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ʿUbudiya arabisch عبودية Dienstbarkeit Knechtschaft Untertanigkeit ist ein islamisches Frommigkeitsideal das das Verhaltnis des glaubigen Menschen gegenuber Gott betrifft Das Konzept das an verschiedene Koranverse und Hadithe anknupft in denen Mohammed und die Menschen als Diener Gottes ʿibad Allah beschrieben werden wurde zunachst im Bereich der Sufik erortert Ahnlich wie der Begriff der Demut bezeichnet ʿUbudiya dort eine Gesinnung der Dienstwilligkeit gegenuber Gott Mehrere Gelehrte darunter Ibn Taimiya und ʿAbd al Wahhab asch Schaʿrani verfassten eigenstandige Abhandlungen zur ʿUbudiya Durch Vermittlung von Ibn Taimiya hat das Konzept im 20 Jahrhundert auch Eingang in das islamistische Denken gefunden Eine zentrale Rolle spielte es in der Schrift Zeichen auf dem Weg Maʿalim fi ṭ ṭariq des islamistischen Theoretikers Sayyid Qutb Fur ihn bildete die ʿUbudiya gegenuber Gott allein das wichtigste Merkmal zur Unterscheidung der muslimischen Gesellschaft von der dschahilitischen Gesellschaft Die Ubudiah Moschee in Kuala Kangsar in Malaysia die nach dem Prinzip der ʿUbudiya benannt ist Sprachlich ist der Begriff ʿUbudiya von der arabischen Wortwurzel ʿabada abgeleitet das die Bedeutung von dienen verehren hat Das zugehorige Substantiv ʿabd bedeutet Sklave Knecht Diener Von der gleichen Wortwurzel ist auch der Begriff ʿIbada gebildet der allgemein die gottesdienstliche Praxis im Islam bezeichnet Neben seiner terminologischen Bedeutung als Bezeichnung fur eine religiose Gesinnung wird ʿUbudiya im modernen Arabischen auch als allgemeiner Begriff fur Sklaverei verwendet Mehrere Moscheen sind nach dem Prinzip der ʿUbudiya benannt so die Ubudiah Moschee in Kuala Kangsar in Malaysia Inhaltsverzeichnis 1 Sufische Definitionen von ʿUbudiya 2 Die ʿUbudiya als hochster Rang des Menschen 3 Ibn Taimiyas ʿUbudiya Abhandlung 4 Sayyid Qutb Islam als Befreiung von der ʿUbudiya gegenuber Menschen 5 Kritik an dem Konzept 6 Literatur 7 EinzelnachweiseSufische Definitionen von ʿUbudiya BearbeitenWahrend ʿIbada allgemein die gottesdienstliche Praxis bezeichnet wird ʿUbudiya bei den meisten Sufis als Bezeichnung fur eine religiose Haltung verwendet die daruber hinausgeht So meinte zum Beispiel Abu l Qasim an Nasrabadi gest 977 78 dass die ʿUbudiya dann eintrete wenn der Mensch nicht mehr seine eigene Verehrung taʿabbud Gottes sehe sondern ganz in der Betrachtung des Verehrten aufgehe 1 Die meisten Sufis waren auch der Auffassung dass die ʿUbudiya auf einer hoheren Stufe stehe als ʿIbada So lehrte zum Beispiel Abu ʿAli ad Daqqaq gest 1015 dass ʿIbada allen Glaubigen zukomme wahrend die ʿUbudiya der religiosen Elite vorbehalten sei Unter Anspielung auf Koranvers Sure 15 99 Und diene Deinem Herrn bis die Gewissheit al yaqin zu dir kommt ausserte er dass die ʿIbada denjenigen eigen sei die das Wissen der Gewissheit ʿilm al yaqin besassen wahrend die ʿUbudiya nur denen zukomme die das Wesen der Gewissheit ʿain al yaqin besassen 2 Insbesondere gehort aber zur ʿUbudiya die Anerkennung von Gottes allumfassender Herrschaft So lehrte der agyptische Mystiker Dhu n Nun al Misri gest 859 Die ʿUbudiya besteht darin dass du in jeder Lage sein Gottes Diener bist so wie er in jeder Lage dein Herr ist 3 Eine andere Definition lautete dass die ʿUbudiya das Schauen bzw Sichbewusstsein suhud von Gottes Herrschaftlichkeit rububiya sei 4 So wie die Herrschaftlichkeit rububiya eine Qualitat Gottes ist