www.wikidata.de-de.nina.az
Beim Wasservogelsingen handelt es sich um einen Heischebrauch der sich vor allem im unteren Bayerischen Wald Landkreis Freyung Grafenau und nordlicher Landkreis Passau zu Pfingsten grosser Beliebtheit erfreut 1 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Siehe auch 4 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenIn der Nacht von Pfingstsonntag auf montag oder auch bereits am Sonntagnachmittag wandern junge Dorfbewohner meist Mitglieder eines ortlichen Sportvereins oder der Freiwilligen Feuerwehr in wasserfester Kleidung von Haus zu Haus und singen das Wasservogellied Haufige Vorsangerstrophen sind unter anderem Mia san so bresdrucka wia a Ofaglugga D Wasservogel muass ma giassn sonst duad s es boid verdriassn dd dd Diese werden oft durch individuelle Gstanzln erweitert die sich inhaltlich auf das gerade besuchte Haus beziehen Nach jedem Vers wird die Eroffnungssequenz wiederholt Die Bewohner der Hauser schutten aus Fenstern und von Balkonen Wasser auf die Vogel Die Wasservogel wollen begossen aber auch beschenkt werden Zu den fruher ublichen Eiern die anschliessend meist verkauft wurden kommen heute auch Geldgeschenke hinzu Geschichte BearbeitenAlter und Herkunft des Brauches sind unbekannt er war aber in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts im unteren Bayerischen Wald allgemein verbreitet Der erste bisher bekannte Nachweis ist das Schreiben des Pfarrers von Herzogsreut an das Bezirksamt Wolfstein vom 10 Mai 1899 worin er die Behorden aufruft gegen diese Nachtruhestorung argster Art vorzugehen Ausfuhrlich geschildert wird das Wasservogelsingen in einem Schreiben der Gendarmerie Sektion Mauth vom 16 Mai 1906 an das Bezirksamt Wolfstein Danach gab es wiederholt behordliches Einschreiten oft mit einem ortspolizeilichen Verbot das aber von manchen Gemeinden ausdrucklich abgelehnt wurde weil es sich beim Wasservogelsingen um einen alten Brauch handle Der Heimatdichter Max Matheis veroffentlichte in seinem Gedichtband Bayerisches Bauernbrot aus dem Jahr 1939 ein vierstrophiges Gedicht mit dem Titel s Wasservoglsingen das mit den folgenden Versen beginnt Allweil lustiger wird s jetzad Ruaft der Pfingstvogel im Wald greifn si Bursch n scho ganz hoamli denn Pfingstsundandacht kimmt bald dd dd Da wird Wasservogl gsunga vor an jed n Bauernhaus lang bis halt der Bauerin z dumm wird und bis mit die Oa ruckt raus 2 dd dd In diesem Zusammenhang wurde immer wieder darauf hingewiesen der Brauch sei vorchristlichen altgermanischen Ursprungs wobei als Beweis das Werk von Wilhelm Mannhardt Wald und Feldkulte 2 Bande 1875 herangezogen wurde Die Vorstellung in diesem Brauch lebe uraltes germanisches Volksgut fort wurde von da an sehr popular und meist ohne weitere Belege verbreitet Ernst Dorn schreibt dazu Das sind die zahlebigen reflexionsartigen Interpretationsmuster des 19 Jahrhunderts bei denen z B das Ausgiessen von Wasser automatisch Regenzauber bedeutet 3 Siehe auch BearbeitenMit dem Pfingstsingen existiert im Bergischen Land ein vergleichbarer Brauch Wasservogelfest in den Gemeinden Neuhausen und MoosachEinzelnachweise Bearbeiten Rudolf Kubitschek Die Verbreitung des Wasservogelsingens im Bohmerwald in Monatsschrift fur die ostbayerischen Grenzmarken 11 1922 S 103 105 Max Matheis Bayerisches Bauernbrot 6 Auflage Verlag Morsak Grafenau ISBN 3 87553 019 5 Ernst Dorn Heimat an der Grenze Gemeinde Philippsreut Tittling 1997 ISBN 3 00 001354 7 S 500 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasservogelsingen amp oldid 229491062