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Die Wegmuhle ist eine erstmals 1275 erwahnte Muhle mit dazugehoriger Campagne in Bolligen im Kanton Bern Sie besteht im Wesentlichen aus dem Muhlengebaude von 1787 der Campagne von 1669 den alteren Muhlengebauden von 1613 sowie den Getreidesilos von 1930 und 1964 Wegmuhle Bolligen das historische MuhlengebaudeCampagne Wegmuhle Herrenstock Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Erblehens 1 1 Erblehen wird Campagne 2 Gewerbe 2 1 Kirchbergersche Papierfabrik 2 2 Fellenbergsche Papierfabrik 2 3 Kunst und Handelsmuhle 2 4 Sagerei und Elektrizitatswerk 3 Die Frauenbewegung im Herrenhaus 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte des Erblehens BearbeitenDie Lage an der ehemaligen Reichsstrasse Konigsstrasse nach Burgdorf 1 an der Worble gab der Muhle den Namen 2 Heinrich von Seedorf schenkte 1275 die Muhle unterhalb Bolligen gelegen welche Wegmuhle genannt wird und den daran angrenzenden Acker dem Johanniterkloster Munchenbuchsee 1398 war das Bauerngut im Besitz des Untern Spitals in Bern und des Siechenhauses und war auf 30 40 Jucharten angewachsen 3 Cuno Lortscher musste als Lehenmann fur Muhl Blaue Reibe fur Flachs und Hanf und Sage sowie fur Hauser Hof Acker und Matten zinsen 1402 erscheint nur noch das Siechenhaus als alleiniger Zinsherr des Erblehens Erblehen wird Campagne Bearbeiten 1660 ist erstmals im Zuge einer Streitigkeit ein Patrizier als Besitzer genannt Georg Steiger 1612 1686 Junker und Alt Landvogt verkaufte 1663 das Gut an Jakob Tillier 1606 1676 Stiftsschaffner und Herr vom benachbarten Rorswil Dieser liess das stattliche Herrenhaus bauen welches 1671 von Albrecht Kauw abgebildet wurde mit dem Vermerk herr Tilliers noye behusung Im Kellergewolbe bezeugt die Jahrzahl 1669 das Baujahr Sie ging 1725 an Abraham Lombach gewesener Landvogt zu Landshut und in Erbfolge an dessen Tochtermann Christian Willading 1690 1751 Ratsherr Venner und Landvogt zu Baden Die Muller und die Pachter des Landwirtschaftsbetriebes hatten sowohl den Besitzern wie auch dem Siechenhaus den Lehens und Bodenzins zu entrichten 4 Nach dem Tod Willadings ging das Erblehen an den Landvogt und Ratsherrn Johann Rudolf Tscharner 1717 1789 Besitzer der benachbarten Campagne Rothaus Er loste im Tausch gegen einen ihm zustehenden Bodenzins in Allmendingen die Wegmuhle aus dem Erblehen zu Eigentum 1769 verkaufte Tscharner Teile des grossen Guts und behielt als Eigentum nur das Herrschaftshaus mit dem umliegenden Mattland Als weitere Besitzer sind in der Folge Franz Rudolf Lerber 1757 1822 und 1795 Niklaus Albrecht Effinger 1735 1831 dem Herrn zu Wildegg verzeichnet 5 Der folgende Besitzer Alexander Albrecht Tscharner 1765 1831 verausserte 1821 das Herrengut an Emanuel Rudolf Fellenberg 1780 1850 Das Herrenhaus blieb im Besitz der Familie Fellenberg bis es 1918 Mullermeister Otto Walther 1875 1955 erwarb Gewerbe BearbeitenNach der Aufteilung des Guts 1769 durch Tscharner kauften 1786 die Berner Ratsmitglieder Karl Ludwig Niklaus Kirchberger 1744 1812 und Franz Salomon Wyss 1750 1817 die alten Muhlenbetriebe und die Sage mit 4 Jucharten Land um eine Papierfabrik zu bauen Das eisenarme Wasser der Worblen eignete sich besonders gut zur Papierherstellung deshalb bewilligte die Regierung trotz den Einsprachen des Besitzers der Papiermuhlen zu Thal heute Papiermuhle und Worblaufen sowie der Mitbewerberin Witwe von Graffenried von Worb und des benachbarten Herrn von Rorswil am 23 Marz 1786 das neue Unternehmen Als Lehenszins waren dem Amt jahrlich 60 Kronen zu erstatten dafur war es den Leheninhabern erlaubt im ganzen