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Karl Wilhelm Gentz 9 Dezember 1822 in Neuruppin 23 August 1890 in Berlin war ein deutscher Maler Wilhelm Gentz gezeichnet von seinem Sohn Ismael Gentz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKarl Wilhelm Gentz war das zweite Kind des Kaufmanns Johann Christian Gentz Zunachst eingeschrieben an der Berliner Friedrich Wilhelms Universitat entschloss er sich im 21 Lebensjahr zum Studium der Malerei Er besuchte das renommierte Atelier Kloeber und studierte im Jahr 1845 neun Monate an der Antwerpener Kunstakademie Uber London begab er sich noch im selben Jahr in die Kunstmetropole Paris Dort trat er in das vom Historienmaler Paul Delaroches aufgelassene Schuleratelier ein das damals unter der Leitung des Orientreisenden Charles Gleyre stand Im Jahr 1847 reiste Gentz nach Spanien und nach Marokko Im Februar 1848 kehrte er fur ein Jahr wegen des Ausbruchs der Revolution in Paris nach Neuruppin zuruck Hier entstand das Gemalde Der verlorene Sohn in der Wuste eine lebensgrosse Figur Dieses meldete Gentz zur Grossen Kunstausstellung der Koniglichen Akademie der Kunste in Berlin Da er in Paris lebte und zudem ab 10 Marz auf eine mehrmonatige Reise nach Agypten und Nubien ging ubersandte er das grosse Gemalde Anfang Marz 1850 seinem Vater nach Neuruppin mit dem Auftrag es firnissen zu lassen und anschliessend nach Berlin zu expedieren Es kam jedoch erst Ende Mai in Neuruppin an Das heute als verloren geltende Bild wurde unter dem vollstandigen Titel Der verlorene Sohn gedenkt des Vaterhauses im Elend in Abwesenheit von Wilhelm Gentz in die laufende Akademieausstellung unter Nummer 1301 aufgenommen Es erfuhr wie sich Theodor Fontane spater in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg Teil 1 Grafschaft Ruppin erinnerte sowohl seitens des Publikums wie der Kritik eine sehr gunstige Aufnahme Bis zu seinem Tod 1890 beschickte Gentz nunmehr fast in jeder Akademieausstellung mehrere Gemalde aus 1 Gentz hatte sich unterdessen uber Marseille und Malta nach Agypten und dem Nubien begeben Sein Ruckweg fuhrte ihn uber Kleinasien den griechischen Archipel Konstantinopel und Wien 1852 veroffentlichte er daruber Briefe einer Reise nach Agypten und Nubien die ein aufmerksames interessiertes Publikum erreichten und seinen Ruf als Kenner des Orients begrundeten Wegen des Todes seiner Mutter 1852 lebte Gentz von September 1852 bis Marz 1853 in Neuruppin Dort entstanden seine Bilder orientalischen Lebens Sklavenmarkt und Agyptische Schule Darstellungen dieses Themas erfreuten sich noch nicht der Gunst des Publikums Wieder zuruck nach Paris schloss er sich diesmal dem Atelier des als Koloristen geschatzten Malers Thomas Couture an In dieser Zeit malte er ein ubergrosses Gemalde das unter mehreren Titeln firmierte Christus im Hause des Pharisaers Simon Magdalena wascht Christus die Fusse es ist heute in der Klosterkirche St Trinitatis in Neuruppin zu sehen Darstellungen biblischer Themen nahm er spater nicht mehr auf 1858 beendete Gentz seine Studien in Paris und etablierte sich in Berlin Zunachst im Atelier anderer Kunstkollegen arbeitend ab 1870 im eigenen Atelier im Tiergartenviertel schuf er eine lange Reihe orientalischer zumeist agyptischer Darstellungen welche durch eine