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Anne Marguerite Petit du Noyer 12 Juni 1663 in Nimes Mai 1719 in Voorburg war eine europaweit beruhmte Journalistin die besonders mit ihrer Berichterstattung von diplomatischen Geschehnissen rund um den Spanischen Erbfolgekrieg und seine Friedensverhandlungen von sich reden machte 1686 heiratete sie Guillaume du Noyer 1701 konvertierte sie aus der katholischen Konfession zuruck in den calvinistischen Protestantismus ihre ursprungliche Konfession und musste daraufhin Frankreich verlassen Nach einem Aufenthalt in Genf zog sie nach Den Haag das Zentrum niederlandischer Aussenpolitik wo Voltaire sie 1713 besuchte Eine Reihe von Zeitzeugnissen sind mit Charakterisierungen uberliefert Zwischen Roman und offener Chronique Scandaleuse Die galante Correspondentz 1 2 Freyburg H Clement 1712 der Anne Marguerite Petit DuNoyer Inhaltsverzeichnis 1 Z C von Uffenbachs Notiz einer Begegnung in Den Haag 1710 2 Das der englischen Ausgabe ihrer Briefe 1716 mitgegebene Charakterbild 3 Quellenangaben 4 Sekundarliteratur 5 WeblinksZ C von Uffenbachs Notiz einer Begegnung in Den Haag 1710 BearbeitenEine zufallige Begegnung vom 27 Dezember 1710 mit ihr beschreibt Zacharias Conrad von Uffenbach im dritten Band seiner Merckwurdigen Reise Nachmittags waren wir in einigen Buchladen Den Haags in deren einem wir die durch ihre vielen Schriften bekannte Madame du Noyer gesehen und gesprochen Es ist eine alte kleine schwarze bezieht sich auf Augen und Komplexion und hessliche aber schwazhafte und artige Frau Sie schrieb in meiner Gegenwart in dem Buchladen einen sehr zierlich Franzosischen Brief an einen Gelehrten in Amsterdam den sie uns vorlase und mit meinem Pettschaft weil sie das ihrige nicht bey sich hatte besiegelte Wir mussten uns uber ihre Geschwindigkeit und artige Einfalle verwundern Sie defendirte darinnen einige Stellen in ihren Memoires so diesem Freunde unglaublich vorkommen waren auf eine sehr lebhafte Manier 1 Das der englischen Ausgabe ihrer Briefe 1716 mitgegebene Charakterbild BearbeitenDie englische Ausgabe ihrer Briefe Letters from a Lady at Paris to a Lady at Avignon vol 1 London W Mears J Browne 1716 bot einen skandalosen Lebenslauf hier im zweisprachigen Text mit aller gebotenen Zuruckhaltung bei der Faktenlage SHE is about 60 Years of age and has in her time made a considerable Figure in France where her Husband was concern d in managing the Publick Revenues in consequence of which he is now under Prosecution before theChamber of Justice What time this Lady left France may be gather d from her Writings Religion was what she pretended for so doing but her natural Inconstancy was the real Motive She went to Holland with two Daughters and Money enough to have supported her honourably if the desire of serving God in Spirit and in Truth had been the sole Cause of her Flight But her head continually running upon vast Undertakings and filled with I know not what Ideas of Grandeur she launch d out into such profuse Expence that instead of well settling her Daughters when they were marriagable she ruin d their Reputation and herself became a Prey to such as knew how to make Advantage of her weal side Her eldest Daughter who is called Eleonaora a fair complexion d beautiful Woman was very indifferently marry d and has since found means to return to her Father in Paris The youngest whom the Mother calls Pimpette instead ofOlympiaher true name is a brown lively Woman and has marry d a Footman who pretended to be aGerman Count She is still at theHaguewith her Mother as likewise a Daughter she has had by theSham Count who is at this time a perfect Vagabond and stroles about the Country for a livelyhood MadamDu Noyer notwithstanding the ill Posture of her Affairs and tho she is convinc d that all