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Wilhelm Caspari 4 Februar 1872 in Berlin 21 Januar 1944 im Getto Litzmannstadt poln Lodz war ein deutscher Krebsforscher der Opfer des Holocausts wurde Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Laufbahn 2 Verfolgung wahrend der Zeit des Nationalsozialismus 3 Stolpersteine 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Laufbahn Bearbeiten nbsp Wohnhaus der Familie Caspari in der Bockenheimer Landstrasse 99 in FrankfurtCaspari entstammte einer Kaufmannsfamilie sein Vater war protestantisch die Mutter mosaischen Glaubens Er selbst war ursprunglich mosaischer Konfession und liess sich 1899 evangelisch taufen Caspari erlangte 1890 die Reife am Koniglichen Wilhelms Gymnasium in Berlin Er studierte Medizin an den Universitaten Freiburg und Berlin absolvierte 1895 das arztliche Staatsexamen und wurde im selben Jahr in Berlin mit der Dissertation Uber chronische Oxalsaure Vergiftung zum Dr med promoviert 1902 habilitierte er sich an der Koniglich Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und war zunachst Assistent bei Nathan Zuntz am Tierphysiologischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin 1902 wurde er Privatdozent erhielt 1906 einen Lehrauftrag fur Ernahrungsphysiologie und schliesslich 1908 den Titel Professor 1909 wurde er an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin zum Abteilungsvorsteher ernannt Von 1914 bis 1918 leistete er wahrend des Ersten Weltkrieges Kriegsdienst und wurde danach Mitglied des Instituts fur experimentelle Therapie in Frankfurt am Main dem Vorlaufer des Paul Ehrlich Instituts und leitete dort seit 1920 die Abteilung fur Krebsforschung Er war einer der bekanntesten deutschen Krebsforscher und hinterliess ein umfangreiches Werk auf dem Gebiet der Krebsforschung mit den Schwerpunkten Chemotherapie Ernahrungsphysiologie Strahlenwirkung und Immunitatsverhaltnisse Caspari war seit 1907 mit Gertrud Gerschel 1884 in Berlin September 1942 im Vernichtungslager Kulmhof Chelmno 1 einer Tochter des Fabrikanten und Politikers Hugo Gerschel verheiratet Aus der Ehe sind die vier Kinder hervorgegangen Ernst Wolfgang Caspari 1909 1988 Friedrich Fred 1911 Irene 1915 1976 2 und Max Eduard 3 1923 2001 4 Die Familie lebte bis zur Machtergreifung in der Bockenheimer Landstrasse 99 Diese Wohnung musste sie raumen und in eine andere Westend Wohnung umziehen Anfang Oktober 1941 mussten Wilhelm und Gertrud Caspari in ein sogenanntes Judenhaus ziehen 5 Verfolgung wahrend der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenWilhelm Caspari genoss als Soldat im Ersten Weltkrieg das Frontkampferprivileg und wurde deshalb nicht bereits 1933 von den Nazis aus seinen Amtern entfernt Nach dem Inkrafttreten des Reichsburgergesetzes im September 1935 wurde er dann aber am 15 Oktober 1935 beurlaubt und kurz darauf zum 31 Dezember zwangsweise in den Ruhestand versetzt 5 Wahrend die Kinder Ernst zunachst in die Turkei und Irene nach Grossbritannien bereits 1935 in die Emigration gingen blieb die restliche Familie in Frankfurt Noch Mitte 1937 besuchte Caspari seinen Sohn Ernst und den aus Frankfurt mit ihm befreundeten Friedrich Dessauer in Istanbul kehrte aber nach dem Urlaub nach Deutschland zuruck 6 1938 emigrierten dann die Kinder Friedrich in die USA und Max nach England 4 Der inzwischen in den USA lebende Ernst hatte sich dort um Visa fur seine Eltern bemuht scheiterte aber an der Burokratie und den Kriegsereignissen Die Einreisedokumente erreichten Frankfurt zwei Tage zu spat 5 Wilhelm und Gertrud Caspari mussten vor ihrer Deportation wie oben schon erwahnt noch in ein Judenhaus ziehen Von hier aus wurden sie zusammen im Zuge der ersten grossen Deportation aus Frankfurt am 19 Oktober 1941 ins Getto Litzmannstadt deportiert 7 Wilhelm Caspari wurde aufgrund seiner Beruhmtheit im Getto privilegiert behandelt und durfte im Viertel Marysin eine relativ gute Wohnung beziehen 5 I m Labor eines Getto Krankenhauses ging er seinen Forschungen nach Zudem hielt er Vortrage uber den Zusammenhang der Ernahrung mit den im Getto verbreiteten Krankheiten Spater erstellte Caspari in der Statistischen Abteilung Tabellen und Graphiken uber die Sterblichkeit im Getto 8 Auf einer Webseite des USHMM siehe Weblinks wird behauptet Caspari habe diese Vergunstigungen Chaim Rumkowski zu verdanken gehabt dem Vorsitzender des Judenrates im Ghetto Wilhelm Caspari starb am 21 Januar 1944 an den Folgen einer Lungenentzundung und wurde auf dem alten judischen Friedhof in Lodz beigesetzt Gertrud Caspari war bereits im September 1942 zusammen mit tausenden von Kindern Alten und Kranken in das Vernichtungslager Kulmhof Chelmno deportiert und dort umgebracht worden An beide erinnert eine von Angehorigen und