www.wikidata.de-de.nina.az
Waldemar von Poletika auch Wladimir von Poletika auch Poletika 16 Dezember 1888 in St Petersburg Kaiserreich Russland 25 Juni 1981 in Bonn 1 war ein deutsch russischer Geograph und Agrarwissenschaftler Im Zweiten Weltkrieg erarbeitete er agrarpolitische Unterlagen fur die Hungerpolitik in den besetzten Gebieten der Sowjetunion Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPoletika studierte Geographie und Agrarwissenschaften Er war von 1919 bis 1923 Professor an der Universitat Petrograd sowie Mitglied der Kaiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft Nachdem er an der dortigen Universitat einen Widerstand gegen die Kommunisten organisiert hatte emigrierte er nach Deutschland Er nahm eine Professur am Russischen Wissenschaftlichen Institut in Berlin an 1934 wurde er zunachst ausserordentlicher dann ab 1940 ordentlicher Professor an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin 2 Den Untersuchungen der Historiker Christian Gerlach und Michael Fahlbusch zufolge war Poletika politischer Berater mehrerer Institutionen des NS Staates Zum einen war er Experte fur die russische Landwirtschaft im Reichsnahrstand Zum anderen erarbeitete er als Angehoriger des Wirtschaftsstabes Ost agrarpolitische Unterlagen fur den Hungerplan des NS Staatssekretars und Leiters der Geschaftsgruppe Ernahrung in Hermann Gorings Vierjahresplan Behorde Herbert Backe Diesem Zweck dienten 1941 verschiedene Inspektionsreisen in die eroberten Gebiete der Sowjetunion die er im Rang eines Majors des Wirtschaftsrustungsamtes durchfuhrte Nachdem er von einer Erkrankung im November 1941 genesen war wurde er Mitarbeiter der 1942 aus der sogenannten Sammlung Georg Leibbrandt entstandenen Publikationsstelle Ost sowie Leiter der Abteilung fur Landwirtschaft und Klimatologie innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Turkestan in Dresden welche dem Reichssicherheitshauptamt VI G unterstand und so Michael Fahlbusch zusammen mit der Publikationsstelle Ost als Think Thank fur den Anschluss der Gebiete ostlich Stalingrads fungierte 3 Poletika gehorte zu den Agrarwissenschaftlern welche die Ernahrungssicherung der deutschen Bevolkerung durch eine radikale Ausbeutung der Nahrungsmittelressourcen der zu besetzenden Gebiete erreichen wollten indem man die Nahrungsmitteluberschusse des Sudens insbesondere der Ukraine nach Mitteleuropa umlenkte Zu diesem Zweck sollten die Zuschussgebiete in Mittel und Nordrussland vor allem die Industriegebiete und Grossstadte die bislang aus diesen Uberschussgebieten beliefert wurden von ihrer Ernahrungsbasis abgeschnitten werden wobei der millionenfache Hungertod der Menschen einkalkuliert war 4 Schon vor dem Uberfall auf die Sowjetunion am 22 Juni 1941 kommentierte Poletika die Analyse des Forstwissenschaftlers Eugen von Engelhardt Die Ernahrungs und Landwirtschaft der Weissrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik mit drastischen Vermerken So zu der von Engelhardt vorgeschlagenen Pro Kopf Versorgung von 200 kg Getreide im Jahr Unsinn Haben niemals so viel zu fressen gehabt Und zu Engelhardts Befund ein signifikanter Getreideuberschuss sei in Weissrussland nicht zu erwirtschaften Uberschuss ist die Differenz zwischen Ernte u nd Hunger 5 Poletikas im Marz 1941 verfasstes Textheft der Mappe E Weissrussland fur die Militargeographische n Angaben uber das europaische Russland des Generalstabes des Heeres folgte der Annahme der Besatzer dass sich der Krieg aus dem Krieg selbst ernahren musse 6 Poletika favorisierte in verschiedenen Stellungnahmen eine radikale Hungerpolitik in Weissrussland welcher der Vorzug gegenuber der Option die Einheimischen als Zwangsarbeiter zu rekrutieren und ernahren zu mussen zu geben sei Dabei rechnete er mit dem Hungertod von uber der Halfte der ungefahr zehn Millionen Menschen Weissrusslands 7 Nach dem Krieg gab Poletika an wegen Opposition gegen die von der Partei vorgeschriebene agrarpolitische Grundlinie aus dem Wehrdienst entlassen