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Der Zwinger im westfalischen Munster ist ein Teil der ehemaligen Stadtbefestigung aus der fruhen Neuzeit In der Zeit des Nationalsozialismus war er sowohl Gefangnis als auch Hinrichtungsstatte der Gestapo und wurde durch alliierte Bombenangriffe schwer beschadigt Seit der Umwandlung in ein Mahnmal gehort der Zwinger zum Stadtmuseum Munster und beherbergt die Skulptur Das gegenlaufige Konzert Der Zwinger an der heutigen Promenade Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Geschichte 2 1 Vorgangerbauten 2 2 Bau als Zwingburg und Teil der Stadtbefestigung 2 3 Nutzung als Muhle und Umbau 2 4 Umwandlung in ein Zuchthaus 2 5 Spatere Nutzung 3 Das gegenlaufige Konzert 4 Besichtigung und Offnungszeiten 5 Kunstlerische Nutzung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseArchitektur Bearbeiten nbsp Blick auf die Aussenmauer vom Inneren des Zwingers Beim Zwinger in Munster handelt es sich um ein Rondell mit einem Durchmesser von 24 3 m Damit ist er grosser als der bekanntere Zwinger in Goslar Die Mauerstarke der Aussenmauer betragt etwa 1 95 m Ob es sich hierbei um die ursprungliche Starke handelt ist unklar So ging Max Geisberg 1932 davon aus dass die Aussenmauer bereits wahrend der Bauzeit in den 1530er Jahren eine Starke von bis zu 4 64 m besass und erst 1732 teilweise abgetragen wurde da seiner Einschatzung nach die Mauern des inneren Rings erst zu dieser Zeit neu gemauert wurden Damit wurde Dat grote Bollwerk wie der Zwinger ebenfalls genannt wurde zu den starksten Stadtbefestigungen der fruhen Neuzeit zahlen 1 Neueren Forschungen zufolge konnte die Baugeschichte jedoch auch anders abgelaufen sein So ist bekannt dass Furstbischof Franz von Waldeck zwischen Juli 1535 und Marz 1536 das Bauwerk machtiger machte Somit bestand die ursprungliche Anlage aus einem Rondell mit einem Durchmesser von ungefahr 19 m und einer Wandstarke von 1 9 m dem heutigen inneren Ring Um den Zwinger zu verstarken liess Franz von Waldeck im Abstand von rund 2 2 m eine zweite vorgelagerte Mauer mit einer Wandstarke von ebenfalls rund 1 9 m errichten wodurch der charakteristische Rundgang entstand dessen Ursprung Geisberg in der teilweisen Abtragung der Aussenmauern sieht Fur diese neue These spricht dass in der Aussenmauer Kalkmergelbruchsteine enthalten sind Sie wurden beim Bau der ursprunglichen Stadtmauer verwendet und konnten bei deren Abbruch und Verlegung im Bereich des Zwingers als Baumaterial fur die Mauer des Bollwerks verwendet worden sein 2 Uber die ursprungliche Hohe des Zwingers existieren keine verlasslichen Informationen Vor der teilweisen Zerstorung im Zweiten Weltkrieg betrug sie auf der Westseite 8 75 m Allerdings kann es sich dabei nicht um die ursprungliche Hohe handeln da bei der Schleifung der Befestigungsanlagen und dem Anlegen der Promenade im Jahre 1772 auch rund um den Zwinger Erde abgetragen wurde und er seitdem mindestens 2 25 m hoher erscheint Gut zu erkennen ist dies am ehemaligen Eingang der zur Bauzeit auf der Hohe des umgebenden Gelandes lag 3 Im Inneren bestand der Zwinger aus zwei Stockwerken einem Keller und einem separaten Dachgeschoss Uber die ursprungliche Aufteilung existieren keine Informationen Dagegen gibt es die Plane der Innenarchitektur nach der Umgestaltung zu einem Gefangnis in den 1730er Jahren In allen drei Etagen gab es um den Innenhof in der Mitte des Zwingers jeweils sechs im Kreis angeordnete Zellen Sie wurden verbunden durch einen ausseren Rundgang zwischen Aussenmauer und den