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Die Walbecker Glocke ist eine der altesten Kirchenglocken Deutschlands die bis in die Neuzeit erhalten geblieben ist In einem Bericht aus dem 20 Jahrhundert wurde sie als alteste Glocke Deutschlands bezeichnet Walbecker Glocke und Inschrift Inhaltsverzeichnis 1 Gestaltung 2 Datierung 3 Geschichte 4 LiteraturGestaltung BearbeitenBei der Glocke handelt es sich um eine aus Bronze gegossene Theophilusglocke in Bienenkorbform Die Glockenwandung ist vom Rand bis zu Haube mit Ausnahme des Schlagrings annahernd gleich stark In der Haube befinden sich zwei dreieckige Gruben sogenannte Schalllocher foramina die den Nebenton der Glocke verstarken sollen der massgeblich zur Fulle des Haupttons beitragt Die Glocke ist 68 cm hoch und hat einen Durchmesser von 50 cm Ihr Gewicht wurde mit 210 Pfund angegeben Uber dem eigentlichen Klangkorper befindet sich eine Krone die sich aus einer Mittelohre und Seitenohren zusammensetzt Im Bereich der Krone sind noch Nahte nachweisbar was auf eine zweiteilige Gussform schliessen lasst Die Oberflache der Glocke ist rau Die sonst ubliche Glattung mit einem Sandstein erfolgte somit anscheinend nicht Wolm und Schulter der Glocke werden von jeweils zwei Wulsten geziert Ein 3 5 cm breites Halsband tragt eine rechtslaufige und keilformig eingetiefte Inschrift Die Inschrift teilt nach einem Initialkreuz in Majuskeln die Weihe der Glocke an die Heilige Dreifaltigkeit mit Sie lautet WALBECK ANNO M IN HONOREM SCE TRINITATIS AMENEN deutsch Walbeck im Jahre 1000 Zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit in Ewigkeit Die Deutung der Inschrift ist insbesondere hinsichtlich des letzten Wortes nicht einfach und wurde haufig falschlich auch als AERE oder ETERNITATE gelesen Datierung BearbeitenDer Guss der Glocke konnte nach der Inschrift bereits im Jahr 1000 erfolgt sein Eine Datierung auf das fruhe 11 Jahrhundert erscheint tatsachlich wahrscheinlich Aus einem Bericht Thietmar von Merseburgs geht hervor dass die Stiftskirche St Mariae virginis et Pancratii in Walbeck im Jahr 1011 abgebrannt sei und hierbei auch die Glocken zerstort wurden Es wird von einem baldigen Wiederaufbau noch in der ersten Halfte des 11 Jahrhunderts ausgegangen Die Walbecker Glocke durfte zu dieser Neuanschaffung gehort haben Als Hinweis auf diese sehr fruhe Entstehung wird auch die Form der Schrifttypen angegeben Insbesondere die Schreibweise des Buchstaben M deutet darauf hin da sich Ahnlichkeiten zur Schreibweise der Lullusglocke finden die zwischen 1036 und 1059 in Hersfeld gestiftet wurde Auch das aussere Erscheinungsbild weist deutliche Ahnlichkeiten zu anderen Glocken aus der Mitte des 11 Jahrhunderts auf Eine Datierung welche auf einem Vergleich mit einer auf das Jahr 1144 datierten Glocke aus Iggensbach beruht kommt zu einem spateren Entstehungsdatum Letztendlich erscheint eine Entstehung im zweiten Viertel des 11 Jahrhunderts jedoch als wahrscheinlich Geschichte BearbeitenDie Kirchenglocke befand sich zunachst im Kloster Walbeck in der dortigen Stiftskirche Unserer Lieben Frau St Mariae virginis et Pancratii Nach Aufhebung des Stifts gaben die koniglichen Behorden die Glocke dann an die Sankt Eustachius und Agathe Kirche nach Diesdorf bei Magdeburg ab Hier diente sie vor allem als Schulglocke Eine erste wissenschaftliche Erwahnung im Hinblick auf die kulturhistorische Bedeutung der Glocke datiert aus dem Jahr 1842 Da der Ton der Glocke mit dem der anderen beiden in Diesdorf vorhandenen grosseren Glocken nicht harmonierte wurde sie 1885 an das Provinzialmuseum Halle verkauft und wohl 1886 andere Quelle 1888 tatsachlich nach Halle gebracht Im Jahr 1915 begann die Umprofilierung des Museums zum Landesmuseum fur Vorgeschichte Die nun nicht mehr zum Zuschnitt des Museums passenden Glocken sollten daher abgegeben werden Theodor Demmler vom Berliner Bodemuseum bekundete Interesse am Erwerb unter anderem der Walbecker Glocke Ein Ankauf unterblieb jedoch zunachst Der Direktor des Provinzialmuseums Hans Hahne drangte im Sommer 1917 in einem Schriftwechsel mit Wilhelm von Bode zur Durchfuhrung des Verkaufs Hintergrund war vermutlich dass bei unterbliebenem Ankauf eine Einschmelzung zu Rustungszwecken befurchtet wurde Es wird angenommen dass der Ankauf dann noch 1917 nach Genehmigung der Glockenabgabe durch den Landeshauptmann erfolgte Zum Abtransport nach Berlin kam es jedoch zunachst vermutlich durch die schwierige Situation des Ersten Weltkrieges 1918 nicht Erst 1923 der hallische Provinzialkonservator Max Ohle hatte seit 1921 auf einen Fortgang gedrangt erfolgte dann der Transport nach Berlin In einem Pressebericht aus dem Jahr 1933 wurde dann mitgeteilt dass bei einer durchgefuhrten Inventur im Provinzialmuseum Halle die Glocke nicht mehr aufgefunden werden konnte und ihr Verbleib unbekannt sei Ein Einschmelzen wird in diesem Bericht zwar besprochen jedoch als unwahrscheinlich angesehen da ihr hoher kulturhistorischer Wert aufgrund der ungewohnlichen Form augenscheinlich war Tatsachlich befand sich die Glocke im Depot des Berliner Bodemuseums Inventar Nr AE 511 wo sie auch die Kriegswirren des Zweiten Weltkriegs uberstand Die Glocke wurde jedoch bisher wohl noch in keiner offentlichen Ausstellung gezeigt Literatur BearbeitenFranz Huschenbett Glockenabschiedsfeier in der Kirche zu Diesdorf Halle Saale 1917 Franz Huschenbett Das Heimatbuch von Diesdorf Magdeburg 1934 Frank Matthias Kammel Die Glocken der Berliner Skulpturensammlung in Jahrbuch Preussischer Kulturbesitz 33 1996 Olaf Meister Lautender Schatz im Kirchturm in Magdeburger Volksstimme vom 4 Mai 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walbecker Glocke amp oldid 206416228