Jorg Jochen Berns Hrsg Marburg Bilder Eine Ansichtssache Zeugnisse aus funf Jahrhunderten Bd 2 Marburg 1996 Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur 53 S 209 229 darin Die Auszuge nach Gladenbach 1811 und 1815 Einzelnachweise Bearbeiten Stadtarchiv Gottingen zum Auszug 1790 Das Corpsleben in Heidelberg wahrend des neunzehnten Jahrhunderts Heidelberg 1886 S 16f Das Corpsleben in Heidelberg wahrend des neunzehnten Jahrhunderts Heidelberg 1886 S 44 47 Florian Hoffmann Burschen heraus Der Auszug der Heidelberger Studentenschaft nach Frankenthal im Jahre 1828 In Frankenthal einst und jetzt 1 2 2000 S 48 51 Das Corpsleben in Heidelberg wahrend des neunzehnten Jahrhunderts Heidelberg 1886 S 66f Georg Objartel Sprache und Lebensform deutscher Studenten im 18 und 19 Jahrhundert de Gruyter Berlin 2016 ISBN 978 3 11 045399 7 S 29 Axel Kuhn und Jorg Schweigard Freiheit oder Tod Stuttgarter Historische Forschungen 2 2005 S 191 193 ISBN 3412147052 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Auszug Universitatsgeschichte amp oldid 229396271