Zellen innen Die Aufteilung wurde im Jahre 1919 erneut verandert als der Zwinger als Wohnhaus und Atelier fur Maler vermietet wurde Entsprechend wurden Wande entfernt und neue Durchbruche geschaffen Die teilweise Zerstorung im Zweiten Weltkrieg trug anschliessend dazu bei dass von der ursprunglichen Architektur nur noch wenige Teile erhalten geblieben sind Geschichte Bearbeiten nbsp Der Zwinger auf einer Postkarte um 1900 Aufgrund der Herrschaft der Taufer in den Jahren 1534 35 ist die Geschichte des Zwingers erst ab diesem Zeitpunkt durch Quellen eindeutig belegt da viele Dokumente des Stadtarchivs von den Taufern vernichtet wurden Die Bau und Entwicklungsgeschichte des Bauwerks vor ihrer Machtubernahme beruht daher im Wesentlichen auf der wissenschaftlichen Untersuchung der Entwicklung der Stadtverteidigung und Wasserfuhrung im Nordosten des spatmittelalterlichen Munsters Vorgangerbauten Bearbeiten Mit der Verleihung von Stadtrechten durch Furstbischof Hermann II von Katzenelnbogen im Zeitraum zwischen 1173 74 und 1178 begann kurz darauf der Aufbau einer Stadtbefestigung die aus einer vier bis acht Meter hohen Stadtmauer und einem vorgelagerten Stadtgraben bestand Ein kritischer Bereich bestand dabei von Beginn an im Nordosten der Stadtverteidigung Hier befand sich der Austritt der Aa aus der Stadt allerdings zu dieser Zeit noch im Bereich des heutigen Coerdeplatzes Problematisch war insbesondere der Hohenunterschied zwischen Stadtgraben und Aa deren Wasserniveau etwa drei bis vier Metern unter dem des Grabens lag da zunachst mittels Schleusen und spater durch Wasserbaren sichergestellt wurde dass sich immer genugend Wasser im Wassergraben befand Daher mussten hier besondere Vorkehrungen zur Verteidigung getroffen werden Zusatzlich verliefen in diesem Bereich zwei alte Handelsstrassen vom Roggenmarkt und Alten Fischmarkt kommend die sich im Nordosten der Stadt vereinigten so dass zumindest die Existenz eines entsprechend gesicherten Stadttores wahrscheinlich ist 4 Uber die Art der Verteidigungsanlagen lassen sich nur Ruckschlusse anhand der Topographie und Urkunden des Stifts Uberwasser ziehen Im nordlichen Stadtgebiet befand sich ein Uberschwemmungsgebiet der Aa ein sogenannter Bruch beziehungsweise Breul im Mittelhochdeutschen Er lag ungefahr zwischen dem heutigen Verlauf des Flusses und der Strasse Am Breul am unmittelbaren Verlauf der ehemaligen Stadtmauer Im 11 Jahrhundert wurde bereits der Verlauf der Aa nach Suden verlegt um am sogenannten Mollenstrom zusatzliche Muhlen antreiben zu konnen Dadurch entstand im Nordosten ein neues Uberschwemmungsgebiet der Nigebruche Fur den Beginn des 13 Jahrhunderts wird im Heberegister des Stifts Uberwasser die Anlage einer neuen Brucke in diesem Bereich erwahnt Entsprechend wird davon ausgegangen dass zu diesem Zeitpunkt der Bau der Stadtmauer abgeschlossen war und die Brucke als Zugang zum Nigebruche und dem an einem Handelsweg nach Norden liegenden Bentheimer Tor benotigt wurde Fur das Jahr 1229 ist zudem in einer Urkunde von einem Stadttor in der Nahe des Nigebruchs die Rede was darauf schliessen lasst dass hiermit ein Tor im Bereich des spateren Zwingers gemeint war 5 Bereits in den 1260er Jahren gab es Veranderung an den Verteidigungsanlagen die auch den Bereich des Zwingers betrafen Dass es zu dieser Zeit Bautatigkeiten gab belegt der im Jahre 1265 als neu bezeichnete Pulverturm ostlich des Bentheimer Tores 6 So entstand fruhestens 1265 66 zwischen dem Bentheimer Tor und dem Tor im Nordosten ein neues Stadttor das