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Der Augsburger Schied in der neueren Literatur auch als Augsburger Vergleich bezeichnet ist eine am 14 Juni 1158 abgefasste Urkunde Kaiser Friedrich I Barbarossas Das Originaldokument wird im Bayerischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrt Der Augsburger Schied Faksimile aus dem 19 Jahrhundert Der Augsburger Schied wird auch irrefuhrenderweise als Stadtgrundungsurkunde Munchens bezeichnet da er den Ortsnamen Munchen erstmals erwahnt Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Name 3 Bezeichnung als Stadtgrundungsurkunde Munchens 4 Text und Ubersetzung 5 Quelle 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksInhalt BearbeitenMit dem sogenannten Augsburger Schied erteilte Kaiser Friedrich I Barbarossa beim Reichstag zu Augsburg Herzog Heinrich dem Lowen im Streit mit Bischof Otto I von Freising das Recht eine Zollbrucke uber die Isar am neu entstandenen Ort apud Munichen zu betreiben Heinrich hatte zuvor eine bischofliche Brucke in Feringa Oberfohring abreissen lassen und die Berchtesgadener Salzhandler damit gezwungen auf ihrem Weg nach Norden und Westen seine eigene wenige Kilometer weiter sudlich gelegene Brucke zu nutzen Der Kaiser bestatigte das Markt und Munzrecht fur Munchen das jedoch ein Drittel der daraus resultierenden Einnahmen an den Freising abfuhren musste Diese Zahlungen erfolgten bis 1803 an Freising und dann bis 1852 an den bayerischen Staat Gegen eine einmalige Ablosesumme wurde diese Verpflichtung dann aufgehoben Im Regensburger Schied von 1180 entzog Friedrich Barbarossa dem Herzog die gewahrten Rechte wieder zugunsten des Bischofs von Freising Name BearbeitenTraditionell wird die Urkunde meist als Augsburger Schied bezeichnet Das legt nahe dass Friedrich einen Schiedsspruch zwischen Heinrich und Otto gefallt hat Dem Wortlaut nach stellt die Urkunde zunachst tatsachlich eine Entscheidung dar decidere curavimus Aus dem weiteren Text geht jedoch hervor dass Friedrich eine Ubereinkunft conventio bestatigte die Heinrich und Otto getroffen hatten so dass die Urkunde beider Zustimmung und Willen utriusque vestrum assensu et voluntate bekundet 1 Deshalb wird die Urkunde in der neueren Literatur auch als Augsburger Vergleich bezeichnet Bezeichnung als Stadtgrundungsurkunde Munchens Bearbeiten Erste urkundliche Erwahnung Munchens munichen Abgesehen von der beurkundeten Angelegenheit ist der Augsburger Schied auch insofern von Bedeutung fur die Geschichte Munchens weil er die erste urkundliche Erwahnung des Ortsnamens Munchen munichen enthalt Von Munchner Stadthistorikern wurde er deshalb oft als Stadtgrundungsurkunde Munchens bezeichnet Unter dieser Bezeichnung wurde beispielsweise Ende des 19 Jahrhunderts mittels Kollographie eine limitierte Auflage einer Mappe gedruckt in der ausser einem Faksimile der Urkunde auch der lateinische Text und eine deutsche Ubersetzung abgedruckt waren Ein Exemplar dieses Drucks ist im Munchner Stadtmuseum zu sehen wahrend die Originalurkunde im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in Munchen aufbewahrt wird Das Faksimile der Urkunde in dieser Mappe zeigt auch noch ein Siegelfragment auf der Urkunde wahrend dem Original dieses Siegelfragment seit einer Restaurierung lose beiliegt Der Begriff Stadtgrundungsurkunde ist jedoch in mehrfacher Hinsicht unzutreffend Zum einen wird Munchen durch die Urkunde nicht gegrundet sondern ein bereits bestehender Markt wird erstmals genannt und bestatigt Zum anderen wird der Begriff civitas fur Munchen erst im 13 Jahrhundert verwendet zunachst ist von forum dann von villa die Rede Munchen wachst also erst allmahlich in die Rolle als Stadt Ausserdem ist in der Urkunde von einem forum apud Munichen also einem Markt bei Munchen die Rede Daher bezieht sich Munichen nicht notwendig auf die Neugrundung Heinrichs des Lowen sondern kann auch eine bereits vorher in der Nahe des neu gegrundeten Markts bestehende Siedlung bezeichnen Eine solche Siedlung wird beispielsweise in einem ausserhalb der ersten Stadtmauer Munchens gelegenen Bezirk vermutet der nach dem Ubergang des Namens Munchen auf den neuen Ort die Bezeichnung Altheim erhielt Text und Ubersetzung BearbeitenLatein Deutsch 2 C In nomine sancte et individue trinitatis C Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit Fredericus divina favente clementia Romanorum imperator et semper augustus dilecto patruo suo Ottoni Frisingensi episcopo