die niemals zu bestehen aufhort so soll auch die ʿUbudiya eine Eigenschaft des Menschen sein die ihn nicht verlasst solange er lebt 5 Der Orientalist Richard Hartmann meinte dass diese Vorstellung von ʿUbudiya in idealtypischer Weise das verkorpere was Friedrich Schleiermacher in seinen Reden Reden uber die Religion das Gefuhl der schlechthinnigen Abhangigkeit von Gott nannte und als Grundlage jeder Religion beschrieb 6 Al Quschairi der in seinem Handbuch zur Sufik der ʿUbudiya ein eigenes Kapitel gewidmet hat fuhrt dort noch zahlreiche andere Definitionen fur dieses Konzept an In mehreren von ihnen spielt die Anerkennung der gottlichen Vorherbestimmung Qadar eine wichtige Rolle So lautete eine Definition dass die ʿUbudiya die Absage an das Wahlen hinsichtlich der in Erscheinung tretenden gottlichen Bestimmungen tark al iḫtiyar fima yabdu min al aqdar sei Der agyptische Gelehrte Mustafa al ʿArusi gest 1876 der eine Glosse zum Handbuch al Quschairis verfasste erklarte dort dass mit der Absage an das Wahlen die Flucht vom Unheil der eigenen Wahl zur Schonheit der Wahl Gottes gemeint sei 7 Nach einer anderen Definition ist ʿUbudiya die Verrichtung der Gehorsamspflichten unter der Auflage sie zu mehren alles das vom eigenen Ich ausgeht geringzuschatzen und die edlen Taten die durch einen selbst geschehen als von Gottes Bestimmung herkommend anzuerkennen 8 Auch heisst es dass zu den Kennzeichen der ʿUbudiya der Verzicht auf das Planen tadbir und die Betrachtung der gottlichen Vorherbestimmung taqdir gehore 9 Wichtige Aspekte der ʿUbudiya waren nach sufischer Vorstellung ausserdem die Tugenden der Bescheidung riḍa und Geduld ṣabr Den Sufi Abu ʿAli al Dschuzdschani zitiert al Quschairi mit der Aussage Die Bescheidung ist das Haus der ʿUbudiya die Geduld ihre Tur und die Hingebung tafwiḍ ihr Gemach 10 Nach Ahmad ibn ʿAta einem Sufi der 923 24 hingerichtet wurde besteht die ʿUbudiya aus vier Tugenden der treuen Einhaltung von Versprechen der Wahrung der religionsgesetzlichen Grenzen der Bescheidung mit dem was existiert und dem geduldigen Verzicht auf das was fehlt Diese Definition der ʿUbudiya wurde spater auch von ʿAli ibn Muhammad al Dschurdschani in seinem Buch der Definitionen Kitab at Taʿrifat ubernommen 11 Der agyptische Sufi ʿAbd al Wahhab asch Schaʿrani verfasste eine eigene Abhandlung in der er die Regeln der ʿUbudiya adab al ʿubudiya beschrieb Dort sagte er Es gibt auf dem Weg zu Gott nichts was naher an ihn heranfuhrt als das Tor der ʿUbudiya denn sie ist reine Demut ḏull und Unterwurfigkeit ḫuḍuʿ und das Erkennen der eigenen Unzulanglichkeit ruʾyat at taqṣir Wenn dagegen Stolz und Hochmut bei jemandem eintreten und ihm die Demut fehlt dann verhalt er sich regelwidrig und der Name der ʿUbudiya wird ihm entzogen 12 Die ʿUbudiya als hochster Rang des Menschen BearbeitenObwohl der Begriff der ʿUbudiya eigentlich nahelegt dass damit eine Erniedrigung verbunden ist wird allgemein hervorgehoben dass sie eine Auszeichnung des Menschen darstellt Al Quschairi zitiert seinen Lehrer Abu ʿAli ad Daqqaq mit der Aussage dass es nichts ehrenvolleres fur den Glaubigen als die Dienstbarkeit ʿubudiya und keine vollkommenere Benennung fur ihn gibt als wenn man ihn nach der Dienstbarkeit benennt 13 Als Beweis dafur verwies ad Daqqaq darauf dass Mohammed im Koran an mehreren besonders wichtigen Stellen nicht als Prophet oder Gesandter sondern als Knecht ʿabd erwahnt wird so im Zusammenhang mit seiner Nachtreise in Sure 17 