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Anna Nitschmann 24 November 1715 in Kunewald Mahren 21 Mai 1760 in Herrnhut gehorte der Herrnhuter Brudergemeine fur deren Organisation und Mission sie in leitender Funktion tatig war an Seit 1757 war sie die zweite Ehefrau von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf Anna Nitschmann Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Nachleben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnna Nitschmann wurde am 24 November 1715 in Kunewald im Kuhlandchen geboren Ihre Familie gehorte der Gemeinschaft der Bohmischen Bruder an die in ihrer Heimat durch die Gegenreformation verfolgt wurde Ihr Vater David Nitschmann und ihr altester Bruder Melchior wurden 1724 verhaftet weil sie wahrend einer Erweckungsbewegung ihrem Haus verbotene Versammlungen durchfuhrten Sie konnten aus dem Gefangnis fliehen Der Vater ging nach Herrnhut wo die pietistische Gutsherrin Henriette Catharina von Gersdorff bohmischen Glaubensfluchtlingen Zuflucht bot und holte 1725 Anna ihren Bruder Johann und ihre Mutter nach Melchior starb nach einer weiteren Verhaftung 1728 im Gefangnis nbsp Grab von Anna Nitschmann auf dem Herrnhuter GottesackerNach dem Tod seiner Grossmutter begann Zinzendorf 1726 die aus verschiedenen protestantischen Konfessionen zusammengesetzte bohmische Fluchtlingsgemeinde zu einer Gemeinschaft zusammenzufassen und ihr neue Lebensregeln zu geben nach der jedes Mitglied ein Amt in fur Frauen und Manner parallelen hierarchischen Organisationen zugewiesen bekam Das Bauernmadchen Anna Nitschmann erhielt eine gute Ausbildung und beschaftigte sich mit den Schriften von Mystikerinnen wie Hildegard von Bingen Mechthild von Magdeburg und Madame de Guyon Bereits mit vierzehn Jahren wurde Anna Nitschmann 1730 per Los zur Altestin der unverheirateten jungen Frauen gewahlt Zinzendorf den sie Papa nannte ermahnte sie die Wahl nicht anzunehmen aber Anna Nitschmann verwies darauf dass es Gottes Entscheidung durch das Los gewesen sei und sie die Wahl nicht ablehnen konne Nur wenige Wochen nach der Wahl grundete sie mit 17 anderen jungen Frauen eine Gruppe die sich Jesus durch eine Art mystische Ehe so fest verbunden wussten dass eine irdische Ehe zweitrangig wurde Auf diesem Jungfernbund baute der Ledigen Schwestern Chor mit klosterahnlicher Organisation eigenem Wohnhaus und Konzentration auf den diakonischen Dienst auf Viele dieser Frauen waren spater als Missionarinnen tatig Anna Nitschmann die im Ledigen Schwestern Chor eine Funktion ahnlich wie eine Abtissin innehatte wurde als selige Jungerin zum Vorbild fur die Frauen in Herrnhut Wie den anderen jungen Frauen wurde auch ihr in den 1730er Jahren ein durch Los zugeteilter Ehepartner vorgestellt Die erste vorgeschlagene Ehe lehnte sie ab weil sie dafur ihr Amt als Altestin hatte aufgeben mussen Mit dem zweiten ihr von der Gemeinde zugedachten Ehemann dem Missionar Johann Leonhard Dober der ebenfalls eine leitende Rolle in der Brudergemeine innehatte einigte sie sich im gegenseitigen Einverstandnis auf eine Ehe zu verzichten um frei von irdischen Verpflichtungen Jesus dienen zu konnen Sie selbst lebte seit 1734 als Erzieherin von Zinzensdorfs 1725 geborener altester Tochter Benigna in dessen Haushalt Dort kam sie nicht nur in Kontakt mit der adligen Lebensumwelt der Zinzendorfs sondern auch mit pietistischen Theologen wie Friedrich Christoph Oetinger und Friedrich Christoph Steinhofer mit denen sie zwischen 1735 und 1737 korrespondierte Als Zinzendorf 1736 aus Sachsen verbannt wurde und mit seinen Mitarbeitern auf Pilgerreise ging um neue Gemeinden zu grunden begleitete Anna Nitschmann ihn und unterstutzte den Aufbau neuer Gemeinden wie beispielsweise in Herrnhaag Im Jahre 1740 wurde sie mit ihrem Vater und ihrem Cousin nach Amerika gesandt um in Vorbereitung fur Zinzendorfs Reise unter den deutschsprachigen Siedlern zu wirken und Kontakte zu anderen protestantischen Kongregationen zu knupfen die sich im religios toleranten Pennsylvanien niedergelassen hatten Als Zinzendorf und seine Tochter ein Jahr spater eintrafen beherrschte sie bereits so gut Englisch dass sie ihnen als Ubersetzerin dienen konnte Im folgenden Jahr wirkte sie beim Aufbau der Gemeinschaften von Bethlehem Pennsylvania und Nazareth Pennsylvania mit und grundete zusammen mit Anna Margarethe Bechtel eine Madchenschule in Germantown Philadelphia Zwar war sie vor allem fur die Mission unter den Frauen der deutschen Auswanderer zustandig predigte aber auch vor englischsprachigen Gemeinschaften wie den Quakern und unternahm teils mit Zinzendorf und seiner Tochter teils allein Missionsreisen zu den indigenen Volkern Nach ihrer Ruckkehr nach Deutschland 1743 wurde sie