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Zehn Mythen der Krise ist der Titel einer Broschure des deutschen Wirtschaftswissenschaftlers Heiner Flassbeck die im Januar 2012 im Berliner Suhrkamp Verlag in der Reihe Suhrkamp edition digital erschien Flassbeck ein ausgewiesener Keynesianer analysiert in dieser Veroffentlichung okonomische Mythen die sich vor dem Hintergrund der Finanzkrise ab 2007 ausbildeten und seither die Veranderung der wirtschaftlichen Verhaltnisse fur das Funktionieren einer modernen Marktwirtschaft blockieren Flassbeck schlagt vor dass der Staat wieder seiner Aufgabe nachkommen musse die Wirtschaft zu steuern und dass die Lohne in Deutschland zur Uberwindung der Finanzkrise steigen mussten um den anderen Landern mit Leistungsbilanzdefiziten die Chance zu geben ihre Verschuldung abzubauen Die Kurzungsprogramme in der Europaischen Wahrungsunion lehne er ab denn diese seien konterproduktiv Die 61 Seiten lange Broschure erschien bis zum Februar 2013 in vier Auflagen Ausserdem erschien Zehn Mythen als E Book Inhaltsverzeichnis 1 Mythen 2 Zentrale These 3 Inhalt 4 Krisenbewertung 5 Rezensionen 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseMythen BearbeitenDie Mythen die Flassbeck angreift sind Finanzmarkte sind effizient und befordern den Wohlstand zuruckhaltendes Regierungshandeln im Sinne der Finanzwirtschaft ist vernunftig und notwendig Krisenverursacher sind die Staatsschulden wir alle leben uber unsere Verhaltnisse es gibt keine Eurokrise die Staatsschulden kleiner Lander haben Schuld alle Staaten mussen sparen und ohne Schulden auskommen die Notenbanken verursachen die Inflation weil sie die Staaten retten Deutschland wird Europas Zahlmeister und Weiter so ist das Credo Deutschlands Zentrale These BearbeitenDie zentrale These von Flassbeck in dieser Publikation lautet dass eine Volkswirtschaft ohne Schuldenaufnahme nicht funktioniere Denn irgendjemand spare immer und diese finanziellen Mittel fehlen fur Investitionen Um Investitionen in der Wirtschaft zu stimulieren mussten Investoren Kredite aufnehmen und sich verschulden Die Geldmenge die die Verbraucher sparen und damit dem Wirtschaftskreislauf entziehen musse die Zentralbank Unternehmen fur Investitionen zur Verfugung stellen um eine moderne Marktwirtschaft in Gang zu halten Inhalt BearbeitenDass die Finanzmarkte effektiv seien und unseren Wohlstand fordern halt Flassbeck fur einen Mythos Im Gegenteil unabhangig davon ob die Assets werthaltig sind oder nicht produziere der Finanzmarkt falsche Preise Nicht nur dass die Preise auf den Finanzmarkten im Wesentlichen vom Herdenverhalten getrieben wurden sondern sie sind auf Dauer verzerrt Belohnt wurden diejenigen Marktteilnehmer die rechtzeitig deinvestieren anstatt zu investieren 1 Die Regierungen auch die deutsche Bundesregierung wurden lediglich den Eindruck erwecken dass sie handeln Nach Flassbeck wurden sie ihre eigenen okonomischen Vorurteile pflegen stunden unter erheblichem Druck von Lobbyisten und tendierten dazu okonomisch nur das Geringste zu tun Man lehne weiterhin die aktive Rolle des Staats ab und praferiere stattdessen einen Schuldenabbau obwohl es erkennbar bedrohliche Krisensignale gebe 2 Flassbeck wendet sich gegen die Legende dass die Staatsschulden die eigentliche Ursache der aktuellen Krise seien Er belegt anhand von Statistiken dass die Staatsschulden im Euroraum erst nach dem Ausbruch der Finanzkrise 2007 wegen der Bankenrettung durch Staaten gestiegen sind Die eigentlichen Krisenursachen wurden nicht angegangen und die von der Politik verfolgte Schuldenbremse zerstore die Grundlage einer funktionierenden Marktwirtschaft zudem fuhre sie in die Rezession 3 Wir leben uber unsere Verhaltnisse ist ein Bild das von der Bundeskanzlerin Angela Merkel vergleichbar mit der sparsamen schwabischen Hausfrau und vom grossten Teil der Politiker gemalt werde Folge