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Walter Stanoski Winter 19 Juni 1919 in Wittmund 19 November 2012 in Hamburg war ein deutscher Sinto Uberlebender des Porajmos und Zeitzeuge Der Schausteller uberlebte die Deportation in das Zigeunerlager Auschwitz sowie das KZ Ravensbruck und KZ Sachsenhausen Kurz vor der Befreiung wurde Winter Zwangssoldat in der SS Sondereinheit Dirlewanger Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Burgerrechtsarbeit und Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz 3 Biographie 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEr besuchte ab 1926 zunachst in Wittmund dann in Oldenburg wo die Familie ein Haus erworben hatte die Schule 1 Mit Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurde fur Walter Winter und seine Familie der durch die NSDAP initiierte Terror zunehmend spurbar In seinen Autobiographien schildert er mehrere Erlebnisse etwa Konfrontationen mit SA Leuten und anderen Parteimitgliedern bei einem Tanzwettbewerb oder beim Fussballspielen aus denen er sich nur durch personliche Beziehungen und Schnelligkeit retten konnte Auch berichtet er von Verhaftungen von Kommunisten 2 Der mobile Handel und Pferdehandel von dem die Familie bis zu diesem Zeitpunkt lebte ging zunehmend schlechter Die Kunden weigerten sich bei Zigeunern zu kaufen Die Familie erwarb daher eine Schiessbude mit der sie bei Jahrmarkten wie etwa dem Stoppelmarkt in Vechta und Schutzenfesten Geld verdiente 3 Die neue Erwerbsgrundlage bot die Moglichkeit unauffalliger zu leben 4 Den Vorschlag eines befreundeten Juden und langjahrigen Geschaftspartners vermutlich 1936 gemeinsam ins Exil zu gehen schlug der Vater aus 5 Winter beschreibt die Veranderungen in den ersten Jahren des NS Regimes Wir waren fast immer die einzigen Sinti unter den Schaustellern und lange spielte das auch gar keine Rolle aber je starker die Nazis wurden je mehr von den Schaustellern in die Partei eintraten desto mehr bekamen wir die Ablehnung zu spuren Auf den Markten sah man plotzlich Manner mit Ledermantel und Hut die alles kontrollierten sie kamen immer wieder an unseren Stand manchmal standen sie stundenlang auf der anderen Seite und beobachteten uns Diese Leute von der Gestapo und der Kriminalpolizei liessen sich wiederholt unsere Ausweise und Papiere zeigen Einmal haben sie meine Eltern auf die Wache mitgenommen Sie wurden dort von allen Seiten fotografiert und Fingerabdrucke wurden genommen Ein paar Tage spater haben sie uns Kinder geholt Auch wir wurden wie Schwerverbrecher fotografiert und registriert Walter Winter 6 1939 kaufte die Familie ein kleines Haus im Landkreis Cloppenburg um nicht als im Wohnwagen lebende Sinti aufzufallen Winter beschreibt in seinen Erinnerungen dass seinen Eltern das Haus vor Einzug bereits von den Nazis weggenommen wurde 7 1938 wurde Winter zum Reichsarbeitsdienst RAD eingezogen und im Gegensatz zu den anderen jungen Mannern als Zigeuner nicht befordert 8 Einsatzort war ein Flugplatz 9 1939 wurden die Autos der Familie beschlagnahmt 10 Mit dem Ende 1939 in Kraft tretenden Festsetzungserlass wurde die Familie mit ihren Wagen in einer Sandkuhle festgeschrieben Weitere auf privaten Stellplatzen lebende Sinti aus der Umgebung von Cloppenburg wurden in die Sandkuhle uberfuhrt 11 Ob es sich dabei um des von der Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft anerkannte Lager fur Sinti und Roma Cloppenburg handelt ist unklar 12 Sein Dienst beim RAD endete bei Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Wechsel zur Wehrmacht 13 Am 1 Januar 1940 wurde er zum Militardienst eingezogen 14 Er erhielt eine Ausbildung an einem Luftabwehrgeschutz in