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August Ruf 5 November 1869 in Ettenheim 8 April 1944 in Freiburg im Breisgau war deutscher katholischer Geistlicher langjahriger Stadtpfarrer in Singen Hohentwiel und Opfer des Nationalsozialismus Erinnerungstafel an August Ruf an der St Peter und Paul Kirche in Singen Hohentwiel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Studium 1 2 Seelsorger in Radolfzell und Singen 1 3 Widersacher der Nationalsozialisten 2 Wurdigungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Studium Bearbeiten August Ruf wurde als eines von funf Kindern des Kufers und Bauern Kaspar Ruf und seiner Frau Magdalena geb Vogele geboren 1 Er besuchte die Ettenheimer Volksschule dann das dortige Realgymnasium und ab 1887 das Gymnasium in Freiburg Nach dem Abitur 1889 in Freiburg und anschliessendem Theologiestudium wurde August Ruf mit 23 Jahren am 5 Juli 1893 zum Priester geweiht Seelsorger in Radolfzell und Singen Bearbeiten Zwolf Jahre war er Seelsorger in Radolfzell zunachst als Vikar dann als Kaplaneiverweser Er grundete dort u a eine Sparkasse fur die Mitglieder des Katholischen Arbeitervereins 1 1905 wurde er Stadtpfarrer in Singen dieses Amt ubte er 36 Jahre lang aus bis zu seiner Pensionierung am 29 Oktober 1941 2 In der schwierigen Zeit vor wahrend und nach dem Ersten Weltkrieg erwies sich August Ruf als ein geschickter und unermudlicher Organisator in den verschiedensten Bereichen Neubau und Renovierung von Kirchen und Pfarramtern Krankenpflege Jugendarbeit Kindergarten Vereinswesen Suppenspeisung fur Arme Lesestube u a m Er grundete eine Gemuseanbaugenossenschaft erwarb dazu Landereien am Fusse des Hohentwiel und uberantwortete das Gartenland an mehr als 100 bedurftige Familien 1 1926 urteilte sein Dekan uber ihn Rufs Verdienst ist es dass das kirchliche Leben mit der raschen Entwicklung und der rapid wachsenden Bevolkerung in Singen Schritt halten konnte 3 Politisch stand er der Zentrumspartei nahe und warb offen fur sie was ihm um 1910 scharfe Angriffe von Seiten der Liberalen und 1913 sogar eine anonyme Morddrohung einbrachte 4 August Ruf war personlich befreundet mit Matthias Erzberger 5 Widersacher der Nationalsozialisten Bearbeiten August Ruf geriet fruh in das Visier der Nationalsozialisten Ab 1936 wurde er von der Gestapo bespitzelt und verwarnt Er wurde von den Nazis als Staatsfeind im Priestergewand Unbelehrbarer schwarzer Wuhler und Volksschadling beschimpft der nicht nur den Deutschen Gruss verweigerte sondern diese nationalsozialistische Geste in seinen Hetzreden daruber hinaus als Neuheidentum bezeichnete 6 Nachdem er in einem Pfarrbrief aus seinen Uberzeugungen keinen Hehl gemacht hatte wurden seine Schreibmaschine und der Vervielfaltigungsapparat beschlagnahmt und ihm weitere Massnahmen angedroht 1 Mit Schreiben vom 14 Marz 1941 entzog der badische Minister des Kultus und des Unterrichts ihm die Befugnis zur Erteilung des Religionsunterrichts 7 nbsp Grabstatte von August Ruf und zwei weiteren Singener Stadtpfarrern auf dem Waldfriedhof Die Inschrift lautet Gedenket eurer Hirten die euch Gottes Wort verkundigt haben Zum Verhangnis wurde August Ruf der Fall Lasker Katharina Kathe Meier geb Lasker eine judische Arztwitwe