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Der Begriff Yayla bzw Yaylacilik hat im turkischen Sprachgebrauch verschiedene Bedeutungen Yayla als Hochebene Hochflache oder Plateaulandschaft in der Turkei z B Bozok Yaylasi Hochflache von Bozok Yayla als Sommerweide in der Turkei z B Uzun Yayla Grosse Sommerweide siehe dort ehemalige Sommerweide von Nomaden aus der Cukurova Yayla als wohnortnahe Sommersiedlung grosserer Dauersiedlungen Wintersiedlungen vor allem im inneranatolischen Hochland Yayla generell als Sommeraufenthalt Yaylacilik in der Turkei im Gegensatz zu kisla Winteraufenthalt aber auch Kaserne als Ortsname oder Ortsnamenszusatz in der Turkei so z B Yayla Dorf im Landkreis Buldan der turkischen Provinz Denizli oder Camliyayla auch Namrun Kreisstadt in der turkischen Provinz Mersin Traditionelle Dromedar Karawane einer Yuruken Familie im Becken von Mut auf dem Weg zur Yayla auf dem Sertavul Pass Noch bis zur Jahrtausendwende pendelten halbnomadische Gruppen zwischen der Winterweide in Kustennahe bei Silifke und den Sommeraufenthalten im Hochland Anatoliens Gegenwartig stosst man auf derartige Karawanen nur noch ausserst selten Gemischte Ziegen Schafherde im Kocacay Deresi sudlich des Kovada Golu Isparta Turkei auf dem Weg zur Yayla Auch grosse Kleintierherden wurden noch Ende der 1990er Jahre von den Kustenregionen aus zu den Sommerweiden in den hoheren Taurusregionen getrieben Kleintiere werden heute immer ofter per Lkw auf die Sommerweide gebracht Auftrieb einer Rinderherde auf der Ardahan Yaylasi sudwestlich Ardahan Nordost Turkei Die ausgedehnten Plateaulandschaften Ostanatoliens eignen sich in den Sommermonaten vorzuglich als Weidegebiete grosser Rinder und Schafherden Inhaltsverzeichnis 1 Yaylacilik 2 Verbreitung 3 Aussehen und Bauweise 4 Herkunft und Sozialstruktur der Yaylabesucher 5 Infrastruktur 6 Jungere Entwicklungen 7 EinzelnachweiseYaylacilik Bearbeiten nbsp Blick aus dem Flugzeug auf die Plateaus von Sehler und Kizgolcuk Yaylasi Koroglu Daglari Pontisches Gebirge Auch in den westlichen Bereichen des Pontischen Gebirges erstrecken sich ausgedehnte Hochflachen zwischen den waldbestandenen hoheren Gebirgszugen Obwohl Lebens und Wirtschaftsweise des Nomadismus in der Turkei weitgehend der Vergangenheit angehoren haben die zahlreichen Turkmenen Gruppierungen die seit dem 11 Jahrhundert aus Zentralasien nach Anatolien einwanderten mit ihrem Nomadismus nicht nur eine fur Anatolien der damaligen Zeit neue Lebensform in diesen Raum gebracht Sie schufen damit gleichzeitig Grundlagen fur eine Form des Freizeitverhaltens in der Turkei dem bis in die Gegenwart noch grosse Teile der turkischen Bevolkerung nachgehen das Yaylacilik das auf die Yayla gehen Aus dem anfangs rein weidewirtschaftlich notwendigen Pendeln der Nomaden zwischen Winterweiden Kisla und Sommerweidegebieten Yayla fur ihre Herden ubertrug sich der sommerliche Yayla Aufenthalt mit der Zeit zumeist aus klimatischen Grunden auch auf Teile der sesshaften Bevolkerung Aufgrund hoher Sommertemperaturen und Luftfeuchtigkeit Schwule besonders in den Kustengebieten wurde das saisonale Pendeln zwischen tiefer gelegenen Regionen im Winter und kuhleren Hochlagen im Sommer in einigen Regionen der Turkei zu einer regelmassigen Gewohnheit Mit vermehrter Ansiedlung der Nomaden und Zunahme fester Siedlungen an Zahl und Grosse vor allem in Binnenbecken und Kustenhofen des Landes entwickelte sich der Yaylabesuch wahrend der osmanischen Spatzeit fur Teile der Landbewohner und insbesondere fur Stadter immer mehr zu einer festen Institution 1 nbsp Die zur Provinzhauptstadt Bolu gehorende Sommersiedlung Kizgolcuk Yaylasi in den Koroglu Daglari Pontisches Gebirge prasentiert sich bei allen Modernismen immer noch als Prototyp der Yayla in Blockhaus Bauweise nbsp Blockhauser