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Eine Zinnmarke ist ein vom Hersteller eingeschlagener Stempelabdruck gelegentlich auch mitgegossen auf Gegenstanden aus einer Zinnlegierung Sie macht nach regional und zeitlich unterschiedlichen Normen Angaben uber den Zinngehalt der Legierung kann Ort und Meisterbetrieb der Herstellung bezeichnen und auch eine Jahreszahl enthalten Zinnmarken auf einem AschenbecherDie Zinnmarke ist sowohl fur die Datierung als auch fur die regionale Einordnung von Antiquitaten aus Zinn ein ausserst wichtiges Hilfsmittel Sie entspricht ihrer Funktion nach den Silbermarken oder Porzellanmarken Wie diese werden auch Zinnmarken gefalscht um Nachahmungen als historische Stucke hoheren Alters und damit als wertvolle Antiquitaten erscheinen zu lassen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte BearbeitenDas von den Zinngiessern verwendete Metall enthielt immer auch andere Legierungsbestandteile vor allem Blei Blei war billiger minderte aber die optische und mechanische Qualitat sowie wegen seiner toxischen Wirkungen die Lebensmitteltauglichkeit der Erzeugnisse Daher enthalten schon die altesten Zunftordnungen der Zinngiesser Zurich 1371 Hamburg 1375 auch Vorschriften uber den Reinheitsgrad Reichseinheitliche Regelungen gab es nicht alle Verordnungen galten fur ein Territorium meist aber fur die jeweilige Stadt wo sie von den Zunften aufgestellt und vom Rat genehmigt worden waren Ihre Gultigkeit ist daruber hinaus abhangig von Zeit und Warenart Die als Vorbild wirkende Nurnberger Probe Probe gleichbedeutend mit Prufung verlangte ein Verhaltnis von maximal 1 Teil Blei auf 10 Teile Zinn Andere Stadte forderten in der Fruhzeit eine Mischung von 12 1 Reval Riga Stettin 1534 Breslau 1399 von 9 1 Freiburg 1511 8 1 Lubeck 1633 oder 6 1 Koln Von den ursprunglich hohen Standards ging man in der Folgezeit immer mehr ab und stufte die Vorschriften herunter oder differenzierte sie je nach Verwendungszweck der Gefasse und ihrer Bestandteile Historische Legierungsbezeichnungen Bezeichnung BestandteileDie Verbindlichkeit von Symbolen und Bezeichnungen gilt nicht fur alle Orte und Zeiten So gelten auch die Werte in dieser Tabelle nur mit einigem Vorbehalt Blockzinn Zinn ohne Bleizusatz ohne AltzinnzusatzKlarzinn CL LZ Sehr reines wie aus England importiertes nicht weiter legiertes ZinnKronzinn 15 Teile Zinn 1 Teil BleiFeinzinn Feingut Englisch ZinnReichsprobe Nurnberger Probe 9 oder 10 Teile Zinn 1 Teil BleiEnglisch Zinn z T auch 100 Teile Zinn 1 Teil KupferVollgut 5 Teile Zinn 1 Teil BleiHalbgut Nurnberg 5 Teile Zinn 1 Teil BleiHalbgut norddeutsch 2 Teile Zinn 1 Teil BleiMankgut 3 Teile Zinn oder weniger 1 Teil BleiUm die Zinnwaren als den Vorschriften entsprechend zu kennzeichnen wurden sie mit Schlagstempeln Punzen markiert gemarkt Ahnlich wie bei den Silbermarken gab es zunachst Stadt und Meistermarken allerdings nicht so konsequent paarweise wie dort Ursprunglich galt das Prinzip der Kontrolle durch eigens bestimmte Schaumeister Doch schon bald benutzten die Zinngiesser ihre eigenen Stadtstempel die fur alle Werkstatten am Ort mehr oder weniger ahnlich waren Da lag es nahe die Meisterinitialen gleich mit dem Stadtsymbol zu einem Stempelbild zu verbinden Nurnberg Augsburg Bremen Basel Berlin Koln u a In gewissen Fallen Reliefzinn des 16 Jahrhunderts Jugendstilzinn sind die Marken nicht geschlagen sondern mitgegossen Zinnmarken sind bei Tellern unter dem Boden oder auf dem Rand bei Gefassen gern am Henkel oder im Deckel angebracht manchmal betont sichtbar manchmal bewusst unauffallig Jahreszahlen innerhalb der Markenzeichen oft in zweistelliger Form sind nur bedingt namlich als terminus post quem fur eine Datierung zu nutzen sie verweisen auf das Jahr der Meisterwerdung oder den Erlass einer bestimmten Reinheitsverordnung nicht notwendig auf das Entstehungsjahr Vielerorts war ein Dreimarkensystem ublich bei der Stadt oder Meistermarke doppelt eingeschlagen wurde was dann in der Regel eine bessere von mehreren