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Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar Bitte hilf uns dabei die Situation in anderen Staaten zu schildern Der Selbststellbetrieb SB ist eine eisenbahntechnische Einrichtung in Gleisbildstellwerken und wird als Funktion in elektronischen Stellwerken realisiert Je nach Ausfuhrung gestattet der Selbststellbetrieb einen teilweise oder vollstandig automatischen Ablauf des Zugbetriebes ggf auch ohne standige Mitwirkung eines Fahrdienstleiters Man unterscheidet Selbststellbetrieb fur einzelne Zugstrassen Signalselbststellbetrieb Programmselbststellbetrieb Durchfahrbetrieb Zuglenkung mit Lenkziffer und Zuglenkung mit Lenkplan 1 Durch Selbststellbetrieb konnen Systemlaufzeiten verkurzt und die verkehrliche Leistungsfahigkeit gesteigert werden 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangssituation 2 Varianten 2 1 Selbststellbetrieb fur einzelne Zugstrassen 2 2 Signalselbststellbetrieb 2 3 Programmselbststellbetrieb 2 4 Durchfahrbetrieb 2 5 Zuglenkung mit Lenkziffer 2 6 Zuglenkung mit Lenkplan 3 EinzelnachweiseAusgangssituation BearbeitenIm konventionellen Betrieb muss der Fahrdienstleiter die Fahrstrassen fur jeden Zug der seinen Bahnhof befahrt manuell einstellen Dies geschieht z B in Relaisstellwerken indem er auf dem Stelltisch Start und Zieltaste gleichzeitig bedient bzw in elektronischen Stellwerken indem Start und Zielpunkt einer Zugstrasse sowie ein Quittierbutton nacheinander mit einem Mausklick oder einem elektronischen Taster angesprochen werden Varianten BearbeitenSelbststellbetrieb fur einzelne Zugstrassen Bearbeiten Der Selbststellbetrieb fur einzelne Zugstrassen ist eine Variante des Selbststellbetriebs die in Relaisstellwerken der Deutschen Bundesbahn vorkommt Er gestattet das zugbewirkte Einstellen einer festgelegten Fahrstrasse nachdem ein sich annahernder Zug erkannt wurde In der Regel geschieht das fur Einfahrstrassen aus einem Gleis der freien Strecke in ein Bahnhofsgleis mit der Belegung eines bestimmten Gleisabschnitts vor dem Einfahrvorsignal Bei Ausfahrstrassen aus einem Bahnhofsgleis auf die freie Strecke erfolgt das Einstellen meist nachdem eine Einfahrstrasse in das Gleis eingelaufen ist Dadurch kann normalerweise ab einem Startsignal nur eine Fahrstrasse zu einem bestimmten Ziel mit Selbststellbetrieb ausgestattet sein Deshalb sind meist nur die durchgehenden Hauptgleise eines Bahnhofs in den Selbststellbetrieb einbezogen Fur Fahrten in andere Gleise muss die Fahrstrasseneinstellung bei dieser Variante manuell erfolgen Signalselbststellbetrieb Bearbeiten Der Signalselbststellbetrieb ist eine Variante des Selbststellbetriebs die in Spurplan Relaisstellwerken der Deutschen Reichsbahn vorkommt Bei Signalselbststellbetrieb wird eine Fahrstrasse nach dem Auflosen selbstandig neu eingestellt Im Gegensatz zu Selbststellbetrieb fur einzelne Zugfahrten ist somit standig eine Fahrstrasse eingestellt und die Weichen verschlossen Diese Variante ermoglicht es entsprechend nicht Signalselbststellbetrieb fur sich gegenseitig ausschliessende Fahrstrassen gleichzeitig zu nutzen oder eine zur Fahrstrasse im Signalselbststellbetrieb feindliche Fahrstrasse handisch einzustellen Ausgeglichen wird dieser Nachteil durch den Annaherungsverschluss der bei diesen Spurplanstellwerken standardgemass vorhanden ist sodass eine Rucknahme der Fahrstrasse im Signalselbststellbetrieb moglich ist solange sich kein Zug annahert 4 Programmselbststellbetrieb Bearbeiten Der Programmselbststellbetrieb ist eine Variante des Selbststellbetriebs die in Gleisbildstellwerken der Deutschen Reichsbahn vorkommt Er erlaubt das selbstandige Einstellen verschiedener einander feindlicher Fahrstrassen nach einem eingestellten Programm Dabei wird nach dem Auflosen einer Fahrstrasse