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Die Okonomische Gemeinnutzige Gesellschaft Bern OGG ist ein 1759 gegrundeter Verein mit Sitz in Bern der die Entwicklung des landlichen Raumes insbesondere in den Bereichen Bildung Kultur Okonomie und Okologie fordert Okonomische Gemeinnutzige Gesellschaft Bern OGG Bern Rechtsform VereinGrundung 1759Sitz BernPrasident Peter GaumannGeschaftsfuhrung Franz HoferWebsite www ogg ch Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Grundung 3 Programm und Themen 4 Aufbau der Gesellschaft im 18 Jahrhundert 5 Weitere Entwicklung 6 Publikationen der Gesellschaft 7 Mitglieder 7 1 Mitgliederverzeichnis 1761 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenIn der sogenannten Sattelzeit 1750 bis 1850 erwuchs den werdenden Industriestaaten die Fahigkeit zum Anstoss langfristiger wirtschaftlicher Wachstumsprozesse Dabei war die enger werdende Bindung der Wissenschaft an Politik und Wirtschaft von zentraler Bedeutung Als institutionelle Gefasse fur die Produktion nutzlichen Wissens im Hinblick auf Reformen in Wirtschaft und Gesellschaft dienten zunachst die in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts europaweit gegrundeten okonomisch patriotischen Gesellschaften eine Untergruppe der Gelehrtengesellschaft Die 1759 gegrundete Okonomische Gesellschaft Bern die spatere Okonomisch Gemeinnutzige Gesellschaft des Kantons Bern OGG gehorte unter ihnen zu den Vorreitern Okonomisch wurde dabei im Sinne einer umfassenden auf das materielle und sittliche Wohl des Individuums ausgerichteten Hauswirtschaft verstanden und schloss verschiedenste wirtschaftliche und padagogisch moralische Fragen mit ein wobei allerdings die Landwirtschaft im Zentrum stand Grundung Bearbeiten nbsp Johann Rudolf Tschiffeli Bildnis nach Dominikus Tiberius Wocher 1808 Im November 1758 rief Johann Rudolf Tschiffeli zur Stiftung eines Preises fur die beste Abhandlung uber die Verbesserung des Land und Getreidebaus auf Auf seinen Aufruf hin zeigten sich uberraschend viele Personen insgesamt 59 zum uberwiegenden Teil dem bernischen Patriziat angehorend zur Zahlung eines sogenannten Subskriptionsgeldes oder Preisgeldes bereit Tschiffeli wurde bei seinem Vorhaben von sechs weiteren Mannern unterstutzt neben Samuel Engel auch von Gabriel Herport 1705 1783 Niklaus Emanuel von Diesbach 1692 1772 Sigmund Friedrich Konig 1712 1765 Franz Jakob von Tavel 1729 1798 und Niklaus Emanuel Tscharner Diese bildeten denn auch den eigentlichen Kern der Okonomischen Gesellschaft die im Januar 1759 im Bestreben gegrundet wurde die mit dem Preis angeschnittenen Problemkreise in einer engeren Verbindung weiter zu verfolgen Der Zweck der Gesellschaft sollte primar die Forderung des Landbaus sein doch wurden auch weiterfuhrende Themen behandelt Die neue Gesellschaft reihte sich bewusst in eine illustre Schar fruher gegrundeter okonomisch patriotischer Gesellschaften ein wie den Grundungen in Edinburgh 1723 Dublin 1731 London 1754 und Rennes 1757 Programm und Themen BearbeitenEs soll die Absicht dieser Gesellschaft seyn den Landbau den Nahrungsstand und die Handlung in aufnahme zu bringen Das ist den abtrag des landes zu vermehren die verarbeitung der landes waaren zu verbessern und den vertrieb derselben zu erleichtern Dieses wird der einige gegenstand ihrer untersuchungen und erfahrungen