1 wo es heisst Gepriesen sei der seinen Knecht nachts reisen liess sowie in Sure 53 10 Und er gab seinem Knecht jene Offenbarung ein 14 Eine ahnliche Auffassung vertrat auch Ibn Qaiyim al Dschauziya gest 1350 Er erklarte in seiner Abhandlung Schlussel zum Haus der Gluckseligkeit Miftaḥ dar as saʿada Als Gott seine Schopfung in verschiedenen Arten und Zustanden erschuf und in seinem Urteil vorherbestimmte Adam und seine Nachkommen vielen seiner Geschopfe vorzuziehen machte er seine Knechtschaft ʿubudiya zu der hochsten ihrer Rangstufen Ich meine damit die freiwillige Knechtschaft al ʿubudiya al iḫtiyariya die sie aus Gehorsamsgefuhl ṭauʿan und aus freien Stucken iḫtiyaran erbringen nicht aus Zwang und Not Zur Erklarung fuhrt er einen Hadith an wonach Gott dem Propheten Mohammed einen Engel schickte der ihn vor die Wahl stellte ob er ein Engel Prophet malak nabi oder Knecht Prophet ʿabd nabi sein wolle Da er sich nicht entscheiden konnte schaute er ratsuchend zu Gabriel Dieser riet ihm mit Zeichen bescheiden zu sein Daraufhin sagte er Ich will lieber ein Knecht Prophet sein 15 Als Beweis dafur dass die ʿUbudiya der erhabenste von seinen Rangen asraf maqamati hi ist verweist Ibn Qaiyim al Dschauziya ahnlich wie ad Daqqaq darauf dass Mohammed im Koran an mehreren besonders wichtigen Stellen als Knecht ʿabd erwahnt wird Diese Koranverse und einen Hadith in dem Mohammed von Jesus als Knecht bezeichnet wird sieht Ibn Qaiyim al Dschauziya als Beleg dafur an dass er jenen hochsten Grad durch die Vollkommenheit seiner Dienstbarkeit ʿubudiya gegenuber Gott und die Vollkommenheit der Vergebung Gottes fur ihn erlangt hat 16 Da die ʿUbudiya bei Gott einen so hohen Stellenwert habe so erklart Ibn Qaiyim al Dschauziya habe er Adam und seine Nachkommen an einem Ort wohnen lassen an dem sie durch die Vollkommenheit ihres Gehorsams gegenuber Gott durch die Annaherung an ihn und die Aufgabe ihrer Gewohnheiten diesen Grad erreichen konnten 17 Auch asch Schaʿrani spricht von der ʿUbudiya als dem exklusivsten Rang der Propheten und Erzgerechten aḫaṣṣ maratib al anbiyaʾ wa ṣ ṣiddiqin 18 Wie er am Anfang seiner Abhandlung erklart wurde ihm die Bedeutung der ʿUbudiya erst bei einem offenbarungsartigen religiosen Erlebnis klar Dieses datiert er auf den 17 Radschab 931h 10 Mai 1525 Wie er beschreibt war er an diesem Tag sehr unzufrieden und betrubt daruber dass er noch nicht den Rang eines Gottesfreundes erreicht hatte Als er daraufhin in al Fustat gegenuber der Nilinsel Roda spazieren ging horte er dort einen unsichtbaren Rufer hatif der ihm mitteilte dass selbst in dem Fall dass Gott ihn mit allem Wissen uber den Kosmos ausstatten und ihm Wundertatigkeit verleihen wurde er damit noch nichts von der ʿUbudiya erlangt hatte Nachdem er durch dieses Erlebnis die Bedeutung der ʿUbudiya verstanden hatte beschloss er daruber eine Abhandlung abzufassen 19 Ibn Taimiyas ʿUbudiya Abhandlung BearbeitenDie Vorstellung von der ʿUbudiya als hochstem Rang des Menschen war im Vorderen Orient so verbreitet dass auch Ibn Taimiya gebeten wurde sich dazu zu aussern Wie er am Anfang seiner ʿUbudiya Schrift mitteilt war ihm die Frage vorgelegt worden ob die ʿUbudiya der hochste Rang im Diesseits und Jenseits aʿla l maqamat fi dunya wa l aḫira sei oder ob es noch einen hoheren Rang gebe 20 Ibn Taimiya bestatigte in seiner Abhandlung den hohen Rang der ʿUbudiya indem er auf verschiedene Koranverse verwies in denen Mohammed so Sure 2 23 17 1 53 10 72 19 