Neubruckentor Da in Urkunden aus den genannten Jahren weiterhin nur eine neue Brucke nicht aber ein Tor als Ortsangabe verwendet wird muss aus wissenschaftlicher Sicht das neue Tor nach dieser Zeit entstanden sein 7 Gleichzeitig mit dem Bau des neuen Tores kam es wahrscheinlich auch zur Verlegung des alten Handelsweges der noch innerhalb der Stadtmauern die Flussseite wechselte und seitdem durch das Neubruckentor fuhrte Das alte Stadttor im Nordwesten wurde darauf zu einem Wachturm der von Max Geisberg bereits 1932 als Nordostturm bezeichnet wurde 8 Jedoch existieren keine Urkunden in denen dieser Nordostturm Erwahnung findet Gestutzt wird die Hypothese dadurch dass in der Aussenfassade des Zwingers Kalkmergelbruchsteine verbaut sowie im Inneren der Mauern des Zwingers eben solche als Schutt verfullt wurden wie sie fur den Bau der Stadtmauer und des Buddenturms verwendet wurden 6 Im Gegensatz dazu konnten diese auch erst bei der Verstarkung der Anlage durch Franz von Waldeck 1535 36 in die Aussenmauer gelangt sein als er diese als zweite vorgelagerte Mauer errichten liess 2 Mit der fortschreitenden Entwicklung in der Waffentechnik im 14 Jahrhundert wurden weitere Anpassungen der Verteidigungsanlagen von Munster notwendig Dem bisherigen Wassergraben wurde ein weiterer Erdwall vorgelagert der ebenfalls durch einen Wassergraben weiteren Schutz erfuhr So berichten unterschiedliche Quellen fur die Existenz dieses zweiten Grabens bereits um 1350 6 Dieser fuhrte zur Frage wie der Austritt der Aa aus dem Stadtgebiet gesichert werden konnte da nun vier Grabenenden auf die tieferliegende Aa trafen und jeweils mit Schleusen das unterschiedliche Niveau ausgeglichen werden musste Als Losung bot sich eine aufwendige aber speziell auf die Topologie angepasste Losung an Die Verlegung des Verlaufs der Aa So trat sie nicht mehr auf Hohe des Neubruckentores aus der Stadt aus sondern verlief ab dem Tor in Richtung des spateren Zwingers Dabei wurde ein Teil des inneren Grabens genutzt und die Stadtmauer zwischen Neubruckentor und Nordostturm zum Stadtzentrum hin hinter die Aa versetzt Diese Verlegung brachte zwei Vorteile Zum einen konnte eine Schleuse zwischen Aa und innerem Graben innerhalb der Stadtmauern verlegt werden und zum anderen konnten die verbleibenden drei notwendigen Schleusen direkt vor einem Wehrturm dem Nordostturm konzentriert werden der ihre Sicherung ubernahm Zudem ist anzunehmen dass der Turm weiter ausgebaut wurde um zusatzlich Kanonen auf ihm platzieren zu konnen 9 Bau als Zwingburg und Teil der Stadtbefestigung Bearbeiten nbsp Ausschnitt aus dem Vogelschauplan von Munster von Everhardt Alerdinck auf dem sich die Struktur der Befestigungsanlage gut erkennen lasst Die Bauarbeiten zum eigentlichen Zwinger begannen schatzungsweise um 1528 als Bollwerk in der Verteidigungsanlage der Stadt Munster an der Stelle des alten Nordost Turmes 10 Gestutzt wird diese Hypothese durch Rechnungen der Stadtkammerei des Jahres 1532 worin erstmals ein grothes Bollwerck im Bereich der Stadtbefestigung zwischen Neubrucken und Horstertor erwahnt wird 9 Inwieweit das Bollwerk den Formen und Ausmassen des heutigen Zwingers entsprach ist unbekannt Verantwortlich fur den Bau war moglicherweise Egbert Kaerbuck der im Auftrag des Furstbischofs auch das Neuwerk im Sudwesten beim Eintritt der Aa in das Stadtgebiet errichtete 11 Wahrend der Herrschaft der Taufer in den Jahren 1534 und 1535 ubernahmen sie die Kontrolle uber den Zwinger und setzten ihn zur Verteidigung gegen den Landesherrn Furstbischof