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Das Alte Stadtarchivgebaude in Heilbronn am Kieselmarkt wurde 1765 erbaut und bei dem Luftangriff vom 4 Dezember 1944 im Zweiten Weltkrieg zerstort Es zahlte nach Eberhard Gossenberger in seiner Arbeit Uber die Heilbronner Profanbauten des 18 Jahrhunderts als der schonste Profanbau Heilbronns 1 Die Ruine wird heute als Ehrenhalle genutzt Das Archivgebaude im Jahr 1910Johann Christoph Keller 1732 in Winnenden 1801 Entwurf fur die Sudfassade Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur und Einrichtung 2 1 Aussenarchitektur 2 2 Innenarchitektur 3 Kunstgeschichtliche Bedeutung 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSchon seit 1750 hatten die Archivari der Stadt uber die schlechte Unterbringung der Akten geklagt am 13 Marz 1764 wurde schliesslich uber das Bedurfnis eines Archivneubaus im Heilbronner Stadtrat gesprochen So erhielten die Senatoren Rosskampff und Schubler den Auftrag den Augenschein einzunehmen 1 sie sollten den Zustand der Akten einsehen Diese befanden sich in einem desolaten Zustand Deswegen wurde kurz darauf der Neubau beschlossen Der Oberbaumeister Senator von Rosskampff wurde mit der Bauleitung beauftragt Dieser plante Es konnte daselbst ein zweistockiges steinernes Gebau errichtet und zwei Gewolbe aufeinander gestrengt werden man konnte auch genugsam Hellung und Luft dahin bringen es wurde solches von dem Maurer und dem Zimmermann etwa gegen 4500 Gulden kosten Georg Heinrich von Rosskampff 1720 1794 2 Im Marz 1765 legte er Aufriss und Schatzung vom Maurer mit 3428 Gulden 20 Kreutzer und vom Zimmermann mit 962 Gulden 54 Kreutzer fur das Archiv vor Zuerst war geplant den sog Komodiantensaal umzubauen Der Commoediantensaal war ein als Theater eingerichteter Saal im Rathaus 3 Aufgrund mangelhafter Lichtverhaltnisse plante jedoch Rosskampff das Gebaude auf dem Sandhof am Kieselmarkt zu erbauen Bereits Ende April 1765 wurde mit dem Maurermeister Johann Christoph Keller ein Accord in Hohe von 1244 Gulden und 54 Kreutzer geschlossen Am 25 Mai 1765 wurde in einem Festakt der Grundstein gelegt Im Grundstein wurde eine aus Zinn geschaffene Platte mit Inschrift gelegt Diese lautete Mit dem Willen des allerhochsten und besten Schopfers unter dem Kaiser Franz I und unter Joseph II dem Konig der Deutschen liess nachdem der susse Friede uber den ganzen Erdkreis wieder hergestellt war der Senat von Heilbronn dieses Gebaude errichten zur Aufbewahrung des burgerlichen Schatzes nicht eines goldenen oder silbernen der leicht einem Feind zu Beute werden konnte sondern der geheimen Dokumente der Burgerschaft und der Begebenheiten damit die Nachkommen ruhige Kenntnis von den fruheren Begebenheiten nehmen konnten und die fruhere Zeit eine Lehrmeisterin sei fur die folgende indem sie die Vergangenheit zuruckbringt Dieser Grundstein wurde errichtet an dem gesegneten Tag des 25 Mai des Jahres 1765 nach der Erlosung der Welt Gib und schaffe es guter Gott dass erst der Einsturz des gesamten Weltalls diesen Bau vernichte Inschrift vom 25 Mai 1765 4 Nachdem Rosskampff die Leitung des Bauamts an den Senator Schubler abgegeben hatte fuhrte dieser den Bau nach Entwurfen Rosskampffs aus Ende August 1765 schloss Baumeister Schubler mit dem Zimmermeister Bernhard Theodor Hofacker einen Accord zu 151 Stamm den Stamm zu 45 Kreutzer samt den Spahnen zu bearbeiten 4 Weiter wirkten andere Kunstler mit wie der Kunstmaler J Baptist Feratini Giovanni Battista Ferrandini der 1748 in der Martinskirche in Sontheim drei Fresken und die Deckengemalde der ehemaligen Kirche zu Guglingen geschaffen hatte 5 Weiter der beruhmte Esslinger Kunstmaler J E Ihle und der Kunstschlosser