der Sommersiedlung Sahara Yaylasi nahe Savsat Nordost Pontus bei Artvin Die traditionelle Blockhaus Bauweise der Yayla Hauser zieht sich uber den gesamten bewaldeten pontischen Gebirgsbereich bis an die georgische Grenze Verbreitung BearbeitenSommeraufenthalte dieser Art findet man unter verschiedensten Bezeichnungen im gesamten turkisch und iranischsprachigen Raum Sudwest und Zentralasiens Der Begriff beinhaltet traditionell in erster Linie hoch gelegene Gebiete die von der Bevolkerung wahrend des Sommers aufgesucht werden aus allerdings unterschiedlichen Grunden Zur reinen Erholung fur reine Almwirtschaft und fur Urlaub und Almwirtschaft Man kennt dieses Phanomen der Sommerfrische unter anderem auch in Afghanistan wo die Oberschichtler grosser Stadte seit langem saisonal zwischen Sommer und Winterwohnsitz pendeln 2 Vergleichbares erfahrt man von Eckart Ehlers 3 und Bernard Hourcade 4 uber die stadtische Elite Teherans bzw von Gerhart Bartsch 5 fur Kayseri nbsp Einfache Yayla Steinunterkunfte in den Yalnizcamdaglari bei Ardahan Nordost Turkei Erst mit den waldarmen Hochlandregionen Nordost Anatoliens wechselt die Holzbauweise der Yayla Unterkunfte in einfache Steinkonstruktionen nbsp Kleine Sommersiedlung auf 2500 m Hohe am Ovitdagi Pass bei Rize Pontisches Gebirge Mittlerweile haben mancherorts moderne Betonbauten die traditionellen Blockhauser des Pontus verdrangt In der Turkei existieren neben den etwa 36000 landlichen Gemeinden rund 26000 saisonale Siedlungen in Yaylagebieten die im Winter im Allgemeinen unbesiedelt bleiben Erste klare Informationen uber derartige Yaylas die Stadter als Sommerfrische nutzten findet man verschiedentlich bei dem turkischen Reisenden Evliya Celebi 6 fur die Mitte des 17 Jahrhunderts z B fur Regionen im anatolischen Hochland bzw im Taurus spater dann vermehrt im 19 Jahrhundert bei Adam Christian Gaspari 7 fur Adana bei Tschihatscheff 8 fur Tarsus Antalya und andere Kustenorte sowie fur Istenar heute Korkuteli im Taurus sowie bei Carl Ritter 9 fur Antalya 10 Da das Wort Yayla zunachst einmal als Bezeichnung fur hochgelegene Orte bzw Plateaus Hochflachen verwendet wird findet man Yaylaorte als saisonale Sommer Siedlungen uberall in Gebirgen der Turkei allerdings mit unterschiedlicher Bedeutung nbsp Als beliebter Ausgangsort fur Trekking Touren ins pontische Kackar Gebirge hat die traditionelle Sommersiedlung Ayder Yaylasi bei Camlihemsin Rize mit mittlerweile zahlreichen einfacheren Hotels und Pensionen ihren einstigen Reiz eingebusst nbsp Die alte Sommerhaus Siedlung Burecek Tekir Yaylasi auf den Gulek Pass Kilikische Pforte galt bis zum Bau der Autobahn durch den Taurus von Adana in Richtung Ankara als eine der traditionellen Yaylas im Hinterland der turkischen Sudkuste Sie ist mittlerweile stark verstadtert Der klassischen Typ der Yayla mit rein wirtschaftlicher Nutzung als Alm mit Almwirtschaft Viehhaltung z T marginal Feldbau ist ein Sommeraufenthalt in weidewirtschaftlicher Erganzung der stationaren Landwirtschaft von Dorfern in tieferen Lagen Diese Art ist vor allem in Nordanatolien noch weit verbreitet z B Kackar Gebirge bei Rize findet sich aber auch im Taurus Yazir bei Antalya sowie in inneranatolischen Gebirgslandschaften Tekir bei Kayseri Bei Dorfgemeinschaften die zur sesshaften Landwirtschaft ubergegangen sind und nur aus Tradition bzw wegen der sommerlichen Hitze die Yayla aufsuchen steht der Almauftrieb wenn sie uberhaupt einen solchen noch durchfuhren deutlich im Hintergrund Sie nutzen den Yayla Aufenthalt weitgehend zur Erholung Dieser Typus ist mittlerweile vor allem im Pontischen Gebirge aber auch in den sommerlich heissen Regionen Sudanatoliens weit verbreitet Beispiele dafur sind Namrun Camliyayla bei Mersin Carsamba und Persembe bei Ordu oder Kadirga bei Trabzon Dazu