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Wilchar um 786 787 war Bischof von Mentana und Sens und trug den Titel eines Erzbischofs von Gallien Seine Identitat mit gleichnamigen Bischofen von Vienne und Sitten ist dagegen nicht gesichert Er war der hochste kirchliche Wurdentrager im frankischen Reich zur Zeit Pippins des Jungeren Karlmann I und Karl dem Grossen Sollte er mit dem Bischof von Vienne identisch sein war er auch schon zur Zeit Karl Martells Erzbischof Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Erzbischof in Vienne 1 2 Bischof von Mentana und Abt 1 3 Erzbischof in Sens 2 Quellenprobleme 3 Einzelnachweise 4 LiteraturLeben BearbeitenEr war moglicherweise frankischer Herkunft Beate Schilling schliesst von seinem Namen auf eine angelsachsische Herkunft Ob er zu dem Kreis von Angelsachsen um Bonifatius gehort hat ist nicht bekannt 1 Erzbischof in Vienne Bearbeiten Folgt man Beate Schilling die von einer Identitat des Bischofs von Vienne mit dem aus Sens ausgeht wurde er zur Zeit von Karl Martell von Gregor III zum Erzbischof fur die Gebiete des Frankenreichs ernannt Sie gibt dafur als Quelle einen Nachtrag der Vita des Gregor III an 2 Unklar ist die Datierung der Ernennung Moglicherweise erfolgte diese bereits 732 Dies wurde bedeuten dass Bonifatius dessen Ernennung 735 erfolgte als zweiter Erzbischof nach Wilchar fur die ostlichen Gebiete des Frankenreichs ernannt wurde Erkennbar in Erscheinung trat Wilchar im Gegensatz zu Bonifatius auch in den 740er Jahren nicht 3 Schilling geht davon aus dass es sich bei der Ernennung die wahrscheinlich ohne Mitwirkung Karl Martells geschah nicht um einen Ehrentitel handelte sondern das der Papst beabsichtigte die niedergegangene Metropolitanverfassung wiederherzustellen Dabei umfasste der Zustandigkeitsbereich Wichars zunachst das gesamte Frankenreich ehe spater die ostlichen Missionsgebiete fur Bonifatius abgetrennt wurden 4 Problematisch ist dass die lokale Uberlieferung in Vienne etwa in der Chronik Ados von Vienne aus dem 9 Jahrhundert nichts von einer Ernennung Wichars zum Erzbischof erwahnt Diese Chronik berichtet durchaus ausfuhrlich uber diesen Bischof In seine Zeit fallen Verheerungen durch die Sarazenen aber auch Versuche Karl Martells sich Kirchenguter anzueignen Er hatte daher sein Bischofsamt niedergelegt und sei in ein Kloster eingetreten Spater sei er nach Rom gegangen und hatte in engem Kontakt zu Papst Stephan II gestanden Danach lebte er seit den 740er Jahren als Monch in Saint Maurice In dieser Zeit ist er aus den Quellen fur Jahre vollig verschwunden 5 Bischof von Mentana und Abt Bearbeiten Als Bischof von Mentana Nomentum agierte er seit 751 oder 753 in unmittelbarer Nahe Roms Dass ein Angehoriger der frankischen Kirche zu dieser Zeit einen so romnahen Bischofssitz innehatte erscheint ungewohnlich Er gehorte zu einer Reihe von frankischen Klerikern die nach Italien reisten und eine gewisse Rolle in der Kirche insbesondere um Rom spielten Sie trugen dazu bei eine Verbindung zwischen den frankischen Herrschern und dem Papst aufzubauen 6 In den folgenden Jahren war er unter Stephan und Paul I papstlicher Legat im Frankenreich bei Pippin dem Jungeren Er begleitete Papst Stephan II 754 ins frankische Reich Die Reise fuhrte auch uber Vienne und die Abtei St Maurice Kurz vor der Abreise hat der Papst Chrodegang von Metz zum Erzbischof fur das Frankenreich ernannt 7 Folgt man Schilling wurde er um 762 Abt von Saint Maurice Ein Abt dieses Namens war in diesem Jahr auf der Synode von Attigny anwesend Dieser ist auch durch eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 765 bezeugt Im selben Jahr uberfuhrte er verschiedene Reliquien in das Kloster Gorze Auch fur Schilling ist unklar was es mit der Nennung eines Wichars als Bischof von Sitten in jungeren Quellen auf sich hat 8 Erzbischof in Sens Bearbeiten Nach 766 war er offenbar nicht mehr Bischof in Mentana Stattdessen war er Bischof in Sens Er wurde als archiepiscopus provinciae Galliarum civitate Senese bezeichnet Zum ersten Mal taucht er beim Konzil von Rom 769 als solcher auf Die Titulatur als Erzbischof wurde verschiedentlich kontrovers diskutiert Angesichts einer nicht vorhandenen Metropolitanverfassung der frankischen Kirche war er wohl nicht Vorsteher einer Kirchenprovinz sondern fuhrte die Bezeichnung als personlichen Ehrentitel Aber der Bezug auf Gallien macht seine Fuhrungsrolle