zur Generalaltestin und damit zur verantwortlichen Leiterin aller Frauen der weltweiten Brudergemeine ernannt In den folgenden Jahren reiste sie deshalb viel durch Europa In Riga war sie wegen ihres Glaubens fur einige Tage inhaftiert Vermutlich war sie die 1745 den Titel Mutter der Kirche erhielt auch zur Priesterin oder sogar Bischofin ordiniert worden Zwar liegen daruber keine direkten Quellen vor es ist aber bekannt dass sie gleichberechtigt mit dem Bischof Zinzendorf ab 12 Mai 1758 die erste offiziell dokumentierte Ordination von Frauen leitete Zinzendorfs Beziehung zu Anna Nitschmann belastete dessen Frau Erdmuthe Dorothea von Zinzendorf die in Herrnhut zuruckblieb und insgesamt 12 Kinder bekam sehr Ein Jahr nach Erdmuthe Dorotheas Tod am 19 Juni 1756 willigte Anna Nitschmann in die Ehe mit Zinzendorf ein Sie wurden am 27 Juni 1757 in aller Stille von Leonhard Dober auf Schloss Schloss Berthelsdorf getraut Anna Nitschmann behielt ihren Namen und blieb im Haus der Ledigen Schwestern wohnen Erst im November 1758 gaben sie ihre Eheschliessung offiziell bekannt Nur anderthalb Jahre spater am 21 Mai 1760 starb Anna Nitschmann keine zwei Wochen nach dem Tod ihres Mannes Beide wurden neben Erdmuthe Dorothea von Zinzendorf auf dem Hutberg in Herrnhut beigesetzt Werke BearbeitenIn ihrer Funktion als Seelsorgerin der Madchen und Frauen verfasste Nitschmann zahlreiche Briefe Reden und Predigten die wie ihr Lebenslauf im Archiv in Herrnhut aufbewahrt werden anders als der Lebenslauf aber nicht gedruckt wurden Anna Nitschmann schrieb auch Lieder fur das Gesangbuch der Brudergemeine Die Ausgabe von 1741 enthielt 56 Lieder aus ihre Feder 1 Allerdings haben ihre Lieder anders als Lieder Zinzendorfs keinen Einzug in das landeskirchliche Gesangbuch gefunden Elf ihrer Lieder befinden sich aber noch in der Ausgabe des Gesangbuch der Brudergemeine von 1967 darunter Herr Jesu Christ mein Leben Nun hierzu sage Amen Die Nahe und Fern Verlobter KonigNachleben BearbeitenAnna Nitschmanns Stellung als fuhrende Frau der Brudergemeine wurde schon zu ihren Lebzeiten idealisiert Parallel zu dem Junger Zinzendorf wurde sie als die Jungerin bezeichnet und trug den Titel Mutter der Kirche In den Schwesterhausern der Herrnhuter Gemeinden auf der ganzen Welt hing ihr Portrat Die Ledigen Schwestern begingen jahrlich ihren Geburtstag Bereits zu ihrem 30 Geburtstag 1745 wurde ein Sammelbild gedruckt das in bunten Bildern ihr Leben vom Hirtenmadchen bis zur Predigerin und Missionarin darstellte 2 Auch als Predigerin genoss sie Anerkennung Doch nur wenige Jahre nach ihrem Tod beschnitten Zinzendorfs Nachfolger die Stellung der Frauen in der Brudergemeine aus Rucksicht auf die damalige Gesellschaft und die lutherische Kirche der sich die Brudergemeine zunehmend annaherte Die Frauenordination wurde bald wieder abgeschafft Auch Frauen die vorher in leitenden Stellungen gestanden hatten fanden sich auf die Rolle der Unterstutzerin ihres zugelosten Ehemannes reduziert Auch Anna Nitschmanns Andenken und zahlreiche ihrer Schriften fielen dieser Neuinterpretation der weiblichen Rolle zum Opfer Selbst ihre Grabinschrift enthalt nicht ihre Titel sondern nur die Mitteilung dass sie mit einem namentlich nicht genannten Ordinarius verheiratet gewesen sei Heute tragt das Altenpflegeheim in Herrnhut den Namen Anna Nitschmann Haus Literatur BearbeitenAnna Nitschmann Lebenslauf 1737 abgedruckt in Martin H Jung Hg Mein Herz brannte richtig in der Liebe Jesu Autobiographien frommer Frauen aus Pietismus und Erweckungsbewegung Eine Quellensammlung Shaker Aachen 1999 ISBN 3 8265 4893 0 S 151 168 Lucinda Martin Anna Nitschmann 1715 1760 Priesterin Generalaltestin Jungerin der weltweiten Brudergemeine In Adelheid M von Hauff Hg Frauen gestalten Diakonie Bd 1 Von der biblischen Zeit bis zum Pietismus Kohlhammer Stuttgart 2007 ISBN 978 3 17 022572 5 S 393 409 Weblinks BearbeitenKatherine Faull Anna Nitschmann in the World englisch Katherine Faull Recovering Anna Nitschmann A Vision for a New Biography englisch Andrea Konig Anna Nitschmann bei frauen und reformation de Esther von Ungern Sternberg Anna Nitschmann in Sachsische Biografie hrsg vom Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde e V Einzelnachweise Bearbeiten Martin H Jung Pietismus Fischer Kompakt 2015 S Abbildung bei Katherine Faull Anna Nitschmann in the WorldNormdaten Person GND 117585637 lobid OGND AKS LCCN n85161632 VIAF 18003447 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nitschmann AnnaKURZBESCHREIBUNG LiederdichterinGEBURTSDATUM 24 November 1715GEBURTSORT Kunewald MahrenSTERBEDATUM 21 Mai 1760STERBEORT Herrnhut Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anna Nitschmann amp oldid 236977033