eiusque successoribus canonice substituendis in perpetuum Friedrich durch Gottes gutige Huld Kaiser der Romer und allzeit erhabener Herrscher an seinen geliebten Oheim Otto Bischof von Freising und dessen durch kanonische Wahl zu bestellende Nachfolger in Ewigkeit Ex quo divina benignitate Romani imperii gubernaeula tenemus dignum est ut eius opitulatione quantum possumus quieti temporum et paci ecclesiarum curemus providere Da wir durch Gottes Gute das Steuer des Reiches in Handen haben verlangt es die Wurde dass wir mit deren Hilfe nach besten Kraften fur die Ruhe der Zeiten und den Frieden der Kirchen vorausschauend Sorge tragen lta enim et in presenti commissum nobis orbem pacifice gubernari et in futuro a rege regum sempiterne retributionis premio donari speramus So erhoffen wir uns eine friedvolle Lenkung des uns anvertrauten Erdkreises fur die Gegenwart fur die Zukunft aber als Lohn ewige Vergeltung vom Konig der Konige Inde est quod controversiam que inter te karissime patrue qui inpresentiarum Frisingensis episcopatus geris dignitatem et nobilissimum consanguineum nostrum Henricum ducem Bawarie et Saxonie super foro apud Verigen et Munichen dinoscitur agitari ita coram nostra et principum presentia decidere curavismus ut deinceps omnis contentionis que ob hanc rem inter vos haberi posset sublata credatur occasio Aus diesen Grunden haben wir den Streit der um den Markt bei Fohring und Munchen bekanntlich hin und herwogt zwischen Dir teuerster Oheim der gegenwartig die Wurde des Bischofs von Freising innehat und zwischen unserem hochedlen Vetter Heinrich Herzog von Bayern und Sachsen bei unserem Zusammensein mit den Fursten auf solche Weise entscheiden lassen dass kunftig zu einer Spannung jeder Anlass beseitigt sein durfte der dieser Sache wegen zwischen Euch auftauchen konnte Huius autem transactionis utriusque vestrum assensu et voluntate celebrate talem fuisse tenorem presentibus innotescat et futuris Die gegenwartigen Geschlechter aber und die kommenden sollen den Wortlaut der Abmachung kennen die mit Eurer beider Zustimmung und Willen feierlich getroffen wurde Forum quod esse solebat apud Verigen et pons ad theloneum de cetero iam ibidem non erit neque moneta Der Markt der bei Fohring abgehalten zu werden pflegte die Zollbrucke und die Munze werden dort kunftighin nicht mehr bestehen In eius autem rei recompensationem consanguineus noster Henricus dux ecclesie Frisingensi contradidit tertiam partem totius utilitatis que provenire poterit de theloneo fori sui apud Munichen sive in tributo salis sive aliarum rerum magnarum vel minutarum seu venientium seu inde redeuntium Zum Ersatz dafur hat unser Vetter Herzog Heinrich der Kirche von Freising ein Drittel des Gesamteinkommens aus seinem Marktzoll zu Munchen ubertragen sei es aus Abgaben fur Salz sei es fur andere dort ein oder ausgehende Gross oder Kleinstuckswaren Thelonearium vero aut suum habebit uterque vestrum pro beneplacito suo aut si hoc visum fuerit ambo unum qui teneatur utrique vestrum ad respondendum Was den Zollner betrifft so soll nach Gutdunken jeder von Euch seinen eigenen haben oder wenn das fur gut erscheint beide zusammen einen der jedem von Euch verantwortlich sein soll De moneta similiter erit quod tereiam partem eius pensionis episcopus accipiat due in usus ducis concedant Hoc autem fideliter ex parte ducis laudatum est ut sine dolo et malo ingenio singula hec ecclesie Frisingensi in perpetuum absque contradictione persolvantur Mit der Munze soll es ahnlich gehalten werden indem ein Drittel ihrer Einkunfte der Bischof erhalt zwei Drittel aber in die Tasche des Herzogs fliessen Das aber wurde vom Herzog in Treuen gelobt dass ohne List und Trug und Widerspruch diese einzelnen Anteile der Kirche von Freising ewig geleistet werden sollen Moneta tamen ad arbitrium ducis locari debebit Eine Munze jedoch soll nach Gutdunken des Herzogs errichtet werden konnen Denique monetam Frisingensem ad voluntatem suam locabit episcopus Tertiam tantum sue redditionis partem dux habebit nomine feudi concessurus sicut et modo concessit cuilibet hoc ipsum sive multum sive parum ad petitionem episcopi Eine Freisinger Munze soll endlich auch der Bischof nach eigenem Belieben errichten konnen Von ihren Einkunften soll der Herzog nur ein Drittel erhalten und er soll diesen Anteil er sei gross oder klein nach dem Wunsch des Bischofs als Lehen an jemand weitergeben wie er es auch bereits getan hat Statuimus