www.wikidata.de-de.nina.az
Unter einer Zunfttruhe Zunftlade oder Amtslade versteht man ein kastenformiges durch Beschriftung und oder Embleme ausgezeichnetes Verwahrmobel aus dem ehemaligen Besitz einer Zunft Es bewahrte nicht nur deren wichtige Dokumente und Wertobjekte sondern spielte auch eine besondere Rolle bei ihren Amtshandlungen und Zeremonien Lade einer Schlachterzunft 1824 Markisches Museum Berlin Versammlung der Wiener Deckenmacherzunft bei offener Lade um 1736Zunftlade der Topferinnung von Senftenberg 1750 renoviert 1828Lade einer Korporation auswartiger Maurergesellen Berlin 1827 Markisches Museum Berlin Daruber hinaus wurde der Begriff Lade im Sinne eines pars pro toto als Synonym fur Zunft gebraucht in Norddeutschland auch speziell fur Totenladen die Sterbekassen der Handwerker sowie fur Gesellenkorporationen Gesellenladen Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Gestaltung 3 Die Zunftlade in Brauchtum und Recht 3 1 Aufbewahrung der Zunftlade 4 Die hierarchische Organisation der Laden Zunfte in der Steiermark 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBedeutung BearbeitenIn den Zunfttruhen wurden die wichtigsten Dokumente der Zunft sicher aufbewahrt Dazu gehorten die von der Obrigkeit gewahrten Privilegien die Zunftbucher mit den Artikeln Statuten und Namensverzeichnissen naturlich das Geldvermogen und die Siegelstempel sicher auch moglichst sonst alles was zum Wertbesitz der Zunft gehorte wie Becher Pokale Willkomme und Schenkkannen aus Zinn oder Silber Die Lade versinnbildlichte das Prestige und die wirtschaftliche Potenz des Handwerks seine Ehrbarkeit und Reputation 1 Zunftladen spielten auch eine bedeutsame Rolle im Zunftrecht und Brauchtum Wegen dieser besonderen Stellung wurden sie moglichst aufwendig gestaltet Gestaltung BearbeitenDie Laden wurden moglichst aus hoherwertigen Holzern angefertigt waren mit Schnitzereien oder Marketerien versehen doch mussten sich armere Zunfte und Bruderschaften oft mit bemalten Weichholztruhen begnugen Selten fehlt in der Dekoration das Zunftwappen Zum Schutz vor Veruntreuung hatten mehrere Meister je einen Schlussel nur gemeinsam konnten sie die mehrfach gesicherte Lade offnen Da die offene Lade im Zeremoniell von grosser Bedeutung war wurden oft auch die Deckelinnenseiten verziert und gestaltet Die Zunfttruhen der Steiermark hat man typologisch in drei nach Aufwand gestaffelte Gruppen zu ordnen versucht 2 doch wird man aufs Ganze des deutschen Sprachraum gesehen fliessende Ubergange zwischen sehr einfachen und sehr aufwendigen Truhenformen feststellen Die Zunftlade in Brauchtum und Recht BearbeitenEine ganz besondere Funktion nahm die Zunftlade bei den Versammlungen der Zunfte ein denn diese behandelten alle wichtigen Angelegenheiten der Gemeinschaft und fungierten so als wichtigstes Organ der Zunfte Bei den Zunftversammlungen bei denen eine bestimmte Sitzordnung vorherrschte wurde zu Beginn der Sitzung die aus dem Haus des Zunftvorstandes herbeigeschaffte Zunftlade in feierlichem Zeremoniell geoffnet Bei besonderen Anlassen stand sie zwischen brennenden Kerzen Solange die Truhe geoffnet war musste jeder Trunk unterbleiben jedes unrechte Wort war streng verboten ebenso wie Karten und Wurfelspiele auch mussten die Waffen abgelegt werden Sobald die Lade aufgeschlossen wurde hatte die Sitzung Kraft und Macht das Schliessen der Lade bedeutete Unterbrechung oder Abschluss der rechtskraftigen Sitzung Bei geoffneter Lade wurden alle wesentlichen Angelegenheiten der Zunft behandelt Vor ihr wurde der Lehrjunge losgesprochen der Geselle zum Meister gemacht und Streitigkeiten geschlichtet Aufbewahrung der Zunftlade Bearbeiten Die Zunftlade wurde gewohnlich im Haus des Zunftmeisters oder im Zunfthaus aufbewahrt Wenn die Zunftlade im Haus des