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Wetti lateinisch Wettinus Augiensis um 780 4 November 824 1 war ein Monch Hagiograph und Schulmeister im Kloster Reichenau Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Visio Wettini 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWetti war von vornehmer Herkunft und ein enger Verwandter von Abt Waldo von Reichenau 813 und Grimald Abt in Weissenburg von 833 bis 839 und ab 841 in St Gallen Er war ein Schuler von Haito in Reichenau und nach 802 von einem ansonsten nicht bekannten Scottus an anderem Ort Er leitete die Klosterschule in Reichenau unter den Abten Heito Abt von 806 bis 822 23 und Erlebald Abt von 823 bis 828 und war der Lehrer von Walahfrid Strabo Zwischen 816 und 824 verfasste er die alteste erhaltene Vita von Gallus mit einem in Hexametern verfassten Widmungsgedicht an Abt Gozbert von St Gallen Er bearbeitete dazu die um 680 verfasste und schon mehrfach erganzte Vita von Gallus im Auftrag von Abt Gozbert der aber unter anderem mit den schlechten Reimen so unzufrieden war dass er sie zehn Jahre spater durch Walahfrid neu bearbeiten liess 2 Vieles uber ihn ist aus den Vorreden von Heito und Walahfrid zu seiner Visio Wettini bekannt Visio Wettini BearbeitenVor seinem Tod hatte er eine Traumvision Visio Wettini von Haito redigiert und von Walahfrid Strabo in Verse gesetzt 3 In der ersten Vision wird er von Monchen mit Folterwerkzeugen bedrangt die aber von anderen Monchen abgewehrt werden In der zweiten Vision erscheint ihm ein leuchtender Engel dem er seine Sunden bekennt und den er um Fursprache bittet und der ihn ins Jenseits fuhrt In der Holle findet er viele Geistliche die Qualen der Verdammten und den Feuerfluss Im Fegefeuer sieht er Abt Waldo und zu seiner eigenen Uberraschung auch Karl den Grossen gefesselt und unverletzt nur ein Tier nagt an seinen Genitalien Wetti wird mitgeteilt dass Karls gute Taten durch seine Ausschweifungen in seinem spateren Leben zunichtegemacht worden seien ihm aber letztendlich wegen seiner Dienste fur das Christentum vergeben werde Im Himmel wo er Gott in der Schar der Heiligen Martyrer und heiligen Jungfrauen sieht und unter anderem den Grafen Gerold unter den Seligen dieser hatte das Kloster Reichenau reich beschenkt erfahrt Wetti dass er am folgenden Tag sterben werde und er bestraft werde wegen Faulheit und da er seine Pflichten als Lehrer vernachlassigt und Schuler auf Abwege gefuhrt habe Schliesslich wird ihm vom Engel eroffnet dass ihm vergeben werde wenn er diejenigen wieder auf den richtigen Weg fuhre die er zuvor ins Abseits gefuhrt habe Wieder erwacht nimmt Wetti seine Vision zum Anlass seine Monchsbruder zu einem bescheidenen und aufopfernden Leben zu ermahnen Nach dem Aufwachen diktiert er die Vision zwei Monchen die bei ihm wachten Die Vision fand weite Verbreitung Sie ist von den Dialogen Gregors des Grossen beeinflusst aus denen man ihm zuvor vorgelesen hatte Gregor der Grosse hatte die Idee vom Fegefeuer in die christliche Lehre eingefuhrt und der Text von Wetti ist ein fruhes Beispiel fur dessen Verwendung Diem analysiert anhand der beiden erhaltenen Versionen Heito Walahfrid der Visio Wettini die Haltung zur Homosexualitat und Ausschweifungen im Monchtum der Karolingerzeit in der Monche offiziell nach dem Willen Karls des Grossen ein Vorbild an Tugend sein sollten wozu nichts nach aussen dringen durfte in einem Dekret ausserte drohte er mit seinem Zorn sollte nochmals so etwas an seine Ohren kommen Uber das Thema findet