www.wikidata.de-de.nina.az
Die Aktion Saubere Leinwand gemeint war damit die Kinoleinwand war eine in den 1960er Jahren ins Leben gerufene Initiative die sich zum Ziel gesetzt hatte die sich nach zaghaftem Beginn immer rascher ausbreitende Sexualisierung der Massenmedien durch Zensur und Kontrollmassnahmen nicht zuletzt aber auch durch eine Anderung des Grundgesetzes zu unterbinden Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Grundung 3 Das Bemuhen um eine Grundgesetzanderung 4 Scheitern der Aktion 5 Literatur 6 NachweisVorgeschichte BearbeitenAnlass war die unbeanstandete Freigabe des Skandalfilms Das Schweigen durch die FSK im Dezember 1963 Der Film wurde als Kunstwerk eingestuft was auch drei relativ ausfuhrliche und direkte Sexszenen beinhaltete wie sie in Kinos der Bundesrepublik bisher nicht zu sehen waren Bei der zustandigen Staatsanwaltschaft in Duisburg gingen uber hundert Anzeigen wegen Unzuchtigkeit gegen den Film ein die aber nicht verfolgt wurden Mit Vilgot Sjomans 491 erschien bald danach ein weiterer Schwedenfilm in den deutschen Kinos der trotz zahlreicher von der FSK verordneten Schnitte von konservativen Kreisen abgelehnt wurde Bemuhungen mit staatlichen Zensurmassnahmen gegen die als anstossig empfundenen Filme vorzugehen blieben ergebnislos 1 In der Anlage Staatsrechtliche Wurdigung vom 7 September 1964 erklarten die mit einer Prufung des Films 491 beauftragten bayerischen Staatsanwalte Die Einrichtung der FSK bejahen bedeutet demnach praktisch zugleich auch ein Verzicht im Wege des Strafverfahrens Entscheidungen der FSK wieder zu beseitigen 2 Die Grundung BearbeitenDa die FSK versagt zu haben schien und dem Staat die Hande gebunden waren entstand im September 1964 in Schweinfurt die Aktion Saubere Leinwand In einer Unterschriftenaktion forderten die Unterzeichner sittlich saubere und moralische Filme und lehnten Unmoral unter dem Deckmantel der Kunst ab Die FSK wurde aufgerufen ihre eigenen Grundsatze strikt einzuhalten Insgesamt 23 456 Burger aus der Stadt und dem Landkreis Schweinfurt setzten ihre Unterschrift unter die Aktion In der Schweinfurter Volkszeitung erschien am 5 Oktober 1964 ein Artikel mit dem Titel Das wird in Bonn Eindruck machen Die Aktivisten uberreichten die gesammelten Unterschriften an Bundesprasident Heinrich Lubke der sich erfreut zeigte dass sich zum ersten Mal aus dem Volke selbst Proteste gegen schmutzige Machwerke erhoben Nach und nach wurde in zahlreichen anderen Stadten der Bundesrepublik die Aktion Saubere Leinwand gestartet wobei sich ein Schwerpunkt in Suddeutschland herausbildete Verbunden damit waren teilweise Rufe nach strengeren Massstaben der FSK strengeren Gesetzen des Staates Forderungen das Jugendschutzalter von 18 auf 21 zu erhohen Boykottdrohungen gegen Kinobesitzer und Proteste gegen Illustrierte Das Bemuhen um eine Grundgesetzanderung BearbeitenMassgeblicher Initiator war der Jurist und CDU Bundestagsabgeordnete Adolf Susterhenn der sich der allgemeinen sittlichen Ordnung und dem gesunden Volksempfinden 3 verpflichtet sah und die Jugend vor den Gefahren von Schmutz und Schund schutzen und vor allem Unsittliches aus dem Kino verbannen wollte Wegen zeitgenossischer Filme mit einigen freizugigen