zahlen auch landliche Gemeinden Inneranatoliens mit sesshafter Landwirtschaft und saisonalem Pendeln zwischen festem Winter Dorf oder Stadt und dem Yaylaaufenthalt im relativ nahegelegenen mittlerweile festen Sommerdorf auf gleichem Hohenniveau in einer Art Yayla Bauerntum wie es Wolf Dieter Hutteroth fur Inneranatolien 11 und Teile des mittleren Kurdischen Taurus 12 beschreibt Beispiele bilden u a noch heute die bauerlichen Siedlungen und ehemaligen Yaylas rund um die Kreisstadt Karapinar Nur tritt hier der Erholunksfaktor hinter dem wirtschaftlichen deutlich zuruck Yaylaaufenthalte als reine Sommerfrische zur Entspannung und Erholung von der sommerlichen Hitze und von den Umweltproblemen der Stadte sind besonders als Sommerferien der Bewohner grosser Ballungszentren beliebt so z B Burecek und Tekir fur Adana und Tarsus Abant und Golcuk fur Istanbul Korkuteli und Elmali fur Antalya Bozdagi und Golcuk fur Izmir oder Sogukoluk Belen fur Iskenderun und Antakya 13 Es ist offensichtlich dass sich diese stadtischen Yaylas vorrangig an Auswahlkriterien wie frischer Luft Wasserreichtum angenehmen Temperaturen ausreichend Schatten beschaulicher Ruhe und idyllischer Lage orientieren Zusatzlich zu diesen Merkmalen die man in Stadten kaum findet tritt die gunstige Erreichbarkeit der Yayla fur den Besucher 14 In Gebieten um Erzurum Kars und Bolu unterhalt jedes zweite oder dritte Dorf eine Almwirtschaft des klassischen Typs Man trifft sie im Nordosten auf den Hochebenen von Tortum Narman Kars Gullu Karasu Allahuakbar und des Flusses Araxes Aras Nehri ebenso wie generell im Schwarzmeergebiet oberhalb der Baumgrenze auf uber 2000 m Hohe Hier sind die Yaylas fast immer als Erganzungsweiden fur die Viehhaltung an feste Tieflanddorfer gekoppelt wahrend man anderswo Yayla Wirtschaft Transhumanz Almwirtschaft nur bedingt betreibt So zieht sich in Nordanatolien eine Kette klassischer Hochalmen von den Yalnizcam Daglari Ardahan bis nach Kastamonu Wahrend sie zwischen Trabzon und Giresun im Hinterland von Gorele ausdunnen erreichen sie im Kackar Gebirge sudlich von Unye Ordu und Gerze sowie in den Gebirgen nordlich von Boyabat und Taskopru ihre grosste Dichte Eine weitere Yaylakette im ostlichen Schwarzmeergebiet umfasst die Yaylaflachen von Ardahan und Savsat von Askale Koyulhisar Susehri Tokat Gumushacikoy und Ilgaz Im Westen sind es die Hochebenen nordlich von Ankara Cankiri und Eskisehir sowie zwischen Gerede und Bolu mit hoher Dichte nordlich von Kizilcahamam Dort sind sie sehr haufig weilerartig als locker gestreute Siedlungsnester verbreitet nbsp Die Streusiedlung des Sommerortes Camliyayla Namrun oberhalb von Tarsus in den 1100 m hohen Taurus Vorbergen des Bolkar Dagi Mersin gilt als klassische Sommerfrische fur Stadter aus grossen Kustenstadten wie Mersin und Tarsus an der turkischen Mittelmeerkuste nbsp Moderne Sommerhauser teils fertig teils im Rohbau in Gozne im Taurus Hinterland von Mersin im April 1984 Auch in den Yaylas in den Taurusgebirgen sind die traditionellen Unterkunfte meistens modernen Ferienhausern gewichen Im Mittelmeergebiet ist die Situation in mancher Hinsicht etwas anders Das Taurus Gebirge enthalt ausgedehnte Yaylagebiete zumeist zwischen 1000 und 2000 m Wahrend sie im Hinterland von Alanya und um den Sugla See gehauft auftreten liegen sie in den ostlichen Egridir Bergen in den Sultan Daglari im Aladag und Erciyes Dagi Massiv eher vereinzelt Sehr viele gehen auf saisonale nomadische Sommerorte zuruck andere gehoren seit langem zu alten Kustensiedlungen Sie dienen hier vorrangig der Erholung vor den hohen Sommertemperaturen Man trifft sie auf den Taurus Vorhohen um einen zentralen Siedlungskern oft als Streusiedlungen die sich locker uber riesige Flachen verteilen Camliyayla Die bekanntesten unter ihnen und von der Sudkuste