Bernbiet Lumpen und Leim einsammeln zu lassen Sie waren gehalten gutes und feines Papier zu fabrizieren und es dem Publikum und der Obrigkeit zu billichem Preis zur Verfugung zu stellen Den Landwirtschaftsbetrieb ubernahm 1791 Hans Grossenbacher vom ursprunglichen Kaufer Ullrich Neuenschwander Kirchbergersche Papierfabrik Bearbeiten 1786 87 erstellten die neuen Herren das grosse Papiermuhle Gebaude so wie es noch heute erhalten ist auf dem Platz der ehemaligen Sage Die neue Papierfabrik begann im November 1787 ihren Betrieb Wyss verkaufte schon bald seinen Anteil und Kirchberger wurde alleiniger Besitzer Unter seinem Namen ist die Fabrik in die Papiergeschichte eingegangen Das Wasserzeichen der ersten in der Wegmuhle geschopften Papiere weist die Initialen K amp W auf Uber die Wegmuhle Papierfabrik ist weiter bekannt dass sie 20 24 Arbeiter beschaftigte In den Jahren nach 1798 kam Kirchberger in finanzielle Schwierigkeiten so dass er 1805 alles verkaufte was nicht zur Papierfabrik gehorte namlich die Getreidemuhle die Reibe und Sage mit diversen Gebauden und dem zugehorigen Land Trotz diesem Verkauf geriet Kirchberger 1809 in Konkurs Am Geltstag 6 dem 14 September 1809 wurde dem Hochstbietenden Emanuel Rudolf Fellenberg die Papierfabrik hingegeben Fellenbergsche Papierfabrik Bearbeiten Emanuel Rudolf Fellenberg 1780 1850 war ein Enkel Kirchbergers und Schwager von Samuel Gruner dem Besitzer der Papiermuhlen im Thal und Worblaufen Er fuhrte den Fabrikbetrieb weiter und kaufte den ursprunglichen Landbesitz und auch das Herrenhaus zuruck Allerdings musste er schon 1839 wegen der wachsenden Konkurrenz des maschinell hergestellten Papiers und der Gewerbefreiheit den Betrieb einstellen Seine Sohne zeigten wenig Interesse an der Papierfabrikation und nach seinem Tod ubernahm Ferdinand Albrecht Fellenberg 7 als sein Erbteil das Muhlengebaude um darin eine Kunst und Handelsmuhle einzurichten Kunst und Handelsmuhle Bearbeiten Die neue Muhle bestand aus dem vier Stockwerke hohen Hauptgebaude enthaltend ein grosses Wasserrad sieben Mahlgange und eine Rondle auf zwei Muhlstuhlen 8 Daneben war eine Backerei Magazine fur Frucht Mehl und Krusch Kleie vorhanden Eine herrschaftliche Wohnung fur den Muller funf Knechtenzimmer eine Stallung fur sechs Pferde und Nebengebaude erganzten den Besitz Ferdinand Albrecht Fellenberg liess sich 1856 von seinen drei Geschwistern den restlichen Besitz Campagne und Bauerngut abtreten Damit war wieder das ganze Wegmuhlegut beisammen 1863 verkaufte Fellenberg die Muhle an F G von Lerber der schon im gleichen Jahr an Niklaus Masshard ubergab Nach dessen Tod ersteigerte 1876 der Mullermeister Johann Walther 1879 die Muhle sie ist bis heute im Besitz der Familie Fur die weitere Entwicklung der Wegmuhle war sein aus der Schermenmuhle Ostermundigen stammender Neffe der Mullermeister Otto Walther 1875 1955 von grosser Bedeutung Er hatte in Deutschland und Frankreich das automatische Mahlverfahren kennen gelernt und beabsichtigte dieses in der Wegmuhle einzufuhren und die Schermenmuhle zu verkaufen Die Wegmuhle war fur das Vorhaben wegen des grossen Gebaudes und der besseren Verkehrsanbindung besser geeignet 1902 konnte Otto Walther beginnen Aus den folgenden Verbesserungen und Neuerungen seien der Gleisanschluss an die 1913 eroffnete Worblentalbahn und der Verzicht auf die Pferdefuhrwerke zugunsten eines Berna Motorwagens erwahnt Der Umbau auf vollautomatischen Betrieb konnte wegen des Ersten Weltkrieges erst 1920 erfolgen 14 elektrisch betriebene doppelte Walzenstuhle wurden eingebaut und die Muhle war den hoheren Anforderungen angepasst 1930 