die nachste nach dem Programm vorgesehene Fahrstrasse eingestellt Wie bei Signalselbststellbetrieb ist also auch bei Programmselbststellbetrieb standig eine Fahrstrasse eingestellt Programmselbststellbetrieb kann insbesondere bei Verzweigungen mehrerer nach einem Taktfahrplan befahrener Strecken benutzt werden In der Regel kann der Fahrdienstleiter durch eine Bedienung einstellen wie viele Zuge hintereinander auf einer Fahrstrasse fahren sollen bevor die Umschaltung auf die nachste Fahrstrasse stattfindet Die Variante lasst sich auch so einstellen dass sie wie Signalselbststellbetrieb wirkt also keine Umschaltung auf eine andere Fahrstrasse stattfindet 4 Durchfahrbetrieb Bearbeiten Der Durchfahrbetrieb ist eine Variante des Selbststellbetriebs die in elektromechanischen Stellwerken und Relaisstellwerken vorkommt Bei Relaisstellwerken der Deutschen Bundesbahn ist er auch als Durchgangsbetrieb bekannt 5 Ahnlich wie beim Signalselbststellbetrieb ist hierbei dauerhaft eine Fahrstrasse eingestellt Diese wird allerdings bei Durchfahrbetrieb nicht standig nach den Zugfahrten aufgelost und neu eingestellt sondern bleibt standig festgelegt 6 Zuglenkung mit Lenkziffer Bearbeiten Bei Zuglenkung mit Lenkziffer wird uber die Zugnummernmeldeanlage bei Annaherung eines Zuges automatisch die fur diesen Zug hinterlegte Fahrstrasse eingestellt Damit wird die Fahrt des Zuges uber ein bestimmtes Bahnhofsgleis bzw bei abzweigenden Strecken in eine bestimmte Fahrtrichtung vorgesehen 7 Dies geschieht durch eine der Zugnummer vorangesetzte Richtungskennziffer Diese Variante des Selbststellbetriebs kommt vor allem bei Relaisstellwerken der Deutschen Bundesbahn zum Einsatz Die Zuglenkung soll die Fahrstrassen rechtzeitig einstellen damit der Zug ungehindert fahren kann Andererseits soll die Fahrstrasse nicht zu fruh eingestellt werden weil dies moglicherweise andere Zuge behindern konnte und die Moglichkeiten fur kurzfristige betriebliche Entscheidungen z B Nutzung eines anderen Bahnhofsgleises verringert Fur die zeitgerechte Einstellung der Fahrstrasse durch die Zuglenkung werden daher je Signal bestimmte Anstosspunkte definiert Nachdem die Zugnummernmeldeanlage die Vorbeifahrt der Zugnummer am Anstosspunkt i d R ein vorhergehendes Signal meldet lauft die Anstossverzogerungszeit ab die entsprechend der planmassigen bzw bei LZB aktuellen Geschwindigkeit des Zuges so berechnet wird dass die Fahrstrasse 15 s vor der Vorbeifahrt des Zuges am Vorsignal eingestellt ist Im Betrieb mit ETCS kann der Fahrstrassenanstoss auch durch das RBC in Abhangigkeit von der Bremskurven und tatsachlicher Zuggeschwindigkeit generiert werden 8 Um moglichst kurze technische Laufzeiten zu erreichen kann das Stellwerk die nachste Teilzugstrasse in Bereichen ohne Weichen schnellstmoglich einstellen die ETCS Zentrale auf dieser Grundlage eine Fahrterlaubnis erteilen 9 Nach Ablauf der Anstossverzogerungszeit erfolgt eine Stellbarkeitsprufung und schliesslich der Stellauftrag an das Stellwerk Der Stellauftrag wirkt ebenso wie ein manueller Fahrstrassen Stellauftrag durch den Fahrdienstleiter Sofern stellwerksseitig alle Bedingungen erfullt sind wird die Fahrstrasse eingestellt andernfalls wird sie abgewiesen Die Vermeidung sich ausschliessender Fahrstrassen wird also weiterhin vom Stellwerk und nicht von der Zuglenkung sichergestellt Falls die Stellbarkeitsprufung der Zuglenkung fehlschlagt oder die Fahrstrasse vom Stellwerk abgewiesen wird z B aufgrund eingestellter sich ausschliessender Fahrstrassen fur andere Zuge kommt es seitens der Zuglenkung zu einer Warteschleife und das Einstellen der Fahrstrasse wird zu einem spateren Zeitpunkt angestossen Zuglenkung mit Lenkplan Bearbeiten Zuglenkung mit Lenkplan ist eine Weiterentwicklung der Zuglenkung mit Lenkziffer Dabei wird nicht eine