aus auch auf einem Wochenendausflug leicht zu erreichen sind Aslankoy Ulas Meselik Camalan Damlama Gozne Belen Kuzucubelen Findikpinari und Camliyayla die mit unzahligen Sommerhausern ausgedehnte Plateaulandschaften zersiedeln nbsp Traditienelle Yayla Holzhauser wie dieses hier in Camliyayla der Haupt Sommersiedlung von Tarsus im April 1992 sind mittlerweile eine nostalgische Raritat nbsp Noch vor den fruhen 1980er Jahren hatten viele Kustenbewohner ihre Sommerfrische aus den Bergen an die Kusten verlegt und die einfache Bauweise ihrer Sommerhauser Cardaklar dorthin ubertragen Aber auch dort wurden sie im Laufe der 1980er Jahre im Zuge touristischer Modernisierungskampagnen von den Behorden abgerissen und durch private moderne Hotelbauten ersetzt In der Agaisregion gibt es deutlich weniger dauerhaft eingerichtete Yaylaorte Sie liegen in den Aydin Daglari Honaz Dagi und in den ostlichen Mentese Bergen Madran Dagi in Hohen um 1800 1900 m 14 Aussehen und Bauweise Bearbeiten nbsp Mit steigendem Wohlstand in der Turkei sind typische einfache Sommerhutten Cardaklar mittlerweile sowohl in den Gebirgs als auch in den Kusten Sommerfrischen bis auf Relikte verschwunden nbsp Skizze eines typischen Cardak Rohbaus einfaches Sommerhaus bei Side Manavgat Antalya im Oktober 1984 Noch weit bis ins 20 Jahrhundert hinein wurde die turkische Sommerfrische in oft sehr einfachen Gebauden auf althergebrachte Weise verbracht Selbst von Stadtern wurden uberwiegend einfache Holzbauten errichtet wie man sie auch heute noch unter den umgangssprachlichen Bezeichnungen Cardak Laube oder Oba Nomadenbehausung in Sommersiedlungen des Taurus vorfindet und die sich mit Verlagerung der sommerlichen Ferienzeit als Kusten Sommerhauser anfangs auch an den Stranden des Mittelmeeres etablierten ehe der moderne Massentourismus der Europaer die turkischen Strande eroberte 15 In den kuhlen und feuchteren Bereichen des Pontischen Gebirges dagegen ist traditionell das Blockhaus als Yaylagebaude ublich auf den trockeneren Hochflachen von Ardahan eher flache Steinbauten Wahrend man in den Taurus Yaylas wegen der sommerlichen Trockenheit bisweilen heute noch in einfachen Laubhutten und Zelten wohnt finden in der Schwarzmeerregion derartige Behausungen kaum Verwendung da Niederschlage zu allen Jahreszeiten dort feste Unterkunfte erfordern 14 Die Bauweise der Yayla Hauser erfolgt nicht unbedingt nach klimatischen Gesichtspunkten sie ist vielmehr abhangig von der jeweiligen Finanzkraft des Bauherrn Der Standort der Gebaude ist ausschliesslich vom personlichen Geschmack der Besitzer gepragt Das planlos verlaufende Wegenetz zwischen den oft weitlaufig gestreuten Sommerhausern und Siedlungsteilen macht deutlich dass Anlage und Ausbau einer Sommersiedlung spontan erfolgt und jede Planung fehlt Offensichtlich entstehen zunachst einmal die Hauser ehe man Verbindungswege zwischen ihnen anlegt oder feste Zufahrten heranfuhrt 16 Herkunft und Sozialstruktur der Yaylabesucher BearbeitenHerkunftsgebiete der Sommerbevolkerung in den Yaylas lassen sich meist recht genau abgrenzen Hinweise darauf geben schon Berichte z B fur die Ova und Plateaulandschaft von Elmali und Korkuteli aus dem 19 Jahrhundert Mehrere Jailas dieser Art liegen hier auf dem Hochlande umher gleichnamig den im tiefen Xanthusthale liegenden Winterdorfern denen sie die kurze Sommerzeit hindurch als Sommersitz fur ihre Herden Weiber und Kinder dienen Jeder bedeutende Ort im Tieflande hat so auf diesem hoheren Plateaulande seine Jaila die mit dem aufbrechenden Fruhling besucht mit den Herbsttagen aber wieder verlassen wird 17 Die Sommersiedlungen in Taurus und Pontus und in den westlichen Berglandern werden also von Bewohnern aus Orten der Kustenbereiche der Grabensenken und der Binnenbecken aufgesucht so die Yaylas Findikpinar