Spath 6 Architektur und Einrichtung BearbeitenAussenarchitektur Bearbeiten Mit einem fast quadratischen Grundriss bildete der Bau ursprunglich die Nordostecke des im spaten 16 Jahrhundert zu einer vierflugeligen einen Innenhof umschliessenden Anlage erweiterten Rathauskomplexes Der dreigeschossige Bau wurde aus regionaltypischem hellgelbem Sandstein errichtet Die Hauptwirkung lag bis zur Zerstorung der Stadt auf der Ostfassade die nach dem Kieselmarkt ausgerichtet war Die heute freigelegte Sudfassade zeigt drei Achsen und hat dieselbe Gestaltung wie die Ostfassade Das mit Biberschwanz eingedeckte Satteldach war nach der Ostfront abgewalmt und ohne jeden Aufbau Die heute noch bestehende Ostfassade ist in funf Achsen unterteilt und zeigt eine aufwandige Gliederung Schlanke Eckpilaster mit korinthisierenden Kapitellen gliedern diese Die Pilaster stehen auf hohen fein detaillierten Postamenten und tragen das reich profilierte Gebalk Schmale wenig vorspringende Lisenen stutzen den Architrav 7 Den Mittelpunkt der Fassade bildete das Portal der Mittelachse Das Portal umfasste eine inzwischen verlorengegangene schmiedeeiserne Eingangsture die eine aufwandige Leistung des Kunstschlossers Spath war Alle Fenster zeigen auch heute noch eine flachprofilierte Umrahmung und stichbogigen Sturz Unter der Fensterbank zeigen diese eine mit zarten Profilen umrahmte Brustung Die Fenster im Erdgeschoss waren mit aufwandig verzierten schon ausgebauchten Gittern ausgestattet auch eine Arbeit des Kunstschlossers Spath Die ubrigen Fenster zeigen eine gebrochene Bogenverdachung und zwischen Sturz und Verdachung mit Rocaille geschmuckte Kartuschen Uber den Fenstersturzen des zweiten Obergeschosses sind auch Kartuschen angebracht worden Kartuschen wurden mit eisernen Klammern vor dem Architrav angehangt 8 Bemerkenswert das mit Rocaille geschmuckte Stadtwappen uber dem Portal dort ein gekronter schwarzer Adler der im Bustschild die Buchstaben HB tragt in goldenem Feld in das von heraldisch rechts die Sonne hereinstrahlt 9 10 Fassade nbsp Fassade zum Kieselmarkt nbsp gt WappenInnenarchitektur Bearbeiten Sowohl das Erdgeschoss als auch das erste Obergeschoss des dreigeschossigen Hauses umfassten bis zur Zerstorung jeweils einen einzigen uberwolbten Raum Vier Sandsteinpfeiler stutzten das Gewolbe Als Kronung der Sandsteinpfeiler Kapitelle waren Reliefs von Vasen in Stuck angebracht Das zweite Obergeschoss enthielt vier an einem mittleren Gang befindliche Raume Vom Haupteingang im Erdgeschoss aus fuhrte ein Gang der zwei Stufen tiefer lag als der ubrige Fussboden durch das mittlere schmale Gewolbe und durch eine schwere Eisenture zum Treppenhaus In das geraumige Treppenhaus war eine dreiarmige gegenlaufige Treppe eingebaut Diese hatte eine Laufbreite von 1 55 Meter und bestand vom Erdgeschoss bis zum ersten Obergeschoss aus Sandstein nach dem zweiten Obergeschoss aus Eichenholz Auf der inneren Wange der Treppe zog sich bis zum oberen Podest ein aufwandig gearbeitetes schmiedeeisernes Gelander hin Neben dem Treppenhaus befand sich in jedem Geschoss eine Vorhalle mit Nebeneingang Treppenhaus und Vorhallen waren durch Rundbogenoffnung zu den Treppenpodesten hin miteinander verbunden In Hohe des oberen Fussbodens waren entsprechend den Pfeilern nach der Vorhalle im Treppenhaus ringsherum glatte wenig vorspringende Pilaster ausgekragt Auf den Eckpilastern befanden sich kniende und sitzende Putten die anderen Pilaster waren oben mit Vasen als Relief geschmuckt Den oberen Abschluss des Treppenhauses bildete ein flaches Stichkappengewolbe mit einem Fresko in einem langlichen Feld in der Gewolbemitte Die Gewolberippen waren mit reichem Kartuschenwerk und