Zunftmeisters aufbewahrt wurde musste diese nach jeder Installierung eines neuen Zunftmeisters in dessen Haus getragen werden Diesen Ritus nannte man Ladumtragen Da sich die Zunfte erst wenige Jahrzehnte vor der Entstehung von Altertumersammlungen und Museen auflosten sind relativ viele Zunftladen die durch Inschriften und Wappen ja meist bestens zuzuordnen sind zum Teil uber den Umweg Ratsarchiv in Stadt und Heimatmuseen gekommen Die hierarchische Organisation der Laden Zunfte in der Steiermark BearbeitenDie Hauptladen galten als eine Art obere Instanz in Handwerkssachen Sie teilten Ordnungen mit ubertrugen diese auf neue Laden und bestatigten diese indem sie besiegelte Urkunden ausstellten Fur das Errichten einer Viertellade war die Zustimmung der Hauptlade erforderlich und ihre Angehorigen mussten sich auch in ihrer Arbeitsweise nach den Brauchen dieser oberen Instanz richten Ausserdem wurde von ihnen jahrlich ein bestimmter Betrag abverlangt der an die Hauptlade abfuhrt werden musste oder direkt von den auswartigen Meistern abgeholt wurde Viertelladen hiessen ursprunglich so weil in jedem Landesviertel eine solche Zunft aufgerichtet werden sollte Dieser eigentliche Begriff verallgemeinerte sich aber im Laufe der Zeit weil sehr schnell mehr als vier Viertelladen in einem Gebiet bestanden In Graz erklarten sich viele grosse Zunfte auch im 17 Jahrhundert als Hauptladen Die bis dahin selbstandigen Zunfte in den steirischen Stadten und Markten sanken auf die Stufe von Viertelladen herab Die Grazer begrundeten auch neue Viertelladen so dass um etwa 1700 die meisten grosseren Gewerbe eine das ganze Land umspannende Organisation mit dem Mittelpunkt in Graz besassen 1696 verbot die Regierung allerdings samtlichen Zunften aus eigenem Ermessen Haupt und Viertelladen aufzurichten und Privilegien und Freiheiten eigenmachtig zu vergeben Dieses Verbot setzte sich aber erst im 18 Jahrhundert allmahlich durch Literatur BearbeitenBruno Brandl Gunter Creutzburg Hrsg Die Zunftlade Das Handwerk vom 15 bis 19 Jahrhundert im Spiegel der Literatur 2 Auflage Verlag der Nation Berlin 1976 Nadja Elisabeth Istenes Zunfttruhen in der Steiermark Steirisches Handwerk vom 16 19 Jahrhundert Graz 1989 Graz Universitat Diplom Arbeit 1989 Ursula Kroper Zunft und Genossenschaft Ein Vergleich von Grundgedanken und Zielen Graz 1961 Graz Universitat Dissertation 1961 Gerhard Pferschy Vom Werden der Sozialgefuge im steirischen Handwerk In Amt der Steiermarkischen Landesregierung Kulturreferat Hrsg Das steirische Handwerk Meisterschaft als Trager der Kultur und Wirtschaft des Landes Katalog zur 5 Landesausstellung 1970 Band 1 Friedrich Waidacher Red Handbuch Steiermarkische Landesregierung Graz 1970 S 41 58 Fritz Popelka Geschichte der Stadt Graz Band 2 Mit dem Hauser und Gassenbuch der Vorstadte am rechten Murufer von Hans Pirchegger Leuschner amp Lubensky Graz 1935 Leopold Schmidt Zunftzeichen Zeugnisse alter Handwerkskunst Residenz Verlag Salzburg 1973 ISBN 3 7017 0085 0 Herbert Sinz Das Handwerk Geschichte Bedeutung Zukunft Econ Dusseldorf u a 1977 ISBN 3 430 18540 8 Jochen Voigt Ritus und Symbol Sachsische Innungsladen aus funf Jahrhunderten Bestandskatalog Stadtmuseum Dresden Stadt und Bergbaumuseum Freiberg Stadtisches Museum Zwickau Vogtlandmuseum Plauen Edition Mobilis Chemnitz 2002 ISBN 3 00 008603 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zunfttruhen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Hannes Obermair Das alte Schneiderhandwerk in Bozen In Der Schlern Bd 85 Nr 1 2012 S 32 36 hier S 33 Nadja Elisabeth Istenes Zunfttruhen in der Steiermark Steirisches Handwerk vom 16 19 Jahrhundert Graz 1989 Normdaten Sachbegriff GND 4997031 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zunfttruhe amp oldid 231673574