Abraham Isaak und Joseph Sure 38 45 und besonders auserlesene Menschen als Gottes Knechte charakterisiert werden so z B Sure 76 6 21 Allerdings macht Ibn Taimiya deutlich dass es seiner Auffassung nach sehr unterschiedliche Grade daraǧat mutafawifat von ʿUbudiya gibt 22 Die allgemeine ʿUbudiya die die Herrschaftlichkeit rububiya Gottes betrifft trete bereits dann ein wenn der Mensch erkenne dass Gott sein Herr und Schopfer ist und er seiner bedurftig ist Bei dieser ʿUbudiya konne es aber sein dass der Mensch trotzdem dem Befehl Gottes zuwider handele und neben ihm Satan und die Gotzen verehre Eine derartige ʿUbudiya gebe es sowohl bei den Glaubigen die ins Paradies eingehen als auch bei den Unglaubigen die in die Holle verdammt sind 23 Aufgabe des Menschen sei es jedoch seine ʿUbudiya zu vervollkommnen Je mehr der Mensch seine ʿUbudiya verwirklicht desto vollkommener wird er und desto mehr steigt er auf 24 Dafur musse er zunachst verstehen dass die ʿUbudiya Sklaverei des Herzens riqq al qalb ist 25 Solange seine Gier auf geschaffene Dinge gerichtet sei gelte seine ʿUbudiya diesen Dingen wodurch aber sein Herz von der auf Gott ausgerichteten ʿUbudiya abgelenkt werde Jeder der sein Herz an Menschen hange von ihnen Sieg Lebensunterhalt oder Rechtleitung erhoffe unterwerfe ihnen sein Herz so dass seine ʿUbudiya ihnen gelte 26 In diesem Fall trete eine verachtliche Knechtschaft ʿubudiya ḏalila gegenuber dem Gegenstand ein der das Herz zum Sklaven gemacht habe 27 Je mehr im Herzen eine Liebe zu etwas anderem als Gott Platz habe desto mehr gelte auch die ʿUbudiya einer anderen Sache als Gott 28 Die ʿUbudiya gegenuber Gott so erklart Ibn Taimiya nimmt beim Menschen erst dann zu wenn auch die Liebe des Herzens zu ihm zunimmt 29 dies deswegen weil der Begriff der ʿUbudiya nicht nur die vollkommene Demut kamal aḏ ḏull sondern auch vollkommene Liebe kamal al ḥubb meint 30 Viele Menschen gingen in der Annahme fehl dass die ʿUbudiya nur Demut und Unterwerfung einschliesse Richtig sei jedoch dass fur die Verwirklichung der ʿUbudiya Freundschaft ḫulla und Liebe maḥabba zu Gott notwendig seien 31 Wenn der Mensch seine ʿUbudiya gegenuber Gott durch Liebe vermehre konne er sehr grossen Lohn erwarten denn das vollkommenste beste hochstehendste Gott am nachsten kommende starkste und rechtgeleiteste aller Geschopfe ist derjenige der auf diesem Wege seine ʿUbudiya am weitesten gebracht hat 32 Dies sei die Wahrheit der Religion des Islams ḥaqiqat din al islam mit der Gott die Propheten zu den Menschen gesandt habe 33 Man durfe allerdings nicht so erklart Ibn Taimiya weiter leichtfertig behaupten die Liebe zu Gott zu besitzen weil dies im Widerspruch zur ʿUbudiya stehe 34 Notwendig fur die Vervollkommnung der ʿUbudiya sind nach Ibn Taimiya namlich auch die Losung von allem Stolz kibr und die Starkung der Treue iḫlaṣ zu seiner Religion 35 Sayyid Qutb Islam als Befreiung von der ʿUbudiya gegenuber Menschen BearbeitenIbn Taimiyas ʿUbudiya Abhandlung gehorte zum wichtigsten Lekturestoff der in den 1960er Jahren in Agypten inhaftierten Muslimbruder 36 Sayyid Qutb der zu diesem Personenkreis gehorte und zu jener Zeit als wichtigster Ideologe der Muslimbruderschaft inhaftiert war griff sowohl in seinem Korankommentar Im Schutze des Korans Fi ẓilal al Qurʾan als auch in seiner Schrift Zeichen auf dem Weg Maʿalim fi ṭariq sehr haufig auf dieses Konzept zuruck 37 So beschreibt er in Zeichen auf dem Weg den Islam als universelle Deklaration