Franz von Waldeck ein Nach dem blutigen Ende der Tauferherrschaft liess von Waldeck das Werk zusammen mit dem Neuwerk im Sudwesten zu einer Zwingburg zur Niederschlagung einer eventuellen Revolte innerhalb der Stadt umbauen Dieser Funktion nach wurde der Anlage der Name Zwinger zuteil der fur 1537 erstmals urkundlich belegt ist Die Umbauarbeiten begannen im Juli 1535 unter heftigen Protesten und entgegen dem Verbot durch die Kreisstande Beauftragt mit dem Umbau wurde der Burggraf zu Iburg Johann Beyer So wurde ein Wassergraben zur Stadtseite gezogen und der Verlauf von Stadtmauer und Wassergraben in sudlicher Richtung zum Horster Tor verandert Sie verliefen von diesem Zeitpunkt an naher zur Stadt hin so dass der Zwinger wie eine Art Wasserburg vollstandig von Wasser umschlossen war Erreichbar war er nur uber einen schmalen Damm von der Stadtseite aus kommend Die genaue Anlage des Zwingers lasst sich auf dem Vogelschauplan von Everhard Alerdinck aus dem Jahre 1636 erkennen Am 20 November 1535 beschloss der Reichstag in Worms dass Furstbischof Franz von Waldeck die beiden illegal errichteten Befestigungsanlagen wieder abzubrechen habe Nach Verhandlungen des Landtages wurde ihm am 23 Marz 1536 zugesprochen eine neue Befestigungsanlage errichten zu durfen Er konzentrierte die Bautatigkeit von diesem Zeitpunkt an auf das Neuwerk so dass der Zwinger nach bereits einem Jahr praktisch seine Funktion als Zwingburg verlor und wieder der Stadtverteidigung diente Noch allerdings unterstand die Kontrolle uber die Anlage dem Furstbischof Dies anderte sich in den darauffolgenden beiden Jahren Bereits im Winter 1537 38 ubernahm der Bischof den Sold fur die beim Zwinger stationierten Landknechte nicht mehr Die Kosten hierfur wurden von der Stadt und den Landstanden ubernommen die auch schon 1536 37 das Neueindecken des Dachs bezahlt hatten Nachdem auch im Jahre 1539 der Bischof erneut keinen Sold zahlte wurden Burger der Stadt als Bewacher des Zwingers abgestellt Somit unterstand die Anlage faktisch bereits wieder der Stadt Munster Offiziell wurde der Zwinger im Jahre 1541 an die Stadt zuruckgegeben als Franz von Waldeck am 5 August der Stadt durch eine Restitutionsurkunde Teile der Selbstverwaltungsrechte zuruckgab Eine Zwingburg war fortan nicht mehr notwendig und der Zwinger diente seitdem wieder ausschliesslich zum Schutze der Stadt Uber die Nutzung in den darauffolgenden Jahrzehnten ist nur wenig bekannt So ist nur fur 1582 bekannt dass ein Salpetersieder im beziehungsweise in einem Vorbau auf dem Damm zu Zwinger wohnte der als Zugang von der Stadt her diente Dagegen stammt aus der Zeit um 1570 die alteste noch erhaltene Darstellung auf der Stadtansicht von Remigius Hogenberg Diese Stadtansicht beruht auf einer alteren Vorlage Hermann tom Rings So hat die Uberwasserkirche auf der Abbildung noch den Turmhelm den sie bereits wahrend der Tauferherrschaft verloren hatte Auf dieser also mit Sicherheit der Vorlage nach weit vor das Jahr 1570 zu datierenden Darstellung ist das spitze rote Dach des Zwingers zu erkennen Nutzung als Muhle und Umbau Bearbeiten nbsp Westseite des ZwingersIm Jahre 1619 war zunachst geplant das Gebaude als Zuchthaus zu verwenden Wer dafur verantwortlich zeichnet ist allerdings nicht uberliefert Eine Umsetzung dieses Plans erfolgte jedoch erstmal nicht und sollte erst uber 100 Jahre spater wieder aufgegriffen werden Stattdessen wurde um das Jahr 1635 eine Rossmuhle zum Mahlen von Schwarzpulver im Zwinger installiert nachdem eine 1606 am Schutzwall zwischen