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Waldhof war der Name eines doppelwandigen Tankmotorschiffs TMS der Mannheimer Reederei Lehnkering Rhein Fracht einer Tochter des Duisburger Unternehmens Lehnkering 2 Bekannt wurde die Waldhof nachdem sie am 13 Januar 2011 unweit der Loreley bei Sankt Goarshausen mit Schwefelsaure beladen kenterte und kieloben am Rand der Fahrrinne festkam Bei dieser Havarie starben zwei der vier Besatzungsmitglieder Nach einer Reparatur ist das Schiff seit April 2012 unter dem Namen Auriga wieder in Fahrt Waldhof SchiffsdatenFlagge Deutschland DeutschlandSchiffstyp Chemikalientanker mit EdelstahltanksHeimathafen MannheimEigner Lehnkering Rhein FrachtBauwerft Damen Shipyards B V HardinxveldStapellauf 1993Verbleib in FahrtSchiffsmasse und BesatzungLange 110 m Lua Breite 10 5 mTiefgang max 3 15 m Besatzung 4TransportkapazitatenTragfahigkeit 2 426 tdwSonstigesRegistrier nummern ENI 04607590Quelle 1 Inhaltsverzeichnis 1 Einzelheiten 2 Ungluck 2011 2 1 Havarie 2 2 Bergung 2 3 Untersuchung der Havarie 2 4 Prozesse Konsequenzen Sonstiges 3 Weblinks 4 FussnotenEinzelheiten BearbeitenDas Schiff wurde 1993 auf der Damen Werft in Hardinxveld fur Euromar BV in Zwijndrecht erbaut Die Aufbauten und die Antriebsanlage sind achtern angeordnet das Schiff verfugt uber eingesetzte Edelstahl Centertanks ohne Mittellangsschott und ist als Typ C Sauretanker klassifiziert 2005 wurde das Schiff um 24 Meter verlangert und zwei zusatzliche Tanks wurden eingebaut Nach dem Umbau verfugte das Schiff uber sieben Tanks Der maximale Tiefgang wurde nach dem Umbau von 2 80 m auf 3 15 m hochgeeicht die Tragfahigkeit stieg von 1517 auf 2426 Tonnen 3 Im neuen Zulassungszeugnis wurde die zulassige Dichte des geladenen Stoffes bei vollstandiger Befullung der Tanks auf 1 3 Tonnen pro Kubikmeter festgelegt Bei hoherer Dichte war die Befullung der Tanks entsprechend zu verringern der Einfluss freier Oberflachen jedoch moglichst gering zu halten Der gefuhrte Stabilitatsnachweis begrenzte wegen der mit abnehmendem Fullungsgrad der Tanks verringerten Langsstabilitat des Schiffes die Dichte des Ladegutes auf maximal 1 62 t m entsprechend einer Fullhohe von 80 2 in funf Tanks und zwei leeren Tanks Die Ladungsmenge betragt in diesem Fall 2200 t gegenuber 2426 t Tragfahigkeit Bei einer noch geringeren Ausnutzung der Tragfahigkeit waren unter Umstanden auch weitere ausreichend stabile Beladungen moglich wofur der Germanische Lloyd in seiner Zulassung jedoch die Verwendung eines zugelassenen Ladungsrechners an Bord des Schiffes zur Auflage machte 4 Ungluck 2011 BearbeitenHavarie Bearbeiten nbsp Das am 13 Januar 2011 auf dem Rhein bei St Goar nahe der Loreley gekenterte Tankmotorschiff WaldhofAm 13 Januar 2011 um 4 42 Uhr havarierte das mit 2 377 Tonnen Schwefelsaure Dichte 1 84 t m beladene Tankmotorschiff auf dem Weg von Ludwigshafen ins belgische Antwerpen im Rhein bei St Goarshausen unweit der Loreley Rhein Kilometer 554 5 Die vorgenommene Beladung entsprach nicht der Zulassung des Schiffes und erfullte nicht die erforderlichen Kriterien fur die Langsstabilitat Durch die Befullung aller sieben Tanks zwischen 49 und 58 ihrer Fullhohe war bei noch ausreichender Anfangsstabilitat d h bei nur geringer Krangung und geringem Rollen die dynamische Stabilitatsreserve unzureichend Ein Gutachten ergab spater dass nur vier der Tanks mit je 71 Fullhohe