Szenen sah er die sittliche Ordnung in Gefahr Er initiierte im Mai 1965 gemeinsam mit der CSU Bundestagsabgeordneten Maria Probst einen Antrag das Grundgesetz zu andern Die Verfassungsbestimmung Kunst und Wissenschaft Forschung und Lehre sind frei sollte um den Passus erganzt werden Die Freiheit der Kunst entbindet nicht von der Beachtung des Sittengesetzes 4 Diesen Antrag unterstutzten etwa zwei Drittel der CDU CSU Abgeordneten im Bundestag Allerdings fehlte die Ruckendeckung der fuhrenden Parteimitglieder wahrend FDP und SPD eine Grundgesetzanderung entschieden ablehnten Susterhenn handelte sich mit seinen Bemuhungen allerdings hauptsachlich Spott und Kritik von Kunstlern und Kulturschaffenden ein so soll ihn Heinrich Boll als Professor Lusterhahn 5 tituliert haben Scheitern der Aktion BearbeitenLaut Pressemitteilung sammelte die Aktion Saubere Leinwand im Bundesgebiet und in Westberlin 1 294 000 Unterschriften darunter 19 Bundestagsmitglieder und 42 Landtagsabgeordnete Als problematisch erwies sich dass verschiedene Kleingruppen und einzelne Aktivisten radikale Tone anschlugen und den Film grundsatzlich angriffen Im Laufe des Jahres 1965 distanzierten sich die Spitzen der katholischen und evangelischen Kirche von der Aktion In liberalen Medien wurde die Aktion Saubere Leinwand wiederholt verspottet Der Grossteil der bundesdeutschen Journalisten lehnte auch in konservativeren Blattern ihre Positionen ab So schrieb Karl Korn in seinem Beitrag Aktion in der FAZ am 6 Mai 1965 trotz grundsatzlicher Unterstutzung durfe man nicht ubersehen dass wir in einem Wandel der Anschauungen uber Sitte und Moral stehen der ohne Beispiel ist 6 Zudem fehlte die Unterstutzung einflussreicher Personen oder Organisationen Die Filmwirtschaft versorgte die Medien mit Hintergrundmaterial und bezahlte 300 000 Flugblatter mit einer Offentlichen Warnung vor der Sauberen Leinwand die von der Humanistischen Studentenunion im Juni und Juli 1965 verteilt wurden Auch die SPIO selbst lobte unter dem Motto Bevormundung droht auf Grossplakaten die gute Arbeit der FSK Literatur BearbeitenArtikel Kuhr Dieter saubere Aktionen PDF Datei 53 kB taz Artikel vom 13 August 1988 Seite 17 20 Ulrike Heider Protestbewegung und Sexrevolte Philipp von Hugo Eine zeitgemasse Erregung Der Skandal um Ingmar Bergmans Film Das Schweigen 1963 und die Aktion Saubere Leinwand In Zeithistorische Forschungen Studies in Contemporary History Online Ausgabe 3 2006 H 2 URL http www zeithistorische forschungen de 16126041 vHugo 2 2006 Jurgen Kniep Keine Jugendfreigabe Filmzensur in Westdeutschland 1949 1990 Wallstein Verlag Gottingen 2010 ISBN 978 3 8353 0638 7 Stefan Volk Skandalfilme Cineastische Aufreger gestern und heute Schuren Verlag Marburg 2011 ISBN 978 3 89472 562 4Nachweis Bearbeiten Vgl Stefan Volk Skandalfilme Cineastische Aufreger gestern und heute S 128ff Jurgen Kniep Keine Jugendfreigabe S 136 Stefan Volk Skandalfilme Cineastische Aufreger gestern und heute S 129 Stefan Volk Skandalfilme Cineastische Aufreger gestern und heute S 129 Chronik Rappoltstein PDF Datei 261 kB Jurgen Kniep Keine Jugendfreigabe S 139 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aktion Saubere Leinwand amp oldid 225880053