der Befreiung der Menschen von der ʿUbudiya gegenuber anderen Menschen sowie von der ʿUbudiya gegenuber den eigenen Begierden die auch eine Form der Knechtschaft gegenuber Menschen darstelle Dies geschehe durch die Verkundung der alleinigen Gottlichkeit Allahs und seiner Herrschaft rububiya uber die Welten 38 Der Islam wolle die Menschen zu ihrem Herrn zuruckfuhren und sie der ʿUbudiya gegenuber anderen Menschen entreissen die in der Befolgung von Geboten die andere Menschen ihnen auferlegen aḥkam yasraʿuha nas min al basar bestehe 39 Der Islam sei nicht nur Glaube ʿaqida sondern eben auch eine Deklaration der Befreiung des Menschen von der Knechtschaft gegenuber anderen Knechten Deshalb strebe er von Anfang an danach solche Systeme und Regierungen zu beseitigen die auf dem Prinzip der Knechtschaft der einen gegenuber den anderen beruhten 40 In diesem Sinne musse man auch den Begriff des Dschihad verstehen 41 Mehrfach wiederholt Sayyid Qutb in seiner Schrift dass die erste Saule des Islams die Schahada aus zwei Teilen bestehe der vollkommenen ʿUbudiya gegenuber Gott allein al ʿubudiya al kamila li Llah waḥdahu und dem Empfang dieser ʿUbudiya vom Gottesgesandten 42 Ohne Befolgung dieser beiden Prinzipien habe der Islam im Leben des Individuums und der Gemeinschaft keine Existenz 43 Auch konne der Mensch die Stellvertreterschaft Gottes auf Erden al ḫilafa ʿan Allah fi arḍi hi nur dann erfullen wenn er in seiner ʿUbudiya gegenuber Gott treu sei und sich von der ʿUbudiya gegenuber anderen Dingen befreie 44 Eine vollige und wirkliche Befreiung von der ʿUbudiya gegenuber den Menschen erreiche man aber nur dann wenn die hochste Herrschaft al ḥakimiya al ʿulya in der Gesellschaft allein Gott gilt was sich in der Geltung der gottlichen Scharia siyadat as sariʿa al ilahiya niederschlagen musse 45 Mit der Einhaltung der Scharia Gottes al iltizam bi sariʿat Allah verwirkliche sich die Knechtschaft der Menschen gegenuber Gott so wie sich die Knechtschaft des Universums in dem allgemeinen Naturgesetz an namus al ʿamm verwirkliche 46 Die Einhaltung der Scharia musse sich dann auch in den politischen sozialen und okonomischen Zustanden aḥwal siyasiya wa iǧtimaʿiya wa iqtiṣadiya manifestieren 47 Die ʿUbudiya gegenuber Gott allein bildet fur Sayyid Qutb auch das wichtigste Merkmal der muslimischen Gesellschaft al muǧtamaʿ al muslim Sie musse in all ihren Angelegenheiten auch in ihrem gemeinschaftlichen System an niẓam al ǧamaʿi auf dieses Prinzip gegrundet sein 48 Gesellschaften in denen dieses Prinzip nicht gelte seien in Wahrheit Dschahiliya Gesellschaften denn wahrend der Islam die Knechtschaft der Menschen gegenuber Gott allein sei sei die Dschahiliya die Knechtschaft ʿubudiya der Menschen gegenuber Menschen 49 Dies sei zum Beispiel bei den Kommunisten der Fall bei denen die ʿUbudiya der Partei gelte Da sich in den gegenwartigen Gesellschaften im Bereich der ideologischen Uberzeugungen der rituellen Handlungen und gesetzlichen Bestimmungen die ʿUbudiya nicht allein auf Gott ausrichtet entsprechen sie nach Sayyid Qutb allesamt dem Typ der dschahilitischen Gesellschaft al muǧtamaʿ al ǧahili 50 Das gelte auch fur Gesellschaften die auf den Sakularismus ʿilmaniya gegrundet seien oder verkunden dass sie die Religion respektieren weil in ihnen das Leben nicht vollstandig auf der ʿUbudiya gegenuber Gott basiere 51 Eine wahrhaft muslimische Gesellschaft entstehe erst dann wenn eine Gruppe von Menschen die dem Prinzip der