moglichen Sorten bezeichnete Oder man schlug das Landeswappen als dritten Stempel neben Orts und Meistermarke Wurttemberg 1559 Baden 1715 Das lateinische Zahlzeichen X 10 bedeutete in Sachsen ein Verhaltnis von 1 10 auch galt dort der Stempel CL als Bezeichnung fur clares und lauteres Zinn Europaisch verbreitet war als Qualitatsmarke nach englischem Vorbild die gekronte Rose Sie ist zuruckzufuhren auf die Tudorrose mit der aus England exportierte Zinnbarren markiert waren Auch die auf das Herkunftsland des Zinns anspielenden Engelmarken werden oft mit den Initialen des Meisters und seit etwa 1800 mit seinem ausgeschriebenen Namen kombiniert In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts verlor das Zinngiesserhandwerk an Bedeutung die Zunfte wurden der Gewerbefreiheit geopfert und so verloren auch die Marken ihren Sinn Die Jahrzehnte um 1900 brachten mit dem Jugendstil auch einen Aufschwung des Kunsthandwerks und eine kurze Nachblute des kunstlerisch gestalteten Zinngerats in wenigen grosseren Werkstatten und Fabriken Deren Marken oft nicht mehr gepunzt sondern mitgegossen stehen denn auch wie beim Kayserzinn eher fur Formqualitat als fur Materialreinheit Es folgt ein endgultiges Absinken der Zinnproduktion in kunstlerisch belanglose Dekorationsartikel und Stilkopien Auf diesen angebrachte Marken haben auch wenn sie historische Markenmotive aufgreifen keinerlei Garantie oder Kontrollfunktion mehr Siehe auch BearbeitenMunzmeisterzeichen Der Munzmeister ubernahm mit seinem Zeichen die Gewahr fur die ordnungsgemasse Ausbringung seiner Geprage Silbermarken garantierten den vorgeschriebenen Mindestsilbergehalt Literatur BearbeitenHanns Ulrich Haedeke Zinn 1963 S 37 48 Hanns Ulrich Haedeke Kunstgewerbemuseum der Stadt Koln Zinn Koln 1968 S 9 49 Einfuhrung zu dem reich illustrierten Sammlungskatalog Zinnmarken sind nur sehr unvollstandig veroffentlicht Uber die Markenkataloge von Hintze u a Autoren hinaus gibt es nur wenige gedruckte regionale und lokale Verzeichnisse nbsp Lubecker Zinnmarken des J G Hutting Stadtstempel Meistermarke Engelmarke Nach 1802Erwin Hintze Die deutschen Zinngiesser Hiersemann Leipzig 1921 1931 Bd 1 Sachsische Zinngiesser Neudr d Ausg 1921 Aalen Zeller 1964 Bd 2 Nurnberger Zinngiesser mit 341 Abbildungen von Zinnmarken Fotomechan Neudr der Ausg Leipzig Hiersemann 1921 Aalen Zeller 1964 Bd 3 Norddeutsche Zinngiesser mit 1652 Abbildungen von Zinnmarken Fotomechan Neudr der Ausg Leipzig Hiersemann 1923 Aalen Zeller 1964 Bd 4 Schlesische Zinngiesser mit 1164 Abbildungen von Zinnmarken Fotomechan Neudr der Ausg Leipzig Hiersemann 1926 Aalen Zeller 1964 Bd 5 Suddeutsche Zinngiesser 1 Aalen Kronach mit 803 Abbildungen von Zinnmarken Fotomechan Neudr der Ausg Leipzig Hiersemann 1927 1965 Bd 6 Suddeutsche Zinngiesser 2 Kunzelsau Sulzbach mit 786 Abbildungen von Zinnmarken Fotomechan Neudr der Ausg Leipzig Hiersemann 1927 1965 Bd 7 Suddeutsche Zinngiesser 3 Tauberbischofsheim bis Zwiesel mit Anhang Elsass Osterreich Schweiz Ungarn mit 1693 Abbildungen von Zinnmarken Fotomechan Neudr der Ausg Leipzig Hiersemann 1931 1964 Howard Herschel Cotterell Old Pewter Its Makers and Marks in England Scotland and Wales London 1929 Tardy Les Etains Francais Paris 1959 Theodor Kohlmann Zinngiesserhandwerk und Zinngerat in Oldenburg Ostfriesland und Osnabruck Gottingen 1972 S 185 364 Johs Warncke Die Zinngiesser zu Lubeck Lubeck 1922 S 89 101 125 218 B Dubbe Tin en tinnegieters in Nederland Zeist 1965 Gustav Bossard Die Zinngiesser der Schweiz und ihr Werk Bd 1 Zug 1920 Bd 2 Zug 1934 Philippe Boucaud Zinn Fribourg 1978 S 269 328 Dagmar Stara Zinnmarken aus aller Welt aus dem Tschechischen ubersetzt von Kurt Lauscher Hanau M 1987 Margarete Pieper Lippe Karl Heinz Husmann Hrsg Zinn in Westfalen Bd III Munster 1988 mit Markenregister zu den Banden I III Weblinks BearbeitenZinnmarken de private Datenbank mit uber 40 000 Zinnmarken Abfragen kostenpflichtig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zinnmarke amp oldid 220310097