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Antiarrhythmikum ist ein Oberbegriff fur Arzneistoffe die zur Behandlung von Herzrhythmusstorungen eingesetzt werden konnen Traditionell werden Antiarrhythmika nach ihren elektrophysiologischen Wirkungsmechanismen in vier Klassen I bis IV nach Vaughan Williams 1 eingeteilt Der Nutzen dieser Klassifikation ist vielfach in Frage gestellt worden weil einige Antiarrhythmika Eigenschaften mehrerer Klassen aufweisen Beispielsweise blockiert Sotalol neben Kaliumkanalen auch Betarezeptoren Amiodaron und Dronedaron haben Wirkeigenschaften aller Klassen Daneben gibt es Antiarrhythmika die sich in keine der Klassen einordnen lassen Bemerkenswert ist dass jedes Antiarrhythmikum auch ein proarrhythmisches Potential hat d h Herzrhythmusstorungen auslosen kann Insbesondere die Kombination mehrerer Antiarrhythmika kann somit problematisch sein Inhaltsverzeichnis 1 Einteilung der Antiarrhythmika 1 1 Klasse I Natriumkanalblocker 1 1 1 Klasse IA chinidinartig 1 1 2 Klasse IB lidocainartig 1 1 3 Klasse IC Mischtyp 1 2 Klasse II Betablocker 1 3 Klasse III Kaliumkanalblocker 1 4 Klasse IV Calciumkanalblocker 1 5 Weitere Antiarrhythmika 1 5 1 Adenosin 1 5 2 Digitalisglykoside 1 5 3 Parasympatholytika 1 5 4 Sympathomimetika 1 5 5 If Kanal Blocker 1 5 6 Magnesium 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseEinteilung der Antiarrhythmika BearbeitenDie gebrauchliche Klassifizierung wurde vom britischen Pharmakologen E M Vaughan Williams 1918 2016 vorgeschlagen 1 Klasse I Natriumkanalblocker Bearbeiten Die Klasse I Antiarrhythmika binden an einen spannungsabhangigen Natriumkanal welcher fur die Depolarisation des Aktionspotentials verantwortlich ist Je nach Affinitat und Dissoziationsgeschwindigkeit zum Kanal findet eine weitere Unterteilung in drei Subklassen statt Nachdem in der 1991 veroffentlichten CAST Studie eine erhohte Sterblichkeit im Vergleich zu Placebo nachgewiesen wurde 2 werden Klasse I Antiarrhythmika mit Ausnahme von Ajmalin Flecainid und Propafenon heute so gut wie nicht mehr verwendet Klasse IA chinidinartig Bearbeiten Antiarrhythmika der Klasse IA bewirken eine Verlangsamung der Depolarisationsgeschwindigkeit durch Blockade der Natriumkanale sowie eine Verlangerung der Repolarisationsdauer durch Blockade von Kaliumkanalen und fuhren so zu einer Verlangerung des Aktionspotentials Siehe auch QT Syndrom Wirkstoffe Chinidin Procainamid Disopyramid Ajmalin Prajmalin und Ajmalicin Klasse IB lidocainartig Bearbeiten Antiarrhythmika der Klasse IB bewirken die Verkurzung des Aktionspotentials Wirkstoffe Lidocain Mexiletin Phenytoin und Tocainid Klasse IC Mischtyp Bearbeiten Antiarrhythmika der Klasse IC bewirken eine ausgepragte Verlangsamung der Depolarisationsgeschwindigkeit ohne Wirkung auf die Dauer des Aktionspotentials Wirkstoffe Flecainid Propafenon Aprindin und Moricizin 3 Klasse II Betablocker Bearbeiten Betablocker senken uber die Blockade der b1 Adrenozeptoren am Herzmuskel die Sinusfrequenz negativ chronotrop verlangsamen die AV Uberleitung negativ dromotrop und vermindern die myokardiale Erregbarkeit negativ bathmotrop Wirkstoffe Propranolol Metoprolol Atenolol Bisoprolol Nebivolol u v a m Klasse III Kaliumkanalblocker Bearbeiten Kaliumkanalblocker verlangsamen die Repolarisation und verlangern damit das Aktionspotential Wirkstoffe Amiodaron Bretylium Dofetilid Dronedaron