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Die Ansicht von Delft ist eine Stadtansicht von Jan Vermeer die seine Heimatstadt Delft zeigt Das 96 5 Zentimeter hohe und 115 7 Zentimeter breite Olgemalde entstand 1660 1661 Heute hangt es im Mauritshuis in Den Haag Das Gemalde ist eines von nur zwei erhalten gebliebenen Bildern im Werk von Vermeer die eine Aussenansicht zeigen Das andere ist die wesentlich kleinere 1657 1658 entstandene Strasse in Delft Ansicht von DelftJan Vermeer 1660 1661Ol auf Leinwand96 5 115 7 cmMauritshuisVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Provenienz 3 Rezeption bei Proust 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBildbeschreibung BearbeitenDas Bild zeigt eine Ansicht der Stadt Delft von einem erhohten Standpunkt aus mit dem Fluss Schie im Vordergrund Am unteren linken Bildrand befindet sich ein dreieckiger Uferstreifen der sich uber etwa drei Viertel des Randes erstreckt Die Flache des Himmels nimmt etwa die Halfte der Bildhohe ein Die beiden Turmspitzen in der Bildmitte erreichen genau die halbe Hohe des Bildes Die Lichtverhaltnisse verandern sich vom Vorder zum Hintergrund Wahrend die vorderen Hauser im Schatten liegen befinden sich die hinteren im Sonnenlicht Die architektonischen Elemente sind parallel zum Bildrand angeordnet Ihre Abbildung ist nicht streng realitatsgetreu So hat Vermeer kleine Veranderungen an den Dachern vorgenommen sowie die Silhouette der Stadt vereinfacht und in die Breite gezogen so dass der Eindruck eines kompakten Frieses entsteht Am rechten Bildrand befindet sich das Rotterdam Tor Hinter der Brucke links vom Tor ist das Arsenal zu sehen links der Brucke das Schiedam Tor In der Nahe des linken Bildrandes sind zwei Turme zu erkennen Der grossere gehort zur Oude Kerk der kleinere zur Brauerei De Papegaai Der Kirchturm der sich in der Bildmitte leicht nach rechts versetzt befindet gehort zur Nieuwe Kerk da in ihm keine Kirchenglocken hangen muss das Gemalde zwischen Mai 1660 und Herbst 1661 entstanden sein Der Turm ist hell vom Sonnenlicht angestrahlt was vermutlich ein politisches Statement Jan Vermeers darstellt da sich in der Kirche seit 1622 das Grabmal des 1584 bei einem Attentat in Delft gestorbenen Wilhelm I von Oranien befindet der als Held des Widerstandes gegen Spanien galt 1 Das langgestreckte rote Dach am linken Bildrand ist der Sitz der Niederlandischen Ostindien Kompanie 2 Im Vordergrund befindet sich ein Ausschnitt des dreieckigen Hafenbeckens mit an den Kais festgemachten von Pferden gezogenen Lastkahnen Karavellen und Busen die fur den Transport von Heringen verwendet wurden Die Wolken die vom Licht durchbrochen werden turmen sich auf und bilden somit einen Gegensatz zur horizontalen Ausrichtung der Stadt Vermeer verzichtet auf die in vielen Stadtansichten anzutreffenden in die Tiefe fuhrenden Strassen mit denen das Innenleben der Stadt zuganglich gemacht werden sollte Uberhaupt weist das Bild kaum Darstellung von Leben auf Nur am Ufer im Vordergrund stehen links eine vierkopfige Menschengruppe und etwas weiter rechts zwei Frauen Die Farbgebung der Ansicht von Delft wird von Braun und Ockertonen dominiert Zugleich nutzte Vermeer auch die Textur als gestalterisches Mittel So sind die im sonnigen Hintergrund gelegenen lachsfarbenen Dacher mit einer dicken welligen Farbe gemalt um die gewellten Dachziegelstrukturen zu verdeutlichen Die ziegelroten Dacher am linken Bildrand sind dagegen mit einer sandigen rauen Farbe gemalt 3 Auf die im Schatten liegenden Gebaude im Mittelgrund und die Schiffsrumpfe setzte Vermeer Farbtupfen um die Fugenstruktur und die Verkrustungen zu zeigen Auch die Wolken weisen eine grosse Vielfalt an Farbnuancen auf Moderne Kritiker heben vor allem die meteorologischen Beobachtungen Vermeers hervor und bezeichnen es deshalb als das erste impressionistische Gemalde Keine Ansicht sondern ein Sonnenstrahl auf die Stadt nach einem Gewitter tatsachlich beruht der Zauber des Bildes gerade auf dem Spiel der verschiedenartigen Lichter und Schatten 4 Umstritten ist ob Vermeer zur Anfertigung des Gemaldes eine Camera obscura benutzt hat Norbert Schneider 5 halt das fur moglich wahrend Karl Schutz es bestreitet 6 Provenienz BearbeitenEs ist nicht bekannt an wen Jan Vermeer die Ansicht von Delft verkaufte Moglicherweise befand sich das Bild aber im Besitz der Familie Van Ruijven Erstmals nachweisbar ist die Stadtansicht 1696 im Auktionskatalog der Sammlung des Delfter Buchdruckers Jacob Dissius als Bild Nr 32 die Stadt Delft in Perspektive vom Suden her gesehen das 200 Gulden erzielte 1 Im 18 Jahrhundert befand es sich im Besitz des Kaufmanns Willem Philip Kops Nach seinem Tod ging es in den Besitz seiner Ehefrau