man dieser zugrunde liegenden Logik fuhre dies dazu dass derjenige Staat der Defizite in seiner Leistungsbilanz habe sparen musse Dasjenige Land das mehr produziert als es verbraucht raumt demjenigen Land das mehr verbraucht als es produziert einen Kredit ein Ein Kredit wird mit der Hoffnung hingegeben dass er zuruckgezahlt wird Wenn man den Kreditnehmer durch scharfe Restriktionen jedoch in die Lage bringt dass er seine Schulden nicht zuruckbezahlen kann daher laufend neue Kredite aufnehmen muss handelt man gegen die eigenen Interessen und wirtschaftliche Vernunft 4 Fur Flassbeck ist die Eurokrise der Hohepunkt der Verdrangung der gegenwartigen Krisenursache Er sieht in der Wahrungsunion vor allem eine Inflationsgemeinschaft Fur ihn gibt es den engen Zusammenhang zwischen Staatsschulden und der sich entwickelnden Inflation nicht sondern Inflation entstehe im Zusammenhang von Entwicklung der Lohne und nationaler Arbeitsproduktivitat Dieser okonomischen Wirkungsweise haben neoliberale Krafte die Unabhangigkeit der nationalen Zentralbanken entgegengesetzt die auf die Entstaatlichung der Festsetzung des Zinsniveaus hinauslief Deutschland habe nach Inkrafttreten der EU Vertrage das gemeinsam festgelegte Inflationsniveau unterlaufen indem es durch Lohnsenkungen seine Wettbewerbsposition laufend verbessert habe Die anderen Staaten hatten in der Wahrungsunion nicht mehr die Chance gehabt sich durch Abwertungen ihrer Wahrungen dagegen zu wehren Dieses Verhalten habe in den letzten 10 Jahren dazu gefuhrt dass die in Deutschland produzierten Waren und Dienstleistungen 25 Prozent gegenuber Sudeuropa und 20 Prozent gegenuber Frankreich billiger als vergleichbare Produkte dieser Landern geworden seien Dies zerstore die Grundlage gemeinsamen Handelns und man musse sich nicht wundern wenn Staaten aus dem Wahrungsverbund ausscheiden mussten und dies zur Desintegration fuhre 5 Entgegen landlaufiger Meinung kann der Staat seine Sparversuche nicht mit der Folge des Vertrauensverlusts privater Haushalte begrunden denn Haushalte haben keine volkswirtschaftliche Funktion Fallen die Unternehmen bei der Stabilisierung der Markte aus ist die Aufgabe des Staates stabilisierend in die Wirtschaft einzugreifen Da dies derzeit nicht geschieht merkt Flassbeck an dass sich hier ein Desaster anbahnt vergleichbar mit den katastrophalen Folgen der Notverordnungen von Heinrich Bruning 6 Einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Wirkungsweisen lassen sich nicht vergleichen Ohne Schuldenaufnahme gabe es keinen gesamtwirtschaftlichen Kreislauf Die von wachstumskritischen Teilen der Grunen angestrebte stationare Okonomie mit Nullwachstum bedeute Null Ersparnisse damit Null Investition Man konne allenfalls okologische Ziele oder den okologischen Umbau des Produktionsapparats verfolgen 7 Inflation ist fur Flassbeck derzeit kein Thema denn diese entstehe wenn die Konjunktur anspringe und sich dadurch eine hohe Nachfrage und steigende Kosten einstellen und nicht wie die Monetaristen falschlicherweise meinen dass Inflation aus steigenden Staatsschulden entstehe Eine starke konjunkturelle Erholung sei im Ubrigen nicht in Sicht 8 Anstatt zu helfen die Wettbewerbsfahigkeit der anderen Landern herzustellen habe sich Deutschland in die vermeintlichen Rolle als Zahlmeister derart hineingesteigert dass das Land nicht mehr herauskommen konne aus dem Dilemma ohne grossen wirtschaftlichen Schaden zu erleiden 9 Die Wirtschaftspolitik der relativen Lohnzuruckhaltung und die der Steuersenkungen fur Unternehmen durch die Politik in Deutschland die den jahrelang anhaltenden hohen Aussenhandelsuberschuss erzeugt haben fuhre dazu dass sich das Ausland hoch verschuldet habe Diese Politik gehe mittlerweile dem Ende entgegen denn die Aussenhandelsuberschusse seien nicht nachhaltig weil kein Land auf Dauer Marktanteile behalten kann Ebenso kann kein Land Defizite