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Wilhelm Stahl 23 Oktober 1900 in Hilbeck 20 Januar 1980 in Rostock war ein deutscher Tierzuchter Agrarwissenschaftler und Hochschullehrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Ehrenamter 3 Wurdigung 4 Auszeichnungen amp Ehrungen 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenWilhelm Stahl absolvierte die Volksschule seines Heimatortes und das Gymnasium in Werl studierte ab 1920 an der Universitat Giessen Land und Volkswirtschaft wurde hier Mitglied der Burschenschaft Frankonia Giessen 1 und wechselte an die Universitat Gottingen Hier schloss er 1923 mit dem Staatsexamen als Diplomlandwirt ab und promovierte 1924 bei Franz Lehmann mit einer Arbeit uber die Stickstoffverwertung in der Schweinemast zum Dr phil Es folgten Tatigkeiten als landwirtschaftlicher Praktikant im Gut Evendorf bei Hannover als Verwalter im Gut Hofer bei Celle und schliesslich als Tierzucht und Kontrollringassistent bei der Ostpreussischen Schweinezuchtervereinigung mit Sitz in Konigsberg Ab 1 Januar 1928 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der damaligen Versuchswirtschaft fur Schweinehaltung futterung und zucht GmbH in Ruhlsdorf Kr Teltow Brandenburg bei Karl Muller und wurde schon 1930 nach dessen Tod der Nachfolger als Leiter In diesen ersten Jahren besuchte Stahl noch Vorlesungen bei Carl Kronacher in Berlin und legte das preussische Examen als staatlicher anerkannter Tierzuchtleiter ab Zum 1 Mai 1933 trat er der NSDAP bei 2 1935 wurde die Versuchswirtschaft verstaatlicht 1937 Stahl zum Professor ohne Lehrauftrag ernannt und damit in den preussischen Verwaltungsdienst ubernommen Die Einrichtung erhielt 1940 die Anerkennung als Versuchs und Forschungsanstalt fur Schweinehaltung Bis 1945 entstanden hier 230 Publikationen zu den Bereichen Futterung Haltung Zuchtung Tiergesundheit Vermarktung sowie Aus und Weiterbildung In den letzten Kriegsjahren musste Stahl zusatzlich die Geschaftsfuhrung des Reichsausschusses fur Schlachtvieherzeugung des Reichsverbandes Deutscher Schweinezuchter sowie die Redaktionsleitung der Zeitschrift fur Schweinezucht Schweinemast und Schweinehaltung ubernehmen und dem Volkssturm beitreten Daraus geriet er 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft wurde in mehreren Lagern interniert und schliesslich nach Sibirien verbracht wo er als Lazarettsanitater fur die Krankenpflege von Gefangenen und Wachmannschaften seines Lagers tatig war Am Ende des Jahres 1949 durfte Stahl nach Ruhlsdorf zuruckkehren Eine Ubersiedlung nach Westdeutschland schloss er fur sich aus So wurde er ab 1950 Fachlektor im Deutschen Bauernverlag Berlin und Leiter der Redaktion fur die Fachzeitschrift Tierzucht Ab April 1950 ubernahm er bis 1956 den Lehrauftrag fur Tierzucht an der Veterinarmedizinischen Fakultat der Humboldt Universitat Berlin HUB ab Dezember 1950 den Lehrauftrag an der Landwirtschaftlich Gartnerischen Fakultat und wurde hier 1951 zum Professor mit Lehrstuhl fur Tierzucht und Direktor des Instituts fur Tierzuchtung und Haustiergenetik sowie zusatzlich als Direktor des Instituts fur Tierzucht an der Veterinarmedizin Fakultat beide an der HUB berufen da die beiden Vorganger ohne ordnungsgemasse Abmeldung in Westberlin verblieben waren Weil die bisherigen Stalle in Berlin Dahlem und der Koppehof bei Velten nicht mehr zur Verfugung standen verlegte er die Forschungsarbeiten in die Versuchsguter Berge bei Nauen gehorte nun zur Landw Gartn Fakultat und Gross Kreutz Veterinarmed Fakultat Ab September 1952 als ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin DAL erhielt Stahl bald die Leitung der Sektion Tierzucht Tierernahrung und Binnenfischerei Im Jahre 1952 nahm Fritz Haring die Berufung an die Universitat Gottingen an Seine beiden bisherigen Stellen wurden Stahl ubertragen