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Algebraische Hullensysteme sind ein Begriff aus dem mathematischen Teilgebiet der universellen Algebra Ein Hullensystem heisst algebraisch wenn es sich als Menge der Universen aller Unterstrukturen einer algebraischen Struktur ergibt Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenhang zwischen Hullensystem und Hullenoperator 2 Charakterisierung uber Endlichkeitsbedingung 3 Charakterisierung uber Induktivitat 3 1 Satz von Schmidt 4 Beispiele 5 Literatur 6 Einzelnachweise und FussnotenZusammenhang zwischen Hullensystem und Hullenoperator BearbeitenFur ein Hullensystem H P S displaystyle mathcal H subseteq mathcal P S nbsp uber einer Grundmenge S displaystyle S nbsp ist der zugehorige Hullenoperator C H displaystyle C mathcal H nbsp auf P S displaystyle mathcal P S nbsp gegeben durch C H A H H H A displaystyle C mathcal H A bigcap H in mathcal H H supseteq A nbsp A S displaystyle A subseteq S nbsp Der Hullenoperator ordnet also einer Teilmenge von S die kleinste Obermenge aus dem Hullensystem zu Charakterisierung uber Endlichkeitsbedingung BearbeitenDie Algebraizitat eines Hullensystems lasst sich wie folgt ohne Ruckgriff auf algebraische Strukturen charakterisieren Das Hullensystem H displaystyle mathcal H nbsp und der Hullenoperator C H displaystyle C mathcal H nbsp werden algebraisch genannt wenn folgende Endlichkeitsbedingung erfullt ist Ist A S displaystyle A subseteq S nbsp und x C H A displaystyle x in C mathcal H A nbsp so existiert schon eine endliche Teilmenge F A displaystyle F subseteq A nbsp derart dass x C H F displaystyle x in C mathcal H F nbsp Das bedeutet Es ist stets C H A C H F F A F lt displaystyle C mathcal H A bigcup C mathcal H F F subseteq A land F lt infty nbsp A S displaystyle A subseteq S nbsp In der Logik wird diese Eigenschaft Kompaktheit genannt Diese Eigenschaft gilt fur jedes Hullensystem das durch die Unterstrukturen einer algebraischen Struktur gegeben ist denn ein Element x displaystyle x nbsp der Struktur liegt gerade dann im Erzeugnis einer Teilmenge der Struktur wenn es einen Term bestehend aus den nach Voraussetzung endlichstelligen Verknupfungen der Struktur und Elementen der Teilmenge gibt dessen Wert x displaystyle x nbsp ist und ein Term kann nur endlich viele solche Elemente verwenden Umgekehrt lasst sich zu einem Hullensystem mit der obigen Eigenschaft eine entsprechende algebraische Struktur definieren indem man fur jedes A S displaystyle A subseteq S nbsp und x displaystyle x nbsp und F f 1 f n displaystyle F left f 1 ldots f n right nbsp wie oben eine Verknupfung v S n S displaystyle v colon S n mapsto S nbsp definiert durch v f 1 f n x displaystyle v f 1 ldots f n x nbsp und fur andere Tupel x 1 x n displaystyle x 1 ldots x n nbsp was fur n 0 displaystyle n 0 nbsp nicht auftritt zum Beispiel v x 1 x n x 1 displaystyle v x 1 ldots x n x 1 nbsp setzt 1 Charakterisierung uber Induktivitat BearbeitenEine Menge von Mengen T displaystyle mathcal T nbsp heisst induktiv wenn fur jede nichtleere bezuglich der Inklusionsrelation aufsteigend linear geordnete Teilmenge K T displaystyle mathcal K subseteq mathcal T nbsp die Vereinigungsmenge K displaystyle textstyle bigcup mathcal K nbsp wiederum zu T displaystyle mathcal T nbsp gehort Dies ist aquivalent dazu dass die Vereinigung jeder nichtleeren bezuglich der Inklusionsrelation gerichteten Teilmenge von T displaystyle mathcal T nbsp wiederum zu T displaystyle mathcal T nbsp gehort 2 3 4 Die Ruckrichtung folgt a fortiori die Hinrichtung ergibt sich per transfiniter Induktion uber alle Kardinalzahlen Als Induktionsanfang betrachte man eine endliche gerichtete Menge diese hat ein Maximum womit die Aussage trivial ist Sei nun also K T displaystyle mathcal K subseteq mathcal T nbsp eine gerichtete Teilmenge mit unendlicher Kardinalitat k displaystyle kappa nbsp K displaystyle mathcal K nbsp lasst sich als Vereinigung einer aufsteigenden Kette von Teilmengen kleinerer Kardinalitat darstellen 5 Hierfur wahle eine Nummerierung f k K displaystyle f colon kappa to mathcal K nbsp dann ist K displaystyle mathcal K nbsp Vereinigung der Bilder f a displaystyle f alpha nbsp fur jede Ordinalzahl a lt k displaystyle alpha lt kappa nbsp Da fur unendliche Mengen die Menge aller endlichen Teilmengen dieselbe Kardinalitat wie die Menge selbst besitzt und sich somit jedes f a displaystyle f alpha nbsp zu einer gerichteten Teilmenge erganzen lasst ohne die Kardinalitat k displaystyle kappa nbsp zu uberschreiten lasst