Gozne und Arslankoy von Mersin aus Die Stadter von Tarsus besuchen Namrun Camliyayla Meselik und Gulek die von Adana Tekir Burucek und Kamisli Von Iskenderun aus wahlt man Sogukoluk und Belen von Alanya aus Gedevet Derekory und Turktas Von Antalya aus geht man nach Saklikent und Godene Altinyaka Vergleichbares gilt auch fur die kleineren stadtischen Siedlungen dieser Regionen Fur die mediterranen Kustenorte zwischen Alanya und Manavgat sind z B die Bergorte Gundomus und Koprulu bevorzugte Ziele Fur Anamur ist es Beskonak Abanoz fur Kas sind es Gombe und Akcay Fur die Orte im Agaisraum im Graben des Kucuk Menderes wie Odemis Tire oder Bayindir stehen Golcuk Kozak Buyuk Yamanlar oder Bozdag zur Auswahl und fur Unye und Ordu an der Schwarzmeerkuste ist es Cambasi Zu mancher grosseren Stadt der Mittelmeer Kustenregion gehoren jeweils mehrere Sommerfrischen Oft hat man eine stadtnahe und eine stadtferne Yayla alternativ Fur Mersin z B ist Gozne ca 25 km von der Stadt die stadtnahe und Findikpinar 45 km nordwestlich von Mersin bzw Arslankoy 60 km nordwestlich sind stadtferne Yaylas Tarsus verfugt einerseits uber die stadtfernen Yaylas Namrun und Gulek andererseits uber die stadtnahe Yayla Meselik Innerhalb der Yaylabesucher zeichnet sich eine Differenzierung in der Sozialstruktur ab Stadtnahe Sommerfrischeorte wie z B Gozne oder Sogukoluk werden hauptsachlich von Geschaftsleuten Beamten und Angestellten und deren Familien aus den Stadten frequentiert Ausschlaggebend dafur ist offenbar die Nahe zur Stadt und eine gute Verkehrsanbindung zum Arbeitsplatz des Ernahrers einer Familie da hier ein tagliches Pendeln zur Arbeit moglich ist weil gunstige Fahrgelegenheiten mit Bus Dolmus oder Taxi in die Stadt geboten werden In derartigen Sommerfrischeorten in denen fraglos Angehorige hoherer Sozialschichten der Stadte als Urlauber uberwiegen fehlen primitive Unterkunfte wie Laub und Bretterhutten oder Zelte weitgehend In den stadtfernen Sommerorten trifft man zwar auch auf gehobene Sozialschichten aber kaum auf solche die taglich zur Arbeit in die Stadt fahren mussen sondern eher auf eine schmale Oberschicht die sich einen langeren Verdienstausfall leisten kann Hier spielt die Entfernung eine entscheidende Rolle Da manche stadtfernen Yaylas mehr als 100 km von den Herkunftsorten ihrer Bewohner entfernt liegen ist ein tagliches Pendeln zum Beschaftigungsort fur solche Leute naturlich nicht denkbar Die Masse der Stadter die man im Sommer auf stadtfernen Yaylas antrifft stammt deshalb eher aus mittleren und unteren Einkommensschichten deren Familien hier den Jahresurlaub verbringen deren Verdiener aber die meiste Zeit in der Stadt leben wahrend die Angehorigen weiter den Yayla Aufenthalt geniessen Sie bleiben deshalb wahrend der Woche an ihrem Arbeitsort und kommen nur ubers Wochenende um ihre Familie auf der Yayla zu besuchen Einerseits Facharbeiter einfache Arbeiter mit dauerhaftem Arbeitsverhaltnis kleine und mittlere Grundbesitzer bzw Geschaftsleute mit regelmassigen Einkunften andererseits Saisonarbeiter Tagelohner oder Kleingrundbesitzer Da in der Turkei in der Regel der Mann als Familien Oberhaupt das Geld verdient sind ihre Frauen und Kinder wahrend der Woche auf der Yayla die meiste Zeit allein Der bisweilen benutzte Begriff der Kadin Yaylasi Frauen Yayla so z B fur die Yayla Namrun Camliyayla von Tarsus kennzeichnet diese Situation treffend Zu den Besuchern stadtferner Yaylas zahlen auch vermogende Bauern aus der Umgebung der Sommerfrische selbst die dort zumeist ein ihnen vertrautes Milieu suchen denn stadtnahe Sommerfrischen sind meist viel zu exklusiv und urban In der Regel verfugen diese Besucher uber Grundbesitz in ihrem Dorf und auf der Yayla die sie im Sommer aufsuchen Sie bewirtschaften ihre einstigen Sommerweiden inzwischen oft