Zwinger und Horstertor eingerichtete Muhle in den Wassergraben abzurutschen drohte Sie wird explizit in Rechnungen des Stadtkammerers erwahnt Fur das Jahr 1657 sind sogar zwei Muhlen uberliefert nbsp Kartenausschnitt aus einem Belagerungsplan von 1657 Gut zu erkennen der Zwinger mit dem charakteristischen Kegeldach Am 15 April 1650 kam es zu einem Brand im Zwinger bei dem das Pulver Feuer fing Eine Explosion der zu diesem Zeitpunkt uber 500 Pfund an gelagertem Schwarzpulver konnte verhindert werden jedoch wurde die Anlage hierbei stark beschadigt Eine Woche spater am 22 April 1650 beschloss daher der Rat der Stadt dass die Muhle aus dem Zwinger entfernt werden musse und auch andere Handler ihr Pulver abzutransportieren hatten die es dort gelagert hatten Gleichzeitig beschloss der Rat den Zwinger zu wolben um auf dem Dach eine Erdaufschuttung fur eine Batterie Kanonen zu ermoglichen Diese Idee wurde bei einer Besichtigung wieder fallengelassen und so entschied sich der Rat am 2 Mai 1650 den Zwinger mit einer flachen Holzdecke zu versehen Nachdem fast ein Jahr nichts geschah wurde dieser Beschluss am 9 Juli 1651 verworfen und erneut durch die Idee eines Gewolbes ersetzt Der Rat der Stadt erteilte den Kammerern den Auftrag das dafur notwendige Baumaterial zu beschaffen Gleichzeitig begannen die Umbauarbeiten am Zwinger wobei das Dach abgenommen und provisorisch mit Brettern zugedeckt wurde Zur Umsetzung dieser Idee kam es aufgrund eines Gutachtens des angesehenen Ingenieurs Heinrich van Geldern vom 10 Mai 1652 jedoch ebenfalls nicht Fast ein Jahr spater war der Umbau noch immer nicht vollendet Erst als der Rat am 2 April 1653 Druck auf die Gilden ausubte und ihnen unterstellte Schuld an den Verzogerungen zu sein gingen die Baumassnahmen weiter Mit daran beteiligt war unter anderem der bekannte westfalische Maler Everhard Alerdinck der sich bereits fur die Verschonerung des Rathauses fur die Verhandlungen zum Westfalischen Frieden verantwortlich zeichnete Ein Gewolbe erhielt der Zwinger dennoch nicht sondern behielt sein Kegeldach wenn auch in etwas abgewandelter Form Dies belegen Belagerungsplane von Furstbischof Christoph Bernhard von Galen aus den Jahren 1657 sowie 1661 Umwandlung in ein Zuchthaus Bearbeiten nbsp Jahreszahlen an der Aussenwand geben Hinweise uber die jeweiligen Bauabschnitte Nach von Galens erfolgreicher Belagerung Munsters im Jahre 1661 ging die Kontrolle uber die Wehranlagen und somit auch den Zwinger an den siegreichen furstbischoflichen Landesherren uber Uber die Nutzung des Gebaudes wahrend dieser Zeit existieren allerdings keine Informationen Erst wieder im Jahre 1732 tritt der Zwinger geschichtlich in Erscheinung Im Auftrag des munsterschen Domkapitels und der Ritterschaft sollte in der Stadt ein Zuchthaus errichtet werden So gab es bereits im November 1731 Plane fur die Errichtung einer solchen Anstalt nahe dem Zwinger Die Bauplane hierfur lieferte Johann Conrad Schlaun der die Befestigungsanlage dabei mit einbezog Sie sollte als Untersuchungsgefangnis dienen wahrend die Verurteilten im neu zu errichteten Zuchthaus inhaftiert wurden Schlauns Entwurf sah zunachst vor den inneren Ring auf jeder Ebene zu zehnteln und jeweils acht Zellen im Erd sowie Dachgeschoss einzurichten Jeweils zwei Teile je Ebene sollten zu einem grossen Raum zusammengefasst werden in dem die Insassen zusammen die Messe vom gegenuberliegenden Zuchthaus horen konnten Im Keller sollten keine Zellen entstehen Hier sah der erste Entwurf vor die beiden Eingange mit einem gewolbten