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Im Gegensatz zum konventionellen Offsetdruck der zwei getrennt wirkende Medien Druckfarbe und Feuchtmittel verwendet gibt es Anwendungen das Flachdruckverfahren als wasserlosen Offsetdruck mit nur einem Medium namlich der Farbe zu betreiben Schema des Plattenprozesses auf einer Flachdruckplatte im wasserlosen Offsetdruck Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Druckprinzip und Plattenaufbau 3 Eigenschaften 4 Druckmaschinen 5 Druckfarben 6 Typische Anwendungen 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGut ein Jahrhundert nach der Erfindung des Flachdruckes durch Alois Senefelder 1798 in Munchen experimentierte der Druckforscher Caspar Hermann zwischen 1926 und 1931 in Wien und Leipzig um ein Flachdruckverfahren ohne Feuchtmittel zu entwickeln Er versuchte es durch komplizierte Modifikationen an der Farbe Anders ging Heinrich Renck vor Er entwickelte 1930 in Hamburg eine erste spezielle Druckplatte fur den Druck ohne Feuchtmittel Kommerziell begann der wasserlose Offsetdruck in den 1960er Jahren unter der Bezeichnung Driographie Die Firma 3M entwickelte patentierte und verkaufte Platten stiess jedoch auf technische Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung des Verfahrens Die japanische Firma Toray Industries kaufte die Rechte und lieferte Druckplatten Mit ihrer Initiative wurde die kommerzielle Verbreitung und technische Weiterentwicklung dieser Flachdruckvariante gefordert Die Patente schutzten Toray und behinderten die Wettbewerber wodurch viele Jahre eine starkere Verbreitung des Verfahrens unterblieb In Japan erreichte der wasserlose Offsetdruck jedoch einen grossen Anteil am Offsetdruckmarkt In Deutschland bot die Firma Marks 3zet Toray Platten an die nur langsam Verbreitung fanden Mit Positiv und Negativplatten wurde versucht den Nassoffset praktisch 1 1 abzulosen und nur einige Druckereien ubernahmen diese Technik Mit dem Auslaufen des Toray Patents kamen weitere Plattenhersteller auf den Markt die auch ihre eigenen Entwicklungen fur besondere Marktsegmente anboten Es kamen Entwicklungen im Druckmaschinenbau und die Entwicklung geeigneterer Druckfarben hinzu Im Zeitungsdruck setzte die Badische Zeitung als erste diese Druckverfahren ein und gewann 2008 mit der erreichten Druckqualitat den Preis fur den weltweit besten Zeitungsdruck Druckprinzip und Plattenaufbau BearbeitenBeim wasserlosen Offsetdruck handelt es sich um ein Flachdruckverfahren mit indirektem Farbauftrag Im Flachdruck lassen sich die druckenden farbfuhrenden Stellen der Druckplatte mit Farbe benetzen die bildfreien nichtdruckenden dagegen nicht Die stattfindenden Benetzungsvorgange werden durch Oberflachen und Grenzflachenspannungen beschrieben Nach allgemeinem Konsens sollte eine benetzende Flussigkeit hier die Farbe eine niedrigere Oberflachenspannung aufweisen als der zu benetzende Feststoff hier die Platte Die Grenzflachenspannungen zwischen der Farbe und den jeweiligen Flachenanteilen der Platte druckend oder bildfrei sind nur schwer zu bestimmen und werden als Einflussgrossen vereinfachend vernachlassigt Man geht davon aus dass sie bei den Substanzkontakten die zwischen Druckfarben und Druckplatten je nach Bauart auftreten gleichartig bleiben Das bedeutet in vereinfachter Darstellung dass sich die druckenden Stellen auf der Platte wegen ihrer hohen Oberflachenspannung von ungefahr 35 mN m mit Farbe wegen deren niedrigerer Oberflachenspannung von etwa 30 mN m bedecken lassen Die nichtdruckenden Flachen sind mit Silikon beschichtet und werden wegen dessen noch niedrigerer Oberflachenspannung von etwa 20 mN m nicht mit Farbe bedeckt Die Bebilderung der Platten kann fotomechanisch mit anschliessender Entwicklung durch Verfestigen Positivkopie der