ergo et presentis instrumenti pagina roboramus ut huius conventionis hinc inde pari coniventia facte ratum et inconvulsum omni tempore maneat firmamentum et uterque vestrum quod accepit teneat et quiete possideat vestris vestrorumque successorum usibus iugiter profuturum Wir bestimmen also und bekraftigen mit dieser Urkunde dass die Festlegung dieser gegenseitigen Ubereinkunft fur alle Zeit unerschutterlich Geltung haben soll und dass jeder von Euch was er erhalten hat ungestort besitzen soll zu Eurer und Eurer Nachkommen dauernden Nutzniessung Porro ne huius facti memoria futuris quibusque temporibus oblitteretur scripto notari ac sygilli nostri impressione muniri manuque propria ut infra apparet corroborantes testes quoque qui aderant subter notari fecimus Damit ferner die Erinnerung an diese Abmachung nicht ausgeloscht werde haben wir sie schriftlich niederlegen und mit dem Aufdruck unseres Siegels versehen lassen und wir haben sie wie unten zu ersehen ist mit eigener Hand bekraftigt und die anwesenden Zeugen am Schlusse aufzeichnen lassen Quorum nomina hec sunt Arnoldus Moguntinus archiepiscopus Fredericus Coloniensis archiepiscopus Gevehardus Werzeburgensis episcopus Hermannus Vardensis episcopus Cuonradus Augustensis episcopus Everardus Bavenbergensis episcopus Fredericus dux Suevorum Herimannus marchio Veronensis Tidericus marchio de Lusiz et frater eius Heinricus Ihre Namen sind Arnold Erzbischof von Mainz Friedrich Erzbischof von Koln Gebhard Bischof von Wurzburg Hermann Bischof von Verden Konrad Bischof von Augsburg Eberhard Bischof von Bamberg Friedrich Herzog von Schwaben Hermann Markgraf von Verona Dietrich Markgraf von der Lausitz und sein Bruder Heinrich Signum domni Frederici Romanorum imperatoris invictissimi M Zeichen des Herrn Friedrich des unbesiegten Kaisers der Romer Monogramm Ego Reinaldus cancellarius vice domini Moguntini archiepiscopi et archicancellarii recognovi Ich Rainald Kanzler habe an Stelle des Herrn Erzbischofs von Mainz und Erzkanzlers nachgepruft Datum Auguste XVIII kal endas iulii anno dominice incarnationis MCLVIII indictione VIa regnante Friderico Romanorum imperatore augusto anno regni eius VIIo imperii vero III Amen Gegeben zu Augsburg am 14 Juni im 1158 Jahr nach Christi Geburt in der 6 Indiktion unter der Regierung Friedrichs des erhabenen Kaisers der Romer im 7 Jahr seiner Herrschaft als Konig im 3 als Kaiser Amen Quelle BearbeitenHeinrich Appelt Hrsg D F I 218 vom 14 Juni 1158 In Monumenta Germaniae Historica Die Urkunden der deutschen Konige und Kaiser Bd 10 Teil 1 Die Urkunden Friedrichs I 1152 1158 Hahn Hannover 1975 S 363 365 Digitalisat der lateinischen Urkundentranskription mit kurzer deutscher Einfuhrung Literatur BearbeitenAlbrecht Liess Bearb Aus 1200 Jahren Das Bayerische Hauptstaatsarchiv zeigt seine Schatze Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns Bd 11 3 Auflage Neustadt an der Aisch 1986 S 66 67 Richard Bauer Geschichte Munchens Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 51028 0 S 15 23 Vorschau bei Google Bucher Forum Munichen Die kaiserliche Bestatigung der Munchner Marktgrundung 14 Juni 1158 Kleine Ausstellungen Staatliche Archive Bayerns Bd 31 Munchen 2008 Landeshauptstadt Munchen Hrsg Munchen wie geplant Digitale Ausgabe des Katalogs zur Ausstellung im Munchner Stadtmuseum vom 6 Mai 2004 bis 17 Februar 2008 Munchen November 2008 S 20 Lorenz Maier Vom Markt zur Stadt Herrschaftsinhaber und Fuhrungsschichten 1158 bis 1294 In Richard Bauer Hrsg Geschichte der Stadt Munchen Beck Munchen 1992 ISBN 3 406 35946 9 S 13 60 hier S 13 28 Helmuth Stahleder Herzogs und Burgerstadt Die Jahre 1157 1505 In Richard Bauer Stadtarchiv Munchen Hrsg Chronik der Stadt Munchen Band 1 Dolling und Galitz Munchen 2005 ISBN 3 937904 10 7 S 7 f Wolfgang Till Thomas Weidner Hrsg Typisch Munchen Das Jubilaumsbuch des Munchner Stadtmuseums Edition Minerva Munchen 2008 ISBN 978 3 938832 34 9 S 20 24 Einzelnachweise Bearbeiten Helmuth Stahleder Herzogs und Burgerstadt Die Jahre 1157 1505 In Richard Bauer Stadtarchiv Munchen Hrsg Chronik der Stadt Munchen Band 1 Heinrich Hugendubel Verlag Munchen 1995 ISBN 3 88034 835 9 S 9 10 Reinhold Schaffer An der Wiege Munchens Pflaum Munchen 1950 S 72 75 Weblinks BearbeitenAugsburger Schied Urkundliche Ersterwahnung Munchens als hochauflosendes Digitalisat im Kulturportal bavarikon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augsburger Schied amp oldid 234616901