Wilhelmshaven 15 Der erste Luftangriff auf Wilhelmshaven erfolgte bereits am 4 September 1939 16 1942 wurde er aus der Wehrmacht entlassen da er nicht zu verwenden sei Er kehrte im April 1942 nach Oldenburg zuruck Vier Wochen spater wurde auch sein Bruder Erich aus der Wehrmacht entlassen 14 Nach seiner Entlassung aus der Wehrmacht wurde er als Fahrer bei der Firma des Ortsgruppenleiters der NSDAP in Damme zwangsverpflichtet 17 1943 heiratete Winter Bluma Schubert 14 Der Deportationszug in dem Walter Winter und seine Familie ins Zigeunerlager Auschwitz transportiert wurden erreichte Mitte Marz das Lager Er wurde mit Datum vom 14 Marz 1943 mit der Nummer Z 3105 registriert 18 Der Zug war am 11 Marz 1943 in Hamburg uber Hannover angekommen und umfasste mindestens 328 Roma 19 Winters Familie wurde dem Block 18 zugewiesen 20 Im Fruhjahr 1943 haben wir die ersten Wochen den ganzen Tag im gesperrten Block gesessen Und wenn der Wind aus der Richtung der Krematorien kam konnten wir es nicht aushalten vor Gestank Aus den Schornsteinen kamen sechs sieben Meter hohe Flammen heraus Als wir nun nach vier Wochen aus den Blocks gelassen wurden wie die ersten Arbeitskommandos aus dem Zigeunerlager heraus sollten haben wir die Transporte gesehen Ununterbrochen reingefahren ausgeladen rausgefahren Der nachste Transport Tag und Nacht Walter Winter 2009 21 Er wurde Blockschreiber 22 14 Im August 1944 wurde er mit seiner schwangeren Frau in das KZ Ravensbruck und spater in das Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg verbracht Seine Frau starb in Ravensbruck im Februar 1945 14 Kurz vor der Befreiung am 13 April 1945 wurde Winter Zwangssoldat bei Cottbus in der SS Sondereinheit Dirlewanger 23 14 Am 5 Mai 1945 gelang es ihm sich nach Berlin abzusetzen 14 Burgerrechtsarbeit und Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz BearbeitenOstern 1980 fuhrte eine Gruppe Sinti einen weltweit beachteten Hungerstreik im KZ Dachau durch 24 Winter wurde durch die Zeitung darauf aufmerksam 25 Winter wird in der Folgezeit als Zeitzeuge aktiv Er lasst sich fur das Projekt Aufarbeitung der Verfolgungsgeschichte von Sinti und Roma in Konzentrationslagern Lagern Ghettos die sich auf dem Territorium des Landes Niedersachsen befanden 1991 bis 1995 des Niedersachsischen Verbandes Deutscher Sinti e V in Verbindung mit der Universitat Hannover interviewen 26 1999 erscheint seine erste von Thomas W Neumann und Michael Zimmermann herausgegebene Biographie WinterZeit Erinnerungen eines deutschen Sinto der Auschwitz uberlebt hat Die englische Ubersetzung folgt 2004 2009 erscheint seine zweite von Karin Guth bearbeitete Biographie Z 3105 Der Sinto Walter Winter uberlebt den Holocaust Hamburgs Sozialsenator Dietrich Wersich uberreichte ihm am 15 Juli 2008 das Bundesverdienstkreuz 1 Klasse da Walter Winter sich seit Jahren konsequent dafur ein setzt dass die Verbrechen der Nazis auch heute mehr als 60 Jahre nach dem Geschehen immer wieder ins Bewusstsein geruckt werden Damit tragt er engagiert dazu bei neonazistischen Entwicklungen entgegenzuwirken 27 Biographie BearbeitenWalter Stanoski Winter Hrsg von Thomas W Neumann und Michael Zimmermann WinterZeit Erinnerungen eines deutschen Sinto der Auschwitz uberlebt hat Hamburg 1999 engl WinterTime memoirs of a German Sinto who survived Auschwitz Ubersetzt und Vorwort von Struan Robertson Hatfield Hertfordshire 2004 Karin Guth Z 3105 Der Sinto Walter Winter uberlebt den Holocaust Auszug Hamburg 2009Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walter Winter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Das Interview mit Walter Winter dort als Winter Stanoski fur die Shoah