Rocaille geschmuckt Die Turen vom Treppenpodest nach dem Archivraumen zeigten uber dem Sturz grosse Kartuschen mit aufwandiger Rocaille Im ersten Obergeschoss war links neben der Ture als Pendant zu dem Halbpfeiler rechts ein Pilaster angeordnet Auf dessen Kapitell befand sich eine in Stuck ausgefuhrte magere Engelsgestalt mit wallendem Bart und Sense 11 die Figur des Sensenmannes 12 Die Vorhallen die nach dem Treppenhaus durch Steinbalustraden abgeschlossen waren zeigten Flachdecken mit Hohlkehlen in den Ecken Kartuschen mit aufwandiger Rocaille 13 Kunstgeschichtliche Bedeutung BearbeitenJoachim Hennze ordnet den Bau stilistisch dem Rokoko zu Vorbilder hierfur befinden sich nach Hennze in Bamberg Wurzburg oder Dinkelsbuhl 14 Auch Eberhard Gossenberg rechnet das Gebaude dem Rokoko zu im ausseren Erscheinungsbild hatte der Bau alle Reize und den Charakter des echten Rokoko 15 Es sei laut Gossenberg wohl der schonste Profanbau Heilbronns 15 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtisches Archiv am Kieselmarkt Heilbronn Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenHelmut Schmolz Hubert Weckbach Heilbronn mit Bockingen Neckargartach Sontheim Die alte Stadt in Wort und Bild Weissenhorn 1966 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 14 Nr 54 Stadtarchiv Kieselmarkt 2 um 1930 Helmut Schmolz Hubert Weckbach Heilbronn Die alte Stadt in Wort und Bild Band 2 Weissenhorn 1967 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 15 Nr 6 Stadtarchiv Kieselmarkt 2 Treppenhaus um 1905 Helmut Schmolz Hubert Weckbach Heilbronn Die alte Stadt in Wort und Bild Band 2 Weissenhorn 1967 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 15 Nr 8 Stadtarchiv Kieselmarkt 2 Innenraum um 1935 Helmut Schmolz Hubert Weckbach Heilbronn Die alte Stadt in Wort und Bild Band 2 Weissenhorn 1967 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 15 Nr 9 Stadtarchiv Kieselmarkt 2 Hauptfassade um 1905 Dr G Hess Das stadtische Archiv der schonste Profanbau Heilbronns In Schwaben und Franken Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme 12 Jahrgang Nr 1 Verlag Heilbronner Stimme 29 Oktober 1955 ZDB ID 128017 X S 1 2 Eberhard Gossenberger Stadtisches Archiv In ders Heilbronns Profanbauten aus dem 18 Jahrhundert Ein Beitrag zur Kunstgeschichte der Stadt Heilbronn Stuttgart Technische Hochschule Dissertation v 9 August 1917 1923 S 28 32 Erwin Mehne Hrsg Schmiedekunst um die Jahrhundertwende in Heilbronn Heilbronn 1989 Prospekt der Fa August Stotz amp Sohne ca 1910 in der Datenbank HEUSSEinzelnachweise Bearbeiten a b Hess Das stadtische Archiv der schonste Profanbau Heilbronns S 1 Gossenberger Stadtisches Archiv S 28 Gossenberger Anmerkung Nr 1 auf S 32 a b Gossenberger S 29 Statistisches Landesamt Das Konigreich Wurttemberg eine Beschreibung von Land Volk und Staat Band 2 W Kohlhammer Stuttgart 1884 S 292 Hess Das stadtische Archiv der schonste Profanbau Heilbronns S 1 2 vgl Gossenberger Stadtisches Archiv S 30 vgl Gossenberger Stadtisches Archiv S 30 31 Schmolz Weckbach 1966 Nr 54 S 44 Stadtarchiv Kieselmarkt 2 um 1930 Schmolz Weckbach 1967 Nr 9 Stadtarchiv Kieselmarkt 2 Hauptfassade um 1905 Gossenberger Stadtisches Archiv S 32 Schmolz Weckbach 1967 Nr 6 Stadtarchiv Kieselmarkt 2 Treppenhaus um 1905 S 12 und 13 Schmolz Weckbach 1967 Nr 8 Stadtarchiv Kieselmarkt 2 Innenraum um 1935 Bernhard Lattner Joachim Hennze Stille Zeitzeugen 500 Jahre Heilbronner Architektur Edition Lattner Heilbronn 2005 ISBN 3 9807729 6 9 S 21 a b Gossenberger Stadtisches Archiv S 30 49 142892 9 218943 Koordinaten 49 8 34 4 N 9 13 8 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altes Stadtarchiv Heilbronn amp oldid 235452718