in der frankischen Kirche deutlich Er war als solcher Nachfolger des Bonifatius und des Chrodegang von Metz als hochster kirchlicher Wurdentrager im frankischen Reich Nach dem Tod Pippins gehorte er zu den Beratern von Karlmann Als solcher war er mitverantwortlich fur eine aggressive Politik gegenuber dem Langobardenkonig Desidarius die zu dieser Zeit im Gegensatz zur Strategie des anderen frankischen Teilherrschers Karl stand Nach dem Tod Karlmanns huldigte er 771 an der Spitze der Grossen von dessen Teilreich dem neuen Gesamtherrscher Karl dem Grossen 9 Dieser kam den Vorstellungen von Wilchar und von Fulrad von St Denis in der Italienpolitik entgegen Die innere Ubereinstimmung in beiden Teilreichen war eine Voraussetzung fur den Krieg gegen die heidnischen Sachsen 10 In der Folge bewegte er sich haufig im engen Umfeld von Karl dem Grossen und hat diesem auch als Gesandter gedient Uber sein Wirken als Erzbischof ist nur wenig bekannt Im Jahr 777 hat er zwischen Fulrad von Saint Denis und Bischof Angilram von Metz vermittelt 11 Im Jahr 777 nahm er an der Reichsversammlung in Sachsen teil wo es zur Aufteilung des scheinbar eroberten Landes in Missionsbezirke ging In den 780er Jahren war er an dem Versuch beteiligt den Einfluss der frankischen Kirche auf spanisches Gebiet sudlich der Pyrenaen auszudehnen und bestimmte dort verbreitete abweichende Lehrmeinungen zu bekampfen Zu diesem Zweck erlaubte Papst Hadrian I Wilchar einen Kleriker mit Namen Egila zum Bischof zu weihen Diesem wurde kein Bischofssitz zugewiesen so dass er als Wander oder Missionsbischof gelten muss Fur Karl den Grossen reiste er auch als Gesandter nach Rom Dabei ging es nicht nur um Politik sondern auch um Reliquien Auch scheint Wilchar von Papst Hadrian I als Bauexperte geschatzt worden zu sein Der Papst bat um Wilchars Anwesenheit als es um die Reparatur der Peterskirche ging 12 Er war zeitweise der einzige Erzbischof im frankischen Reich Erst allmahlich begann der Aufbau einer Metropolitanverfassung Teilweise wird dies auf die Zeit nach dem Tod des Wilchars datiert 13 Teilweise werden Ansatze dazu noch zu seinen Lebzeiten in den fruhen 780er Jahren gesehen 14 Beate Schilling dagegen meint dass es Wilchars historische Leistung war die Metropolitanverfassung nach dem Vorbild der spatantiken Provinzen eingefuhrt zu haben Wahrscheinlich auf seinen Einfluss durfte die Wiederbesetzung der seit Jahren vakanten Bischofssitze in Lyon und Vienne zuruckgehen 15 Zuletzt nachweisbar ist Wilchar 785 Er wird 786 oder 787 gestorben sein Quellenprobleme BearbeitenEine Reihe von Aspekten seiner Biographie sind auf Grund der Quellenlage unklar und umstritten Gesichert scheint dass er Bischof von Mentana Nomentum in Italien war Auch die Identitat dieser Person mit dem gleichnamigen Bischof von Sens durfte feststehen Ob er auch gleichzusetzen ist mit einem ebenfalls gleichnamigen Abt von Saint Maurice einem Bischof von Vienne und einem Bischof von Sitten ist dagegen weniger deutlich und wohl eher unwahrscheinlich Ado von Vienne berichtete in seiner Chronik dass der fruhere Bischof von Vienne Wilchar in der Zeit Karl Martells in Folge der Zerstorungen durch die Araber das Bistum verlassen hatte und die Leitung der Abtei Saint Maurice ubernommen hatte die ihm schon fruher ubertragen worden sei Bei der Huldigung Karls des Grossen durch die Grossen aus dem ehemaligen Teilreich Karlmanns 771 wird in den Annalen des Einhard ein Wilchar als Bischof von Sitten erwahnt In anderen Quellen wird in dem Zusammenhang von einem Erzbischof ohne Ortszuschreibung berichtet 16 Eine seit dem 17 Jahrhundert bekannte danach zeitweise verschollene und im 19 Jahrhundert wiederentdeckte Grabplatte in Saint Maurice ist einem Sittener Bischof mit zumindest ahnlichem Namen gewidmet Dies schien fur eine Identitat mit Wilchar zu sprechen Aber verschiedene Indizien sprechen fur einen bislang unbekannten Bischof Sittens aus der Zeit des spaten 10 und fruhen 11 Jahrhunderts Zudem ist es unwahrscheinlich dass der Bischof von Vienne der bereits 730 erwahnt wurde noch 785 gelebt haben soll Die Nennung eines Bischofs von Sitten in den Einhardannalen wird teilweise als Abschreibfehler Sedunensis statt Senonensis gedeutet 17 Beate Schilling hat keinen Zweifel dass der Bischof von Vienne der Abt von St Maurice der Bischof von Manterna und der Bischof von Sens ein und dieselbe Person war Es ist keineswegs