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Der Altonaer Eruv auch Altonaer Eruw war eine Sabbatgrenze die die judische Gemeinde symbolisch um die befestigungsfreie Stadt Altona zog um sie zu einem geschlossenen Gebiet im Sinne der Sabbatgebote zu machen Er bestand von Ende des 17 Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre Schlachterbudentor 1890 links der Mast fur den Eruv Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Entwicklung 3 Verlauf 4 Judentore 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBedeutung BearbeitenNach den Gesetzen der Tora sollen Juden am Sabbat ausser Haus keine Gegenstande bewegen unabhangig von deren Gewicht oder Zweck Abgeleitet wird diese Regelung aus dem 2 Buch Mose in dem es heisst Jeder bleibe wo er ist Am siebten Tag verlasse niemand seinen Platz Ex 16 29 EU Mit einem Eruv das Wort bedeutet in der wortlichen Ubersetzung Mischung konnen Ausnahmen geschaffen werden innerhalb eines geschlossenen Wohnbereiches wird privater mit offentlichem Bereich vermischt In befestigten Ortschaften war die Geschlossenheit durch die Stadtmauern gegeben in einer offenen Stadt wie Altona musste sie mit einer symbolischen Umzaunung hergestellt werden Dazu spannte man an den Stadtausgangen zwischen Hauswanden oder aufrechten dunnen Pfahlen Schnure und Drahte in mindestens sechs Metern Hohe und schuf so ein umgrenztes Gebiet in dem das sonst am Sabbat im offentlichen Raum verbotene Tragen von Gegenstanden halachisch zulassig war 1 Im Israelitischen Kalender fur Schleswig Holstein von 1927 war dazu vermerkt In diesem Symbol kommt der Gedanke vom Sabbat als dem Tage der Erlosung und messianischen Vereinigung Aller zum sichtbaren Ausdruck 2 Entwicklung BearbeitenErste Hinweise auf das Bestehen eines Eruvs fur die Altonaer Gemeinde finden sich in den 1712 unter dem Titel Chacham Zwi erschienenen Aufzeichnungen des Rabbiners Zwi Hirsch Aschkenasi der von 1689 bis 1707 in Altona lebte Bruchstuckhaft erganzt und bestatigt werden die Kenntnisse durch die Auswertung von Steuerkontenbuchern der Gemeinde und einiger Gemeindemitglieder Demnach wurde fur die Genehmigung der Anbringung von Eruvdrahten an bestimmten Grundstucken nachweislich ab 1697 jahrlich ein Betrag in Hohe von 12 Mark an die Familie des Brauers Peter de Voss gezahlt 3 Ab 1711 stockten die Uberweisungen was auf die Zeit politischer Krisen und kriegerischer Auseinandersetzungen zuruckgefuhrt wird Nach dem Schwedenbrand 1713 wurden die Zahlungen an Peter IV de Voss Esther Jansen de Voss und den Backer Hinrich Lau wieder aufgenommen Genaue topographische Angaben zu den Toren sind nicht bekannt doch lagen sie im nahen Umfeld ostlich und sudlich der Synagoge der Hochdeutschen Israelitengemeinde zu Altona Lage 53 54784 9 950536 Verlauf Bearbeiten nbsp Tore des Altonaer Eruv am Anfang des 20 JahrhundertsDer Altonaer Eruv hatte am Anfang des 20 Jahrhunderts 26 Tore zehn Tore befanden sich im Westen zum grossen Teil auf Ottensener Gebiet Scheelplessenstrasse 7 heute Scheel Plessen Strasse gegenuber der Bahntrasse Grosse Rainstrasse 102 und 79 das Haus Nr 102 ist durch Neubauten ersetzt anstelle der Nr 79 besteht eine Freiflache mit Spielplatz Hahnenkamp 12 und 13 am Ende des Hahnenkamps Bismarckstrasse 28 heute Ottenser Hauptstrasse Hausnummern und Bebauung sind nicht mehr identisch der Eruv befand sich sudlich des bis 1943 hier gelegenen Judischen Friedhofs und westlich der Strasse Am Felde Erzbergerstrasse 21 Ecke Am Felde Lobuschstrasse 24 Braunschweigerstrasse 3 Ottenser Marktplatz 11 und 8 das Haus Nr 8 ist durch einen Neubau ersetzt Kaiserstrasse Elbberg heute Kaistrasse die entsprechende Bebauung ist nicht mehr vorhanden Grosse Elbstrasse 222 im 19 Jahrhundert Bei dem Judenthor nicht mehr identisch mit der heutigen Hausnummer unterhalb bzw sudostlich des Altonaer Balkon Die