mit Obst und Gemusekulturen deren Produkte sie im Sommer an andere Yaylabesucher verkaufen 18 Infrastruktur BearbeitenZwar gibt es auch heute noch Yaylas zu denen man nur muhsam uber schlechte Zufahrten gelangt Der moderne Strassenbau hat aber vorrangig fur die bedeutenden stadtischen Gebirgssommerfrischen inzwischen recht bequeme und schnelle Zufahrten geschaffen sowohl mit eigenem Fahrzeug als auch mit offentlichen Verkehrsmitteln so dass Pendeln zwischen Yayla und Arbeitsort meist moglich ist Wege fur die man fruher mit Lasttieren mehrere Tage brauchte kann man heute in wenigen Stunden zurucklegen Und der Transport von notwendigem Hausrat mit modernen Lastkraftwagen ist gegenuber damals nahezu problemlos geworden Selbst letzte Nomaden sogenannte Traktornomaden aus der Cukurova verfrachten Familie und Vieh heute per Traktor mit Anhanger auf die sommerliche Hochweide Grossere Yaylas verfugen in der Regel uber die notwendigsten infrastrukturellen Einrichtungen Dies ist nicht immer erst jungster Erschliessung und Planung zu verdanken das zeigen Beispiele der Yaylas Beskonak Abanoz von Anamur und Korkuteli Istanoz von Antalya aus dem 19 Jahrhundert In Abanoz Abanoz Jaila bei Kiepert 19 steht noch das fruhere Konak Verwaltungsgebaude des Landkreises Anamur fur den damaligen Sommerbetrieb 20 und in Istanoz gab es schon damals einen Bazar also einen festen Ladenteil zur Versorgung der Sommerbevolkerung 16 Dazu gesellte sich noch zusatzlich mobiles Gewerbe In Seideler Seideler Yayla heute Bezirkszentrum Seki westlich von Elmali am Oberlauf des Koca bzw Esen Cayi Anmerkung des Autors hatte sich ausser den Hirten noch eine andere kleine vagabundierende Ansiedlung eingefunden es waren jene wandernden griechischen Handwerksleute aus Levissi bei Macri Fethiye Anmerkung des Autors die dort in der Winterzeit ihr Schuhmachergewerbe treiben und ihre Krambuden aufschlagen zur besseren Jahreszeit pflegen sie regelmassig ihre Hauser Weiber und Kinder zu verlassen und sich auf die Wanderschaft zu begeben als hausierende Trodler und Schuhflicker wo sie dann als geschwatzige Neuigkeitskramer bis zu den Jailas hinaufziehen wo sie den einsamen Huttenbewohnern und Hirten bei ihren Herden erwunschte Gaste sind und bei ihnen allerlei zu handthieren finden Auch in Seideler wie auf vielen der anderen Plateaudorfer wurde diese eigenthumliche Bevolkerung von den europaischen Reisenden in der Sommerzeit haufig angetroffen 21 Jungere Entwicklungen Bearbeiten nbsp Massenmelken der Schafe in der Sommersiedlung Karapinar Yaylasi Konya im Mai 1989 Die typischen Sommersiedlungen im inneranatolischen Hochland haben einen durchweg anderen Charakter als ihre Verwandten in den Gebirgen Nor und Sudanatoliens Die meisten sind inzwischen Dauersiedlungen mit festen Hausern Ackerbau und Viehhaltung nbsp Umzuge in das Sommerdorf wie hier der Transport von Mobiliar einer Familie aus Karapinar Konya bei der Ankunft im Sommerquartier Karapinar Yaylasi im Fruhjahr 1988 sind inzwischen eher selten anzutreffen nbsp Beim Freiluft Yaylafruhstuck in der Sommersiedlung Karapinar Yaylasi Konya hier im April 1988 trifft man Familien aus Karapinar nur noch in Sonderfallen an Das Bild der Sommerfrischeorte hat sich inzwischen gegenuber alterer Zeit deutlich verandert Nachdem sich der Lebensstandard namentlich der stadtischen Yaylabesucher Yaylaci nach 1950 wesentlich verbessert hatte traten aufwendige Beton und Ziegelhauser mit Dachern aus Zinkblech oder Dachpfannen an die Stelle der traditionellen Unterkunfte Der Trend die heimische Bauweise auf diesem Wege zu uberfremden war aufgrund der hohen Kosten zunachst gering geblieben nahm aber mit wachsender wirtschaftlicher Stabilitat deutlich zu auch wenn man in manchen Sommerfrischen der Gebirge immer noch Laub und Holzhutten oder Zelte findet 