sich ansonsten wenig in zeitgenossischen Texten Die Erwahnung der Leiden von Karl dem Grossen in der Holle sollten zeigen dass keiner auch kein noch so angesehener Herrscher dem Gericht im Jenseits entkommen kann Der Grund fur seine Zuchtigung war wenn auch nicht ausdrucklich von Wetti erwahnt dass Karl der Grosse mehrere Konkubinen neben seiner Frau hatte was unter seinem Nachfolger und Sohn Ludwig dem Heiligen schon als verpont galt Die erste Version von Wetti in der ihm des Lateinischen machtige Monche zu Hilfe kamen sollte die Uberlegenheit des gelehrten Monchtums gegenuber anderen Personenkreisen demonstrieren auch gegenuber vielen Geistlichen die Wetti in der Holle sah Wetti selbst war zwar zunachst verdammt konnte sich aber durch Befolgung der richtigen Ordensregeln lautern und so in den Kreis der Heiligen Martyrer und heiligen Jungfrauen aufsteigen und im Schluss konnten Monche so die indirekte Lehre des Textes auch erfolgreich Furbitte fur Laien im Jenseits leisten Dass sich Wetti der Sunde der Sodomie im Sinne von Homosexualitat schuldig gemacht hatte wird nicht explizit gesagt es gibt aber nach Albrecht Diem siehe Literatur in Heitos Version viele Hinweise So empfiehlt ihm sein Wachterengel dass er Psalm 118 rezitiert der damit beginnt dass die selig sind die unbefleckt durch das Leben gehen ausserdem ist davon die Rede dass er Schuler korrumpiert hatte in der Lehre und durch Handlungen Der Engel spricht auch explizit von Sunden gegen die Natur die Gott am meisten erzurne Das betraf allerdings auch die Versundigung durch Ehebruch mit Konkubinen Der Engel befahl ihm bei den von ihm Verfuhrten offentlich Abbitte zu leisten In der Version von Walahfrid einem Schuler von Wetti der damals noch sehr jung war 18 Jahre den der Vorwurf der Verfuhrung zur Sodomie gegen seinen Lehrer also auch personlich traf wurden nicht nur literarische Anderungen in Form von Hexametern vorgenommen auch die personlich gegen Wetti erhobenen Vorwurfe wurden nach Diem abgemildert und der Vorwurf und Ruf nach Lauterung allgemeiner gefasst In der Vorrede spricht Walahfrid explizit davon aus Liebe zu Wetti auch auf Veranlassung eines Verwandten von Wetti namens Adalis das Bild zurechtzurucken wobei er angibt ohne Wissen seines Abtes Erlebald zu handeln und damit wahrscheinlich auch ohne Wissen von Heito Er konnte den Text von Heito aber auch nicht allzu stark andern da dieser weit verbreitet war Walahfrids Version ist Grimald von Weissenburg gewidmet dem Hofkaplan von Ludwig dem Frommen und sollte mit seinem besseren Latein und der grosseren Lange es werden auch einige Namen von Geistlichen und Adligen genannt die in der Version von Heito noch weggelassen oder anonym gehalten wurden die Einleitung gibt Informationen uber Abte und das Umfeld von 950 Hexametern eine weitere Verbreitung auch in hofischen Kreisen ermoglichen Vielleicht entstand sie auch auf Anregung von Grimald Die Version von Walahfrid fand trotz ihrer gereimten Form weniger Zuspruch Es sind 7 Handschriften bekannt von Heitos Version 63 einschliesslich Fragmente davon 6 aus dem 9 Jahrhundert und eine aus dem Kloster Reichenau mit beiden Versionen die aber nicht erhalten ist und zwischen 835 und 841 entstand In der Bibliothek von Reichenau gab es nur 2 Manuskripte mit der Version von Heito keines mit der von Walahfrid 4 Unter Heito wurden auf der Reichenau auch noch andere Visionen gesammelt so die einer armen Frau von Laon und des Monches Rotchar wie die Vision von Wetti Jenseitsvisionen mit historischen