Freunden gestiftete Gedenktafel an der Friedhofsmauer von Lodz 5 Stolpersteine BearbeitenAm 23 Juni 2014 wurden vor dem Frankfurter Georg Speyer Haus in der Paul Ehrlich Str 42 funf Stolpersteine fur verfolgte judische Wissenschaftler des Georg Speyer Hauses und des Paul Ehrlich Instituts verlegt darunter auch fur Wilhelm Caspari Die anderen vier waren Erwin Stilling 9 Eduard Strauss Hugo Bauer 9 Ferdinand Blum nbsp Stolperstein fur Wilhelm Caspari nbsp Stolperstein fur Erwin Stilling nbsp Stolperstein fur Eduard Strauss nbsp Stolperstein fur Hugo Bauer nbsp Stolperstein fur Ferdinand BlumAnlasslich des 100 Geburtstags der Goethe Universitat fand am 17 Oktober 2014 eine weitere Stolpersteinverlegung vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Caspari in der Bockenheimer Landstrasse 99 statt mit der an alle Mitglieder der Familie erinnert wird 10 nbsp Stolperstein fur Wilhelm Caspari nbsp Stolperstein fur Gertrud Caspari nbsp Stolperstein fur Ernst Caspari nbsp Stolperstein fur Friedrich Fred Caspari nbsp Stolperstein fur Irene Caspari nbsp Stolperstein fur Max Eduard CaspariLiteratur BearbeitenRenate Heuer Siegbert Wolf Hrsg Die Juden der Frankfurter Universitat Campus Frankfurt 1997 S 409 411 Monica Kingreen Gewaltsam verschleppt aus Frankfurt Die Deportation der Juden in den Jahren 1941 1945 In Dies Hrsg Nach der Kristallnacht Judisches Leben und antijudische Politik in Frankfurt am Main 1938 1945 Campus Frankfurt New York 1999 S 357 402 Thorsten Kohl Wilhelm Caspari Krebsforschung Ernahrung und Hohenklima Hentrich amp Hentrich Berlin Leipzig 2019 ISBN 978 3 95565 324 8 Ingo Loose Bearb Berliner Juden im Getto Litzmannstadt 1941 1944 ein Gedenkbuch Stiftung Topographie des Terrors Berlin 2009 ISBN 978 3 9811677 6 4 S 50 f Andrea Low Juden im Getto Litzmannstadt Wallstein Gottingen 2006 S 256 Biographisches Lexikon der hervorragenden Arzte der letzten funfzig Jahre Nachtrage und Erganzungen 3 Bd Hildesheim Zurich New York 2002 S 233 f Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Erster Band Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1930 ISBN 3 598 30664 4Weblinks BearbeitenProfessor Wilhelm Caspari und eine Assistentin forschen mit Mikroskopen im Labor des Hauptkrankenhauses im Ghetto Lodz aus dem Bestand des USHMM Einzelnachweise Bearbeiten Biographisches Lexikon der hervorragenden Arzte der letzten funfzig Jahre Nachtrage und Erganzungen 3 Bd Hildesheim Zurich New York 2002 S 234 Nach der Lehrerin Psychologin und padagogischen Psychotherapeutin ist die in London ansassige Caspari Foundation benannt Dr Max Caspari emeritierter Professor fur Physik starb am 9 Februar im Alter von 77 Jahren Von 1968 bis 1973 war er Vorsitzender des Physik Departments und von 1967 bis 1968 ausserordentlicher Vorsitzender fur Graduiertenangelegenheiten Dr Caspari wurde in Frankfurt Deutschland geboren und erhielt seinen BA von Wesleyan im Jahr 1948 und seinen Ph D vom MIT im Jahr 1954 Er begann seine Karriere 1953 in Penn als Dozent wurde 1964 ordentlicher Professor und ging 1987 in den Ruhestand Nachruf auf Max Caspari auf der Homepage der University of Pennsylvania a b Renate Heuer Siegbert Wolf Hrsg Die Juden der Frankfurter Universitat a b c d e Stolperstein Biographien im Frankfurter Westend Wilhelm Gertrud Ernst Friedrich Irene und Max Caspari Michael Habersack Friedrich Dessauer 1881 1963 eine politische Biographie des Frankfurter Biophysikers und Reichstagsabgeordneten Ferdinand Schoningh 2011 ISBN 978 3 506 77121 6 S 373 Nach den Untersuchungen von Monica Kingreen uber die Deportation der judischen Bevolkerung Frankfurts am Main 1941 1945 mussten Casparis mit der ersten Deportation von Frankfurt aus nach Lodz gekommen sein die beiden folgenden Deportationen des Jahres 1941 im November gingen nicht nach Lodz Vgl Monica Kingreen 1999 S 358 ff Andrea Low Juden im Getto Litzmannstadt Gottingen 2006 S 256 Im Biographischen Lexikon der hervorragenden Arzte S 234 heisst es dass er unter Bewachung zu arztlicher Hilfe im deutschen Armee Krankenhaus herangezogen wurde a b Fur eine ausfuhrlichere Biographie siehe Stolperstein Biographien in Sachsenhausen fur Hugo Bauer Wilhelm Caspari Erwin Stilling Ferdinand Blum und Eduard Strauss Es gibt auf diesen Stolpersteinen allerdings Abweichungen zu den oben referierten Daten der einzelnen Personen Normdaten Person GND 116468092 lobid OGND AKS LCCN n91018104 VIAF 63181023 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Caspari WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner KrebsforscherGEBURTSDATUM 4 Februar 1872GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 21 Januar 1944STERBEORT Getto Litzmannstadt poln Lodz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Caspari Onkologe amp oldid 233749558