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Als Pfingstsingen oder Pfingsteiersingen oder Eiersingen wird ein Heischebrauch im Bergischen Land bezeichnet bei dem junge Manner am Pfingstsamstag von Haus zu Haus und von Hof zu Hof ziehen um den Bewohnern mit einem Heischelied den Pfingstgruss zu entbieten Pfingstsingen 2012 Mannergesangverein Eintracht Gronau Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Text 4 Pfingstsingen in anderen Regionen 4 1 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksBeschreibung BearbeitenAm Pfingstsamstag versammelten sich abends die jungen Burschen und zogen mit Gesang durch die Orte Dabei waren sie bemuht ein eigenes Revier zu haben Kamen andere Gruppen aus Nachbarbezirken in das fremde Revier hinein gab es Streit der haufig in arge Schlagereien ausartete Vor den Hausern sangen sie bis in die Nacht hinein das Pfingstlied Damit heischten sie besonders um rohe Eier Speck und sonstige Gaben wie zum Beispiel Schnaps Tabak und Geld Am zweiten Feiertag kam man wieder zusammen um in frohlicher Runde die Eier mit dem Speck in die Pfanne zu schlagen und gemeinsam zu verzehren 1 In spateren Jahren blieb man nach dem Singen noch zusammen und verzehrte die gesammelten Gaben oft noch bis in die fruhen Morgenstunden 2 Immer noch geht man in weiten Teilen des Bergischen Landes wie eh und je zum Pfingstsingen Es sind aber nicht mehr die jungen Burschen sondern die Mannergesangvereine mit einem inzwischen beachtlichen Durchschnittsalter die den Pfingstgruss entbieten 3 Jedes Mal wenn die Pingsjonge eine Gabe erhalten hatten bedankten sie sich mit Me dunn uns och bedanke on wolle uns nit mieh zanke Gab es aber nichts dann wurde gesungen Dat Huus dat steht op Stippe da Deuvel sall et wippe 1 Geschichte BearbeitenIn einem Zeitungsbericht der Gladbacher Zeitung zu Ostern 1935 heisst es dass bereits Herzog Wilhelm von Berg im Jahr 1574 das Pfingstsingen verboten habe weil es unter den Singegruppen um ihres Bereiches willen zu Streitigkeiten gekommen sei Im Jahr 1809 kam es erneut zu einem Verbot des Pfingstsingens Daraus folgt dass es sich auch zu dieser Zeit bereits um einen praktizierten Brauch gehandelt hat Die Urkunde uber das Verbot hat den nachfolgenden Text Da der unter dem Namen Pfingstgesang oder Pfingst Eyerholen bekannte Gebrauch sich nicht mit der Ordnung einer guten Polizey vertragt und nur zu oft zu Streit und Ausschweifungen Anlass gegeben hat so wird dieser Unfug unter schwerer Bruchten Strafe verboten Einem jeden zur Warnung Der Herr Pastor Siegen zu Paffrath werden gebeten Gegenwartiges am nachsten Sonntag den 14 ds Mts zu verkunden und wie geschehen hierunter zu bescheinigen Gladbach 13 May 1809 Fauth Maire 1 Es ist auch spater wieder zu Verboten gekommen wie der eingangs erwahnte Zeitungsbericht bekannt macht So sei der Polizeiverwaltung im Jahr 1912 der alte Brauch des sogenannten Pfingstsingens in den letzten Jahren als eine erhebliche Storung der offentlichen Ruhe und Ordnung erschienen Statt sich fuhrend eines das Gemeinschaftsgefuhl hebenden Brauches anzunehmen und ihm die soziale Bedeutung wiederzugeben die dieser ursprunglich gehabt habe bedrohte sie ihn mit der Anwendung des 360 Abs 11 des Strafgesetzbuches der eine Strafe bis zu 150 Mark oder entsprechende Haft fur den Ungehorsam vorsah Aber das Verbot musste bereits 1914 wiederholt werden 4 Text BearbeitenDer Vorsanger singt He kummen och de Pingsjonge Die Mitsanger antworten Feirosen Blumelein Vorsanger Han dies Johr noch nit jesonge Mitsanger als Refrain Feirosen Blumelein wacker ist das Madchen Rosen und drei Blumelein hei du wackres Magdelein Weitere Strophen lauten Schwatz Hohnche hatt en Ei jelaht hatt dat Sterzje kromm jemaht Raft ens en et Eierfass de Fengere werden uch nit nass Jett uns och en Pingsei et sinn uns lever drei