Foundation ist zugreifbar Kurzbiographie in der Anne Frank StiftungEinzelnachweise Bearbeiten WinterTime S 10 Ortsangabe Oldenburg auch nach der Karte S 6 Guth Winter S 34ff WinterTime S 24ff Guth Winter S 38 Guth Winter S 38 Guth Winter S 41f WinterTime S 27f Laut Winter handelt es sich um den judischen Textilgrosshandler Hirschberg aus Oldenburg Die Erinnerungen des judischen Kaufmannes Heinrich Hirschberg aus Oldenburg an seine Auswanderung sind im Oldenburger Jahrbuch 1985 wiedergegeben Es handelt sich um einen Bericht der kurz nach der Auswanderung im Januar 1939 geschrieben wurde und die Ereignisse ab Oktober 1938 schildert Bei der Ausreise war der Rabbiner Leo Trepp beteiligt Guth Winter S 39 Guth Winter S 42 In der Biographie wird dies als Enteignung beschrieben und ein Erlass zur Entjudung von Grundbesitz vom Februar 1939 als vermeintliche Rechtsgrundlage angefuhrt tatsachlich wurde jedoch noch in den Richtlinien fur die Umsiedlung von Zigeunern vom 27 April 1940 ausgefuhrt dass fur Zigeuner eine gesetzliche Grundlage zur Enteignung von Grundbesitz nicht gegeben sei Als Dokument abgedruckt in Linde Apel Hrsg In den Tod geschickt Hamburg 2009 ISBN 978 3 940938 30 5 S 75 WinterTime S 29 Kurzbiographie auf www annefrankguide net der Anne Frank Stiftung Guth Winter S 39 Guth Winter S 43 Lager fur Sinti und Roma Cloppenburg im Haftstattenverzeichnis der Stiftung Zur regionalen Verfolgung siehe Hans Hesse Jens Schreiber Vom Schlachthof nach Auschwitz die NS Verfolgung der Sinti und Roma aus Bremen Bremerhaven und Nordwestdeutschland Marburg 1999 Hier S 172 179 besonders S 278 hier wird Walter Winter als Zeitzeuge fur die schutzende Hand der Cloppenburger Behorden erwahnt WinterTime S 30 a b c d e f g Kurzbiographie auf www annefrankguide net der Anne Frank Stiftung WinterTime S 32 Quellenfrei aus dem Artikel Wilhelmshaven Hans Hesse Jens Schreiber Vom Schlachthof nach Auschwitz die NS Verfolgung der Sinti und Roma aus Bremen Bremerhaven und Nordwestdeutschland Marburg 1999 Hier S 283 285 Gedenkbuch sowie Walter Winter WinterTime memoirs of a German Sinto who survived Auschwitz Ubersetzt und Vorwort von Struan Robertson Hatfield Hertfordshire 2004 S 45f Staatsarchiv Hamburg 314 15 Oberfinanzprasident 47 UA 5 Nach Linde Apel Dr Frank Bajohr und Ulrich Prehn Die Deportationen vom Hannoverschen Bahnhof 1940 1945 Historischer Verlauf und Spuren der Erinnerung PDF WinterTime S 45f Guth Winter S 18 Nach PDF Bericht von einer Lesung aus Z 3105 Der Sinto Walter Winter uberlebt den Holocaust PDF Datei 636 kB Seite uber seine Biographie auf www kz gedenkstaette neuengamme de 1 2 Vorlage Toter Link www kz gedenkstaette neuengamme de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Sinti und Roma im ehemaligen KZ Bergen Belsen am 27 Oktober 1979 Eine Dokumentation der Gesellschaft fur bedrohte Volker und des Verbands Deutscher Sinti Gottingen 1980 Guth Winter S 185 In der Sammlung stammt Interview 62 von ihm Ein Transkript ist eine der wichtigen Grundlagen des Buches Hans Hesse und Jens Schreiber 1999 Vom Schlachthof nach Auschwitz die NS Verfolgung der Sinti und Roma aus Bremen Bremerhaven und Nordwestdeutschland Stadtwiki Hamburg 1 2 Vorlage Toter Link www hamburgwiki de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Normdaten Person GND 120589257 lobid OGND AKS LCCN n99038799 VIAF 42021894 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Winter WalterALTERNATIVNAMEN Winter Walter StanoskiKURZBESCHREIBUNG deutscher Sinto Uberlebender des PorajmosGEBURTSDATUM 19 Juni 1919GEBURTSORT WittmundSTERBEDATUM 19 November 2012STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Winter amp oldid 197535523