entsprechend einem Ladungsgewicht von 1747 Tonnen hatten befullt werden durfen um die vorgeschriebenen Stabilitatskriterien einzuhalten 6 Zum Ungluckszeitpunkt fuhrte der Rhein Hochwasser am nahen Pegel Kaub wurden 3 44 Meter uber dem mittleren Wert gemessen Der Rhein hatte deshalb eine hohere Fliessgeschwindigkeit als gewohnlich Wegen der unmittelbar vorausgegangenen Begegnung mit dem Gutermotorschiff Acropolis umfuhr die Waldhof die enge Stromkurve Betteck im ungunstigeren Aussenradius wo wegen des Hochwassers zusatzliche Querstromungen wirkten Die krangenden Momente aus Querbeschleunigung infolge der Kurvenfahrt den dynamischen Effekten durch die Bewegung der Ladung sowie aus der ortlichen Umstromung des Schiffskorpers uberschritten die durch unsachgemasse Beladung verursachte geringe Stabilitat des Schiffes das infolgedessen am Ausgang der Stromkurve bei Rhein km 553 75 um 180 Grad uber Steuerbord kenterte Der Havarist trieb bei Dunkelheit 1 6 km stromabwarts kieloben an vier begegnenden Schiffen und Schubverbanden vorbei von denen er das zweite ein Tankschiff rammte Nach der Kollision stiess er wegen der Stromkurve um die Loreley mit dem Bug ins Ufer drehte sich quer zum Strom und kam schliesslich am Anfang der nachsten Stromkurve um 04 52 Uhr bei Rhein km 555 33 am Rand der Fahrrinne im flachen Wasser fest 4 Infolge des Unfalls musste der Rhein in Hohe des havarierten Schiffes zeitweise vollstandig gesperrt werden In der Talfahrt durften die letzten von 420 aufgestauten Schiffen die Unfallstelle erst dreieinhalb Wochen nach der Havarie kontrolliert passieren Bergung Bearbeiten Erste Massnahme vor der Bergung war eine Sicherung des Havaristen in der Stromung bis zum Eintreffen geeigneter Schwimmkrane von denen zwei wegen Hochwassers zunachst eine Brucke uber die Ruhr nicht passieren konnten 5 Bei der Untersuchung des Schiffs wurde am 27 Januar 2011 festgestellt dass sich Wasserstoff gebildet hatte und Explosionsgefahr bestand Wahrend der Untersuchungen mussten immer wieder die rechte Rheinstrecke sowie die B 42 und B 9 aus Sicherheitsgrunden gesperrt werden 7 Nachdem der durch Korrosion auf Grund von eingedrungenem Rheinwasser entstandene Wasserstoff mittels Stickstoff aus den Tanks gespult worden war konnte die konzentrierte Saure aus dem am leichtesten zuganglichen Tank 7 am 5 Februar in ein Tankschiff geleichtert werden Es war geplant die Saure aus den anderen Tanks zum Herunterverdunnen in den nun leeren Tank 7 zu pumpen Durch die Stromung bildete sich aber im Bugbereich im Lauf der Zeit ein vier Meter tiefer Kolk 5 so dass eine sichere Lage des Schiffes nicht mehr gewahrleistet schien Durch die ungleichmassige Entladung kam es ausserdem zu einer Verformung des Rumpfes so dass ein Auseinanderbrechen nicht auszuschliessen war Man beschloss deshalb die Saure kontrolliert in den Rhein zu pumpen Durch die richtige Berechnung der kontrolliert abgepumpten Mengen Schwefelsaure konnte ein potenzielles Fischsterben verhindert werden auch fur die rheinabwarts gelegenen Trinkwassergewinnungsanlagen bestand so durch die schnelle Verdunnung der abgepumpten Mengen im Fluss keine Gefahr 8 Wahrend der normale pH Wert des Rheins bei 8 0 bis 8 1 liegt ergaben Messungen 200 Meter stromabwarts der Waldhof einen pH Wert von 6 2 und 400 Meter stromabwarts bereits einen pH Wert von 7 2 9 Nach dem Abpumpen der Schwefelsaure aus den Tanks wurde das