the World knows the truth of the Story will have er Daughter to be call d after her Husband s name theCountess of Winterfeld and whenever she speaks of that Daughter absent or present she always intitles herMadam la Comtesse MadamDu Noyer not knowing how otherwise to subsist is reduced to write two Papers weekly which she calls the Quintessence of News this is worth 300 Florins Dutch per Ann which are paid duly by the Bookseller And as she is very liberal of her Elogiums this Paper gave her an Opportunity during the Congress of Utrecht to offer her Compliments to all the Ambassadors and their Ladies round was a considerable advantage to her Of all her former Estate she has nothing left but about 60l per Ann the rent of two Houses the one in the Town and the other in the Country She however has shewed her self very little concerned at all these Crosses of Fortune And indeed as she herself is the only Cause of them she would be very much in the wrong to let them sower her Temper She has on the contrary rather chose to laugh it off and has given so witty so ingenious an Account of her Adventures that it is impossible to read them without being very much moved in her behalf There are in her Miscellaneous Works some exquisite Things and many pieces of History which one is so well pleased with being informed of that one cannot help to favouring her with our good Wishes for having collected them Her Letters are writ in so easy and so natural a Style that we pass on from one to t other without being in the least tired with what we read To conclude when we look into her Memoirs she there seems to justifie herself so fully that unless one knew her ne cou d not help pitying her Condition This shews that she is a Lady of a superiour Genius let her use it ill or well Her Manners are easie her Conversation agreeable and entertaining and whatsoever Subject she talks upon she always manages it with abundance of Justness Her Person is not answerable to her Wit she has formerly been tolerably handsome and tho low of Stature and but indifferently shaped had nothing disagreeable in her but at present she is almost frightfully Ugly being grown prodigiously Fat and extremely Swarthy However the Writings she has obliged the World with ought to make amends for any thing that is amiss either in her Person or in her Conduct 2 Sie ist etwa sechzig und machte zu ihrer Zeit eine ziemliche Figur in Frankreich wo ihr Ehemann damit betraut war die offentlichen Einnahmen zu verwalten eine Aufgabe die ihm nun die Strafverfolgung der Justizkammer einbrachte Wann diese Dame Frankreich verliess kann ihren Schriften entnommen werden Sie gab religiose Grunde dafur vor ihr wahres Motiv war jedoch ihre Unbestandigkeit Sie begab sich nach Holland mit zwei Tochtern und Geld genug um sich anstandig zu situieren ware denn der Wunsch Gott in Geist und Wahrheit zu dienen der einzige Grund ihrer Flucht gewesen Nachdem ihr Kopf aber auf grosse Unternehmungen ausgerichtet war gefullt mit ich weiss nicht was fur Ideen von Glanz riskierte sie eine solche Verschwendung dass sie statt ihre Tochter gut an den Mann zu bringen so lange sie im heiratsfahigen Ater waren deren Ruf ruinierte und selbst zum Opfer derer wurde die es verstanden ihre schwachen Seiten auszunutzen Ihre alteste Tochter Eleonora eine schone Frau von hellem Teint fand sich hochst achtlos verheiratet und hat seitdem Wege gefunden zu ihrem Vater nach Paris zuruckzukehren Die jungste von ihrer Mutter Pimpette genannt statt Olympia wie sie eigentlich heisst ist eine lebhafte Frau von dunklerem Typ und heiratete einen Boten der vorgab ein deutscher Graf zu sein Sie halt sich noch immer in Den Haag auf und lebt zusammen mit einer Tochter bei ihrer Mutter Anm Pimpette stand im freundschaftlichen Briefwechsel mit Voltaire