wurde im Interesse der Landesversorgung der 37 m hohe Siloturm erbaut und 1931 innert zwei Wochen mit 2500 t Getreide gefullt Der gleichnamige Sohn Otto Walthers ubernahm 1946 die Muhle In seiner Wirkungszeit entstand 1963 64 das angebaute Silo mit 45 m Hohe und 4400 t Fassungsvermogen fur das vorgeschriebene Pflichtlager Heute ist die Wegmuhle mit ihren eigenen Laboratorien und Versuchsbackereien eine der besteingerichteten und grossten Muhlen Die alte Kundenmuhle in dem Riegbau an der Strasse von 1613 blieb nach dem Verkauf durch Kirchberger 1805 ein eigenstandiger Betrieb Nach mehreren Handanderungen erwarb 1855 der Muller Ullrich Burkhardt von Huttwyl Reibe Stampfe und Sage und 1863 noch das Bauerngut von F A Fellenberg Seine Sohne losten das gemeinsame Gut wieder auf Den Landwirtschaftsbetrieb kaufte Friedrich Binz Landwirt zu Ittigen Die Sage wurde 1896 alleiniges Eigentum von Friedrich Burkhardt Die Bauernmuhle wurde bis 1925 von Lehenmullern betrieben bis sie Otto Walther kaufte und damit aufloste Sagerei und Elektrizitatswerk Bearbeiten Der Sagereibesitzer Friedrich Burkhardt verlegte nach Ankauf des benotigten Bodens die Sagerei 400 m worblenabwarts wo er mehr Platz hatte Das Wasserrecht am alten Platz wurde durch eine neue Konzession fur die Turbinenanlage des neuen Elektrizitatswerkes ersetzt Dieses Niederdruckwerk war eines der ersten in der Schweiz Zum Bau spannte Burkhardt mit dem Kartonfabrikanten Ullrich Jorg in Deisswil zusammen Der Strom des 1899 eroffneten Werks versorgte neben der Sagerei und der Kartonfabrik auch die Haushalte in der Umgebung 1906 wurde das Elektrizitatswerk von der BKW ubernommen Der Generator versah bis 1962 als das Werk stillgelegt wurde seinen Dienst Die Sagerei wurde 1978 ebenfalls eingestellt Die Frauenbewegung im Herrenhaus BearbeitenBevor Otto Walther 1918 das Herrenhaus kaufte und bezog beherbergte es von 1902 bis 1918 zwei bedeutende Frauen der Schweizer Frauenbewegung Helene von Mulinen 1850 1924 und Emma Pieczynska 1854 1927 Die beiden lebten gemeinsam in einem Landhaus in der Nahe von Bern und fungierten hier gewissermassen als Zentrum der Berner Frauenbewegung 9 In dieser Zeit wurde die ummauerte Campagne mit ihrem Park zu einem Wallfahrtsort fur emanzipierte Frauen aus aller Welt 1919 zogen die beiden Frauen an die Wylerstrasse 10 nach Bern Literatur BearbeitenWolf Maync Bernische Campagnen Ihre Besitzergeschichte VDB Verlag Bern 1980 ISBN 978 3 7280 5336 7 Karl Ludwig Schmalz Bolligen Stampfli Verlag Bern 1982 ISBN 3 7272 9679 8 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in BolligenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Wegmuhle Bolligen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Anne Marie Dubler Bolligen In Historisches Lexikon der Schweiz Website der Wegmuhle Muhlenfreunde ch de WegmuhleEinzelnachweise Bearbeiten IVS gis BE 4 3 2 Thomas Schopf 1577 Chorographia Bernensis Das Siechenhaus Google book Handschriften der Burgerbibliothek Bern Pachtvertrag mit dem Lehen Muller David Zurcher von Ruderswil aus dem Jahr 1747 Felix Muller Effinger Niklaus Albrecht von Wildegg In Historisches Lexikon der Schweiz Geltstag Tag der Versteigerung Christoph Zurcher Fellenberg Albert von In Historisches Lexikon der Schweiz Begriffe der historischen Muhlentechnik Anina Eigenmann Konsum statt Klassenkampf Die Soziale Kauferliga der Schweiz In Neue Wege 9 19 S 45 https www neuewege ch neue wege 919 ni dieu ni maitre search Hui46 969103 7 496538 Koordinaten 46 58 8 8 N 7 29 47 5 O CH1903 604407 202005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wegmuhle Bolligen amp oldid 221589344