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Andrea Wolf kurdischer Deckname Ronahi 15 Januar 1965 in Munchen 23 Oktober 1998 bei Catak war eine deutsche linksradikale Aktivistin Sie galt als Sympathisantin der Rote Armee Fraktion und war Mitglied der paramilitarischen verbotenen Untergrundorganisation Volksbefreiungsarmee Kurdistans Inhaltsverzeichnis 1 Engagement und politische Aktivitat in Bayern 2 Zeit in Frankfurt 3 Politische Reisen ins Ausland 4 Flucht nach Kurdistan 4 1 Ronahi 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEngagement und politische Aktivitat in Bayern BearbeitenIn ihrem Gymnasium war Andrea Wolf Schulsprecherin Spater wurde sie Mitglied einer SPD Jugendgruppe und Helferin im Jugendrotkreuz Kontakte zur linksradikalen Szene fuhrten Anfang der 1980er Jahre zu ihren ersten Verhaftungen Nach einer Hausbesetzung verbrachte sie einen Tag in Haft Die Teilnahme an einer Demonstration am 4 April 1981 fuhrte zu vier Tagen Untersuchungshaft Zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Tom schloss sie sich kurz darauf der autonomen Bewegung Freizeit 81 an 1 Wegen ihrer Beteiligung an Brandanschlagen auf eine Filiale der Dresdner Bank und eine Hauptschule sowie wegen mehrerer Sachbeschadigungen durch Graffiti 2 wurde sie im Oktober 1981 gemeinsam mit ihrem Bruder zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt tatsachlich inhaftiert waren beide etwa sechs Monate lang Im November 1984 starb Tom Wolf durch vermutlichen Suizid nach einem Sturz aus einem Fenster Nach der regelmassigen Teilnahme an Demonstrationen gegen Faschismus und Globalisierung engagierte sich Andrea Wolf gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf Zeit in Frankfurt BearbeitenNach dem Ruckgang autonomer Aktivitaten in Munchen zog Wolf 1986 nach Frankfurt 3 Dort begann sie im Sommer 1987 mit weiteren Hausbesetzungen und der Unterstutzung eines Hungerstreiks weiblicher Inhaftierter in Berlin Im September 1987 folgte eine weitere Verhaftung weil man ihr die Planung mehrerer Sprengstoffanschlage vorwarf nach zwei Monaten Untersuchungshaft wurde sie entlassen Wolf schloss sich daraufhin der autonomen Gruppierung Kein Friede an Sie beging weitere Hausbesetzungen um sich mit hungerstreikenden inhaftierten Mitgliedern der RAF solidarisch zu zeigen 4 Neben diesen direkten Aktionen beschaftigte sich Wolf auch intellektuell mit autonomem Gedankengut So sprach sie 1990 auf einer Demonstration uber die Bedeutung der strafbaren Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung 129a StGB und war Grundungsmitglied eines Diskussionsforums gegen politische Inhaftierungen 5 Politische Reisen ins Ausland BearbeitenWahrend der Proteste gegen den Weltwirtschaftsgipfel 1992 in Munchen entstanden Kontakte zu auslandischen linksradikalen Gruppierungen vor allem aus Mittelamerika und Kurdistan 1993 reiste Wolf fur mehrere Wochen nach El Salvador um die Kontakte zu den dortigen Widerstandskampfern gegen die damalige Militardiktatur auszubauen 1994 folgte eine weitere politische Reise in die USA und nach Guatemala wo seit dem Tod von Tom Wolf auch deren Mutter Lilo Wolf 23 April 2013 in Guatemala Stadt lebte 6 7 Flucht nach Kurdistan BearbeitenNach ihrer Ruckkehr wurde Andrea Wolf von den Ermittlungsbehorden mit dem Sprengstoffanschlag der RAF gegen die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt in Verbindung gebracht Sie selbst bestritt jedoch sowohl ihre Mitwirkung als auch eine damalige Mitgliedschaft in der RAF Ungeklart blieb auch die Rolle von Andrea Wolf als enge Bekannte von Klaus Steinmetz einem V Mann des Verfassungsschutzes 8 Einige von Andrea Wolfs politischen Weggenossen beschuldigten sie sich Steinmetz aus Leichtsinn genahert und Geheimnisse offenbart zu haben Diese auch sehr drastische Kritik machte Andrea Wolfs Situation in der Szene zunehmend unertraglich Als im Sommer 1995 gegen sie ein Haftbefehl erlassen wurde tauchte sie in den Untergrund ab und bereitete sich auch wegen des