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Die Arisierung in Norwegen bezeichnet den Prozess der Ausschaltung der Juden aus dem wirtschaftlichen Leben in Norwegen wahrend der deutschen Besatzung ab 1940 Dabei wurden den Juden die Arbeitsmoglichkeiten und ihre Vermogen entzogen Norwegischer Pass mit dem J Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Ereignisse 3 Restitution 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenJahre vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden in Deutschland anhand von Zeitschriften und heimlich eingeholter Informationen von Kreditauskunfteien und norwegischen Nationalsozialisten Listen uber Unternehmen in Norwegen angelegt Darin wurde festgehalten ob ein Unternehmen ganz oder teilweise in judischem Besitz war und wie stark die judische und die arische Belegschaft war 1 Als Deutschland Norwegen am 9 April 1940 uberfiel lebten etwa 2100 Juden in Norwegen die teilweise zuvor vor den Nationalsozialisten nach Norwegen geflohen oder norwegischer Nationalitat waren Unter deutscher Besatzung wurde eine nationalsozialistische Kollaborationsregierung unter Vidkun Quisling und dem deutschen Reichskommissar fur die besetzten norwegischen Gebiete Josef Terboven eingerichtet Diese ging zunachst nicht offen gegen Juden vor da das primare deutsche Interesse in der industriellen Kriegsproduktion und den Fischereierzeugnissen lag Die Judenverfolgung unterteilte sich in drei Phasen 2 Bis Januar 1942 kam es in einer unentschlossenen Phase nur zu Informationssammlung und Einzelaktionen untergeordneter Stellen Von Januar 1942 bis Oktober 1942 wurden entschiedene Vorbereitungen fur ein radikales Vorgehen getroffen Von Oktober 1942 bis Februar 1943 wurden die Deportationen und die Arisierung des Vermogens in rasch folgenden systematischen Schritten durch norwegische und deutsche Krafte durchgefuhrt Ein Judenstern wurde anders als in den sonstigen besetzten westeuropaischen Landern nicht eingefuhrt Ereignisse Bearbeiten nbsp Zweisprachiges Schild Judisches UnternehmenAm 10 Mai 1940 befahl Kriminalkommissar Wilhelm Esser der Polizei von Oslo die Radiogerate der judischen Norweger zu beschlagnahmen 3 Dabei verschaffte sich die Besatzungsbehorde einen ersten Uberblick auf die judischen Bevolkerung 4 genauere Zahlen und grobe Schatzungen des Judenkapitals wurden im Juni 1941 zusammengestellt 5 Im Fruhling wurden einige Geschafte und Buros in Kristiansand Moss und Fredrikstad mit zweisprachigen Schildern als judisch gekennzeichnet Nach Protesten aus der Bevolkerung wurden die Schilder wieder entfernt 6 Am 21 April 1941 wurde die Synagoge in Trondheim von deutschen Truppen besetzt und von da an zur Unterbringung durchziehender Truppen genutzt Als der lokale antisemitische Gestapo Kommandeur Gerhard Flesch im Herbst 1941 von Bergen nach Trondheim versetzt worden war liess er dort judische Geschafte beschlagnahmen und einige Eigentumer verhaften die ins Strafgefangenenlager Falstad gebracht wurden In Oslo kam es aufgrund von antisemitischer Propaganda zu Schmierereien an Schaufenstern 7 Im Herbst 1941 forderte der Justizminister Sverre Riisnaes von den lokalen Behorden eine Auflistung allen judischen Grundbesitzes an und verfugte ein Zulassungsverbot fur judische Rechtsanwalte 8 und die Entlassung von judischen Angestellten aus dem offentlichen Dienst 9 Am 10 Oktober 1941 wurde die Polizei vom Leiter der deutschen Sicherheitspolizei angewiesen die Ausweise von Juden mit einem roten J zu kennzeichnen 10 dieses wurde zum 1 Marz 1942 verpflichtend eingefuhrt 11 Als am 22 Oktober 1942 ein norwegischer NS Milizionar der Hird getotet wurde und eine Gruppe von Juden nach Schweden fliehen wollte wurde am nachsten Tag der 39 des Strafgesetzes auf Juden ausgeweitet Die lokalen Polizeikrafte erhielten am 25 Oktober den Befehl alle mannlichen Juden ab 15 Jahren am Folgetag zu verhaften und das Vermogen einzuziehen 12 Bei der Beschlagnahmung war insbesondere auf Wertpapiere Beteiligungen Juwelen und Geld zu achten Bankkonten wurden gesperrt und Schliessfacher geleert Fur die Unternehmen der Inhaftierten oder Gefluchteten wurden arische Verwalter bestellt und einem norwegischen Liquidationsburo unterstellt Damit wollte die norwegische Regierung verhindern dass das Vermogen von den Deutschen beschlagnahmt werden konnte Diese hatten zuvor in Nordnorwegen seit 1941 eine solche Verwaltungsstelle eingefuhrt Am 26 Oktober 1942 wurde nachtraglich ein Gesetz