Damit ubernahm letzterer 1953 zusatzlich zu seinen Berliner Aufgaben die zunachst nebenamtliche Leitung des Institutes fur Tierzuchtforschung in Dummerstorf bei Rostock der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin DAL einen Lehrauftrag fur Tierzucht und die kommissarische Leitung des Instituts fur Tierzucht an der Landwirtschaftlichen Fakultat der Universitat Rostock Mit der planmassigen Beendigung der Tatigkeiten an der HU Universitat Berlin im Jahre 1957 wurde er bei der DAL als Leiter des Instituts in Dummerstorf angestellt erhielt nun eine Professur mit Lehrstuhl fur Tierzucht an der Universitat Rostock und die volle Leitungskompetenz fur das entsprechende Institut Mit der endgultigen Abschottung der DDR im August 1961 ubten verschiedene Personen und Gremien auch verstarkt Druck auf nicht linientreue Wissenschaftler aus Stahl setzte sich z B mit der unwissenschaftlichen Vererbungslehre von Lyssenko auseinander war mit dem uberspitzten Offenstallbauprogramm nicht einverstanden und trat fur politisch in Ungnade gefallene Mitarbeiter ein Dafur erhielt er nun heftige Angriffe von den vorgesetzten Stellen Wegen dieser standigen Kritik an ihm und seiner Arbeit sah er sich ausserstande das Institut in Dummerstorf und die Sektion weiter zu leiten So entzog ihm die Zentrale der DAL zum 1 Dezember 1961 beide Funktionen Daraufhin wechselte das Anstellungsverhaltnis fur Stahl zur Universitat Rostock er wurde hauptamtlich Professor mit Lehrstuhl fur allgemeine und spezielle Tierzucht und Direktor des dazugehorenden Instituts und blieb es bis 1966 Danach las er noch zwei Jahre uber spezielle Haustiergenetik und betreute bis um 1975 Promotionen in Rostock Er starb am 20 Januar 1980 in Rostock und wurde hier auch beigesetzt Ehrenamter Bearbeiten1944 1945 Geschaftsfuhrer des Reichsausschusses fur Schlachtviehversorgung 1944 1945 Geschaftsfuhrer des Reichsverbandes Deutscher Schweinezuchter dem Reichsnahrstand angegliedert 1944 1945 Schriftleiter der Zeitschrift fur Schweinezucht Schweinemast und Schweinehaltung 1950 1965 Schriftleiter der Fachzeitschrift Tierzucht 1952 ordentliches Mitglied der DAL zu Berlin 1953 1961 Leiter der Sektion Tierzucht Tierernahrung und Binnenfischerei der DAL 1957 1972 Grunder und Schriftleiter der Fachzeitschrift Archiv fur Tierzucht Mitglied des Beirates fur Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften LPG beim Ministerrat der DDR Mitglied im wissenschaftlichen Beirat beim Staatssekretariat fur das Hoch und Fachschulwesen der DDR Mitglied im Redaktionsausschuss der Fachzeitschrift Zuchtungskunde der Deutschen Gesellschaft fur Zuchtungskunde DGfZ Mitarbeiter der Zeitschrift Zuchthygiene Fortpflanzungsstorungen und Besamung der Haustiere ab 1952 mehrmals Obmann fur Schweine bzw fur die gesamte Tierschau bei den Landwirtschaftsausstellungen in Leipzig MarkkleebergWurdigung BearbeitenStahl befasste sich in seiner Ruhlsdorfer Zeit nach dem Grundsatz aus der Praxis fur die Praxis vor allem mit Fragen der Futterung Haltung und Zucht von Schweinen Durch seine Lehrtatigkeit dehnte sich das ab 1950 auf alle Haustierarten einschliesslich Kleintieren aus und bezog zuletzt auch genetische Zusammenhange mit ein Dabei ordnete er die Tierproduktion im Sinne des Kreislaufes Pflanze Tier Boden Pflanze in die landwirtschaftliche Erzeugung und in die gesamte Volkswirtschaft ein Durch sein Wirken an vier Instituten betreute er in 25 Jahren uber 70 Promotionen sowie uber 10 Habilitationen Damit ermoglichte er vielen Absolventen eine wissenschaftliche fundierte Tatigkeit und sicherte die nachste Generation an Hochschullehrern fur Tierzucht im Raum Rostock bis Berlin Legendar waren seine Jahresexkursionen mit den abendlichen Auswertungen bei den Praktikern Stahl behielt stets eine volle Ubersicht zum Stand der Fachliteratur und konnte