fehlenden Ruckhalts in Deutschland auf eine Flucht nach Kurdistan vor Ronahi Bearbeiten Ende 1996 floh sie schliesslich und schloss sich der kurdischen Untergrund Organisation PKK an als Decknamen wahlte sie Ronahi kurdisch Licht Nachdem sie einige Wochen beim Kader der PKK verbracht hatte schloss sie sich der ARGK an und war hier Mitglied in einer Einheit der YAJK dem Freien Frauenverband Kurdistans Hier erhielt sie eine militarische Ausbildung kampfte zunachst gegen die kurdische Peschmerga der Demokratischen Partei Kurdistans und spater gegen die turkische Armee Am 23 Oktober 1998 soll Andrea Wolf bei einem Gefecht von der turkischen Armee gefangen genommen und von einem Offizier ermordet worden sein 9 Seither wird sie von der PKK als Martyrerin verehrt Nach Darstellung des Berichtes uber Massengraber in der Turkei des Menschenrechtsvereins wurde der Leichnam Andrea Wolfs gemeinsam mit 40 weiteren Leichnamen von PKK Kampfern und Kampferinnen in einer Hohle in der Nahe des Dorfes Andicen im Landkreis Catak zuruckgelassen und die Hohle anschliessend gesprengt 10 Ihre Mutter und ein Unterstutzerkreis verlangten von der Turkei die Todesumstande von Andrea Wolf und der mit ihr gestorbenen PKK Angehorigen aufzuklaren Als die Turkei keine angemessene Untersuchung einleitete klagte die Mutter vor dem Europaischen Gerichtshof fur Menschenrechte Nach mehrjahriger Verfahrensdauer verurteilte der EGMR die Turkei 2010 weil sie keine ernsthafte Untersuchung in Bezug auf das Schicksal von Andrea Wolf gefuhrt habe Den Vorwurf der Mutter turkisches Militar hatte Wolf misshandelt und getotet sahen die Europa Richter hingegen nicht als bewiesen an so dass es nicht zu einer weitergehenden Verurteilung wegen Folter und Totung kam 11 Weblinks BearbeitenThomas Seibert Deutsche PKK Kampferin Was geschah mit Andrea Wolf In Tagesspiegel 14 September 2011 abgerufen am 27 Mai 2022 Kai Strittmatter Getotete Kurdenaktivistin Andrea Wolf Du bist Unglaubige Deutsche Frau und Terroristin In Suddeutsche Zeitung 31 August 2011 abgerufen am 27 Mai 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Bayerischer Rundfunk Pop Punk Politik Literatur und Munchner Underground der 1980er Jahre Bayerisches Feuilleton Abgerufen am 18 September 2021 Haftbefehl gegen Andrea Wolf in Die Redaktionsgruppe S 27 Memento vom 21 Dezember 2005 im Internet Archive Im Dschungel der Stadte in den Bergen Kurdistans Leben und Kampf von Andrea Wolf PDF 8 8 MB siehe S 30 40 157 nadir org Abgerufen am 18 November 2013 Im Dschungel der Stadte in den Bergen Kurdistans Leben und Kampf von Andrea Wolf PDF 8 8 MB siehe S 43 44 60 nadir org Abgerufen am 18 November 2013 Im Dschungel der Stadte in den Bergen Kurdistans Leben und Kampf von Andrea Wolf PDF 8 8 MB siehe S 49 63 71 nadir org Abgerufen am 18 November 2013 Im Dschungel der Stadte in den Bergen Kurdistans Leben und Kampf von Andrea Wolf PDF 8 8 MB siehe S 73 102 158 nadir org Abgerufen am 18 November 2013 Freundinnenkreis von Andrea Wolf Wir trauern um unsere Freundin Lilo Wolf Bericht auf der Website von Libertad vom 23 April 2013 abgerufen am 13 September 2019 Focus Online zur Rolle von Andrea Wolf in der Spitzelaffare Steinmetz Kai Strittmatter Getotete Kurdenaktivistin Andrea Wolf Du bist Unglaubige Deutsche Frau und Terroristin In Suddeutsche Zeitung 31 August 2011 abgerufen am 27 Mai 2022 Bericht uber Massengraber Memento vom 4 Marz 2014 im Internet Archive turk PDF 339 kB Thomas Seibert Deutsche PKK Kampferin Was geschah mit Andrea Wolf In Tagesspiegel 14 September 2011 abgerufen am 27 Mai 2022 Normdaten Person GND 124130895 lobid OGND AKS VIAF 50153233 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wolf AndreaALTERNATIVNAMEN RonahiKURZBESCHREIBUNG deutsche linksradikale Aktivistin PKK MitgliedGEBURTSDATUM 15 Januar 1965GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 23 Oktober 1998STERBEORT bei Catak Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andrea Wolf Aktivistin amp oldid 238440688