verabschiedet das das norwegische Vorgehen legalisierte Gold Silber Juwelen und Uhren mussten trotzdem an die Deutschen ausgehandigt werden Einiges Vermogen konnten norwegische Freunde von Inhaftierten oder Gefluchteten vor dem staatlichen Zugriff retten worauf Haftstrafen von 6 Jahren drohten 13 Das Norwegische Buro fur die Liquidierung judischen Vermogens verkaufte einen Teil davon relativ billig an Angehorige der norwegischen NS Bewegung Bis zum Kriegsende war die Liquidation noch nicht beendet 14 Restitution BearbeitenNach dem Krieg hatten alle Norweger denen Eigentum entzogen worden war gleiche Entschadigungsrechte gegen den norwegischen Staat Aufgrund der knappen Finanzen wurden progressive Abschlage auf den Vermogenswert vorgenommen und eine Wiederaufbaukomponente belastete Familien die Angehorige verloren hatten weil diese nicht mehr am Wiederaufbau mitarbeiten wurden Dies belastete insbesondere die judischen Uberlebenden die auch grosse Schwierigkeiten hatten den Tod ihrer Angehorigen und die Erbfolge nachzuweisen Die Erstattungen zogen sich so bis 1987 hin der Gesamtaufwand war dabei hoher als die Gesamterstattung Im Marz 1996 wurde vom Justizministerium ein Ausschuss eingesetzt der die Angelegenheit uberprufte Wahrend sich die Mehrheit von funf Mitgliedern im Abschlussbericht vom Juni 1997 mit der Prufung der Buchhaltungsunterlagen zufrieden gab wurde durch die Psychologin Berit Reisel und den Historiker Bjarte Bruland ein Minderheitenvotum abgegeben Aufgrund dieses Votums fuhrte die Regierung unter Premierminister Torbjorn Jagland eine weitere umfangreiche Entschadigung in Hohe von 450 Millionen Norwegischen Kronen durch und entschuldigte sich offiziell bei der judischen Gemeinde Das gewahlte Verfahren diente in anderen europaischen Landern als Modell und die norwegische Regierung erhielt 1999 den Raoul Wallenberg Preis 15 Literatur BearbeitenBjarte Bruland Holocaust in Norwegen Registrierung Deportation Vernichtung aus dem Norwegischen von Jochen Pohlandt Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2019 ISBN 978 3 525 31077 9 Bjarte Bruland Norway s Role in the Holocaust In The Routledge History of the Holocaust Hrsg Jonathan C Friedman Routledge 2011 ISBN 978 0 415 77956 2 S 232 ff Bjorn Fure Antisemitism in Norway Background Paper Juni 2003 Oskar Mendelsohn The Persecution of the Norwegian Jews in WW II Norges Hjemmefrontmuseum ISBN 82 91107 00 9 Einzelnachweise Bearbeiten Oskar Mendelsohn The Persecution of the Norwegian Jews in WW II S 6 Bjarte Bruland Norway s Role in the Holocaust S 232 ff The Holocaust Encyclopedia Hrsg Walter Laqueur Yale University Press 2001 ISBN 978 0 300 08432 0 S 449 Katja Happe Michael Mayer Maja Peers Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 5 West und Nordeuropa 1940 Juni 1942 Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58682 4 S 27 Dokument VEJ 5 9 in Katja Happe Michael Mayer Maja Peers Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band 5 West und Nordeuropa 1940 Juni 1942 Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58682 4 S 105 107 Oskar Mendelsohn The Persecution of the Norwegian Jews in WW II S 6 Oskar Mendelsohn The Persecution of the Norwegian Jews in WW II S 10 Dokument VEJ 5 12 in Katja Happe Michael Mayer Maja Peers Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Quellensammlung Band 5 West und Nordeuropa 1940 Juni 1942 Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58682 4 S 110 Oskar Mendelsohn The Persecution of the Norwegian Jews in WW II S 11 The Holocaust Encyclopedia S 449 Dokument VEJ 6 14 in Katja Happe Michael Mayer Maja Peers Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band 5 West und Nordeuropa 1940 Juni 1942 Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58682 4 S 113 Dokument VEJ 5 20 in Katja Happe Michael Mayer Maja Peers Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band 5 West und Nordeuropa 1940 Juni 1942 Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58682 4 S 122 Dokument VEJ 12 31 in Katja Happe u a Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 12 West und Nordeuropa Juni 1942 1945 Munchen 2015 ISBN 978 3 486 71843 0 S 186f Oskar Mendelsohn The Persecution of the Norwegian Jews in WW II S 15 f Bjarte Bruland Norway s Role in the Holocaust S 241 Bjorn Fure Antisemitism in Norway Background Paper Juni 2003 S 9 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arisierung in Norwegen amp oldid 231219042