worden zu sein 8 In einer eidesstattlichen Erklarung in Rahmen seines Wiedergutmachungsverfahrens von 1954 sagte der ehemalige Chef von Heinrich Himmlers Planungsamt fur die Festigung deutschen Volkstums und Verfasser des Generalplan Ost Konrad Meyer zugunsten Poletikas aus Dieser habe nach Ausbruch des Russlandfeldzuges als Kriegsverwaltungsrat und Russlandexperte beim Wirtschaftsstab Ost offen und eindeutig die Verwaltungsmassnahmen in den besetzten Ostgebieten missbilligt Deshalb so Konrad Meyer wurde er aus der Wehrmacht entlassen und kehrte in die Fakultat zuruck 9 Poletika wurde 1952 von der Universitat Berlin emeritiert 10 Ab 1950 war er Gastprofessor an der Universitat Bonn und wurde langjahriger Leiter deren im gleichen Jahr gegrundeter Agrarwissenschaftlichen Forschungsstelle fur die Oststaaten 11 Schriften BearbeitenWladimir von Poletika Russland als Agrarstaat In Zeitschrift fur Politik 19 1930 S 107 22 Inhalt Mit Boris Brutzkus und Aleksandr Ugrimov Die Getreidewirtschaft in den Trockengebieten Russlands Stand und Aussichten Parey Berlin 1932 Generalstab des Heeres Militargeographische Angaben uber das Europaische Russland Mappe E Weissrussland Karten Plane Text und Bildheft Berlin 1941 Digitale Bibliothek Die kulturgeographischen Kraftlinien Altrusslands In Universitas 1947 Die Kolonisationsgeschichte Russlands In Universitas 1948 Die Agrargeographie Russlands In Universitas 1949 Die Mongolen und Russland In Universitas 1950 Die russische Agrarpsyche In Kolner Zeitschrift fur Soziologie 5 Jg 1952 53 Heft 1 12 Literatur BearbeitenChristian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1999 ISBN 3 930908 54 9 Michael Fahlbusch Waldemar von Poletika In Michael Fahlbusch Ingo Haar Hrsg Handbuch der volkischen Wissenschaften Personen Institutionen Forschungsprogramme Stiftungen Saur Munchen 2008 ISBN 978 3 598 11778 7 S 482 484 Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender De Gruyter Berlin 1954 S 1803 1966 S 1877 1980 S 2966 und 1983 S 4842 Nekrolog Poletika Waldemar von In Otto Wenig Hrsg Verzeichnis der Professoren und Dozenten der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Bonn 1818 1968 Bouvier Bonn 1968 ISBN 3 41 600495 7 S 229f Einzelnachweise Bearbeiten Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender De Gruyter Berlin 1983 S 4842 Nekrolog danach die genauen Geburts und Sterbedaten Michael Fahlbusch Waldemar von Poletika In Michael Fahlbusch Ingo Haar Hrsg Handbuch der volkischen Wissenschaften Personen Institutionen Forschungsprogramme Stiftungen Saur Munchen 2008 482f Michael Fahlbusch Waldemar von Poletika S 483 Rolf Dieter Muller Von der Wirtschaftsallianz zum kolonialen Ausbeutungskrieg In Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Hrsg v Militargeschichtlichen Forschungsamt Bd 4 Der Angriff auf die Sowjetunion Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1983 ISBN 3 421 06098 3 S 98 189 hier S 148 Christian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1999 S 56ff Zitate S 57 Michael Fahlbusch Waldemar von Poletika S 483 Christian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1999 S 58 u S 1147 Michael Fahlbusch Waldemar von Poletika S 483 Michael Fahlbusch Waldemar von Poletika S 483f Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender De Gruyter Berlin 1980 S 2966 Christian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1999 S 58 Michael Fahlbusch Waldemar von Poletika S 484 Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender De Gruyter Berlin 1954 S 1803 dort auch weitere Zeitschriftenbeitrage Poletikas Normdaten Person GND 128090480 lobid OGND VIAF 67508430 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Poletika Waldemar vonALTERNATIVNAMEN Poletika Wladimir vonKURZBESCHREIBUNG deutsch russischer Geograph und AgrarwissenschaftlerGEBURTSDATUM 16 Dezember 1888GEBURTSORT St Petersburg Russland STERBEDATUM 25 Juni 1981STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldemar von Poletika amp oldid 189858737