ʿUbudiya gegenuber Gott allein verpflichtet sei aufstehe und ihr Leben vollstandig auf der Grundlage dieses Prinzips organisiere 52 Kritik an dem Konzept BearbeitenEine kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der ʿUbudiya findet sich bei dem libanesischen Diplomaten Hasan Saʿb Er veroffentlichte 1974 ein Buch mit dem Titel Der Islam der Freiheit nicht der Islam der Knechtschaft Islam al ḥurriya la Islam al ʿubudiya Darin weist er darauf hin dass nach dem Koran Gott den Menschen gegen den Willen der Engel als seinen Stellvertreter ḫalifa auf Erden eingesetzt Sure 2 30 und ihn unter Ausschluss der Engel alle Namen gelehrt hat Sure 2 31 Weiterhin hebt er hervor dass nach dem Koran der Mensch das einzige Wesen ist das von Gott freiwillig das anvertraute Gut amana angenommen hat Sure 33 72 und mit Gott in der Schopfung rivalisiert wenn auch Gott der beste Schopfer aḥsan al ḫaliqin ist wie es in Sure 37 125 heisst Daraus schliesst er dass nach dem gottlichen und prophetischen Urteil der Mensch ein Kind seiner eigenen Freiheit und Machtigkeit ist nicht ein Kind seiner Knechtschaft und Ohnmacht walid ḥurriyat al insan wa qudrati hi la walid ʿubudiyati hi wa ʿaǧzi hi 53 Literatur BearbeitenArabische Quellen Ibn Taimiya Al ʿUbudiya Zusammen mit Kommentar von ʿAbd al ʿAziz ibn ʿAbdallah ar Raǧiḥi Dar al Faḍila Riyad 1998 Digitalisat Engl Ubers von Nasiruddin al Khatab unter dem Titel Al ʿUbudiyyah being a true slave of Allah Ta Ha Publ London 1999 Ibn Qaiyim al Dschauziya Miftaḥ dar as saʿada wa mansur wilayat ahl al ʿilm wa l irada 2 Bde Dar al Kutub al ʿIlmiya Beirut 1980 Bd I S 6f Digitalisat ʿAbd al Karim al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf Dar Ǧawamiʿ al kalim Kairo 2007 S 228 231 Digitalisat Dt Ubers von Richard Gramlich unter dem Titel Das Sendschreiben al Qusayris uber das Sufitum Franz Steiner Wiesbaden 1989 S 281 285 Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq Dar as Suruq Beirut Kairo 1979 Digitalisat Deutsche Ubers nach der engl Ubers unter dem Titel Zeichen auf dem Weg Al Azr Kuweit 1989 Digitalisat Ḥasan Ṣaʿb Islam al ḥurriya la Islam al ʿubudiya Dar al ʿilm li l malayin Beirut 1974 ʿAbd al Wahhab as Saʿrani Al Anwar al Qudsiya fi Bayan adab al ʿubudiya Al Maṭbaʿa al ʿamira as sarafiya Kairo 1317h 1899 1900 n Chr DigitalisatSekundarliteratur Richard Hartmann Al Ḳuschairis Darstellung des Ṣufitums Mit Ubersetzungsbeilage und Indices Mayer amp Muller Berlin 1914 S 5 8 Digitalisat Sayed Khatab The power of sovereignty the political and ideological philosophy of Sayyid Qutb Routledge London 2006 S 47 56 James David Pavlin The concept of ʿUbudiyyah in the theology of Ibn Taymiyyah the relationship between faith love and actions in the perfection of worship New York Univ Diss UMI Dissertation Services Ann Arbor 1998 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Hartmann Al Ḳuschairis Darstellung des Ṣufitums 1914 S 5 Vgl al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf Dt Ubers Gramlich 1989 S 282 Zit bei al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf Dt Ubers Gramlich 1989 S 282 Vgl al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf Dt Ubers Gramlich 1989 S 283 und Hartmann Al Ḳuschairis Darstellung des Ṣufitums 1914 S 6 Vgl al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf Dt Ubers Gramlich 1989 S 286 Vgl Hartmann Al Ḳuschairis Darstellung des Ṣufitums 1914 S 5 Vgl Gramlichs Anmerkungen in seiner Ubersetzung von