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Wildshausen ist ein kleiner Wohnplatz in Arnsberg und gehort zum Ortsteil Oeventrop Bis ins 19 Jahrhundert hinein dominierte das Rittergut Wildshausen Seit dem 19 Jahrhundert ist er vorwiegend Gewerbestandort Die Zellstofffabrik Wildshausen bestimmte von 1873 bis 1990 die Entwicklung fast vollstandig Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Fruhe Geschichte 3 Industrialisierung 3 1 Bis zur Weltwirtschaftskrise 3 2 Neuanfang im Rahmen der NS Autarkiepolitik 3 3 Nachkriegszeit 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksLage BearbeitenDie Ansiedlung liegt im Osten der Stadt Arnsberg im Grenzbereich zu den Ortsteilen Freienohl und Brumlingsen der Stadt Meschede an der Ruhr Am Ort geht die Landstrasse 735 nach Hirschberg und Warstein vorbei Fruhe Geschichte BearbeitenDort befand sich im Mittelalter ein Haupthof Eine erste Erwahnung des Haupthofes stammt von 1249 Der Hof lag in der Dinscheder Mark Das Holzgericht und der Hof waren zu Beginn des 14 Jahrhunderts in der Hand der Edelherren von Ardey die dieses 1310 mit weiteren Rechten an Erzbischof von Koln Heinrich II von Virneburg verkauften Nicht dazu gehorte der Haupthof selbst Wann dieser verkauft wurde ist unbekannt Der Besitz war jedenfalls 1348 den Grafen von Arnsberg abgabepflichtig Erst im Vertrag zum Verkauf der Grafschaft Arnsberg an das Erzstift Koln wird die Burg Wildshausen erwahnt Wahrscheinlich handelte es sich eher um einen Jagdsitz als eine Befestigung Sie diente der letzten Arnsberger Grafin Anna von Kleve als Witwensitz Nach ihren Tod fiel die Burg zuruck an das Erzstift Daran knupfte das Rittergut Wildshausen an Um 1500 wurde Wildhausen als Lehen an Johannes von Padberg vergeben Nach 1572 fiel es an das Erzstift zuruck und wurde von der Oberkellnerei in Arnsberg verwaltet Im 16 Und 17 Jahrhundert vergaben die Kurfursten das Gut an verschiedene Personen Der Besitz ging 1837 an Friedrich Gottlieb von der Becke und 1888 an Joseph Cossack uber Industrialisierung BearbeitenBis zur Weltwirtschaftskrise Bearbeiten Der Unternehmer und Gutsbesitzer Friedrich Gottlieb von der Becke betrieb Mitte des 19 Jahrhunderts in Wildshausen ein Sagewerk Im Jahr 1873 wurde eine Holzschleiferei zur Herstellung von Vorprodukten fur die Papierindustrie gegrundet Dort waren bis zu 40 Personen beschaftigt Im Jahr 1883 wurde die Anlage um eine Zellstofffabrik erweitert Sie entstand nur wenige Jahre nach der Erfindung des Sulfitverfahrens zur Herstellung von Papierzellstoff Im Jahr 1889 kam es zum Zusammenschluss mit einem ahnlichen Werk in Schlesien unter der Firma Verein fur Zellstoffindustrie AG Vor dem Ersten Weltkrieg waren dort etwa 200 Mann tatig 1926 kaufte das Unternehmen eine vergleichbare Fabrik in Mainz Kostheim Die Firma wurde in Vereinigte Zellstoff und Papierfabriken Kostheim Oberleschen AG geandert Im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise musste 1931 der Betrieb in Wildshausen eingestellt werden Die Produktionsquote ubernahm das Werk in Mainz In Wildshausen wurden etwa 250 Personen arbeitslos Neuanfang im Rahmen der NS Autarkiepolitik Bearbeiten Im Jahr 1936 wurden die Vereinigten Zellstoff und Papierfabriken von der Zellstofffabrik Waldhof gekauft Im Rahmen der nationalsozialistischen Autarkiepolitik wurde auch der Standort Wildshausen reaktiviert Dort sollte der Bau des ersten Chemiefaserzellstoffwerks erfolgen Aufgrund des Holzreichtums des Sauerlandes des Bahnanschlusses an die Obere Ruhrtalbahn und der Nahe zu weiteren notigen Grundstoffen war die Lage vorteilhaft Das