hatte ihn nach einer Maiandacht 1942 angesprochen und ihn gebeten ihr den Weg uber die Schweizer Grenze zu zeigen Pfarrer Ruf wandte sich daraufhin an seinen Freund und fruheren Vikar Eugen Weiler 1900 1992 der Pfarrer von Wiechs am Randen einem Grenzort geworden war Pfarrer Ruf bat Pfarrer Weiler Frau Lasker Meyer uber die Grenze zu bringen was am 21 Mai 1942 gluckte 8 Die Schweizer Grenzbeamten befragten Frau Lasker Meyer wie sie es uber die Grenze geschafft habe und gaben ihre Antwort unglucklicherweise an die deutschen Kollegen weiter 1 Fur seine Beihilfe zum unerlaubten Grenzubertritt wurde August Ruf zu sechs Monaten Gefangnis verurteilt Als er Singen verliess um sich zum Haftantritt nach Rottenburg zu begeben sagte er Ich sehe es als einen Ehrentag an dass ich auch noch in meinen alten Tagen ins Gefangnis darf fur eine Liebestat 9 Der bereits kranke greise Pralat wurde durch die brutale Haft so geschwacht dass er fast erblindet und dem Sterben nahe nach einem Gesuch des Erzbischoflichen Ordinariats Freiburg aus der Haft entlassen wurde Er starb am Karsamstag 1944 funf Tage nach der Haftentlassung im Vinzentiushaus Freiburg Die Bestattung erfolgte nach Intervention des Erzbischofs Conrad Grober entgegen dem Wunsch der Partei und des damaligen Gemeinderats auf dem Singener Waldfriedhof unter grosser Beteiligung der Bevolkerung und unter den Augen der Geheimen Staatspolizei 10 Wurdigungen Bearbeiten nbsp Stolperstein fur August RufZu Lebzeiten wurde August Ruf im Jahre 1930 nach 25 Jahren Tatigkeit als katholischer Stadtpfarrer in Singen zum Ehrenburger ernannt Diese Ehrenburgerschaft wurde ihm von den Nazis entzogen aber nach dem Krieg postum erneut verliehen Erzbischof Karl Fritz ernannte August Ruf 1920 zum Erzbischoflichen Geistlichen Rat 1 Papst Pius XII zeichnete ihn 1941 mit dem Ehrentitel Papstlichen Geheimkammerer aus so dass August Ruf als Monsignore angeredet wurde Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die vom Singener Bahnhof nach Norden fuhrende Strasse heute Hauptgeschaftsstrasse und Fussgangerzone die wahrend des Dritten Reiches Adolf Hitler Strasse hiess in August Ruf Strasse umbenannt Nach August Ruf ist das August Ruf Bildungszentrum in seiner Geburtsstadt Ettenheim benannt In Israel wurde im Jahr 1981 nahe Zippori ein Gedenkstein fur August Ruf enthullt 11 Am 11 November 2004 wurde August Ruf zusammen mit Eugen Weiler in das Verzeichnis der Gerechten unter den Volkern der israelischen Holocaust Gedenkstatte Yad Vashem aufgenommen 12 Die katholische Kirche hat Pfarrer August Ruf im Jahr 1999 als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20 Jahrhunderts aufgenommen Literatur BearbeitenFridolin Dutzi In Israel an Pralat August Ruf erinnert in Singener Jahrbuch 1981 S 38 45 Thomas Dees Monsignore August Ruf Martyrer fur Glauben und Menschlichkeit In Schicksal und Geschichte der judischen Gemeinden 1938 1988 Ettenheim Altdorf Kippenheim Schmieheim Rust Orschweier Historischer Verein fur Mittelbaden Mitgliedergruppe Ettenheim Ettenheim 1988 S 58 67 Franz Gotz August Ruf rk Geistlicher Opfer des NS Regimes In Badische Biographien im Auftrag der Kommission fur Geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg hrsg von Bernd Ottnad