Gang zu verbinden moglicherweise um das Kellergeschoss mit Erde auffullen zu konnen um so einen ebenerdigen Innenhof zu ermoglichen 12 Der Zugang zu den einzelnen Zellen sollte durch einen Rundgang zwischen diesen und der Aussenmauer hergestellt werden Dieser bestand bereits entweder seit den Umbauarbeiten durch Franz von Waldeck in den Jahren 1535 36 oder wurde nach Einschatzung von Max Geisberg durch das teilweise Abtragen der ursprunglich 4 64 m dicken Aussenmauer erreicht die danach nur noch eine Wandstarke von 1 95 m besass 1 Die Zellen selbst sollten zu diesem Gang hin eine Tur sowie ein vergittertes Fenster erhalten und auf der gegenuberliegenden Seite der Aussenmauer ein Fenster durch das Licht in die Zellen fiel Eine weitere kleine unvergitterte Offnung war zum Innenhof geplant wo sich auch die Toilette befand die uber einen Fallschacht mit einem Bassin im Innenhof verbunden war Die Spulung des Bassins sollte durch eine Zuleitung des Stadtgrabens erfolgen der Abfluss in die direkt neben dem Zwinger verlaufende Aa Am 2 Januar 1732 folgte der Beschluss im Landtag zum Bau des Zuchthauses Um die Kosten hierfur decken zu konnen wurde am 27 Januar 1732 der damalige Furstbischof Clemens August I von Bayern befragt ob er Kollekten oder eine Lotterie zur Finanzierung genehmigen wurde Er erliess am 16 Mai 1732 ein Edikt wonach er im ganzen Bistum Munster eine entsprechende Kollekte durchfuhren liess Mit Hilfe des Geldes sollte das Zuchthaus grosser und reprasentativer werden als ursprunglich geplant Zudem plante Clemens August auch die Einrichtung einer Zuchthausfabrik Fur die neuen Anforderungen anderte Schlaun seine Entwurfe ab So sollten der grosse Raum im Erdgeschoss nicht mehr als Versammlungsraum fur die Insassen zum Horen der Messe dienen sondern als Wachstube Der grosse Raum im Obergeschoss wurde zu einem Verhorzimmer Das letztendliche Ergebnis der Umbauarbeiten wich aber stark von den ursprunglichen Planen ab So gab es nicht mehr acht sondern nur sechs Zellen pro Ebene Dafur wurde der Keller nicht mehr aufgefullt sondern erhielt ebenfalls sechs Zellen so dass insgesamt Platz fur 18 anstelle der zunachst geplanten zwolf Insassen vorhanden war Auch erhielten die Zellen keine Fenster zum ausseren Rundgang sondern nur eine Tur mit einem daruberliegenden kleinen vergitterten Fenster und die Fenster in der Aussenmauer lagen nicht mehr gegenuber den Turen der Zellen Somit fiel nur sehr wenig Licht in die Zellen die Zellen im Keller waren fast komplett dunkel Auch anders unterschieden sich die Zellen in den verschiedenen Ebene deutlich voneinander So betrug die Raumhohe im Keller nur 2 36 m im Erdgeschoss 2 96 m und im Obergeschoss 3 6 m 13 Um die Deckenhohe im Obergeschoss zu erreichen wurde es um 1 65 m aufgestockt 1 13 Bereits 1833 beziehungsweise 1835 schlug der damalige Bauinspektor Teuto vor das Gebaude abzutragen und an der gleichen Stelle ein neues grosseres Gefangnis zu errichten Da Teuto sich mit diesem Vorschlag nicht durchsetzen konnte entstand um 1850 an der Gartenstrasse nur einen Steinwurf vom Zwinger entfernt ein neues Gefangnis Dennoch blieb die Funktion als Gefangnis noch einige Zeit erhalten Letztmalige Hinweise fur eine entsprechende Nutzung des Zwingers finden sich fur das Jahr 1877 als ein Ankauf desselben durch die Stadt Munster deswegen nicht zustande kam Spatere Nutzung Bearbeiten nbsp Die Ostseite des Zwingers Vom Baum halb verdeckt der Eingang zu den Kellergewolben Bereits seit dem 21 August 1900 besitzt der Zwinger den Status als Denkmal