uber die es bei ihrem Tod 1820 ihrer Tochter Johanna Kops hinterliess Diese liess es 1822 versteigern 7 Der damalige Direktor des Mauritshuis Jonkheer Steengracht van Oostkapelle wies den Minister an es nicht zu ersteigern da es nicht ins Kabinett passen wurde Dagegen drangte der Direktor des Rijksmuseums Cornelius Apostool den Minister Konig Wilhelm I um Geld fur den Ankauf bitten Das Gemalde wurde dann 1822 von S J Stinstra aus Amsterdam fur 2900 Gulden an die hollandische Regierung verkauft 4 Der Konig liess es aber im Den Haager Mauritshuis ausstellen und nicht wie erwartet in Amsterdam Die Grunde fur diese Entscheidung sind nicht bekannt Es wird vermutet dass Wilhelm I das Gemalde einfach gefiel oder er die Darstellung der Nieuwe Kerk als Erinnerung an seine Ahnen empfand 7 Rezeption bei Proust BearbeitenMarcel Proust nannte die Ansicht von Delft das schonste Bild der Welt le plus beau tableau du monde 8 1921 besuchte Proust im Pariser Museum Jeu de Paume eine Ausstellung in der auch die Ansicht von Delft zu sehen war obwohl er krank war Auf der Treppe zur Ausstellung erlitt er einen Schwacheanfall Proust griff die Ansicht von Delft und den Schwacheanfall in seinem Monumentalwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit auf Im funften Teil des Romans Die Gefangene 1923 Fragment Der Tod von Bergotte wird die Romanfigur Bergotte durch eine Kritik auf ein gelbes Mauerstuck petit pan de mur jaune in der Ansicht von Delft aufmerksam gemacht und erleidet vor dem Gemalde einen todlichen Herzinfarkt 9 Dieses gelbe Mauerstuck ist jedoch auf dem Gemalde gar nicht zu finden moglicherweise hat Proust es erfunden 10 11 Literatur BearbeitenNorbert Schneider Vermeer Samtliche Gemalde Taschen Koln 2004 ISBN 3 8228 6377 7 Karl Schutz Vermeer Das vollstandige Werk Taschen 2022 ISBN 9783836566568 Arthur K Wheelock Jr Vermeer Aus dem Amerikanischen von Dieter Kuhaupt DuMont Literatur und Kunstverlag Koln 2003 ISBN 3 8321 7339 0 Epco Runia Peter van der Ploeg Vermeer in the Mauritshuis Waanders Publishers Zwolle 2005 ISBN 90 400 9073 4 Timothy Brook Vermeer s Hat The Seventeenth Century and the Dawn of the Global World Profile Books London 2009 ISBN 978 1 84668 120 2 Jorgen Wadum Vermeer illuminated conservation restoration and research a report on the restoration of the View of Delft and The girl with a pearl earring by Johannes Vermeer V K Den Haag 1995 ISBN 90 6611 034 1 Kees Kaldenbach Ein Flug uber die Ansicht von Delft Jan Vermeers Meisterwerk von 1660 als virtuelle Welt In Weltkunst Bd 69 1999 H 2 S 308 310 Anthony Bailey Vermeer a view of Delft Siedler Berlin 2002 ISBN 3 88680 745 2 Irene Netta Vermeer van Delft ein Maler und seine Stadt Prestel Munchen 2005 ISBN 3 7913 3352 6 Christiane Rambach Vermeer und die Scharfung der Sinne VDG Weimar 2007 ISBN 978 3 89739 570 1 S 141 161 Zugl Regensburg Univ Diss 2006 Cees Nooteboom Das Ratsel des Lichts Kunststucke Schirmer Mosel Munchen 2009 ISBN 978 3 8296 0428 4 S 16 20 Weblinks BearbeitenDie Ansicht von Delft auf des Website des Mauritshuis Kees Kaldenbach Umfangreicher Artikel zur Ansicht von Delft niederlandisch bzw englisch Dieter E Zimmer Auf der Suche nach dem gelben Mauerstuck Wie Marcel Proust bei Vermeer etwas sah das gar nicht da ist PDF 165 kB Ein Essay zur Rezeption der Ansicht von Delft durch Marcel Proust In SZ am Wochenende 24 Dezember 1996 abgerufen am 28 Marz 2020 deutsch Einzelnachweise Bearbeiten a b Norbert Schneider Vermeer Samtliche Gemalde Taschen Koln 2004 S 19 Brook S 15 DuMont Vermeer DuMont Literatur und Kunstverlag Koln 2003 S 94 a b Piero Bianconi Vermeer Gemeinschaftsausgabe Kunstkreis Luzern Buchclub Ex Libris Zurich 1967 S 89 Norbert Schneider Vermeer Samtliche Gemalde Taschen Koln 2004 S 19 und 22 Karl Schutz Vermeer The Complete Works Samtliche Gemalde Taschen 2015 ISBN 978 3836536417 S 65 a b Epco Runia Peter van der Ploeg Vermeer in the Mauritshuis Waanders Publishers Zwolle 2005 S 56 Autogrammbrief von Marcel Proust an Jean Louis Vaudoyer Abgerufen am 15 September 2021 franzosisch Pierre Ancery Vermeer au Jeu de Paume In RETRONEWS le site de la presse de la BnF 14 Marz 2017 abgerufen am 15 September 2021 franzosisch Rainer Moritz Ein kleines gelbes Mauerstuck In Die Welt 13 Marz 2010 welt de abgerufen am 28 Marz 2020 Dieter E Zimmer Auf der Suche nach dem gelben Mauerstuck Wie Marcel Proust bei Vermeer etwas sah das gar nicht da ist PDF 165 kB Ein Essay zur Rezeption der Ansicht von Delft durch Marcel Proust In SZ am Wochenende 24 Dezember 1996 abgerufen am 28 Marz 2020 deutsch Normdaten Werk GND 4440057 3 lobid OGND AKS LCCN no2003025989 VIAF 180478765 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ansicht von Delft amp oldid 232403727