sich K displaystyle mathcal K nbsp sogar als Vereinigung einer aufsteigenden Kette von gerichteten Teilmengen kleinerer Kardinalitat Fur diese sei nun per Induktionsvoraussetzung die Behauptung gezeigt und sie ergibt sich fur alle Kardinalzahlen 6 Satz von Schmidt Bearbeiten Aus dem Vorherigen ergibt sich ein Satz von Jurgen Schmidt 7 8 9 10 1918 1980 welcher besagt dass die Induktivitat fur ein Hullensystem aquivalent zur Algebraizitat ist Denn die Algebraizitat impliziert die Induktivitat offensichtlich unmittelbar Umgekehrt betrachte man fur ein Hullensystem H P S displaystyle mathcal H subseteq mathcal P S nbsp und ein A S displaystyle A subseteq S nbsp die gerichtete Menge C H F F A F lt displaystyle left C mathcal H F mid F subseteq A land F lt infty right nbsp sie ist gerichtet da C H F C H G C H F G displaystyle C mathcal H F cup C mathcal H G C mathcal H F cup G nbsp Sie besteht aus Elementen des Hullensystems somit ist auch ihre Vereinigung U displaystyle U nbsp Element des Hullensystems somit ist U C H A displaystyle U C mathcal H A nbsp und die Algebraizitat gezeigt Man beachte dass der Beweis letzterer Implikation aufgrund obiger Verwendung gewisser Satze uber unendliche Mengen auf dem Auswahlaxiom basiert Beispiele BearbeitenAn zwei einfachen Beispielen kann man den vom Satz formulierten Zusammenhang zwischen Algebraizitat und Induktivitat nachprufen Ein mogliches Hullensystem ist die ganze Potenzmenge H P S displaystyle mathcal H mathcal P S nbsp In diesem Fall ist der Hullenoperator die Identitat Da jede Teilmenge von S displaystyle S nbsp die Vereinigung ihrer endlichen Teilmengen ist sind der Hullenoperator und das Hullensystem algebraisch Tatsachlich ist das Hullensystem in diesem Fall auch induktiv Ein anderes Hullensystem besteht aus der als unendlich angenommenen Menge S displaystyle S nbsp und allen endlichen Teilmengen H S A A S A lt displaystyle mathcal H S cup A A subseteq S land A lt infty nbsp Endliche Teilmengen werden in diesem Fall vom Hullenoperator auf sich selbst abgebildet unendliche Teilmengen dagegen auf ganz S displaystyle S nbsp Fur eine unendliche echte Teilmenge von S displaystyle S nbsp ist die Endlichkeitsbedingung daher nicht erfullt das Hullensystem somit nicht algebraisch Tatsachlich ist es auch nicht induktiv eine aufsteigende Kette endlicher Mengen die nicht ganz S displaystyle S nbsp ausschopft ist hierfur ein Gegenbeispiel Literatur BearbeitenOriginalarbeiten Jurgen Schmidt Uber die Rolle der transfiniten Schlussweisen in einer allgemeinen Idealtheorie In Math Nachr Band 7 1952 S 165 182 MR0047628 Jurgen Schmidt Einige grundlegende Begriffe und Satze aus der Theorie der Hullenoperatoren In Bericht uber die Mathematiker Tagung in Berlin Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin Januar 1953 S 21 48 MR0069802 Monographien Paul Moritz Cohn Universal Algebra Mathematics and Its Applications Band 6 Uberarbeitete Auflage D Reidel Publishing Dordrecht Boston 1981 ISBN 90 277 1213 1 Th Ihringer Allgemeine Algebra Teubner Studienbuch Teubner Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 519 02083 1 Heinrich Werner Einfuhrung in die allgemeine Algebra BI Hochschultaschenbuch Band 120 Bibliographisches Institut Mannheim Wien Zurich 1978 ISBN 3 411 00120 8 Einzelnachweise und Fussnoten Bearbeiten Bjarni Jonsson Topics in Universal Algebra Springer Berlin 1972 ISBN 3 540 05722 6 S 91 Ihringer S 37 Ihringer spricht in seiner Darstellung nicht von algebraischen Hullensystemen sondern stellt sie allein auf den Begriff der Induktivitat ab Stanley Burris H P Sankappanavar A Course in Universal Algebra 1981 S 24 math uwaterloo ca PDF 1 6 MB Schmidt Math Nachr Band 7 1952 S 174 Gunter Bruns A lemma on directed sets and chains In Archiv der Mathematik Band 18 Nr 6 Birkhauser 1967 ISSN 0003 889X S 561 563 doi 10 1007 BF01898858 Schmidt Math Nachr Band 7 1952 S 172 Schmidt Bericht uber die Mathematiker Tagung in Berlin Januar 1953 S 25 Cohn S 45 397 Schmidt bezeichnet den Satz in den Artikeln von 1952 und 1953 als Hauptsatz uber algebraische Hullensysteme Diese Bezeichnung wird in der heutigen Literatur zur Universellen Algebra nicht aufgegriffen Heinrich Werner gibt in Einfuhrung in die allgemeine Algebra S 32 einen Satz an welcher im Wesentlichen dem Satz von Schmidt entspricht und dennoch nicht Jurgen Schmidt zugewiesen wird sondern als ein Resultat von Birkhoff Frink aus dem Jahre 1948 genannt ist Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Algebraisches Hullensystem amp oldid 215525018