Problem war dass die Trinkwasserbelastung durch den Betrieb ausgeschlossen sein musste Die Firma Waldhof sah sich dazu nicht in der Lage Daraufhin wurde unter massiver staatlicher Einflussnahme im Rahmen des 1 Vierjahresplans Ende 1936 die Westfalische Zellstoff AG gegrundet Der Betrieb wurde von der Zellstofffabrik Waldhof fur 200 000 RM ubernommen Am Grundkapital von 2 Millionen RM waren Waldbesitzer Holzhandler Lieferanten und eine auslandische Firma beteiligt Hinzu kam ein Staatskredit uber 4 Millionen RM Im Jahr 1938 begann die Produktion Von Beginn an war die Belastung der Umwelt betrachtlich 1939 wurde das Werk wegen der Belastung des Abwassers fur fast ein dreiviertel Jahr geschlossen Nur aufgrund der Einhaltung hoher Auflagen und durch die Einfuhrung eines Veredelungsverfahrens konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden Das Grundkapital musste auf 6 3 Millionen RM erhoht werden Fast die Halfte des Kapitals wurde von der Thuringischen Zellwolle Aktiengesellschaft in Schwarza gehalten Das Unternehmen firmierte fortan unter Westfalische Zellstoff Aktiengesellschaft Alphalint Neben den bisherigen Produkten wurden ab 1943 Vorprodukte fur Ersatzlebensmittel auf Basis des Biosynverfahrens zur Produktion von Schimmelpilzen hergestellt In Wildshausen wurden taglich 25 000 Kilo Eiweissmasse produziert Die Masse wurde zu Herstellung unterschiedlicher Endprodukte etwa als Brotaufstrich verwendet In den Nachbarorten sprach man von Wildshauser Leberwurst Die Produktion endete 1949 Das ursprungliche Ziel der Produktion der Eiweissmasse war die Versorgung von Zwangsarbeitern Das Werk selbst beschaftigte eine betrachtliche Zahl Zwangsarbeiter Im November 1943 wurden 86 Personen aus der Sowjetunion sowie 24 aus Polen eingesetzt In der Nahe der Werksverwaltung wurde ein Lager aus Baracken errichtet Es hatte eine Kuche und war mit Stacheldraht umgeben Im Lager befanden sich sowohl Unterkunfte von Mannern als auch von Frauen Im Lager wurden einige Kinder geboren 1 Nachkriegszeit Bearbeiten Insgesamt erlebte das Werk abgesehen von konjunkturellen Schwankungen eine kontinuierliche Aufwartsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland Eine grossere Erweiterung war auf Grund der Abwasserproblematik allerdings nicht moglich Investitionen wurden daher vorwiegend im Zonenrandgebiet mit entsprechenden Fordergeldern vorgenommen Anfang der 1970er Jahre kam es noch einmal zu einer Umfirmierung zum alten Namen Westfalische Zellstoff AG 1975 betrug das Kapital 8 Millionen DM Problematisch war dass das Unternehmen nach der Schliessung bisheriger Werke von drei Abnehmern abhangig war In den folgenden Jahrzehnten wurde die Situation auch als Folge der zunehmenden Umweltauflagen immer problematischer Im Jahr 1990 ging die Firma in Konkurs In Wildshausen verloren 183 Beschaftigte ihre Arbeit Zum Abbruch des Werkes gehorte 1992 die Sprengung des 100 m hohen Schornsteins Seither war die Landesentwicklungsgesellschaft NRW und danach die NRW Urban damit beschaftigt die Flache zu sanieren und mit Hilfe der Wirtschaftsforderung Arnsberg als Gewerbegebiet zu vermarkten Das ehemalige Casino der Zellstofffabrik steht unter Denkmalschutz In Wildshausen befindet sich eine Klaranlage des Ruhrverbandes Einzelnachweise Bearbeiten Zwangsarbeit in Arnsberg 1939 1945 Daten Fakten Hintergrunde Arnsberg 2007 S 206Literatur BearbeitenCarl Kessemeier Die Ruhrdorfer Arnsberg 1982 S 39 41 192 193Weblinks BearbeitenGeschichte der Westfalischen Zellstoff AG Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wildshausen Arnsberg amp oldid 232884713