weitere Sudseite des Eruvs bis zum Fischmarkt wurde durch das Elbufer geschlossen Im ostlichen Teil folgten 16 Tore der damaligen Grenze nach St Pauli Fischmarkt Hamburger Grenze Kleine Elbstrasse 1 nicht mehr vorhanden entspricht in etwa dem Einmundungsbereich des Pepermolenbek in den St Pauli Fischmarkt westlich des Pinnasberg Schlachterbuden 2 nicht mehr vorhanden entspricht in etwa dem Einmundungsbereich der Lange Strasse in den Pepermolenbek auch diese Strassenecke wurde bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts Judentor genannt Hochstrasse 5 und 10 heute Hamburger Hochstrasse die Bebauung und Hausnummerierung ist nicht mehr identisch Lindenstrasse 4 und 5 ehemaliges Trommeltor heute Trommelstrasse die alte Bebauung ist nicht mehr vorhanden Nobistor 1 die heutige Strassenfuhrung ist nicht identisch mit der von vor dem Zweiten Weltkrieg das Nobistor und auch der Eruv lagen ostlich der Grossen Freiheit an der Reeperbahn Ferdinandstrasse 12 heute Simon von Utrecht Strasse zwischen Grosser Freiheit und Kleiner Freiheit Grosse Roosenstrasse 1 heute Paul Roosen Strasse die Hausnummern sind nicht mehr identisch Brigittenstrasse 6 die alte Bebauung ist nicht mehr vorhanden Paulstrasse 7 heute Otzenstrasse Grosse Gartnerstrasse 1 heute Thadenstrasse die alte Bebauung ist durch Neubauten ersetzt Amselstrasse 1 heute Bei der Schilleroper Kleine Gartnerstrasse 5 heute Stresemannstrasse Nachtigallenstrasse 1 heute Lerchenstrasse 109 Juliusstrasse 35 Parallelstrasse 45 heute Eifflerstrasse An der Parallelstrasse endete der Eruv am Bahndamm der die gesamte Nordseite begrenzte und sich im Osten bis zu dem Tor in der Scheelplessenstrasse zog so dass insgesamt ein geschlossener Kreis um Altona gezogen war Judentore Bearbeiten nbsp Bei dem Judenthore Eruv an der Grossen Elbstrasse Lithographie um 1850Einige der traditionellen Tore wurden auch in der Altonaer Topographie als Judentor bezeichnet So beschreibt Franz Heinrich Neddermeyer 1832 den Weg an den Schlachterbuden Diese Einfahrt wird auch das Judenthor genannt die dahin fuhrende Gasse erhielt nach 1814 den Namen Langestrasse und wurde schon 1653 bebauet 4 Auch fur den Eruv an der Grossen Elbstrasse ist durch eine Lithographie von Johann Joseppe Trube 5 von 1850 die Bezeichnung Bei dem Judenthor uberliefert Im Jahr 1998 erinnerte der Filmemacher Jens Huckeriede 1949 2013 mit einer Installation unter dem Titel Eruw Altonaer Judentore Grenzziehung im offentlichen Raum an die im Stadtbild sichtbare Geschichte der Altonaer Juden 6 Literatur BearbeitenPeter Freimark Eruw Judentore Zur Geschichte einer rituellen Institution im Hamburger Raum und anderswo In Peter Freimark Ina Lorenz Gunter Marwedel Herausgeber Judentore Kuggel Steuerkonten Untersuchungen zur Geschichte der deutschen Juden vornehmlich im Hamburger Raum Hamburg 1983 Hamburger Beitrage zur Geschichte der deutschen Juden 9 ISBN 3 7672 0803 2 S 10 69 Gerhard Kaufmann Herausgeber Schatten Judische Kultur in Altona und Hamburg herausgegeben anlasslich der gleichnamigen Ausstellung im Altonaer Museum Verlag Dolling und Galitz Hamburg 1998 ISBN 3 930802 85 6 S 123 und S 48Einzelnachweise Bearbeiten Peter Freimark Eruw Judentore Zur Geschichte einer rituellen Institution im Hamburger Raum und anderswo S 11 Israelitischer Kalender fur Schleswig Holstein 1927 zitiert nach Gerhard Kaufmann Hrsg Schatten Judische Kultur in Altona und Hamburg S 123 Peter Freimark Eruw Judentore Zur Geschichte einer rituellen Institution im Hamburger Raum und anderswo S 19 ff Franz Heinrich Neddermeyer Topographie der Freien und Hanse Stadt Hamburg Verlag Hoffmann und Campe Hamburg 1832 S 337 books google 1804 Emkendorf 1880 Hamburg Programm Gebruder Wolf Biographie Jens Huckeriede abgerufen am 29 Dezember 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altonaer Eruv amp oldid 235278718