Silikonschicht erfolgen dann ist sie Teil der modernen CtP Arbeitsablaufe Computer to Press Direktbelichtung aus Daten Andererseits kann die Bebilderung durch Ablosen der Silikonschicht Negativkopie erfolgen 1 Dies kann fotomechanisch durch Funkenerosion veraltet fruhere DI Technik oder thermische Ablation Abtragung mit Laserstrahlen IR Laser ausgefuhrt werden Die Negativplatte mit thermischer Ablation ergibt nach gegenwartigem Stand der Technik die besten weil am scharfsten zeichnenden Bebilderungen und ist besonders fur die modernen Feinraster geeignet Eigenschaften BearbeitenIm typischen Fall geben die Auftragwalzen der Plattenoberflache eine 6 8 µm dicke Schicht von Druckfarbe ab und eine Farbschicht von 3 bis 4 µm Dicke bleibt auf den Bildstellen haften Die Rasterpunkte werden randscharf und prazise eingefarbt was eine der Starken des wasserlosen Offsetdrucks ist Eine verfahrenstypische Tonwertzunahme Uberfarbung der druckenden Flachen in die bildfreien hinein wie beim Nassoffset ist nicht bekannt also nicht vorhanden oder ganz gering Damit kann sie auch nicht schwanken und im Vergleich zum Nassoffset steigt damit auch die Auflagenkonstanz der Rasterpunktgrossen Da nur Farbe auf die Platte aufgebracht wird ist das Gleichgewicht ohne Feuchtmittel innerhalb weniger Umrollungen stabilisiert und das Druckbild ausgebildet so kommt es zu einer sehr geringen Menge Anfahrmakulatur 2 Der wasserlose Flachdruckprozess funktioniert nach aktuellem Verstandnis dadurch dass Silikon mit einer niedrigen Oberflachenspannung die Benetzung durch Farbe abwehrt Die Differenz zwischen dem Silikon und der druckenden Flache betragt allerdings nur etwa 15 mN m Die Oberflachenspannung der Farbe hier die Spannung der Farboberflache gegenuber der Luft sinkt mit der Erwarmung starker als die des verwendeten Silikons Schon bei relativ niedrigen Temperaturen ab 32 C kann deshalb stellenweise Farbe uber das Silikon weitergegeben werden Dann tont die Platte punktformig oder gar flachig Aus diesem Grunde mussen im wasserlosen Offsetdruck Druckplatten und Farbwalzen gekuhlt werden Je mehr Energie abhangig von Laufgeschwindigkeit und dauer in die Maschine eingetragen wird desto starker treten Tonprobleme auf und desto wirkungsvoller mussen Platte und Walzen gekuhlt werden Druckmaschinen Bearbeiten nbsp KBA Cortina die erste wasserlos arbeitende ZeitungsdruckmaschineIn den Anfangsjahren des wasserlosen Offsetdrucks bis in die 1990er Jahre wurden alte aber auch zunehmend neue Offsetdruckmaschinen verwendet Nicht immer wurde das Feuchtwerk ganz ausgebaut oder weggelassen sondern vorwiegend eine Plattenkuhlung eingebaut beispielsweise mit Blasluft Erst mit dem Bau der GTO DI der Heidelberger Druckmaschinen AG gab es eine konzeptionell wasserlos arbeitende Bogenoffsetdruckmaschine Andere Maschinenhersteller wie die Koenig amp Bauer AG mit den Modellen Genius und Karat stellten ebenfalls rein wasserlos arbeitende Maschinen her Zusatzlich zum wasserlosen Offset beinhaltet das Konzept von Koenig amp Bauer die Kurzfarbwerke Die Farbe wird uber ein Kammerrakel und eine Rasterwalze auf die Druckplatte aufgebracht Das vereinfacht den Maschinenbau weiter weil der grosse Walzenstuhl und die seitliche arbeitende Zonenregelung wegfallen Ein ahnliches Konzept wurde bei einer Zeitungsdruckmaschine im hochtourigen Rollenoffset mit der Cortina von Koenig amp Bauer verwirklicht Bei Bogendruckmaschinen fur konventionellen Offsetdruck finden sich immer haufiger Temperieranlagen fur die Verreibewalzen weil bei mittleren und grossen Auflagen eine gleichmassige Qualitat gefordert wird die bei Klimaschwankungen nicht erreichbar ist Diese Entwicklung begunstigt auch das hier beschriebene wasserlose Verfahren 3 Druckfarben BearbeitenNoch bis in die 1980er Jahre