www.wikidata.de-de.nina.az
Die Zerstaubungstechnik ist eine Disziplin der mechanischen Verfahrenstechnik und beschaftigt sich mit dem Zerstauben also der Zerteilung von Flussigkeiten Suspensionen oder Dispersionen in feine Tropfen Ziel dabei ist haufig eine starke Vergrosserung der freien Oberflache um Stoff oder Warmeaustauschvorgange zu begunstigen Ein ideales Spray besteht nur aus Tropfen mit gleich grossem Durchmesser man spricht dann von einem monodispersen Spray Ein Tropfenkollektiv mit gleich grossen Einzeltropfen lasst sich in Hinblick auf die Gesamtoberflache einfach berechnen wohingegen Tropfenkollektive mit einer breiteren Tropfengrossenverteilung allenfalls naherungsweise zu berechnen sind Zum Messen realer Tropfengrossenverteilungen an Dusen und Zerstaubern nutzt man in der Praxis laseroptischen Methoden Diese Methoden arbeiten beruhrungs und beeinflussungsfrei Ein rein monodisperses Spray wird jedoch sehr selten erreicht Realistisch sind dagegen Sprays mit einer engen Tropfengrossenverteilung Die Anwendungen im technischen und hauslichen Bereich sind sehr vielfaltig und reichen von Spraydosen Ultraschallverneblern bis hin zu grossen Reaktoren in der Spruhtrocknung von Lebensmitteln und chemischen Produkten Die zum Zerstauben eingesetzten Dusen und Zerstauber werden zweckmassigerweise nach der Art der Energiezufuhr in Gruppen eingeteilt Inhaltsverzeichnis 1 Einstoff Druckdusen 1 1 Turbulenz und strahlbildende Dusen 1 2 Lamellenbildende Dusen 2 Zweistoff oder pneumatische Zerstauber 2 1 Zweistoff Dusen ausserer Mischung 2 2 Zweistoff Dusen innerer Mischung 3 Rotationszerstauber 4 LiteraturEinstoff Druckdusen BearbeitenDiese Dusenbauart nutzt ausschliesslich die kinetische Energie eines aus einer Dusenmundung austretenden Flussigkeitsstrahles oder einer Flussigkeitslamelle zur Zerstaubung Die Flussigkeit wird hierzu mit einer Druckdifferenz D displaystyle Delta nbsp p beaufschlagt Hieraus resultiert eine bestimmte Stromungsgeschwindigkeit v des Fluids Der austretende Flussigkeitsstrahl beziehungsweise die Lamelle zerfallt aufgrund der turbulenten Stromung zu einzelnen Tropfen und bildet ein Spray Zudem sind aerodynamische Effekte infolge der Wechselwirkung mit der umgebenden Atmosphare bei der Tropfenbildung zu berucksichtigen Die Austrittsgeschwindigkeit der Flussigkeit aus der Dusenmundung deren Kontur und das erzeugte Tropfengrossenspektrum hangen von einer Vielzahl an Einflussgrossen ab So spielen unter anderem die Druckdifferenz die rheologischen Eigenschaften der Flussigkeit und die geometrische Ausgestaltung der Duse selbst eine wichtige Rolle Eine Austrittsgeschwindigkeit von vmax kann nicht uberschritten werden v max 2 D p r displaystyle v text max approx sqrt frac 2 cdot Delta p rho nbsp Problematisch ist das Zerstauben mit Einstoff Druckdusen grundsatzlich dann wenn kleine Volumenstrome hoher viskoser Flussigkeiten zu feinen Tropfen zerstaubt werden sollen Hierzu sind relativ hohe Druckdifferenzen erforderlich Gleichzeitig muss der kleinste Stromungsquerschnitt innerhalb der Duse dieses ist ublicherweise der Dusenaustritt relativ klein sein Dieses fuhrt rasch dazu dass der durch die Reynolds Zahl Re charakterisierte Turbulenzgrad der Stromung einen Betrag von Re lt 2300 annimmt R e D v r h displaystyle Re frac D cdot v cdot rho eta nbsp In diesem Fall liegt eine so genannte laminare Dusenstromung vor In den meisten Fallen ist dann das Erzeugen eines Sprays mit feinen Tropfen nicht mehr moglich Eine weitere dimensionslose Kennzahl beschreibt das Aufbrechen von Flussigkeitsstrahlen oder Lamellen zu Tropfen Hierbei handelt es sich um die Ohnesorge Zahl Oh O h h r s D displaystyle Oh frac eta sqrt rho cdot sigma cdot D nbsp Ein aus der Dusenmundung austretender laminarer Flussigkeitsstrahl zerfallt unter bestimmten Bedingungen zu annahernd monodispersen Tropfen Dieser Zerfallsmechanismus ist als Rayleigh scher oder laminarer Strahlzerfall bekannt Besonders interessant hierbei ist dass Flussigkeiten mit einer hohen Viskositat zu besonders feinen Tropfen zerfallen Ursache hierfur ist dass aufgrund der wirksamen