22 Die jungere Verkehrserschliessung hat verstarkt dazu beigetragen dass sich stadtische Hauptyaylas deutlich vergrosserten und ihr Gesicht veranderten Wo Strassen von den Kusten zu den Sommerfrischeorten hinauffuhren entstehen im Yaylazentrum neue modernere Laden Entlang der Hauptstrasse liegen Kaffeehauser Schlachtereien Backerladen Lebensmittelgeschafte und Restaurants nicht selten auch Handwerksbetriebe vom Automechaniker bis zum Zimmermann Wahrend der Sommermonate bieten diese Ladenstrassen ein ausgesprochen lebhaftes Bild bis in die spaten Abendstunden Manche grossen Stadtyaylas zahlen weit uber 1000 Hutten und Hauser z B Kamisli Yayla bei Camardi mit etwa 4000 Sommerhausern und die Bewohnerzahl kann in der warmen Jahreszeit leicht auf uber 10 000 Personen ansteigen Ausserhalb der Saison dagegen herrscht dort die Ruhe von Geisterstadten Einige Sommersiedlungen entwickeln mit der Zeit Zuge von Modeorten Vorzugsweise solche in der Nahe betriebsamer Handels und Hafenstadte wurden zu fragwurdigen Vergnugungsplatzen deren Etablissements fur zahlungskraftige Seeleute auf Landurlaub finanzstarke Handler vermogende Bauern und Grossgrundbesitzer sowie reiche Besucher aus arabischen Nachbarstaaten uber das ganze Jahr hinweg mit zugkraftigen Attraktionen aufwarten so z B Sogukoluk bei Iskenderun Andere nachweislich ehemalige Sommerorte konnten sich dank ihrer gunstigen Lage zu dauernd bewohnten Siedlungen entwickeln Dieser Prozess ist auch in der Gegenwart noch hochst aktuell Zu solchen ehemalige Yaylas von Finike Antalya Aydincik Alanya und Anamur z B zahlen fraglos die heutigen Dauersiedlungen Elmali Korkuteli Gulnar Gundogmus bzw Beskonak Einige von ihnen werden heute immer noch gerne im Sommer von der Kustenbevolkerung besucht und sie sind den Bewohnern der Orte selbst und auch den Kustenbewohnern in ihrer fruheren Funktion als Yayla durchaus noch bewusst 23 Im Hinterland der touristischen Kustenhochburgen werden mittlerweile Yaylas nach und nach fur den Tourismus zu Feriendorfern oder mit einzelnen Ferienhausern ausgebaut Doch sind die Entwicklungen im Vergleich zur klassischen Nutzung der Almen bislang noch kaum fur auslandische Urlauber bedeutend Entsprechende Offerten europaischer Agentur Plattformen im Internet bieten bislang bevorzugt nur Standorte im Hinterland der Schwarzmeerkuste bei Trabzon Macka Zigana Urlaub im Gebirge wie man es aus der europaischen Tourismuswelt mit Huttenwesen Bergbahnen Wanderwegen usw schon lange kennt steckt hier noch in den Anfangen ist in der Turkei allerdings keine unbekannte Grosse mehr denn die Anfange sind ohnehin bereits gemacht 24 Und obwohl Wanderreisen und Trekkingtouren inzwischen eine gewisse touristische Bedeutung auch in der Turkei erreicht haben fehlt es auf den turkischen Almen bislang noch an entsprechenden Unterkunften Die mittlerweile auch in der Turkei recht beliebten Wandertouren greifen deswegen fur Ubernachtungen in Yayla Siedlungen im Regelfalle bestenfalls auf einfachste Bergunterkunfte oder Yayla Hutten zuruck Mit Ausweitung dieser Tourismusformen ist bereits eine Veranderung der Yaylabebauung spurbar aber nicht unbedingt eine soziale Umstrukturierung der Yaylabevolkerung Moderne Landesbewohner machen mittlerweile ohnehin Urlaub an den Kusten 25 Einzelnachweise Bearbeiten Volker Hohfeld Persistenz und Wandel der traditionellen Formen des Fremdenverkehrs in der Turkei Beihefte zum Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Nr 71 Reichert Wiesbaden 1986 ISBN 3 88226 287 7 S 50 Dietrich Wiebe Freizeitverhalten und Tourismus in Afghanistan Ein Beitrag zur Fremdenverkehrsgeographie drittweltlicher Lander In Orient Band 17 Nr 1 1976 S 143 Eckart Ehlers Th Kroger T Rahnemaee Formen nationalen Fremdenverkehrs in einem islamischen Land Das vorrevolutionare Iran In Orient