als zwei Joht ens op de Hohnerstall do lijen de Eier overall Loht uch doch erweiche jett uns all en Eiche O Jott wat steht de Sonn he piel he krije me all ne Donnerkiel Jett uns och ne Strang Tabak dat maht de Jonge de Botze strack Jett und och en Blootwuersch stellt d n Honger un d n Duersch Jongen doht de Kappen aff do kutt en Frau em Hemp eraff Loht uns nit ze lan he stonn me mosse noch nom Jrone jonn Wenn man Gaben erhalten hat sagt man Dank Et Agnes es en jood Frau et schott et Jeld su us de Mau De Heinrich es ne jode Mann ha jutt de Jonge wat ha kann Pfingstsingen in anderen Regionen BearbeitenIn anderen Regionen spricht man ebenfalls vom Pfingstsingen oder vom Singen zu Pfingsten Deren Form und Inhalte haben aber nichts mit dem vorstehend beschriebenen Brauchtum zu tun hat Die nachfolgende Aufzahlung gibt einen Uberblick der nicht als reprasentativ gelten soll In Hoyerswerda in der Oberlausitz findet alljahrlich ein traditionelles Pfingstsingen statt Am Pfingstsonntag oder montag versammeln sich mehrere Chore aus Hoyerswerda und aus Orten in der Umgebung auf einem Berg am Waldrand auf einer Lichtung oder einem offentlichen Platz Manchmal sind auch Musiker dabei die das Singen mit ihren Instrumenten unterstutzen Es ist schon seit Jahren Brauch dass die Chore alte Volksweisen oder Eigenkompositionen vor einer grossen Zuhorerschaft singen 5 Im Zoologischen Garten der Stadt Wuppertal werden die Pfingsttage seit vielen Jahren musikalisch umrahmt Mehrere Chore gestalten in der Musikmuschel am Blumenrondell einen musikalischen Pfingstmontag beim Singen im Zoo 6 In Annaberg Buchholz findet am Pfingstmontag das Pfingstsingen im Buchholzer Wald statt 7 8 Das Pfingstsingen im Bayerischen Wald hat auch den Namen Wasservogelsingen 9 Der Pfingstquack in Dimbach Pfalz ist ein Heischebrauch der sich mundartlich Pingschdequack nennt Kinder geschmuckt mit Blumenkranzen ziehen durch das Dorf singen ihr Pfingstquack Lied wofur sie dann mit Eiern und Speck oder auch mit einer Geldspende belohnt werden Dieser Brauch ist nicht nur auf Dimbach beschrankt vielmehr findet man ihn auch andernorts 10 Siehe auch Bearbeiten Brauchtum zu PfingstenEinzelnachweise Bearbeiten a b c August Kierspel De Pengsjongen in Bergischer Volkskalender fur das Jahr 1920 Bergisch Gladbach 1919 S 7ff Herbert Stahl Moitzfeld Durch das Leben durch das Jahr Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins e V Band 56 Bergisch Gladbach 2009 S 106ff ISBN 3 932326 56 3 Laufende Berichterstattungen in der Tagespresse seit 1990 Gladbacher Zeitung vom 14 April 1935 Pfingstsingen in Hoyerswerda und Umgebung abgerufen am 1 Oktober 2015 Pfingstsingen im Wuppertaler Zoo abgerufen am 1 Oktober 2015 Pfingstsingen im Buchholzer Wald Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive abgerufen am 2 Oktober 2015 Youtube Pfingstsingen 2010 in Annaberg Buchholz abgerufen am 2 Oktober 2015 Pfingstsingen im Bayerischen Wald abgerufen am 2 Oktober 2015 Pingschdequack in Dimbach in der Pfalz abgerufen am 2 Oktober 2015Literatur BearbeitenAlois Doring Rheinische Brauche durch das Jahr Veroffentlichung des Landschaftsverbandes Rheinland Amt fur rheinische Landeskunde Bonn Greven Verlag Koln 2006 ISBN 3 7743 0377 0 S 204f Otto Kaufmann Oberbergische Heischegange und lieder In Roemerike Berge Zeitschrift fur Heimatpflege im Bergischen Land 12 Jahrgang 1962 63 S 49ff Heinrich Becker Alte Pfingstbrauche im Bergischen In Bergischer Kalender 1928 Bergisch Gladbach o J S 38ff Emil Georg Renschler Hohkeppeler Sitten und Brauche im Spiegel von Schulerarbeiten In Bergischer Kalender 1930 Bergisch Gladbach o J S 39f Weblinks BearbeitenPfingstsingen 2012 mit dem Mannerchor Heimatklange Nussbaum e V abgerufen am 3 November 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfingstsingen amp oldid 219231926