Der angebliche Graf und Vater des Kindes ist mittlerweile ein vollkommener Vagabund und verdient sich sein Leben auf Reisen durchs Land Madam Du Noyer besteht obwohl ihre Privatangelegenheiten kein vorteilhaftes Licht auf sie werfen und obwohl sie glaubt dass alle Welt ihr Schicksal kennt bei jeder Gelegenheit darauf dass man ihre Tochter unter dem Namen des Gatten mit Grafin von Winterfeld anspricht Wann immer sie selbst von ihr spricht ob in ihrer Ab oder Anwesenheit nie adressiert sie sie anders als Frau Grafin Nachdem sie nicht weiss wovon sie sonst leben sollte sieht Madam Du Noyer sich gezwungen zwei wochentliche Ausgaben eines Blattes zu fullen das sie die Quintessenz der Neuigkeiten nennt Das bringt ihr 300 niederlandische Gulden 120 Reichstaler pro Jahr ein die ihr vom Buchhandler punktlich ausgezahlt werden Da sie mit lobhudelnden Bemerkungen in ihrem Blatt nicht spart erhielt sie durch ihre Berichterstattung Zutritt zu den diplomatischen Kreisen die in Utrecht den Frieden aushandelten und Gelegenheit sich mit allen Botschaftern und deren Damen bekannt zu machen was sich als ziemlicher vorteilhaft erwies Von ihrem gesamten fruheren Besitz blieb ihr nicht mehr 60 Pfund pro Jahr bei englischen Pfund waren das 266 Reichstaler bei franzosischen 20 die Mieteinkunft aus zwei Hausern eins in der Stadt eines auf dem Land Sie hat sich jedoch von ihrem Ungluck wenig beruhrt gezeigt und in der Tat welchen Grund hatte sie dazu sich verbittert zu zeigen nachdem sie selbst die Urheberin ihrer Lage ist Ganz im Gegenteil entschied sie sich dazu uber ihr Schicksal zu lachen und gab einen derart geistreichen Bericht ihrer Abenteuer dass man diesen unmoglich lesen kann ohne ihr gewogen zu sein Ihre kleineren Arbeiten enthalten einige exquisite Dinge und viel Geschichte uber die man Dank ihr so gut informiert ist dass man nicht anders kann als ihr unsere Gluckwunsche dazu auszusprechen dass sie das alles sammelte Ihre Briefe sind in einem so glatten und naturlichen Stil geschrieben dass man sie durchgeht ohne von der Lekture im mindesten ermudet zu werden Schliesslich wenn wir in ihre Memoires sehen dann gelingt es ihr darin sich so sehr zu rechtfertigen dass man wusste man nicht mehr von ihr sie bedauern musste Das zeigt sie ist eine Dame von hoherem Genius uberlassen wir es ihr diesen zum Guten oder zum Schlechten zu benutzen Ihre Manieren sind umganglich ihre Konversation ist angenehm und unterhaltsam und woruber auch immer sie spricht gelingt es ihr immer das mit einem Uberfluss guten Urteils zu tun Ihre Ausseres korrespondiert wenig mit ihren Verstandesgaben Sie war fruher einigermassen hubsch und auch wenn sie klein von Statur und von unbesonderer Figur ist so hatte sie doch nichts Unangenehmes an sich Mittlerweile ist sie jedoch fast erschreckend hasslich nachdem sie unglaublich fett wurde und dazu eine dunkle Hautfarbe entwickelte Die Schriften die sie der Welt zu Fussen legte sollten allerdings alles wettmachen was ihre Person oder ihre Conduite vermissen lassen 3 Uber ihre Arbeiten hiess es im selben Zusammenhang die Autorin dieser Zeilen ist mit einiger Wahrscheinlichkeit die englische Skandalautorin Delarivier Manley die Seitenattacke auf Richard Steele lasst das vermuten they are full of those peculiar Beauties which reign in the best of the Fair Sex The Subjects they turn upon are the Loves and Intrigues of Persons of the first Quality in France and these not derived from common Fame and the general magazine of Scandal but from the Knowledge of one whose Interests and Pleasures lay mixt with theirs and who receiving the Facts from the Fountain Head gave them only the Advantage of a good Dress and conveyed them in an agreeable manner to the World If Secrets of this Nature must come abroad and somehow or other they will it