seyn So formulierte die Okonomische Gesellschaft ihre Ziele in ihren Statuten von 1762 Oberstes Ziel war die Steigerung der Ertrage des Bodens die propagierten Neuerungen betrafen aber alle Gebiete der Landwirtschaft vom Ackerbau uber die Viehzucht bis zur Gewinnung von Seide Auch dem Handwerk und der Industrie sollte die Aufmerksamkeit der Gesellschaft zukommen Die Okonomische Gesellschaft beabsichtigte ihre Arbeiten auf ein wissenschaftliches Fundament abstutzen zu konnen Dazu wurde ein umfangreicher Fragenkatalog formuliert und die Erarbeitung fruhstatistischer Erhebungen sogenannter topographischer Beschreibungen unterstutzt die den Zustand der Landwirtschaft und des Gewerbes im bernischen Gebiet aufzeigen sollten Aufbau der Gesellschaft im 18 Jahrhundert BearbeitenDie Gesellschaft war zunachst wie folgt strukturiert Die Grosse Gesellschaft eine Art Hauptversammlung trat einmal jahrlich offentlich in feierlichem Rahmen zusammen und vergab die Preise der ausgeschriebenen Preisfragen hatte ansonsten aber primar reprasentativen Charakter Wer in die Grosse Gesellschaft aufgenommen werden wollte musste ausser er war Standesglied also Mitglied des Grossen oder des Kleinen Rates mittels eines Aufsatzes Probe uber seine Kenntnisse vorlegen Neben der Grossen Gesellschaft stand die mittlere oder engere Gesellschaft die sich normalerweise im Winterhalbjahr zwischen Dezember und Mai monatlich traf Sie galt als die tatsachliche Okonomische Gesellschaft entschied sie doch uber Neuaufnahmen von Mitgliedern und uber Ausschreibung und Vergabe der Preisaufgaben erliess die Statuten der Gesellschaft die sogenannten Gesetze verwaltete die Gelder und fuhrte die Korrespondenz der Okonomischen Gesellschaft Der Prasident der engeren war zugleich Prasident der Grossen Gesellschaft Aus der mittleren Gesellschaft wurde schliesslich die kleine oder arbeitende Gesellschaft oder Kommission ausgeschossen Sie bildete den Vorstand der Gesellschaft Ihre Aufgaben umfassten samtliche Aktivitaten der Gesellschaft die sie im Winter in wochentlichen im Sommer in monatlichen Sitzungen vorzubereiten hatte Dazu gehorte das Entwerfen von Preisfragen Vorberaten der eingegangenen Schriften Verfassen von Gutachten und der Druck der Schriften der Gesellschaft Alle Beratungen und Entscheidungen der Okonomischen Gesellschaft bedingten ein vorgangiges Urteil der arbeitenden Kommission Sie hatte einen eigenen Prasidenten und Vizeprasidenten daneben gehorten ihr die beiden Sekretare und der Seckelmeister Kassier der mittleren Gesellschaft an Die skizzierte Struktur blieb bis 1768 bestehen nachher erodierte sie zusehends und ging in eine zweistufige uber nach dem Prinzip Vorstand und Hauptversammlung indem die Engere Gesellschaft mit der arbeitenden Kommission verschmolzen wurde Die Grosse Gesellschaft ubernahm von der Mittleren die Kompetenz die Rechnung zu genehmigen und ihren eigenen Prasidenten zu wahlen Weitere Entwicklung Bearbeiten nbsp Niklaus Emanuel Tscharner 1750 Gleich in den ersten Jahren ihres Bestehens entwickelte die Okonomische Gesellschaft eine ausgedehnte Tatigkeit In Bern leisteten die ordentlichen Mitglieder wie Johann Rudolf Tschiffeli und Niklaus Emanuel Tscharner die eigentliche Arbeit Vielfaltige Kontakte Ansehen und ausserer Glanz verschafften der Sozietat eine grosse Anzahl in und auslandischer Ehrenmitglieder