abbauen wenn alle anderen ihre Uberschusse behalten wollen Deshalb mussten die Lohne in Deutschland uber lange Zeitraume steigen und die Unternehmen durch die Politik gezwungen werden im Binnenland wieder zu investieren 10 Krisenbewertung BearbeitenFlassbeck geht davon aus dass derzeit weder traditionell denkende Wirtschaftswissenschaftler noch dem Markt zugeneigte Politiker Wirtschaftskrisen vorurteilsfrei beurteilen und die notwendigen Schritte zur Krisenlosung einleiten konnen Daher sieht er volkswirtschaftliche Veranderungen erst im Verlauf neuer Wirtschaftskrisen 11 Die derzeit neu beginnende Wirtschaftskrise wird vielen auch noch die Hoffnung nehmen dass der demokratische Staat in der Lage sei die Wirtschaft in ihrem Sinne sozial zu lenken Er sieht die Demokratie in Gefahr wenn die globalisierte Wirtschaft einigen unglaublichen Reichtum und dem grossen Rest im besten Fall Stagnation oder ein kummerliches Auskommen bietet 12 Rezensionen BearbeitenDani Parthum kritisiert auf ndr online dass Flassbeck oft wichtige Zwischenargumente auslasse Die Starke des Bandchens sei es dass es massenhaft Denkanstosse und Diskussionsstoff liefere 13 Laut Rezension von Klaus Ludwig Helf auf saarkurier online gelingt es Flassbeck in hervorragender Weise seine Sicht der Okonomie plausibel auch fur Laien darzustellen und Lust auf mehr Informationen und Zusammenhange zu wecken Er verdeutliche dass es keine neutrale okonomische Wissenschaft gibt und er fordert auf zu einem offenen Diskurs 14 Die Borsen Zeitung befand Ein weiteres intelligentes und hilfreiches Buch zur Finanzkrise ist Zehn Mythen der Krise vom Chefvolkswirt der Welthandels und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen Auf jeweils etwa vier Seiten analysiert er leicht verstandlich und nachvollziehbar Methoden wie Finanzmarkte sind effizient und fordern unser Gemeinwohl oder Wir leben uber unsere Verhaltnisse oder Deutschland wird zum Zahlmeister Europas Seiner Ansicht nach kann nur Aufklarung Entmythologisierung die Wende schaffen Dazu hat er mit seinem Buch einen bemerkenswerten Beitrag geleistet 15 16 Weblinks BearbeitenHeiner Flassbeck Zehn Mythen der Krise 1 Auflage Suhrkamp Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 430 20141 4 S 21 27 Textauszug des Kapitels Mythos V Es gibt gar keine Eurokrise Europa ist wegen der zu hohen Staatsschulden einiger kleiner Lander in der Krise S 26 30 online PDF Datei Heiner Flassbecks eigene Buchvorstellung auf flassbeck deLiteratur BearbeitenHeiner Flassbeck Zehn Mythen der Krise Suhrkamp Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3518062203 Einzelnachweise Bearbeiten Flassbeck Zehn Mythen der Krise 4 Auflage Suhrkamp Verlag Berlin 2012 S 11 14 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 15 17 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 18 21 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 22 25 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 26 33 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 34 37 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 38 39 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 40 41 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 42 45 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 46 50 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 7 9 Flassbeck Zehn Mythen der Krise S 56 Dani Parthum http www ndr de kultur literatur buchtipps mythen103 html Link nicht abrufbar Politisches Buch Zehn Mythen der Krise Klaus Ludwig Helf Heiner Flassbeck Zehn Mythen der Krise Memento vom 23 Juni 2012 im Internet Archive Rezension auf saarkurier online de vom 2 April 2012 abgerufen am 2 Februar 2013 vom 18 Juli 2012 zitiert nach abgerufen am 13 Oktober 2021 Finanzkrisentourismus In Borsen Zeitung 18 Juli 2012 abgerufen am 13 Oktober 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zehn Mythen der Krise amp oldid 231579517