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Augendominanz Fachbegriff okulare Dominanz von lateinisch oculus Auge und dominus Herr bezeichnet den Umstand dass das retinale Abbild des einen Auges eines Lebewesens gegenuber dem retinalen Abbild des anderen Auges bevorzugt wird Beim Binokularsehen sind die Augen raumlich unterschiedlich positioniert dadurch unterscheiden sich ihre retinalen Abbilder die Netzhaute werden also von unterschiedlichen Lichtstrahlen getroffen Wenn sich die beiden retinalen Abbilder hinreichend ahnlich sind ansonsten kommt es zur binokularen Rivalitat kombiniert das Gehirn sie miteinander zu einem einheitlichen Bild indem die visuelle Information des nicht dominanten Auges auf die des dominanten Auges verschoben wird 1 2 Dieser Vorgang wird Fusion genannt 3 Inhaltsverzeichnis 1 Diagnose 2 Auswirkungen 3 Ursachen 4 QuellenDiagnose BearbeitenZur Feststellung der Augendominanz gibt es verschiedene Verfahren Bei vielen wird die Versuchsperson darum gebeten ein naheres Objekt wie den eigenen Daumen bei ausgestrecktem Arm und ein ferneres Objekt aufeinander abzustimmen also mit dem Daumen des entferntere Objekt abzudecken und dabei den Daumen zu fixieren Nun wird die Versuchsperson gebeten die Augen abwechselnd zu schliessen Schliesst sie das nicht dominante Auge verandert sich die Position des nahen Objektes des Daumens auf dem entfernteren Objekt nicht da die binokulare Wahrnehmung auf das dominante Auge abgestimmt ist Schliesst die Versuchsperson dagegen ihr dominantes Auge verandert sich die Position des Daumens scheinbar da die visuelle Information des nicht dominanten Auges nicht mehr an die des geschlossenen dominanten Auges angepasst werden kann Der Daumen scheint daher in Richtung des geschlossenen dominanten Auges zu springen Offnet die Versuchsperson ihr dominates Auge wieder scheint der Daumen auf das entfernter anvisierte Objekt zuruckzuspringen 4 Augendominanz kann unterschiedlich stark ausgepragt sein und richtet sich nicht zwangsweise danach mit welchem Auge man besser sieht Bei etwa zwei Dritteln der Menschen dominiert das rechte Auge 5 6 7 Welches Auge dominiert variiert anscheinend jedoch auch mit der Blickrichtung wahrend des Tests 8 9 das entscheidende Kriterium ist dabei anscheinend auf welcher der beiden Netzhaute das Abbild des betrachteten Objekts grosser ist 10 Bei Personen mit dem Williams Beuren Syndrom das durch einen Gendefekt ausgelost wird und unter anderem zu Fehlsichtigkeit fuhren kann ist anscheinend das linke Auge haufiger dominant als das rechte 11 Moglicherweise ist auch bei Migrane Patienten das linke Auge haufiger dominant die experimentellen Befunde sind hier noch nicht schlussig 12 Bei Amblyopie einer durch Entwicklungsstorung im Kindesalter hervorgerufenen dauerhaften Sehschwache eines Auges dominiert das funktionstuchtigere Auge 13 Bei anisometropher Kurzsichtigkeit d h wenn die Sehstarke der Augen sich deutlich unterscheidet dominiert hingegen das kurzsichtigere Auge 14 15 Auswirkungen BearbeitenDas dominante Auge scheint bei der visuellen Wahrnehmung eine vorherrschende Rolle einzunehmen so ist es beispielsweise nicht nur schneller bei Suchaufgaben sondern scheint sogar vom untergeordneten Auge gelieferte Eindrucke zu unterdrucken 16 Beeintrachtigungen der Sehkraft des dominanten Auges werden sehr viel deutlicher wahrgenommen als Beeintrachtigungen des untergeordneten Auges Dies beeinflusst die Behandlungsmethoden der Kataraktchirurgie und der refraktiven Chirurgie sowie die Anpassung von Kontaktlinsen Um befriedigende Resultate zu erzielen muss die Sehkraft des dominanten Auges moglichst umfassend wieder hergestellt werden Einschrankungen beim untergeordneten Auge hingegen sind eher verkraftbar Liegen dominantes Auge und dominante Hand auf verschiedenen Korperseiten so spricht man von Kreuzdominanz Studien legen nahe dass Kreuzdominanz positive Auswirkungen auf das Zielen hat z B beim Wurfscheibenschiessen und beim Golf 17 Linksseitige und wechselseitige Augendominanz stehen gemeinsam mit Linksseitigkeit im Allgemeinen im Verdacht Lernschwierigkeiten zu verursachen oder zu begunstigen 18 Bei Messungen der Blickbewegungen mit der Blickbewegungsregistrierung muss die Anlage besonders auf das dominante Auge kalibriert werden um zuverlassige Ergebnisse zu liefern Ursachen BearbeitenAls Ursache der Augendominanz wird wie auch bei Rechts oder Linkshandigkeit die Dominanz einer Hirnhemisphare angenommen In der Entwicklungsphase des Sehsinns entstehen im visuellen Cortex dem Gehirnareal in dem visuelle Eindrucke verarbeitet werden sogenannte Augendominanzsaulen englisch ocular dominance columns ODC Diese saulenformigen Verbunde von Neuronen die sich am freigelegten Gehirn als streifenformiges Muster ausmachen lassen schliessen sich entweder an ein Axon des rechten oder linken Auges an und erstrecken sich uber mehrere Neuronenschichten Normalerweise sind die Augendominanzsaulen etwa gleichmassig auf beide Augen verteilt ist jedoch wahrend der Entwicklungsphase ein Auge funktionsuntuchtig so wachsen nur die Saulen des anderen Auges und nehmen den visuellen Cortex fur sich ein 19 Vermutlich ist die Ausbildung der Augendominanzsaulen fur die Augendominanz verantwortlich das binokulare Sehen und die Tiefenwahrnehmung Quellen Bearbeiten Bear M F Connors B W Paradiso M A 2009 Neurowissenschaften 3 Auflage Heidelberg Spektrum Kapitel 9 und 10 Goldstein E B 2000 Wahrnehmungspsychologie Heidelberg Spektrum ISBN 978 3827401892 Herbert Kaufmann Strabismus 4 grundlegend uberarbeitete und erweiterte Auflage unter Mitarbeit von W de Decker u a Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 2012 ISBN 3 13 129724 7 F Valle Inclan et al A new method to assess eye dominance In Psicologica 2008 29 55 64 B D Chaurasia B B Mathur Eyedness In Acta Anatomica 1976 96 2 301 5 PMID 970109 M R Reiss Ocular dominance some family data In Laterality 1997 2 1 7 16 PMID 15513049 W H Ehrenstein B E Arnold Schulz Gahmen W Jaschinski Eye preference within the context of binocular functions In 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gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www pponline co uk U Hohl Brunner Buchstabensuppe und Zahlensalat Wie die Augendominanz unser Lernen beeinflusst VAK Verlags GmbH Auflage 1 Sep 2003 ISBN 3935767315 D H Hubel T N Wiesel Receptive fields of single neurones in the cat s striate cortex In The Journal of Physiology 1959 Oct 148 574 91 PMID 14403679 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augendominanz amp oldid 230771095