al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf 1989 S 282 Vgl al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf Dt Ubers Gramlich 1989 S 282 und Hartmann Al Ḳuschairis Darstellung des Ṣufitums 1914 S 6 Vgl al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf Dt Ubers Gramlich 1989 S 282 Vgl al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf Dt Ubers Gramlich 1989 S 284 und Hartmann Al Ḳuschairis Darstellung des Ṣufitums 1914 S 5 Vgl al Ǧurǧani Kitab at Taʿrifat Ed Gustav Flugel Leipzig 1845 S 151 Digitalisat Vgl As Saʿrani Al Anwar al Qudsiya fi Bayan adab al ʿubudiya 1900 S 45f Vgl al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf Dt Ubers Gramlich 1989 S 284 Vgl al Qusairi ar Risala fi t taṣauwuf Dt Ubers Gramlich 1989 S 284 Vgl Ibn Qaiyim al Ǧauziya Miftaḥ dar as saʿada 1980 S 6 Vgl Ibn Qaiyim al Ǧauziya Miftaḥ dar as saʿada 1980 S 6 Vgl Ibn Qaiyim al Ǧauziya Miftaḥ dar as saʿada 1980 S 6 Vgl As Saʿrani Al Anwar al Qudsiya fi Bayan adab al ʿubudiya 1900 S 3 Vgl As Saʿrani Al Anwar al Qudsiya fi Bayan adab al ʿubudiya 1900 S 2f Vgl Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 5 Vgl Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 5 Vgl Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 97 Vgl Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 25 Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 63 Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 72 Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 80f Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 82 Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 135 Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 82 Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 116 Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 120 Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 97 Vgl Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 97 Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 122 Vgl Ibn Taimiya Al ʿUbudiya 1998 S 105 Vgl Barbara Zollner The Muslim Brotherhood Hasan Al Hudaybi and Ideology Routledge Abingdon 2009 S 42f Vgl Khatab The power of sovereignty 2006 S 47 56 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 59 und dt Ubers S 71 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 62 und dt Ubers S 71 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 63 und dt Ubers S 76 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 65 und dt Ubers S 77 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 83 97 und 123 und deutsche Ubers S 98 113 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 100 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 114 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 107f und deutsche Ubers S 171 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 103 und deutsche Ubers S 120 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 124 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 84f und deutsche Ubers S 99 101 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 149 und deutsche Ubers S 171 Der Begriff ʿUbudiya ist hier mit Anbetung ubersetzt Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 88f und deutsche Ubers S 103 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 93 und deutsche Ubers S 103 Vgl Sayyid Qutb Maʿalim fi ṭ ṭariq 1979 S 86 und deutsche Ubers S 107f Vgl Ṣaʿb Islam al ḥurriya la Islam al ʿubudiya 1974 S 27f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title ʿUbudiya amp oldid 223456844