ausgeschlossen dass er 80 oder 90 Jahre alt geworden sein konnte Ein Hinweis gibt fur sie die Uberfuhrung von Reliquien aus St Maurice und Vienne nach Sens 18 Einzelnachweise Bearbeiten Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Kranz Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa 2002 S 23 36 hier S 30 Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Kranz Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa 2002 S 23 36 hier S 23 Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Kranz Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa 2002 S 23 36 hier S 24 f Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Kranz Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa 2002 S 23 36 hier S 26 f Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Kranz Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa 2002 S 23 36 hier S 28 30 Donald Auberon Bullough The dating of Codex Carolinus Nos 95 96 97 Wilchar and the beginnings of the Archbishopric of Sens In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters 18 1962 S 223 230 hier S 230 Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Kranz Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa 2002 S 23 36 hier S 30 f Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Kranz Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa 2002 S 23 36 hier S 32 RI I n 142a In Regesta Imperii Online Abgerufen am 28 Juni 2013 Karl Hauck Die Ausbreitung des Glaubens in Sachsen und die Verteidigung der romischen Kirche als konkurrierende Herrscheraufgaben Karls des Grossen In Fruhmittelalterliche Studien 4 1970 S 138 172 hier S 142 f Ulrich Knefelkamp Das Mittelalter Geschichte im Uberblick UTB 2105 Geschichte 2 durchgesehene Auflage Schoningh Paderborn u a 2003 ISBN 3 8252 2105 9 S 67 Elsanne Gilomen Schenkel Die Rolle des Walliser Bistums im karolingischen Reich Eine Erfindung der Historiographie In Vallesia 40 1985 S 233 245 hier S 237 Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Kranz Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa 2002 S 23 36 hier S 35 Matthias Becher Karl der Grosse Beck sche Reihe 2120 5 aktualisierte Auflage Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 43320 7 S 105 Donald Auberon Bullough The dating of Codex Carolinus Nos 95 96 97 Wilchar and the beginnings of the Archbishopric of Sens In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters 18 1962 S 223 230 hier S 228 Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Kranz Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa 2002 S 23 36 hier S 35 Elsanne Gilomen Schenkel Die Rolle des Walliser Bistums im karolingischen Reich Eine Erfindung der Historiographie In Vallesia 40 1985 S 233 245 hier S 236 f Christoph Jorg Die Inschriften des Kantons Wallis bis 1300 Corpus inscriptionum medii aevi Helvetiae 1 Scrinium Friburgense 1 Universitats Verlag Freiburg Schweiz 1977 ISBN 3 7278 0164 6 28 f Elsanne Gilomen Schenkel Die Rolle des Walliser Bistums im karolingischen Reich Eine Erfindung der Historiographie In Vallesia 40 1985 S 233 245 hier S 239 242 Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Kranz Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa 2002 S 23 36 hier S 32 f Literatur BearbeitenThomas Bauer Mentana Wilchar von In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 13 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 072 7 Sp 1169 1172 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Donald Auberon Bullough The dating of Codex Carolinus Nos 95 96 97 Wilchar and the beginnings of the Archbishopric of Sens In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters 18 1962 S 223 230 Elsanne Gilomen Schenkel Die Rolle des Walliser Bistums im karolingischen Reich Eine Erfindung der Historiographie In Vallesia 40 1985 ZDB ID 763815 2 S 233 245 Digitalisat PDF 4 9 MB Beate Schilling Wilchar von Vienne und das Pallium In Horst Kranz Ludwig Falkenstein Hrsg Inquirens subtilia diversa Dietrich Lohrmann zum 65 Geburtstag Shaker Aachen 2002 ISBN 3 8322 0397 4 S 23 36 VorgangerAmtNachfolgerLoup II Erzbischof von Sens um 769GodescalcPersonendatenNAME Wilchar von SensALTERNATIVNAMEN Wilchar von Mentana Willichaire franzosisch KURZBESCHREIBUNG Bischof von Mentana von Sens und Erzbischof von GallienGEBURTSDATUM 8 JahrhundertSTERBEDATUM um 786 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilchar von Sens amp oldid 227654288