Band 24 Nr 1 1983 S 95 133 Bernard Hourcade Haute Vallee du Djadj e Roud Elbourz Central Iran In Etude de Geographie Humaine Paris 1974 franzosisch Dissertation Gerhart Bartsch Der Erdschias Dagh und die Stadt Kayseri in Mittelanatolien In Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft Hannover Hannover 1935 S 160 ff Evliya Celebi Seyahatname Band 2 Anatolien Kaukasus Kreta und Aserbaidschan 1640 A C Gaspari Vollstandiges Handbuch der neuesten Erdbeschreibung Band 13 des ganzen Werkes 4 Abteilung 2 Band Weimar 1821 S 188 189 Peter von Tschihatscheff Reisen in Klein Asien und Armenien In Petermanns Mitteilungen Erganz Heft Band 20 1967 S 21 55 134 Carl Ritter Die Erdkunde von Asien 2 Auflage Theil 19 Berlin 1859 S 788 Volker Hohfeld Persistenz und Wandel der traditionellen Formen des Fremdenverkehrs in der Turkei Beihefte zum Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Nr 71 Reichert Wiesbaden 1986 ISBN 3 88226 287 7 S 50 f Wolf Dieter Hutteroth Landliche Siedlungen im sudlichen Inneranatolien in den letzten vierhundert Jahren Gottinger Geographische Abhandlungen Heft 46 Gottingen 1968 S 30 50 ff Wolf Dieter Hutteroth Bergnomaden und Yaylabauern im mittleren kurdischen Taurus Marburger Geographische Schriften Heft 11 Marburg 1959 S 107 ff Volker Hohfeld Jungere Entwicklungstrends im turkischen Fremdenverkehr Versuch einer kritischen Analyse Kleinere Arbeiten aus dem Geographischen Institut der Universitat Tubingen Band 35 Tubingen 2011 ISBN 978 3 88121 086 7 S 48 ff a b c Volker Hohfeld Persistenz und Wandel der traditionellen Formen des Fremdenverkehrs in der Turkei Beihefte zum Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Nr 71 Reichert Wiesbaden 1971 ISBN 3 88226 287 7 S 50 ff Volker Hohfeld Persistenz und Wandel der traditionellen Formen des Fremdenverkehrs in der Turkei Beihefte zum Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Nr 71 Reichert Wiesbaden 1986 ISBN 3 88226 287 7 S 74 93 a b Volker Hohfeld Persistenz und Wandel der traditionellen Formen des Fremdenverkehrs in der Turkei Beihefte zum Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Nr 71 Reichert Wiesbaden 1986 ISBN 3 88226 287 7 S 56 Carl Ritter Die Erdkunde von Asien 2 Auflage Theil 19 Berlin 1859 S 810 Volker Hohfeld Persistenz und Wandel der traditionellen Formen des Fremdenverkehrs in der Turkei Beihefte zum Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Nr 71 Reichert Wiesbaden 1986 ISBN 3 88226 287 7 S 58 f Richard Kiepert Karte von Kleinasien in 24 Blatt Masssstab 1 400 000 Blatt DIII Ermenek Dietrich Reimer Berlin 1914 Volker Hohfeld Anatolische Kleinstadte Anlage Verlegung und Wachstumsrichtung seit dem 19 Jahrhundert In Erlanger Geographische Arbeiten Sonderband 6 Erlangen 1977 S 61 Carl Ritter Die Erdkunde von Asien 2 Auflage Theil 19 Berlin 1859 S 788 Volkjer Hohfeld Persistenz und Wandel der traditionellen Formen des Fremdenverkehrs in der Turkei Beihefte zum Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Nr 71 Reichert Wiesbaden 1986 ISBN 3 88226 287 7 S 51 f Volker Hohfeld Persistenz und Wandel der traditionellen Formen des Fremdenverkehrs in der Turkei Beihefte zum Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Nr 71 Reichert Wiesbaden 1986 ISBN 3 88226 287 7 S 57 Volker Hohfeld Jungere Entwicklungstrends im turkischen Fremdenverkehr Versuch einer kritischen Analyse Kleinere Arbeiten aus dem Geographischen Institut der Universitat Tubingen Band 35 Tubingen 2011 ISBN 978 3 88121 086 7 S 48 Volker Hohfeld Jungere Entwicklungstrends im turkischen Fremdenverkehr Versuch einer kritischen Analyse Kleinere Arbeiten aus dem Geographischen Institut der Universitat Tubingen Band 35 Tubingen 2011 ISBN 978 3 88121 086 7 S 52 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Yayla Yaylacilik amp oldid 229263018