entwickelten Farbhersteller fur den wasserlosen Offset Druckfarben aus den ihnen bislang vertrauten Rohstoffen und es gab sowohl im konventionellen als auch im wasserlosen Offset verdruckbare Produkte Die Farbhersteller konnten die Oberflachenspannungen der pastosen Druckfarben nicht messen und es blieb unerkannt dass sie sich beim Erwarmen der Farben starker erhohte als die des Silikons Erkannt wurde dass sich mit der Neigung zum Tonen beim Erwarmen die Viskositat der Farben verringerte Sie wurden flussiger Dies wurde mit der Tonungsgefahr gleichgesetzt und es wurden fur das wasserlose Verfahren nur hochviskose fast kittartige Farben mit einer hohen Zugigkeit angeboten Nachteile dieser pastosen Farben waren dass sie schwer aufzutragen aufzuspachteln waren und Fasern aus dem Papier rissen also stark rupften Zunachst wurde mit neuen Rohstoffen versucht durch einige Prozent bestimmter Silikonole das Tonproblem zu losen was noch heute praktiziert wird Diese Offsetfarbe lasst sich nicht problemlos wasserlos verdrucken Nach heutigem Stand der Technik lassen sich silikonhaltige Farbreste zusammen mit konventionellen Farbresten nicht wieder verwenden Noch einen Unterschied gibt es zwischen den Farben fur die beiden Flachdruckvarianten Im Nassoffset wird ein sehr niedrig zugiges Emulgat durch die tropfchenweise Verteilung von wassrigem Feuchtmittel in oliger Druckfarbe verdruckt im wasserlosen eine reine Farbe Damit entfallt der Zugigkeitssprung vom Emulgat zur Farbe der im Nassoffset die Farbannahme nass in nass in Mehrfarbmaschinen ermoglicht Die Farben des wasserlosen Offsets mussen im Vierfarbdruck wieder abgestufte Zugigkeiten aufweisen wie die des Buchdrucks Typische Anwendungen Bearbeiten nbsp CDs und DVDs werden typischerweise im wasserlosen Offset gedrucktHochwertige Bilderdrucke speziell mit nichtperiodischen Feinrastern lassen die Vorteile dieser Rasterverfahren am besten bei sauberer Feinzeichnung hoher Auflosung Fotografie herauskommen Diese Produkte werden auf praktisch baugleichen Maschinen gedruckt wie konventionelle Offsetprodukte nur ohne Feuchtwerke und jene Anlagen zur Wasseraufbereitung Anwendungen sind hochwertige Werbedrucke Kataloge und Bildbande Auf den vielen verschiedenen direct imaging Maschinen DI werden vorzugsweise kleine Auflagen von Akzidenzen gehobener Qualitat gedruckt Es gibt also hauptsachlich Vierfarbdrucke bevorzugt auf Papier Im Zeitungsdruck erhohter Bildqualitat hat die Kombination aus wasserlosem Offset mit Kurzfarbwerken in der Cortina von Konig amp Bauer inzwischen eine stabile Verbreitung Flache Kunststoffobjekte werden seit den 2000er Jahren vorzugsweise wasserlos bedruckt CDs und DVDs Folien ID 1 Karten und Kunststoffetiketten beispielsweise in der Kosmetik werden meistens mit UV hartenden Farben bedruckt Die Farben haften gut und die Objekte sind nach dem Druck sofort weiter verarbeitbar Im wasserlosen Offset storen dabei keine Feuchtmittelreste auf der glatten Oberflache In diesem Bereich haben sich ganz speziell konstruierte Druckmaschinen etabliert KBA Meprint Genius CD Print Literatur BearbeitenFirmenpublikation KBA Process No 2 2005 Journal fur Druckgeschichte In Deutscher Drucker Nr 29 2003 ISSN 0012 1096 S 35 Die Tonwertzunahme In Deutscher Drucker Nr 30 2006 ISSN 0012 1096 S 26 Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Teschner Druck und Medientechnik Dr Ing Paul Christiani GmbH amp Co KG Konstanz 2010 ISBN 978 3 86522 629 7 S 431 R H Leach R J Pierce The Printing Ink Manual 5 Auflage Blueprint London 1993 ISBN 978 0 948905 81 0 S 384 Helmut Kipphan Handbuch der Printmedien 1 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2000 ISBN 3 540 66941 8 S 369 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserloser Offsetdruck amp oldid 237688058