charakteristische Auffassung und ein glanzendes Kolorit auf den Grossen Ausstellungen der Berliner Kunstakademie Beifall fanden Das Gesamtoeuvre des Malers ist ausserst umfangreich Bald ist die Landschaft bald sind die Figuren uberwiegend in allen aber ist der Charakter von Land und Volk scharf ausgepragt Irina Rockel veroffentlichte 1996 das erste Werkverzeichnis eines uber 1000 Nummern zahlenden Œvres Regelind Heimann stellte ein umfangreiches Verzeichnis der Olgemalde skizzen und studien zusammen 2 Einige der bedeutendsten Werke sind nbsp Versammlung vor dem Grab des Kalifen KairoSklaventransport durch die Wuste Lager der Mekkakarawane Gebet der Mekkakarawane Begegnung zweier Karawanen in der Wuste Nillandschaft mit Flamingos 1870 Marchenerzahler bei Kairo Totenfest bei Kairo Dorfschule in Oberagypten Schlangenbeschworer 1872 Der Einzug des Kronprinzen von Preussen in Jerusalem 4 November 1869 1876 Berliner Nationalgalerie Theodor Fontane als Sohn der Nachbarfamilie in Neuruppin hinterliess der Nachwelt die erste Biographie des Malers Wilhelm Gentz Der Autor der Wanderungen durch die Mark Brandenburg Teil 1 Die Grafschaft Ruppin verfasste mit Hilfe seines Protagonisten ein umfangreiches Lebensbild des Malers Doch anfanglich war auch der als Kunstkritiker tatige Fontane von der Orient Thematik nicht sehr angetan in seiner Besprechung der Grossen Ausstellung der Koniglichen Akademie der Kunste von 1862 attestierte er den dort prasentierten beiden Gentzschen Bildern mit agyptischen Motiven Seelenlosigkeit Es seien Bilder zur Belehrung aber sie dienen weder dem Geist noch der Schonheit Die positive Reaktion der Ausstellungsbesucher beeindruckte ihn dabei nicht Das Publikum sei von einem blinden Respekt vor Wuste Mekka Karawane Weitgereistsein geleitet und wurden eine mehr oder minder brillante Farbenleinwand zu einem Kunstwerk hoherer Gattung erheben 1864 fiel das Kritikerurteil deutlich besser aus denn die offizielle Kunstkritik feierte den Maler orientalischen Sujets Fontane bezeichnete Gentz nun als einen ausgezeichneten Koloristen dessen neue Arbeiten sich im Sinne der Kunstgesetze als mustergultig erweisen Und 1866 waren Fontanes prinzipielle Bedenken schliesslich ganz verflogen Auf dem Gemalde Markt in Kairo wurden im Hintergrund die Farbpunktchen anders als bei fruheren Bildern eine treffliche Illusion fur das Gewuhl des Marktes schaffen und im Vordergrund erkenne man nicht nur klar das Massenhafte das verschwimmend Unbestimmte eines solchen orientalischen Marktes sondern auch alle Details Das Bild zahle hielt Fontane schon nach seinem Ausstellungsbesuch in seinem Notizbuch fest 3 zu seinen besten Sachen 1 Jedoch ist diese Auffassung der allgemeinen Aufnahme des Publikums zuzuordnen Zum ersten Mal erzahlte ein Kunstler aus eigenem Erleben heraus von einer Welt die in Europa entweder marchenhaft oder schaurig angesehen wurde Der Maler reiste 1864 65 1868 1869 1873 1877 und 1889 1890 in den Orient zumeist nach Agypten aber auch nach Palastina Franzosisch Algier und Franzosisch Tunis Er unterhielt vielfaltige Beziehungen zu Wissenschaftlern Forschern und Kunstlern seiner Zeit sowie zum preussischen Konigshaus und war Mitglied im Verein Berliner Kunstler Gentz galt als Kolorist ersten Ranges der namentlich die Wirkungen