is happy when they fall into the Hands of a witty and gallant Writer One Degree less of good Sense and good Nature makes a vast difference in the Relater of a Story and that which would please us very much if well told disgusts us at the first view of Rigour or Partiality For instance we have in theseLettersa very particular Account of Madam de Maintenon s Management of the late King of France and yet there is nothing that can give the least Offence in so nice a Subject The materials scatterd up and down in these Letters furnished SirRichard Steelewith two Guardians upon the Life and Conduct of that famous Lady But we may say without offence to that Gentleman that the Stories are much more natural and agreeable in the manner which this Lady has related them than in his Papers 4 sie sind erfasst von jenen besonderen Schonheiten die in den Besten ihrer Geschlechtsgenossinnen anzutreffen sind Ihre Themen sind die Liebe und Intrigen von Personen ersten Ranges in Frankreich doch sie schreibt dabei nicht dem gemeinen Ruhm verpflichtet aus dem allgemeinen Schatz der Skandale sondern mit dem Wissen einer Autorin die Interessen und die angenehmen Seiten des Lebens mit ihren Protagonisten teilt Was sie von der Quelle direkt schopft kleidet sie vorteilhaft um es in angenehmer Weise der Welt zu ubergeben Wenn Geheimnisse dieser Natur an die Offentlichkeit kommen mussen und auf die eine oder andere Weise werden sie es dann ist es ein Gluck wenn sie in die Hande eines geistreichen und galanten Autors gelangen Ob der der hier schreibt mit einem einzigen Grad weniger guten Urteils und guter Natur schreibt macht einen gewaltigen Unterschied und das was uns auf das beste befriedigt wenn es gut erzahlt ist erzeugt einen Ekel wenn es auch nur vom leisesten Anflug der Einseitigkeit erfasst ist Wir haben zum Beispiel in diesen Briefen einen sehr besonderen Bericht davon wie Madam de Maintenon mit dem jungst verstorbenen Konig von Frankreich umging und doch ist darin nichts das an dem so sensiblen Thema den geringsten Anstoss verursachen konnte Die Materialien die diese Briefe fullen beschaftigten auch Sir Richard Steele in zwei seiner Guardians die sich dem Leben und der Conduite dieser beruhmten Dame widmeten Aber wir konnen ohne diesen Herren beleidigen zu wollen sagen dass dieselben Geschichten weit angenehmer durch diese Autorin berichtet wurden als in seinen Seiten 3 Quellenangaben Bearbeiten Lit Uffenbach 1754 S 367 68 Letters from a Lady at Paris to a Lady at Avignon vol 1 London W Mears J Browne 1716 S 1 4 a b Ubersetzung Olaf Simons Letters from a Lady at Paris to a Lady at Avignon vol 1 London W Mears J Browne 1716 Blatt A2v A3rSekundarliteratur Bearbeiten Delarivier Manley An Account of Madam DuNoyer s Person and Writings in Anne Marguerite Petit Du Noyer Letters from a Lady at Paris to a Lady at Avignon Bd 1 2 Aufl London W Mears J Browne 1716 Zacharias Conrad von Uffenbach Merckwurdige Reisen Bd 3 postum veroffentlicht Ulm 1754 S 367 368 Regine Reynolds Cornell Fiction and reality in the Memoires of the notorious Anne Marguerite Petit DuNoyer Tubingen Narr 1999 ISBN 3 8233 5527 9 Olaf Simons Marteaus Europa oder Der Roman bevor er Literatur wurde Amsterdam Atlanta Rodopi 2001 S 642 ISBN 90 420 1226 9Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Anne Marguerite Petit Du Noyer im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 100115454 lobid OGND AKS LCCN n84042383 VIAF 51714959 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Du Noyer Anne Marguerite PetitALTERNATIVNAMEN Du Noyer Anne Marguerite PetitKURZBESCHREIBUNG franzosische JournalistinGEBURTSDATUM 12 Juni 1663GEBURTSORT NimesSTERBEDATUM Mai 1719STERBEORT Voorburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anne Marguerite Petit Du Noyer amp oldid 190414716