u a Carl von Linne Mit Preisausschreiben suchte die Okonomische Gesellschaft Talente zu mobilisieren und hoffte auf die Mitteilung von Expertenwissen mit Pramien belohnte sie Praktiker Im bernischen Territorium das neben dem bernischen Kernterritorium auch die Waadt und Teile des heutigen Kantons Aargau umfasste regte sie die Grundung zahlreicher Zweiggesellschaften an Der Gesellschaft wurde in europaischer Perspektive eine herausragende Bedeutung zugesprochen Mit ihrer Organisationsstruktur und ihrer gleichzeitig empirisch und konzeptionell hochstehenden Arbeitsweise wirkte sie als Vorbild fur zahlreiche andere Gesellschaften Ihre zweisprachig publizierten Abhandlungen und Beobachtungen und ihre Preisfragen erhielten europaweite Resonanz Einige ihrer Mitglieder waren als Autoren und Wissenschaftler europaweit bekannt oder gar beruhmt so die Gebruder Niklaus Emanuel Tscharner und Vincenz Bernhard Tscharner und Albrecht von Haller Viele europaische Gelehrte attestierten der Stadt und Republik Bern aufgrund der tiefen Staatsabgabenquote und prosperierenden Agrarwirtschaft ein grosses Reformpotenzial Nach einem Ruckgang der Aktivitat im Verlaufe des 18 Jahrhunderts kam es in den ersten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts zu vorubergehenden Pausen in der Gesellschaftstatigkeit Nach der Durchsetzung der liberalen Ordnung im Kanton Bern 1831 konstituierte sie sich 1838 neu Auf der personellen Ebene zogen sich die stadtbernischen Patrizier zunehmend zuruck wahrend Akademiker und fuhrende Personlichkeiten vom Land z B Rudolf Schatzmann und Johann Rudolf Schneider der Okonomischen Gesellschaft allmahlich ein neues Gesicht gaben Inhaltlich konzentrierte sie sich fortan ganz auf die Landwirtschaft insbesondere auf die an Bedeutung gewinnenden Bereiche der Milchwirtschaft und Viehzucht das einst weitgespannte Tatigkeitsfeld wurde eingeschrankt die wissenschaftlichen Ambitionen traten zuruck Die Mitgliederzahl nahm in beeindruckender Weise zu und mit Lokalvereinen verstarkte die Okonomische Gesellschaft ihren Einfluss auf den Bauernstand Im Jahr 1890 schloss sich die Gesellschaft mit der Gemeinnutzigen Gesellschaft des Kantons Bern zur neuen Okonomischen und gemeinnutzigen Gesellschaft des Kantons Bern OGG zusammen Die Gesellschaft widmet sich heute vor allem der Unterstutzung gemeinnutziger Projekte So vermittelt sie etwa betreute Wohnplatze bei Bauernfamilien an Personen die nicht alleine leben konnen Die OGG als kantonale Gemeinnutzige Gesellschaft hat statuarisch einen Sitz im Zentralvorstand ZV der Schweizerischen Gemeinnutzigen Gesellschaft SGG Publikationen der Gesellschaft Bearbeiten nbsp Die gesammelten Abhandlungen aus dem Besitz von Niklaus Anton Kirchberger Prasident der Okonomischen GesellschaftSeit 1760 gab die Okonomische Gesellschaft die preisgekronten Abhandlungen wie auch Nachrichten uber ihre Tatigkeit und weitere wertvolle Schriften in den Abhandlungen und Beobachtungen heraus Diese Zeitschrift richtete sich vor allem an ein gelehrtes Publikum Dank seiner Zweisprachigkeit deutsch franzosisch hatte das Publikationsorgan internationalen Erfolg und verhalf der OeG im 18 Jahrhundert zu weitreichender Beachtung Der Mangel an druckwurdigen Preisschriften bremste aber bereits ab der zweiten Halfte der 1760er Jahre das Erscheinen der Schriftenreihe so dass