des Sonnenlichts mit grosser Meisterschaft darzustellen wusste Durch die ausgedehnten Reisen nach Agypten und Palastina konnte er spater sein Studienfeld erweitern 1864 und 1873 ging er im Auftrag des preussischen Konigshauses nach Agypten und in das Heilige Land zum einen um im koptischen Patriarchat altkoptische Manuskripte zur wissenschaftlichen Auswertung in Berlin zu erbitten zum anderen um den Kronprinzen Friedrich anlasslich dessen Reise zur Eroffnung des Suez Kanals im November 1869 darzustellen Dieser hatte sich einen Aufenthalt im Heiligen Land auserbeten Die Darstellung des Kronprinzen in Jerusalem im November 1869 wunschte dieser sich in einem Aufzug vor dem wichtigsten Stadttor Jerusalems dem Damaskustor Durch dieses war einst Gottfried von Bouillon als Eroberer der Heiligen Stadt eingezogen war Der Kronprinz teilte die Orientbegeisterung mit dem Maler und wahlte ihn fur das Gemalde dafur aus Das Gemalde Einzug Seiner Majestat des Kronprinzen von Deutschland in Jerusalem wurde im Herbst 1873 in Jerusalem mit Hilfe des Paschas und der Obrigkeiten vorbereitet es entstanden zahlreiche Skizzen und Studien die der Maler auch nach 1876 noch verwertete Bis zum Fruhjahr 1876 arbeitete Gentz an dem grossen Gemalde das auch einen aufwandigen schonen Schmuckrahmen erhielt Zur Eroffnung der neuen Galerie fur zeitgenossische Kunst in Berlin 1876 der Nationalgalerie wurde das Einzug des Kronprinzen in Jerusalem 1869 ausgestellt und erhielt die grosse Goldmedaille auf der akademischen Kunstausstellung in Munchen im selben Jahr die kleine Goldmedaille Das detailreiche Gemalde stellt eine kunstlerische Meisterleistung dar heute ist es in der Dauerausstellung der Nationalgalerie Berlin auf der Museumsinsel zu sehen 1873 und 1878 war Gentz auf den Weltausstellungen in Wien 1873 und in Paris 1878 als kunstlerischer Kommissar fur die Ausstellungsprasentationen Preussens tatig Diese Auftrage gaben dem Kunstler die Aufwertung eines wissenschaftlicher Malers der auch ein gern gesehener Referent in zahlreichen Gesellschaften Photographische und Geograhische in Preussen war 1877 wurde Wilhelm Gentz neben anderen Kunstlern und gemeinsam mit seinem damals 16 jahrigen Sohn Ismael als Illustrator an dem zweibandigen Prachtwerk Agypten in Wort und Bild von Georg Ebers 1878 1879 tatig 1874 wurde er in die Konigliche Akademie der Kunste Sektion Bildende Kunst aufgenommen und 1876 zu ihrem Senator gewahlt diesem gehorte er bis zu einem Tode 1890 an Kaiser Wilhelm I von Deutschland ernannte den Maler 1881 zum Professor unterrichtet hat er allerdings nur seinen Sohn 4 Wilhelm Gentz starb nach einer auf seiner letzten Reise nach Tunis 1889 1890 wieder ausgebrochenen Dysenterie im Alter von 67 Jahren in Berlin und wurde auf dem Alten St Matthaus Kirchhof in Schoneberg beigesetzt Das Grab wurde 1965 abgerissen 5 Er heiratete am 20 Juni 1861 Ida von Damitz geschiedene Livonius 4 Oktober 1820 1910 6 und hatte zwei Kinder Sein Sohn Wolfgang Christian genannt Ismael wurde ebenfalls Maler mit dem Spezialgebiet Orientalisches Volksleben galt aber auch als herausragender Portratist Werke BearbeitenFrauenleben in der Kalifenstadt In Die Gartenlaube Heft 41 1867 S 651 654 Volltext Wikisource Mit Illustration als Holzschnitt nach Originalzeichnung Briefe