N F Bd 3 Kohlhammer Stuttgart 1990 ISBN 3 17 009958 2 S 228 230 online abgerufen am 8 November 2012 August Ruf Aus meinem Leben Auf Ersuchen niedergeschrieben mit Kommentaren von Reinhild Kappes in Singener Jahrbuch 1994 95 S 145 155 ISSN 0933 1107 ISBN 3 927414 07 7 Richard Zahlten Die Ermordeten Die Gedenktafel der Erzdiozese Freiburg fur die verfolgten Priester 1933 1945 in Maria Lindenberg nahe St Peter Schwarzwald Vohrenbach 1998 ISBN 3 927677 18 3 S 154 163 Reinhild Kappes Ehre fur einen gutigen und unbeugsamen Mann in Singener Jahrbuch 2006 S 76 77 ISSN 0933 1107 ISBN 3 933356 37 7 Thomas Dees Pfarrer August Ruf Gerechter unter den Volkern In Singen Jahrbuch Jg 2006 Markorplan Verlag Singen 2006 ISSN 0933 1107 ISBN 3 933356 37 7 S 78 83 mit Fotos zu August Rufs Leben und Wirken Christoph Schmider August Ruf und Eugen Weiler Gerechte unter den Volkern In Freiburger Diozesan Archiv ISSN 0342 0213 Jg 126 3 Folge Bd 58 2006 S 195 200 Ewald Beha Mechthild Dietrich Pralat August Ruf und Pfarrer Eugen Weiler Israelische Wurdigung ihrer hochherzigen Haltung in der Zeit des Nationalsozialismus in Singener Jahrbuch 2007 S 127 128 ISSN 0933 1107 ISBN 978 3 933356 44 4 Daniel Wilhelm Der Nachlass des Singener Stadtpfarrers und Geistlichen Rats August Ruf in Singener Jahrbuch 2007 S 129 131 ISSN 0933 1107 ISBN 978 3 933356 44 4 Sibylle Probst Lunitz Ein ausserst staatsabtragliches Verhalten Verfolgte Pfarrer aus dem Hegau im Nationalsozialismus in Edwin Ernst Weber Opfer des Unrechts Stigmatisierung Verfolgung und Vernichtung von Gegnern durch die NS Gewaltherrschaft an Fallbeispielen aus Oberschwaben Ostfildern 2009 ISBN 978 3 7995 1070 7 S 124 126 Christoph Schmider Stadtpfarrer Msgr G R August Ruf In Helmut Moll Hrsg im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz Zeugen fur Christus Das deutsche Martyrologium des 20 Jahrhunderts Paderborn u a 1999 7 uberarbeitete und aktualisierte Auflage 2019 ISBN 978 3 506 78012 6 S 278 281 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons August Ruf Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Christoph Schmider Stadtpfarrer Msgr G R August Ruf In Helmut Moll Hrsg Zeugen fur Christus Das deutsche Martyrologium des 20 Jahrhunderts Schoningh Paderborn 2 durchgesehene Aufl 2001 Bd 1 S 216 219 Franz Gotz August Ruf S 229 Franz Gotz August Ruf S 228 229 Thomas Dees Monsignore August Ruf S 62 Thomas Dees Monsignore August Ruf S 62 Thomas Dees Monsignore August Ruf S 62 63 Das Schreiben befindet sich im Stadtarchiv Singen Der Eingangsstempel des Langemarck Gymnasiums tragt das Datum 29 3 1941 The Righteous Among The Nations Ruf August abgerufen am 14 Marz 2014 Thomas Dees Monsignore August Ruf S 63 64 Thomas Dees Monsignore August Ruf S 64 Franz Gotz August Ruf S 230 The Righteous Among The Nations Ruf August abgerufen am 14 Marz 2014 Normdaten Person GND 132847051 lobid OGND AKS VIAF 70101718 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ruf AugustKURZBESCHREIBUNG langjahriger katholischer Stadtpfarrer in Singen Hohentwiel und Opfer des NationalsozialismusGEBURTSDATUM 5 November 1869GEBURTSORT EttenheimSTERBEDATUM 8 April 1944STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title August Ruf amp oldid 210699096