Erdbeschleunigung der Flussigkeitsstrahl mit zunehmender Entfernung von der Dusenmundung immer schneller fliesst Nach den Regeln der Kontinuitatsgleichung geht dieses einher mit einer Abnahme des Strahldurchmessers Zerfallt dieser dunne Flussigkeitsstrahl resultieren hieraus entsprechend kleine Tropfendurchmesser Der Tropfendurchmesser x fur niederviskose Flussigkeiten kann in guter Naherung berechnet werden x 1 89 d displaystyle x approx 1 89 cdot d nbsp wobei d in diesem Fall den Durchmesser der Dusenmundung beschreibt Beim Zerfall hoher viskoser Flussigkeiten sind zudem die relevanten rheologischen Eigenschaften zu berucksichtigen x 1 88 d s 1 3 O h 1 6 displaystyle x approx 1 88 cdot d s cdot left 1 3 cdot Oh right frac 1 6 nbsp d s displaystyle d s nbsp bezeichnet hierbei den Strahldurchmesser am Ort des Zerfalls Das Prinzip des Rayleigh schen Strahlzerfalls kommt beispielsweise bei Gartenbrausen zum Einsatz Lochbleche mit definierten Bohrungsdurchmessern liefern ein nahezu monodisperses Tropfengrossenspektrum welches in etwa naturlichen Regenereignissen entspricht Turbulenz und strahlbildende Dusen Bearbeiten Aus der Dusenmundung tritt ein kompakter Flussigkeitsstrahl aus Dieser Dusentyp eignet sich in erster Linie dazu einen impulsreichen Flussigkeitsstrahl zu erzeugen Das gezielte Reinigen von Oberflachen oder das Hochdruck Schneiden von Metallen sind typische Anwendungen Das rasche Aufbrechen des Flussigkeitsstrahles und somit das Ausbilden feinerer Tropfen kann man erzielen indem bereits innerhalb der Duse die Flussigkeit mehrfach umgelenkt wird Auch Querschnittsanderungen in den Stromungskanalen oder so genannte Borda Mundungen unterstutzen den Strahlzerfall Bei moderaten Druckdifferenzen D displaystyle Delta nbsp p kommen zudem Coanda Mundungen zum Einsatz Lamellenbildende Dusen Bearbeiten nbsp Zerfall einer Flussigkeitslamelle durch Randwulstkontraktion und Lochbildung Hierzu zahlen beispielsweise die Flachstrahl und Hohlkegel Druckdusen sowie Zungen und Kegeldusen An der Dusenmundung wird eine Flussigkeitslamelle mit der Lamellendicke d displaystyle delta nbsp ausgebildet Diese zerfallt durch verschiedene Zerfallsmechanismen zu einem Spray Diese konnen uberschlagig als Betrag der Weber Zahl We mitW e v 2 d r s displaystyle We frac v 2 cdot delta cdot rho sigma nbsp in vier Bereiche eingeteilt werden We lt 2 Ausbilden einer Lamelle ist nicht moglich We lt 1640 Zerfall durch Randwulstkontraktion und eventuelle Lochbildung Es entstehen relativ grobe Tropfen We gt 1640 Aerodynamisches Zerwellen Starke Interaktion mit der umgebenden Gasatmosphare Relativ feine Tropfen werden ausgebildet We gt gt 1640 Der Zerfall wird zunehmend durch turbulente Effekte bestimmt Feine Tropfen entstehen In technischen Anwendungen ist haufig die Hohlkegel Druckduse HKD anzutreffen Entweder durch spezielle Drallkorper innerhalb der Duse oder durch tangentiale Eintritte in die so genannte Drallkammer wird erreicht dass die Flussigkeit nicht den vollstandigen Dusenaustrittsdurchmesser ausfullt Es bildet sich somit eine relativ dunne Flussigkeitslamelle aus welche zu feinen Tropfen zerfallt Bei den Tangential HKD konnen somit verhaltnismassig grosse Stromungsquerschnitte verwendet werden Dieses minimiert die Verstopfungsneigung der Duse bei Verwendung verunreinigter Flussigkeiten Bei den HKD ist das Berechnen des Volumenstroms als Funktion der Druckdifferenz D displaystyle Delta nbsp p sowie der Dichte und Viskositat der Flussigkeit aufwendig Zu beachten ist ferner das HKD Paradoxon Dieses besagt dass im Gegensatz zu Dusen mit vollstandig gefulltem Dusenaustritt der Volumenstrom mit zunehmender Flussigkeitsviskositat zunachst ansteigt Bei abnehmender Viskositat hingegen sinkt er Dieses fuhrt beispielsweise dazu dass bei einer Vorwarmung von Ol bei einer definierten Druckdifferenz der Volumenstrom abnimmt Die meisten lamellenbildenden Dusen liefern bei identischen Betriebsbedingungen und gleicher Rheologie der Flussigkeit deutlich feinere Tropfen als die Strahl und Turbulenzdusen Zweistoff oder pneumatische Zerstauber BearbeitenBei diesen Dusenbauarten