seinen Schulern dazu sogar Thema und Quelle angeben Zu einigen Grundsatzfragen hatte er anfangs konservative Standpunkte z B Kreuzungszucht vergab aber Themen zur Untersuchung auch solcher fur ihn strittiger Probleme Er verbog sich nicht in den Jahren in denen er hofiert wurde und uberwand personliche Ruckschlage ohne daran zu zerbrechen Auszeichnungen amp Ehrungen Bearbeiten1954 Nationalpreis II Klasse der DDR fur Wissenschaft und Technik 1959 Vaterlandischer Verdienstorden in Silber der DDR 1959 Ehrenpromotion zum Dr agr h c durch die Landw Fakultat der Universitat Leipzig 1970 eine Ehrenpromotion durch die Universitat Rostock anlasslich des 70 Geburtstages wurde durch die SED Bezirksleitung Rostock verhindert Benennung einer Strasse in Dummerstorf in Wilhelm Stahl Allee Seit 1994 Durchfuhrung der Wilhelm Stahl Symposien durch das Leibniz Institut fur Nutztierbiologie in DummerstorfSchriften Auswahl BearbeitenDie biologische Wertigkeit der verdaulichen Stickstoffbilanz in argentinischem Fleischmehl Trockenhefe und Fischmehl Math naturwiss Diss in Gottingen 1925 Pirna a E 1924 60 S Die Lehre von der Futterung und Mast des Schweines Von Franz Lehmann hrsg mit Heinrich Luthge Berlin Pfennigsdorff 1944 147 S Handbuch fur Tierzuchter Neumann Verlag 1959 811 S Mitarbeit an funf Kapiteln Lehrbriefe fur das Fernstudium Allgemeine Tierzucht 1 Berlin 1956 Leipzig 1959 Fragen der Geflugelhaltung Neue wissenschaftliche Erkenntnisse Berlin 1956 Bd 6 Tagungsberichte der erweiterten Sitzung der Sektion Tierzuchtung und Tierernahrung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Gemeinsam mit Johannes Dobberstein Probleme der Steigerung der tierischen Produktion Vortrage und Diskussion der Wissenschaftlichen Tagung vom 10 bis 12 Oktober 1956 in Berlin Berlin 1957 Chefredakteur Jugendernahrung beim Rind Berlin 1961 Chefredakteur Probleme der Offenstallhaltung bei Rindern Berlin 1961 Chefredakteur Probleme der Steigerung der Milchleistung sowie der Milchinhaltsstoffe Berlin 1961 Populationsgenetik fur Tierzuchter Berlin 1969 Tschechoslowakische Ausgabe Prag 1970 Sowjetische Ausgabe Moskau 1973 Rumanische Ausgabe Bukarest 1974 Literatur BearbeitenTheophil Gerber Personlichkeiten aus Land und Forstwirtschaft Gartenbau und Veterinarmedizin Bd 2 4 Aufl Berlin 2014 S 756 757 Symposium zu Ehren von Prof Dr Dr h c Wilhelm Stahl anlasslich seines 100 Geburtstages Begegnungen mit Wilhelm Stahl Berlin Humboldt Univ 2001 60 S UB der HUB zu Berlin BV025364133 Georg Schonmuth Laudatio auf Wilhelm Stahl In Symposium zu Ehren von Prof Dr Dr h c Wilhelm Stahl anlasslich seines 100 Geburtstages Humboldt Universitat Berlin Landw Gartn Fakultat 2000 S 3 15 Vorlesungsverzeichnisse der Universitat Rostock 1953 bis 1968 Rostock http web10 ub uni rostock de wiki Projekte Digitalisierung Vorlesungsverzeichnisse Vorlesungsverzeichnisse der Humboldt Universitat Berlin 1950 bis 1957 www edoc de Ottfried Weiher Leben und Wirken von Wilhelm Stahl In Archiv fur Tierzucht 37 1994 Sonderheft Umweltvertragliche und qualitatsbewusste Erzeugung tierischer Produkte S 17 22 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Stahl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Wilhelm Stahl im Catalogus Professorum RostochiensiumEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Berger Gernot Schafer Die Giessener Burschenschaft Frankonia 1872 1972 Giessen 1972 S 210 Olaf Kappelt Braunbuch DDR Berlin 2 Auflage 2009 S 527fNormdaten Person GND 14263476X lobid OGND AKS VIAF 134474993 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stahl WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Tierzuchter und HochschullehrerGEBURTSDATUM 23 Oktober 1900GEBURTSORT HilbeckSTERBEDATUM 20 Januar 1980STERBEORT Rostock Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Stahl Tierzuchter amp oldid 239394754