nachdem der damalige Provinzialkonservator bei der Landesregierung gegen den Abriss intervenierte Am 16 Juni 1911 erwarb die Stadt Munster den Zwinger zum Preis von 130 000 Reichsmark Ihr wurde zudem zur Auflage gemacht den Zwinger dauerhaft zu erhalten Nach dem Ersten Weltkrieg vermietete die Stadt den Zwinger im Herbst 1919 an den Berliner Maler und Mitbegrunder sowie erster Vorsitzender der Freien Kunstlergemeinschaft Schanze Friedrich Wilhelm Liel der ihn zu Wohn und Atelierzwecken umgestalten liess Eine entsprechende Nutzung erfolgte bis in das Jahr 1935 nbsp Blick vom Aussengang im Kellergeschoss durch die Zellen im Keller und Erdgeschoss Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus diente der Zwinger zunachst als Kulturheim der munsterischen Hitler Jugend ab 1944 als Inhaftierungsanstalt fur die Gestapo Diese fuhrte im Innenhof Exekutionen von u a sowjetischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen durch anscheinend auch nachdem das Gebaude im Fruhjahr 1945 teilweise von Bomben zerstort wurde 14 Nach dem Krieg verfiel der Zwinger zusehends Planungen die Statte in ein Mahnmal zu verwandeln fielen Geldnoten zum Opfer Unter anderem sollte Heinrich Boll eine Gedenkplakette betexten und besichtigte den Zwinger im April 1971 auch Erst nachdem Rebecca Horn dem Zwinger wahrend der Ausstellung Skulptur Projekte 1987 mit der Skulptur Das gegenlaufige Konzert zu neuem Leben verhalf wurde der Ausbau zu einem Mahnmal verwirklicht Im September 1989 beschloss der Rat der Stadt daher das Gebaude als Gedenkstatte zu nutzen mit Gedenken an die Opfer der Gewalt in Munster an die Opfer der Kriegsgewalt und der Verfolgung Unschuldiger besonders an die unmenschliche Strafjustiz und den Terror gegen politische Gegner Angehorige von Minderheiten und Kriegsgefangene wahrend des Nazi Regimes Eine umfassende Restaurierung erfolgte in den Jahren 1995 bis 1997 Das gegenlaufige Konzert BearbeitenDie seit 1987 im Rahmen der Skulptur Projekte im Zwinger installierte Skulptur Das gegenlaufige Konzert von Rebecca Horn brachte den Zwinger wieder in den Fokus der Offentlichkeit und forcierte die Restaurierung des zur Ruine verkommenen Gebaudes Horn installierte an den Wanden des Zwingers insgesamt 42 Metallhammer die regelmassig ein tickendes Gerausch auslosen und dadurch ein Konzert erklingen lassen das an die Kommunikation von Gefangnisinsassen mittels Klopfcode erinnert Zusammen mit aufgestellten ewigen Lichtern soll so eine beklemmende Atmosphare geschaffen werden Im Inneren des Zwingers tropft regelmassig Wasser aus einem Trichter und fallt zwolf Meter tief in eine Zisterne Kleine Details erganzen die Skulptur so zum Beispiel ein Ei das von zwei spitzen Metallnadeln die aus der Decke beziehungsweise dem Boden wachsen gehalten wird Besichtigung und Offnungszeiten BearbeitenDer Zwinger kann in den Monaten von April bis Oktober jeweils am ersten Sonntag im Monat bei einer Fuhrung besichtigt werden Sie beginnt im Stadtmuseum Munster mit einer Tondiaschau uber die Geschichte des Gebaudes Zusatzlich kann der Zwinger an jedem dritten Donnerstag im Monat um 20 Uhr im Rahmen einer Taschenlampenfuhrung erkundet werden Fur Gruppen und Schulklassen fur letztgenannte ist die Fuhrung kostenlos konnen zusatzliche Termine vereinbart werden Zusatzlich besteht von Juni bis September jeweils sonntags zwischen 14 und 18 Uhr die Moglichkeit zur Besichtigung Kunstlerische Nutzung BearbeitenRegelmassig ist der Zwinger auch Spielort oder Schauplatz von kulturellen Veranstaltungen die in