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Dieser Artikel behandelt das Substantiv Adjuvant Zum Adjektiv adjuvant siehe Adjuvante Therapie Als Adjuvanten von lat adjuvare unterstutzen bezeichnete man die nach der Reformation in den evangelischen Kirchen tatigen Laienmusiker In den Stadten verstarkten sie die vom Kantor geleiteten Schulerchore Vor allem in Sachsen und Thuringen erlangten die aus Adjuvanten bestehenden Chore und Instrumentalgruppen besondere Bedeutung im Musikleben landlicher Regionen Sie sind mit den heutigen Kirchen und Posaunenchoren vergleichbar und konnen mit Einschrankung als deren Vorlaufer bezeichnet werden Im 18 und 19 Jahrhundert wurden mitunter auch Hilfslehrer als Adjuvanten bezeichnet Insbesondere in Mitteldeutschland gab es selbst in den kleinsten Dorfern Kantoreien deren Mitglieder Adjuvanten genannt wurden Es waren in der Regel Knaben und Manner allerdings rechnet z B Michael Altenburg in seinen Kompositionen auch mit einem Jungfernchor Die Erfurter Musikforscherin Helga Bruck fand bereits in einer Erfurter Zeitung nach 1800 die Aussage Thuringen war die Wiege der deutschen Musik 1 Quellen die die Adjuvantentradition belegen sind u a die Udestedter Adjuvantenchronik die von etwa 1660 bis nach 1750 reicht Kirchenbucher Kommunikantenlisten und andere Dokumente aus dem Erfurter Raum Bereits vor 1600 herrschte dort demnach eine reiche kirchenmusikalische Blutezeit Untersuchungen fur das Dorf Udestedt bei Erfurt fur die Zeit von vor 1600 bis nach 1730 ergaben dass etwa zehn Prozent der mannlichen Bevolkerung Blattsingen beherrschte und ein Streich oder Blasinstrument spielte so dass jeden Sonntag eine andere Kirchenmusik erklingen konnte Dies entsprach den Moglichkeiten der grossen Stadtkirchen Auch bei geselligen Zusammenkunften wurde von diesen Fahigkeiten Gebrauch gemacht Das Repertoire stand dem in Stadten gebrauchlichen in nichts nach Aus den Reihen der Adjuvanten gingen auch Komponisten hervor Die musikalische Praxis fuhrte offenbar dazu dass einige Adjuvanten Gehortes oder Mitgesungenes aus dem Gedachtnis in Partitur niederschreiben konnten Dabei wurden allerdings oft Fehler in der Stimmfuhrung notiert Die bisherigen Forschungen zeigen das Auftreten dieses musikalisch weltweit einmaligen Phanomens auf dem Gebiet Erfurts mit seinen 80 Dorfern Dieselbe Praxis muss sich schon fruh in das Gothaische ausgebreitet haben Im Osten in Kursachsen konnte sie jedoch nicht nachgewiesen werden Wie sich u a aus den Forschungen von Konrad Kuster ergibt gab es auch im Bereich der Nordseekuste einen ahnlichen Einsatz von Adjuvanten in der Kirchenmusik Hier sind das Land Hadeln im Herzogtum Lauenburg und Dithmarschen in Herzogtum Schleswig zu nennen In Goldbach bewahrte das Adjuvantenarchiv unter anderem einen kompletten Jahrgang mit Kantaten von Georg Philipp Telemann aus dem Besitz des Kantors Johann Georg Metz in Tambach der 1746 47 von der Kirchgemeinde Goldbach angekauft worden war Seit 2012 wird der Notenbestand des Adjuvantenarchivs Goldbach vom Hochschularchiv der Hochschule fur Musik Franz Liszt Weimar verwahrt und erschlossen 2 In Siebenburgen gab es noch bis in die 1980er Jahre in jedem Dorf mit sachsischer meist evangelischer Bevolkerung eine Blaskapelle genannt die Adjuvanten Diese begleiteten kirchliche Hochfeste ebenso wie die Trauergemeinde zum Friedhof bei Beerdigungen Die Adjuvanten spielten aber auch zur geselligen Unterhaltung auf bei regelmassig abgehaltenen Festen wie z B zum Kronenfest 3 an Peter und Paul zum Rinnenfest in Schonau aber auch zu Hochzeiten und bei Nachbarschaftstreffen Literatur BearbeitenErich Bohme Von unseren Adjuvantenchoren In Heimatkalender fur Eckartsberga 1930 S 74 79 u 1931 S 41 49 Konrad Kuster Wolbestimmete Musica nach Davids Manier und Gebrauch Eine Altenbrucher Trauerpredigt von 1653 als Schlussel zu norddeutscher Musikkultur In Stader Jahrbuch 2007 Stader Archiv N F 97 S 55 92 Wolfgang Stolze Dorfliche Musikkultur Thueringens und ihre Sonderstellung in der Musikgeschichte In Musik und Kirche 61 1991 S 213 226 ISSN 0027 4771 Wolfgang Stolze Thuringer Adjuvantenmusik in Udestedt und seinen Nachbarorten In Sommerdaer Heimathefte 12 2000 S 21 Hans Rudolf Jung Thematischer Katalog der Musikaliensammlung Grossfahner Eschenbergen in Thuringen heute im Thuringischen Landesmusikarchiv Weimar Barenreiter Verlag Kassel u a 2001 ISBN 3 7618 1573 5 Steffen Voss Die Musikaliensammlung im Pfarrarchiv Udestedt heute im Thuringischen Landesmusikarchiv Weimar Schriften zur mitteldeutschen Musikgeschichte 10 Schneverdingen 2006 ISBN 978 3 88979 095 8 Weblinks BearbeitenNoten und andere Dokumente einiger Adjuvantenarchive Thuringisches Landesmusikarchiv Weimar Wolfgang Stolze Von den kulturellen Wurzeln des Adjuvantenwesens Die Original Fidelen Siebenburger Adjuvanten Heidenheim BrenzEinzelnachweise Bearbeiten Helga Bruck Viva la musica in Erfordia 1818 1968 Erfurter Musikverein und Singakademie Verlagshaus Thuringen Erfurt 1992 ISBN 3 86087 104 8 S 6 Thuringisches Landesmusikarchiv Memento des Originals vom 28 Juni 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hfm weimar de abgerufen am 26 Juni 2017 Siebenburgische Zeitung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adjuvant amp oldid 234332012