gekenterte Schiff am Morgen des 13 Februar 2011 durch Lenzen der vorderen beiden Tanks und unter Einsatz der drei Schwimmkranen der niederlandischen Firma Mammoet angehoben und gegen 10 Uhr um die Langsachse gedreht und so wieder aufgerichtet Im Wohnraum wurde die Leiche eines der beiden vermissten Besatzungsmitglieder aufgefunden Da sich der zweite Vermisste laut Aussagen der beiden geretteten Besatzungsmitglieder im abgerissenen Steuerstand befand wird davon ausgegangen dass er mit der Stromung fortgespult wurde 10 11 Der Havarist wurde am spaten Nachmittag aus der Fahrrinne Richtung Ufer verholt und fur weitere Untersuchungen am nachsten Morgen in den Loreley Hafen geschleppt Die Schifffahrt wurde am 14 Februar um 16 Uhr wieder vollstandig freigegeben Untersuchung der Havarie Bearbeiten Das Bundesministerium fur Verkehr Bau und Stadtentwicklung setzte nach dem Unfall eine Untersuchungskommission ein Anfang 2012 veroffentlichte die Wasser und Schifffahrtsdirektion Sudwest einen Zwischenbericht Der Ablauf der Havarie konnte zweifelsfrei ermittelt werden Die Bauausfuhrung des Schiffes seine Ausrustung und die Talfahrt bei erhohten Wasserstanden sowie der Transport von 96 iger Schwefelsaure wurden fur den Havariezeitpunkt ebenso fur in Ordnung befunden wie die Anzahl und Qualifikation der Besatzung Die Vorgaben des Stabilitatsnachweises der fur eine Ladung mit einer Dichte von maximal 1 62 t m nur bis zu einem Tiefgang bis zu 3 11 Meter erbracht war waren jedoch ganz offensichtlich nicht erfullt Auch bei genauer Berechnung des vorliegenden Ladungsfalles waren die Kriterien fur die Stabilitat der Europaischen Ubereinkommen uber die internationale Beforderung gefahrlicher Guter auf dem Rhein bzw auf Binnenwasserstrassen ADNR ADN nicht erfullt Dennoch hatten nach statischer Berechnung und nach Versuchen am Schiffsfuhrungssimulator die vorhandenen Stabilitatsmangel noch nicht zum Kentern gefuhrt Es wurden daher weitere Untersuchungen zur dynamischen Stabilitat durchgefuhrt 12 13 Erst mit Veroffentlichung des endgultigen Unfallberichts der Kommission am 14 Februar 2013 wurden auf der Grundlage von Simulationen die dynamischen Verhaltnisse zum Unfallzeitpunkt als Ausloser bestatigt 14 Prozesse Konsequenzen Sonstiges Bearbeiten Das Amtsgericht St Goar urteilte der Kapitan des entgegenkommenden Schiffes Acropolis trage keine Schuld Das Oberlandesgericht Koln urteilte am 20 Marz 2018 in zweiter Instanz genauso 15 Der Gesamtschaden wurde von der Waldhof Reederei mit 3 5 Millionen Euro angegeben 15 Zustandige Institutionen haben als Konsequenz aus der Waldhof Havarie einige neue Regelungen geschaffen So ist die Verkehrsleittechnik im betreffenden Streckenabschnitt verbessert worden 16 und die ADN Gefahrgutvorschriften wurden angepasst 17 Zum 1 Dezember 2014 trat fur die Berufsschifffahrt eine Ausrustungspflicht mit dem Automatic Identification System in Kraft 18 nbsp Bergung des gekenterten Tankmotorschiffs Waldhof am 23 Januar 2011 nbsp Bergungsarbeiten am 8 Februar 2011 nbsp Die am 13 Februar 2011 geborgene Waldhof nachdem sie zuvor leergepumpt wurde nbsp Die Waldhof auf der Fahrt zur Triton Werft in Meiderich nbsp Waldhof unterhalb Neuwied zu TalWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Waldhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikinews Tanker mit Schwefelsaure auf Rhein gekentert Nachricht Unfalluntersuchungskommission