der Zugnummer vorangesetzte Kennziffer zur Fahrstrassenauswahl genutzt sondern die gesamte Zugnummer Diese Variante des Selbststellbetriebs wird vor allem in elektronischen Stellwerken mit grossem Stellbereich insbesondere bei aus Betriebszentralen ferngesteuerten Anlagen aber auch bei grossen Knotenstellwerken die auch die angrenzenden Abzweigstellen und kleineren Bahnhofe fernsteuern eingesetzt In einem sogenannten Lenkplan werden dabei die fur die verschiedenen Zuge vorgesehenen Fahrstrassen und ggf Fahrzeiten hinterlegt 7 Ausserdem lassen sich Abhangigkeiten zwischen verschiedenen Zugfahrten und Abfahrtszeiten definieren sodass auch Uberholungen selbstandig ablaufen konnen Der Fahrdienstleiter muss im Regelbetrieb keine Bedienhandlungen fur Zugfahrten mehr vornehmen sofern die betreffenden Fahrstrassen in die Zuglenkung einbezogen sind und die Zuglenkung eingeschaltet ist Soll ein Zug abweichend von seinem hinterlegten Lenkplan ein anderes Gleis oder eine andere Strecke benutzen so kann der Fahrdienstleiter den Lenkplan bereits weit vor dem Eintreffen des Zuges anpassen Alternativ dazu ist das Einstellen einer anderen Fahrstrasse durch konventionelle direkte Bedienung moglich solange das Einstellen der laut Lenkplan hinterlegten Fahrstrasse durch die Zuglenkung noch nicht angestossen wurde Zuglenkung lasst sich in modernen elektronischen Stellwerken fur jede Fahrstrasse einzeln projektieren aus verschiedenen betrieblichen Grunden sind allerdings haufig nicht alle Fahrstrassen in die Zuglenkung einbezogen Ausgenommen werden z B regelmassig Fahrstrassen in Richtung eingleisiger Strecken Wenn der Fahrdienstleiter des benachbarten Bahnhofs einen Zug vor dem Befahren der eingleisigen Strecke im Rahmen eines Zugmeldegesprachs annehmen muss ist eine automatische Einstellung der Fahrstrasse durch die Zuglenkung unzulassig da das moglicherweise negative Ergebnis des Zugmeldegesprachs von der Zuglenkung nicht berucksichtigt wurde Zusatzlich lasst sich die Zuglenkung in modernen Stellwerken fur jedes Signal ein und ausschalten um jenen betrieblichen Situationen Rechnung zu tragen in denen das automatische Einstellen von Fahrstrassen nicht erwunscht ist Einzelnachweise Bearbeiten DB Netz AG Hrsg Fahrdienstvorschrift Modul 408 0101 Aktualisierung 3 Peter Reinhart ETCS amp Co fur maximale Leistungsfahigkeit PDF Ein Werkstattbericht zum Digitalen Knoten Stuttgart DB Projekt Stuttgart Ulm GmbH 21 November 2019 S 48 archiviert vom Original am 21 November 2019 abgerufen am 22 November 2019 Marc Behrens Mirko Caspar Andreas Distler Nikolaus Fries Sascha Hardel Jan Kressner Ka Yan Lau Rolf Pensold Schnelle Leit und Sicherungstechnik fur mehr Fahrwegkapazitat In Der Eisenbahningenieur Band 72 Nr 6 Juni 2021 ISSN 0013 2810 S 50 55 PDF a b Deutsche Reichsbahn Hrsg Bedienung der Gleisbildstellwerke der Bauform GS II Sp 64b Spurplan 1984 S 19 ff Bedienen von Dr S2 Stellwerken In Eisenbahn Lehrbucherei der Deutschen Bundesbahn 1 Auflage Nr 35 Keller Starnberg 1961 S 74 ff DB Netz AG Hrsg Signalanlagen bedienen Gleisbildstellwerke Bauform II S 22 Ber 6 a b Ulrich Maschek Sicherung des Schienenverkehrs 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Vieweg Wiesbaden 2015 ISBN 978 3 658 10757 4 S 251 f Walter Fuss Dagmar Wander Patrick Sonderegger Leif Leopold Eisenbahnsicherungstechnik in Schweizer Tunneln In Signal Draht Band 111 Nr 12 Dezember 2019 ISSN 0037 4997 S 44 50 Peter Barth Marc Behrens Michael Kummling Steffen Mehnert Thomas Nenke Wolfgang Pieper Martin Retzmann Jochen Trinckauf Innovationskooperation zur LST Infrastruktur im Digitalen Knoten Stuttgart In Signal Draht Band 114 Nr 7 8 August 2022 ISSN 0037 4997 S 37 46 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Selbststellbetrieb amp oldid 231676003 Zuglenkung mit Lenkziffer