Ibutilid Sotalol Vernakalant Klasse IV Calciumkanalblocker Bearbeiten Calciumkanalblocker vom Phenylalkylamintyp bzw Benzothiazepintyp senken uber Blockade von Calciumkanalen vom L Typ die Herzfrequenz und verzogern die AV Uberleitung Wirkstoffe Verapamil Diltiazem Gallopamil Flunarizin und Diprafenon Weitere Antiarrhythmika Bearbeiten Adenosin Bearbeiten Adenosin fuhrt nach Bindung am A1 Adenosinrezeptor uber die Aktivierung eines Gi modulierten Kaliumkanals zur kurzfristigen wenige Sekunden anhaltenden Blockade der AV Uberleitung Das Medikament wird zur Diagnostik und Akuttherapie von Herzrhythmusstorungen angewendet an deren Verursachung der AV Knoten beteiligt ist Digitalisglykoside Bearbeiten Digitalisglykoside fuhren uber die Hemmung der myokardialen Natrium Kalium ATPase zu einer positiv inotropen auch zu einer negativ dromotropen Wirkung und verringern damit die Herzfrequenz Verwendet wird es zum Bremsen von schnell ubergeleitetem Vorhofflimmern Wirkstoffe Digoxin Digitoxin Parasympatholytika Bearbeiten Parasympatholytika verhindern durch die Blockade muskarinerger M2 und M4 Rezeptoren die Offnung von Kaliumkanalen positiv chronotrope und dromotrope Wirkung Wirkstoffe Atropin Ipratropiumbromid Sympathomimetika Bearbeiten Sympathomimetika wirken durch die Aktivierung myokardialer Beta1 Adrenozeptoren positiv chronotrop dromotrop und bathmotrop Wirkstoffe Adrenalin Noradrenalin Orciprenalin u v a m If Kanal Blocker Bearbeiten Als einziger Vertreter dieser Gruppe senkt Ivabradin die Herzfrequenz isoliert am Sinusknoten uber die spezifische Hemmung des If Kanals Magnesium Bearbeiten Magnesium ist ein naturlicher Bestandteil des Korpers Magnesiummangel kann Herzrhythmusstorungen begunstigen Aber auch unabhangig von einer Mangelsituation kann eine Magnesiumgabe bestimmte Rhythmusstorungen behandeln Es ist Mittel der Wahl fur Torsade de pointes Tachykardien und ist ebenfalls indiziert bei digitalisinduzierten Herzrhythmusstorungen und bei multifokalen atrialen Tachykardien 4 Fur eine optimale Bioverfugbarkeit wird organisch gebundenes Magnesium wie z B Magnesiumcitrat bzw Trimagnesiumdicitrat als Pulver oder Pulverkapseln in Reinform empfohlen 5 Literatur BearbeitenReinhard Larsen Anasthesie und Intensivmedizin in Herz Thorax und Gefasschirurgie 1 Auflage 1986 5 Auflage Springer Berlin Heidelberg New York u a 1999 ISBN 3 540 65024 5 S 71 77 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Antiarrhythmikum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b Vaughan Williams EM Classification of anti arrhythmic drugs In Symposium on Cardiac Arrhythmias Sandfte E Flensted Jensen E Olesen KH eds Sweden AB ASTRA Sodertalje 1970 449 472 Echt DS Liebson PR Mitchell LB et al Mortality and morbidity in patients receiving encainide flecainide or placebo The Cardiac Arrhythmia Suppression Trial In N Engl J Med 324 Jahrgang Nr 12 Marz 1991 S 781 8 PMID 1900101 Aktories U Forstermann F B Hofmann K Starke Repetitorium Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2 Auflage S 163 Lewalter Luderitz Herzrhythmusstorungen Diagnostik und Therapie 6 Auflage 2010 Lindberg J S Zobitz M M Poindexter J R Pak C Y Magnesium bioavailability from magnesium citrate and magnesium oxide Journal of the American College of Nutrition 9 1 1990 S 48 55 PMID 2407766 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antiarrhythmikum amp oldid 214488660