TMS Waldhof bei der Wasser und Schifffahrtsdirektion Sudwest Hrsg Bericht uber den Ablauf und die Ursachen der Havarie des Tankmotorschiffes Waldhof am 13 Januar 2011 auf dem Mittelrhein Rhein km 553 75 Unfalluntersuchungsbericht hohe Auflosung 56 MB PDF Unfalluntersuchungsbericht niedrige Auflosung 8 MB PDF Zusammenfassung des Unfalluntersuchungsberichtes PDF 5 9 MB Anlage 4 zum Unfalluntersuchungsbericht Radaraufzeichnung der Revierzentrale Oberwesel vom 13 Januar 2011 04 40 18 Uhr bis 04 43 15 Uhr AVI Datei 178 MB Anlage 5 zum Unfalluntersuchungsbericht Radaraufzeichnung Zeitraffer der Revierzentrale Oberwesel vom 13 Januar 2011 04 40 50 Uhr bis 04 52 20 Uhr AVI Datei 185 MB Pressestelle Verbandsgemeinde Loreley Schiffsungluck auf dem Rhein Eine Chronik der Ereignisse Memento vom 10 Februar 2011 im Internet Archive 30 Januar 2011 Schwerpunkt Bergungsarbeiten Bundesanstalt fur Wasserbau Video und Fotomaterial u a Simulationsvisualisierungen zur Havarie der Waldhof Video Havarie TMS Waldhof Radaraufzeichnung der Revierzentrale Oberwesel Bundesanstalt fur Wasserbau BAW 2013 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 5446 14666 Fussnoten Bearbeiten Informationen zum Schiff abgerufen am 13 Januar 2011 Lehnkering Logistics amp Services Memento vom 1 Februar 2012 imInternet Archive abgerufen am 14 Januar 2011 Daten bei debinnenvaart nl niederlandisch a b Unfalluntersuchungskommission TMS Waldhof Hrsg Bericht uber den Ablauf und die Ursachen der Havarie des Tankmotorschiffes Waldhof am 13 Januar 2011 auf dem Mittelrhein Rhein km 553 75 Memento vom 23 Oktober 2013 im Internet Archive PDF 57 MB a b c TMS Waldhof der Lehnkering Reederei mit 2 377 Tonnen Schwefelsaure gekentert PDF 9 3 MB in Schifffahrt online ISSN 1867 8831 Nr 1 Jan 2011 S 8 ff Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Koblenz vom 22 August 2011 zum Ergebnis des beauftragten Gutachtens Memento vom 16 Januar 2015 im Internet Archive vgl auch Stabilitatsnachweis und maximale Fullhohe im Untersuchungsbericht der Kommission Explosionsgefahr an der Loreley Arbeiten am Ungluckstanker gehen weiter in Rhein Zeitung 27 Januar 2010 Deutschlandfunk Tickende Bombe auf dem Rhein abgerufen am 17 November 2019 Presseinformation Nr 45 PDF 128 kB 7 Februar 2011 Sauretanker steht wieder aufrecht im Rhein Leiche aus Wrack geborgen in Rhein Zeitung 13 Februar 2011 Der Tagesspiegel Leiche in havariertem Tanker im Rhein gefunden abgerufen am 13 Februar 2011 Elektronischer Wasserstrassen Informationsservice Zwischenbericht uber die Untersuchung der Havarie des Tankmotorschiffs Waldhof am 13 Januar 2011 auf dem Mittelrhein Memento vom 17 April 2012 im Internet Archive Havarie TMS Waldhof 2010 Kollision nicht Mitursache in Binnenschifffahrt 2 3 2012 S 4 Untersuchungsbericht Falsche Ladung bringt Sauretanker Waldhof zum Kentern in Rhein Zeitung 14 Februar 2013 a b FAZ net 21 Marz 2018 Zweites Schiff trifft keine Schuld an der Waldhof Havarie Neue Wahrschau Regelungen fur die Gebirgsstrecke in Bonapart de 17 April 2013 Waldhof Havarie fuhrt zu strengeren ADN Richtlinien in Bonapart de 12 Oktober 2012 Zentralkommission fur die Rheinschifffahrt November 2014 Erlauterungen zur Ausrustungsverpflichtung mit Inland AIS Geraten und Inland ECDIS Geraten oder vergleichbaren Kartenanzeigeggeraten PDF 13 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldhof Schiff amp oldid 228935963