Personen und andere wie Einhard sammelten damals auch Visionen nicht zuletzt um Hinweise auf die unmittelbare Zukunft fur das politische Handeln zu erhalten Uta Kleine 5 So unterstutzt die Vision von Wetti die Trennung von Klostern und dem weltlichen Bereich die ein Bestreben von Ludwig dem Frommen war Schriften BearbeitenVisio Wettini Ernst Dummler Hrsg Heitonis Visio Wettini und Visio Wettini Walahfridi In Poetae Latini Aevi Carolini Buch 2 Monumenta Germaniae Historica 1884 Heitonis Visio Wettini S 267 275 Internet Archive MGH Visio Wettini Walahfridi S 301 334 MGH mit Widmung an Grimald Hermann Knittel Heito und Walahfrid Strabo Visio Wettini Einfuhrung lateinisch deutsche Ausgabe und Erlauterungen Reichenauer Texte und Bilder 12 Heidelberg 2004 S 34 63 deutsche Ubersetzung 6 Englische Ubersetzung in Eileen Gardiner Visions of heaven and hell before Dante New York 1989 S 65 79 David A Traill Walahfrid Strabo s Visio Wettini Text Translation and Commentary Frankfurt 1974 Text nach Traill bei der Bibliotheca AugustanaVita des Gallus Bruno Krusch Hrsg Vita Galli confessoris triplex MGH Scriptores rerum Merovingicarum 4 Hannover 1902 S 229 ff Nachdruck 1977 Darin die lateinischen Ausgaben von Vitae vetustissimae fragmentum S 251 256 Vita auctore Wettino S 256 280 Vita auctore Walahfrido S 280 337 Digitalisat Franziska Schnoor Wetti Die Lebensgeschichte des heiligen Gallus In Karl Schmuki Ernst Tremp Franziska Schnoor Hrsg Der Heilige Gallus 612 2012 Leben Legende Kult St Gallen 2011 S 167 193 deutsche Ubersetzung der Vita von Wetti Literatur BearbeitenJ Prelog Wetti Lexikon des Mittelalters Band 8 Sp 49 50 Franz Josef Worstbrock Wetti von Reichenau OSB Verfasserlexikon Teil 10 1999 Sp 972 975 Wolfgang Muller Wetti nus von Reichenau in Lexikon fur Theologie und Kirche 2 Tl 10 1965 Sp 1080 Christof Paulus Wetti von Reichenau Bautz Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Teil 26 2006 Sp 1559 1564 Wilhelm Wattenbach Wetti In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 42 Duncker amp Humblot Leipzig 1897 S 239 f Zur Visio Wettini Richard Pollard Nonatola and Reichenau A New Manuscript of Heito s Visio Wettini and the Foundations for a New Critical Edition Revue Benedictine Band 120 2010 Nr 2 S 243 294 Albrecht Diem Teaching Sodomy in a Carolingian Monastery A Study of Walahfrid Strabo s and Heito s Visio Wettini German History Band 34 2016 S 385 401 Jacques Le Goff The birth of purgatory Scolar Press 1990 S 116 118 Arno Borst Drei mal Sterbefalle in Arno Borst Barbaren Ketzer und Artisten 1988 S 567 598Weblinks BearbeitenWetti Germania Sacra OPAC Regesta ImperiiEinzelnachweise Bearbeiten Lebensdaten nach dem Eintrag im Verfasserlexikon Eintrag Wetti in Verfasserlexikon Visio Wettini Geschichtsquellen des Mittelalters Albrecht Diem siehe Literatur er bezieht sich auf die Aufzahlung der Manuskripte bei Pollard Uta Kleine Zukunft zwischen Diesseits und Jenseits Zeitlichkeit und ihre Visualisierung in der karolingischen Visionsliteratur in Miriam Czock Anja Rathmann Lutz Hrsg Zeitenwelten Bohlau 2016 135 168 Rezension von Michel Banniard Francia Band 15 1987 S 932 933Normdaten Person GND 10315700X lobid OGND AKS LCCN n90706512 VIAF 263936329 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME WettiALTERNATIVNAMEN Wettinus AugiensisKURZBESCHREIBUNG Monch Hagiograph und Schulmeister im Kloster ReichenauGEBURTSDATUM 8 JahrhundertSTERBEDATUM 4 November 824 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wetti amp oldid 226656659