direktem Bezug zur Geschichte des Mahnmals stehen So projiziert das Kunstlerkollektiv Bauer Konig Kucking seit 2021 jeweils im Herbst eine grossformatige Videoinstallation mit dem Titel Massnahmen zur Verteidigung der Demokratie auf die Aussenwande des Gemauers 15 Bereits seit 1999 zeigt das Theaterensemble Freuynde Gaesdte in einer ehemaligen Zelle im Obergeschoss Theaterinszenierungen die in ihren Sujets die Vorgeschichte des Gebaudes als Gefangnis und Hinrichtungsstatte aufgreifen unter anderem Der Totmacher uber den Serienmorder Fritz Haarmann Die Akte Woyzeck als Collage aus literarischen und dokumentarischen Texten zum Kriminalfall Johann Christian Woyzeck und Ansichten eines Henkers uber den letzten britischen Executioner Albert Pierrepoint Mit inzwischen fast zweihundert Auffuhrungen sind die Inszenierungen des Ensembles ein fester Bestandteil des Veranstaltungsprogramms im Zwinger 16 Literatur BearbeitenMarcus Weidner Nur Graber als Spuren Das Leben und Sterben von Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern in Munster wahrend der Kriegszeit 1939 1945 Munster 1984 Rebecca Horn Der Zwinger in Munster W Konig Verlag ISBN 3 88375 647 4 Max Geisberg Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 41 Die Stadt Munster Teil 1 Die Ansichten und Plane Grundlage und Entwicklung die Befestigungen die Residenzen der Bischofe Aschendorff Munster 1976 ISBN 3 402 05090 0 Barbara Romme Hg Der Zwinger Bollwerk Kunstwerk Mahnmal Aschendorff Munster 2007 ISBN 978 3 402 12732 2Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zwinger Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Zwinger auf den Seiten des Stadtmuseums Panorama mit Gerausch der Metallhammer Geschichte und Fotos des ZwingersEinzelnachweise Bearbeiten a b c Max Geisberg Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 41 Die Stadt Munster Teil 1 Die Ansichten und Plane Grundlage und Entwicklung die Befestigungen die Residenzen der Bischofe S 163f a b Barbara Romme Der Zwinger Bollwerk Kunstwerk Mahnmal S 20ff Max Geisberg Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 41 Die Stadt Munster Teil 1 Die Ansichten und Plane Grundlage und Entwicklung die Befestigungen die Residenzen der Bischofe S 159 Barbara Romme Der Zwinger Bollwerk Kunstwerk Mahnmal S 13f Barbara Romme Der Zwinger Bollwerk Kunstwerk Mahnmal S 14 a b c Barbara Romme Der Zwinger Bollwerk Kunstwerk Mahnmal S 15 Barbara Romme Der Zwinger Bollwerk Kunstwerk Mahnmal S 14f Max Geisberg Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 41 Die Stadt Munster Teil 1 Die Ansichten und Plane Grundlage und Entwicklung die Befestigungen die Residenzen der Bischofe S 158 a b Barbara Romme Der Zwinger Bollwerk Kunstwerk Mahnmal S 16 Infotafel am Zwinger Barbara Romme Der Zwinger Bollwerk Kunstwerk Mahnmal S 18 Barbara Romme Der Zwinger Bollwerk Kunstwerk Mahnmal S 26 a b Barbara Romme Der Zwinger Bollwerk Kunstwerk Mahnmal S 28 Westfalische Nachrichten Rundgange in die NS Zeit Neuer Stadtfuhrer uber Munster im Dritten Reich erschienen Munster Munster Martin Kalitschke 27 April 2013Westfalische Nachrichten Neues Buch uber Munster im Dritten Reich Rundgange in die NS Zeit Munster Martin Kalitschke 28 April 2013 Leuchten fur demokratische Werte Abgerufen am 18 Januar 2023 Freuynde Gaesdte gt Ansichten eines Henkers Abgerufen am 18 Januar 2023 51 967583333333 7 6316944444444 Koordinaten 51 58 3 3 N 7 37 54 1 O nbsp Dieser Artikel wurde am 30 Mai 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zwinger Munster amp oldid 230043112