dient ein mit hoher Geschwindigkeit stromender Gas oder Dampfmassenstrom als Energielieferant fur den Zerstaubungsprozess Dieses bietet den Vorteil dass im Gegensatz zu Einstoff Druckdusen auch kleinere Volumenstrome an hoher viskosen Flussigkeiten zu einem feinen Tropfengrossenspektrum vernebelt werden konnen Eine wichtige Rolle spielt hierbei das Massenstromverhaltnis m displaystyle mu nbsp zwischen dem Gas und der Flussigkeit m m g m displaystyle mu frac dot m g dot m nbsp Dieses Massenstromverhaltnis wird auch als Beladung bezeichnet Tendenziell werden mit zunehmender Beladung die erzeugten Tropfen feiner Je grosser die Beladungszahl wird desto mehr Spielraum hat man bezuglich der Massenstrome fur einen konstanten charakteristischen Tropfendurchmesser Zweistoff Dusen ausserer Mischung Bearbeiten nbsp Prefilming Flache an einer Zweistoff Duse ausserer Mischung Die zu zerstaubende Flussigkeit und das Gas treffen erst ausserhalb der Duse in Wechselwirkung miteinander Haufig anzutreffen ist hier die Prefilming Duse Die Flussigkeit tritt nahezu drucklos im Zentrum der Duse aus Das Gas stromt mit hoher Geschwindigkeit aus einem umgebenden Ringkanal Hieraus resultiert im Nahbereich der Dusenmundung ein Unterdruck welcher die Flussigkeit auf der Prefilming Flache als Film ausbreitet Dieser dunne Film trifft auf das mit hoher Geschwindigkeit stromende Gas und wird zu feinen Tropfen zerteilt Unter bestimmten Bedingungen arbeitet dieser Dusentyp selbstansaugend Zweistoff Dusen innerer Mischung Bearbeiten Bei diesen Dusenbauarten erzeugt man bereits im Inneren der Duse ein Zweiphasen Gemisch Dieses weist eine geringe Schallgeschwindigkeit auf In der Dusenaustrittsebene resultiert hieraus ein so genannter Drucksprung Tropfen mit einem kritischen Durchmesser erfahren hierdurch eine weitere Zerteilung und tragen zu einem hohen Feinanteil an Tropfen im Spray bei Im Gegensatz zu den Zweistoff Dusen ausserer Mischung mussen Gas und Flussigkeitsdruck aufeinander abgestimmt werden Insofern ist ein hoherer regelungstechnischer Aufwand erforderlich Rotationszerstauber BearbeitenRotationszerstauber zahlen zur Gruppe der mechanischen Zerstauber Eine rotierende Scheibe oder ein Becher wird nahezu drucklos mit Flussigkeit beaufschlagt Die Flussigkeit wird aufgrund der Haftbedingungen zum Rand hin beschleunigt Sie bildet je nach Betriebsbedingungen einzelne Flussigkeitsfaden oder eine Lamelle aus Diese zerfallen in einer bestimmten Entfernung vom Rand des Zerstaubers zu Tropfen Rotationszerstauber gelten als nahezu verstopfungsfrei da keine kritischen Querschnitte erforderlich sind Zudem reinigen sie sich infolge der Zentrifugalbeschleunigung selbststandig wenn die Flussigkeitszufuhr unterbrochen wird Aus diesem Grund werden sie haufig zum Zerstauben von Suspensionen eingesetzt Besonders interessant ist dass sie unter bestimmten Umstanden in der Lage sind ein nahezu monodisperses Spray zu liefern Je nach Betriebsbedingung treten an einem Rotationszerstauber folgende Tropfenbildungsmechanismen auf Abtropf Vorgange Bimodale Tropfengrossenverteilung Fadenzerfall Es entstehen nahezu monodisperse Tropfen Lamellenbildung Tropfengrossenverteilung ahnlich wie bei Lamellen bildenden Einstoff DruckdusenRotationszerstauber werden im Betriebsbereich des Fadenzerfalls oftmals in der Lackiertechnik eingesetzt Das zusatzliche elektrostatische Fuhren der Tropfen minimiert hierbei den unerwunschten Overspray Effekt Literatur BearbeitenThomas Richter Zerstauben von Flussigkeiten Dusen in Theorie und Praxis expert Verlag Renningen 2016 ISBN 978 3 8169 3359 5 Gunter Wozniak Zerstaubungstechnik Prinzipien Verfahren Gerate Verlag Springer Berlin 2002 ISBN 3 540 41170 4 Ghasem G Nasr Andrew J Yule Lothar Bendig Industrial Sprays and Atomization Design Analysis and Applications Springer Verlag Berlin 2002 ISBN 1 85233 460 6 Gerhard Kifferle Walter Stahli Spritz und Spruhverfahren in Pflanzenschutz und Flussigdungung bei Flachenkulturen Books on Demand Norderstedt 2001 ISBN 3 8311 2538 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zerstaubungstechnik amp oldid 226612788