bis in die siebziger Jahre die verspatete Herausgabe der Bande zum chronischen Ubel wurde bis schliesslich 1776 das letzte Stuck einer beachtlichen Reihe gedruckt wurde Im Folgenden erschienen nur noch sporadisch einzelne Bande der letzte 1796 In der Folge beklagte die Gesellschaft immer wieder den Mangel einer eigenen Zeitschrift und es wurden wiederholt Anstrengungen unternommen eine solche erneut zu grunden Die Zeitumstande und der anhaltende Mangel guter Beitrage verhinderte bis 1846 die Herausgabe regelmassiger Publikationen Erst in diesem Jahr erhielt die Okonomische Gesellschaft mit dem Wochenblatt fur Landwirtschaft und Gartenbau das spater in Bernische Blatter fur Landwirthschaft Wald und Gartenbau umbenannt wurde wieder ein eigenes Periodikum Nach einer Umbenennung 1901 erscheint die Fachzeitung seit 1901 unter dem Namen Schweizer Bauer 2021 feierte der Schweizer Bauer das 175 Jahr Jubilaum 1 Mitglieder BearbeitenMitgliederverzeichnis 1761 Bearbeiten Elie Bertrand Samuel Engel Gottlieb Siegmund Gruner Marc Charles Frederic de Sacconay Friedrich Sinner Niklaus Emanuel Tscharner Vincenz Bernhard Tscharner Johann Rudolf Tschiffeli Johann Georg Zimmermann und weitere 2 Literatur BearbeitenErne Emil Die schweizerischen Sozietaten Lexikalische Darstellung der Reformgesellschaften des 18 Jahrhunderts in der Schweiz Zurich 1988 Guggisberg Kurt Wahlen Hermann Kundige Aussaat kostliche Frucht Zweihundert Jahre Oekonomische und Gemeinnutzige Gesellschaft des Kantons Bern 1759 1959 Bern 1958 Holenstein Andre e a Nutzliche Wissenschaft im Ancien Regime Akteure Themen Kommunikationsformen Heidelberg 2007 Cardanus Jahrbuch fur Wissenschaftsgeschichte 7 Daniel Salzmann Dynamik und Krise des okonomischen Patriotismus Das Tatigkeitsprofil der Oekonomischen Gesellschaft Bern 1759 1797 Nordhausen 2009 Berner Forschungen zur Regionalgeschichte 9 S 45 Stuber Martin Vous ignorez que je suis cultivateur Albrecht von Hallers Korrespondenz zu Themen der Okonomischen Gesellschaft Bern In Ders Hachler Stefan Lienhard Luc Hrsg Hallers Netz Ein europaischer Gelehrtenbriefwechsel zur Zeit der Aufklarung Basel 2005 Studia Halleriana IX S 505 541 Martin Stuber e a Hrsg Kartoffeln Klee und kluge Kopfe Die Okonomische und Gemeinnutzige Gesellschaft des Kantons Bern OGG 1759 2009 Bern 2009 ISBN 978 3258 07387 3 3 Wyss Regula Pfarrer als Vermittler okonomischen Wissens Die Rolle der Pfarrer in der Oekonomischen Gesellschaft Bern im 18 Jahrhundert Nordhausen 2007 Weblinks BearbeitenOffizielle Website Abhandlungen und Beobachtungen retro seals Universitat Bern Forschungsprojekt OeG Archiv im Katalog der Burgerbibliothek BernEinzelnachweise Bearbeiten Der Schweizer Bauer wird 175 Jahre alt In Schweizer Bauer 8 Januar 2021 abgerufen am 23 Juni 2023 deutsch Verzeichniss der Mitglieder der okonomischen Gesellschaft in Bern auf das Jahr 1761 gerichtet Digitalisat Vgl Jurgen Buschenfeld Rezension zu Stuber Martin Moser Peter Gerber Visser Gerrendina Pfister Christian Hrsg Kartoffeln Klee und kluge Kopfe Die Oekonomische und Gemeinnutzige Gesellschaft des Kantons Bern OGG 1759 2009 Bern 2008 In H Soz u Kult 12 Marz 2010 Normdaten Korperschaft GND 1005099 1 lobid OGND AKS VIAF 263660927 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okonomische und Gemeinnutzige Gesellschaft des Kantons Bern OGG amp oldid 237610569