einer Reise nach Agypten und Nubien Berlin 1852 Neuausgabe Briefe einer Reise nach Agypten und Nubien 1850 1851 Hrsg Irina Rockel Trafo Verlag Berlin 2004 ISBN 3 89626 322 6 Literatur BearbeitenIsmael Gentz Wilhelm Gentz 23 August 1890 In Velhagen und Klasings Monatshefte Jg 5 1890 91 Bd 1 Heft 5 Januar 1891 S 627 640 Regelind Heimann Wilhelm Gentz 1822 1890 Ein Protagonist der deutschen Orientmalerei zwischen realistischer Anschauung und poesievoller Erzahlkunst Mit einem Verzeichnis der Olgemalde skizzen und studien Logos Berlin 2011 ISBN 978 3 8325 2590 3 Irina Rockel der Maler Wilhelm Gentz Wegbereiter des deutschen Orientalismus 1822 1890 In Die Mark Brandenburg 19 1995 S 24 26 Irina Rockel Wilhelm Gentz Eine biografische Skizze zu Leben und Werk eines Orientmalers aus Berlin 1822 1890 Dissertation Humboldt Universitat Berlin 1996 Irina Rockel Wilhelm Gentz Preussische Kopfe Band 31 Stapp Berlin 1997 ISBN 3 87776 180 1 Irina Rockel Hrsg Wilhelm Gentz Briefe einer Reise nach Agypten und Nubien 1850 51 Trafo Verlag Berlin 2004 ISBN 3 89626 322 6 Irina Rockel Wilhelm Gentz Biografischer Abriss kleiner Fuhrer durch die Dauerausstellung des Museums seiner Heimatstadt Neuruppin Neuruppin 1990 Irina Rockel Tempelgarten Neuruppin Vom kronprinzlichen Garten zum orientalischen Kleinod Edition Rieger Berlin Karwe 1996 Bolko Stegemann Auf den Spuren des Orientmalers Wilhelm Gentz Seine Werke seine Briefe Stegemann Krefeld 1996 ISBN 3 923772 13 0 Bolko Stegemann Einzug des Kronprinzen von Preussen in Jerusalem 1869 zur Entstehungsgeschichte des Gemaldes von Wilhelm Gentz Stegemann Krefeld 2006 ISBN 3 923772 29 7 Nina Struckmeyer Gentz Wilhelm Karl In Savoy Benedicte und Nerlich France Hrsg Pariser Lehrjahre Ein Lexikon zur Ausbildung deutscher Maler in der franzosischen Hauptstadt Band 2 1844 1870 Berlin Boston 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Gentz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Wilhelm Gentz Quellen und Volltexte Zum 200 Geburtstag von Wilhelm Gentz am 3 Dezember 2022 veroffentlicht Bilder und Bananen Zu Tisch mit Wilhelm Gentz und Theodor Fontane MOZ de Historisches vom 23 August 2020 Der Orient war Wilhelm Gentz Welt Literatur von und uber Wilhelm Gentz im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Gabriele Radecke und Robert Rauh Bilder und Bananen Zu Tisch mit Wilhelm Gentz und Theodor Fontane In Markische Oderzeitung 3 Dezember 2022 Regelind Heimann Wilhelm Gentz 1822 1890 Logos Berlin 2011 Theodor Fontane Notizbuch D04 1866 In Theodor Fontane Notizbucher Digitale Edition hrsg von Gabriele Radecke Gottingen 2015 ff Irina Rockel Wilhelm Gentz Stapp Berlin 1997 S 8 Vgl auch Regelind Heimann Wilhelm Gentz 1822 1890 Logos Berlin 2011 Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Grabstatten Haude amp Spener Berlin 2006 ISBN 978 3 7759 0476 6 S 301 Handbuch des preussischen Adels Band 1 S 346Normdaten Person GND 119506432 lobid OGND AKS LCCN nr97031500 VIAF 54959680 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gentz WilhelmALTERNATIVNAMEN Gentz Karl Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher MalerGEBURTSDATUM 9 Dezember 1822GEBURTSORT NeuruppinSTERBEDATUM 23 August 1890STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Gentz amp oldid 234282782