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Die Vugesta auch VUGESTAP fur Verwaltungsstelle judischen Umzugsgutes der Gestapo 1 war eine Einrichtung in Wien die in den Jahren 1940 bis 1945 agierte und die Umzugsguter von ca 5 000 gefluchteten Wiener Judinnen und Juden fur die Kassen des NS Reiches verwertete Sie spielte eine wichtige Rolle fur die Umverteilung geraubten Privateigentums an Volksgenossen in Osterreich in der Zeit des Nationalsozialismus Die von der Vugesta vereinnahmten Erlose wurden von ihr an den Oberfinanzprasidenten von Wien abgeliefert Diese Wiener Losung fur den Verkauf des judischen Hausrats war einzigartig im Deutschen Reich da im Altreich diese Verwertungsaktionen direkt von der Finanzverwaltung ubernommen wurden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Aufgabengebiet 3 Wert und Kunstgegenstande 4 Geschaftsvolumen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenAm 22 August 1940 gestattete der Reichsminister fur Justiz in einem Erlass an die Reichsverkehrsgruppe Spedition und Lagerei den Pfandverkauf auf Grund des Lagerhalterpfandrechts fur Haushaltungsgut Mobiliar und Umzugsgut das aus dem Besitz emigrierter Juden stammte 3 Karl Ebner Leiter des Judenreferats Wien gelangte im Zuge der Realisation dieser Anordnung mit Karl Herber Leiter der Reichsgruppe Spedition und Lagerei Ostmark zu einer Ubereinkunft die vorsah dass Herber auf Weisung der Gestapo den judischen Besitz verkaufen sollte der in osterreichischen Lagerhallen verblieben war Die Speditionen und Lagereien sollten fur die Lagerung des Besitzes aus den Erlosen bezahlt werden Erzielte Gewinne sollten an die Oberfinanzprasidien in Wien und Berlin abgefuhrt werden Die Wiener Gestapo grundete fur die Versteigerung der zuruckgelassenen Habe dafur die VUGESTA die dort am 7 September 1940 ihre Tatigkeit aufnahm 4 Firmengrundungen zur Acquise und dem Verkauf von Raubgutern waren durchaus ublich so hatte man etwa in Griechenland die Warenhandelsgesellschaft DEGRIGES gegrundet Karl Herber leitete diese Agentur Sitz der Vugesta war das Buro der Reichsverkehrsgruppe Spedition und Lagerei Ostmark ehemals Zentralverband der Spediteure fur Osterreich Wien 1 Bauernmarkt 24 Die Vugesta arbeitete auf Provisionsbasis und beschaftigte 12 Angestellte Es handelte sich um eine Zusammenarbeit zwischen Vertretern osterreichischer Speditionen Lagereien und der Gestapo Aufgabengebiet BearbeitenIn den ersten Jahren konzentrierte sich die VUGESTA auf den Raub der zur Ausfuhr vorbereiteten Umzugsguter vertriebener osterreichischer Juden Die zur Flucht Genotigten waren verpflichtet vor ihrer Abreise ihre verpackten Umzugsguter sogenannte Lifts an Speditionen zu ubergeben Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden diese Lifts jedoch nicht mehr weitergeleitet sondern verblieben bei den Speditionen oder auf Zwischenstationen Spediteure waren zudem verpflichtet Umzugslifts zu melden wenn deren Besitzer rassisch verdachtig erschienen In diesen Fallen wurden die Umzugsguter in Zusammenarbeit mit der Gestapo offiziell beschlagnahmt Obwohl ursprunglich geplant war beschlagnahmte Umzugsguter ausschliesslich vom Wiener Auktionshaus Dorotheum versteigern zu lassen wurden spater auch andere Auktionshauser tatig und ab 1941 auch auf die Moglichkeit des Freiverkaufs zuruckgegriffen Filialen dazu befanden sich auf dem Wiener Messegelande und in den Sophiensalen nbsp Legitimationskarte fur Versteigerung der Vugesta Mai 1941An den Auktionen durften nur Kriegsinvaliden Obdachlose aufgrund von Luftangriffen und andere Bedurftige teilnehmen Angehorige der NSDAP Gestapo oder Wehrmacht erhielten jedoch Ausnahmegenehmigungen Behorden konnten Mobel zu Schatzpreisen erwerben Nach einem undatierten gedruckten Merkblatt wurden Antragsformulare fur den Kauf von Mobeln und Gebrauchsgegenstanden von den Ortsgruppen der NSDAP ausgegeben die zugleich uber die Zuverlassigkeit und Wurdigkeit des Antragstellers befanden Auch das Nettomonatseinkommen musste im Antrag vermerkt und vom Betriebsfuhrer bestatigt werden 5 Bis Ende 1943 waren die meisten in Frage kommenden Umzugsguter weiterverkauft Die Vugesta konzentrierte sich in der Folge auch auf Drangen der Gestapo auf die Verwertung der Wohnungseinrichtungen deportierter Personen Dazu arbeitete die Mobelverwertungsstelle Krummbaumgasse geleitet von Bernhard Witke und Anton Grimm eng mit der von Adolf Eichmann initiierten Zentralstelle fur judische Auswanderung zusammen Die Schatzmeister bekamen Adressen und Schlussel der Wohnungen die danach von Zwangsarbeitern geraumt wurden Wert und Kunstgegenstande BearbeitenAlle Guter mit einem Schatzwert uber 1000 Reichsmark wurden uber das Dorotheum versteigert ebenso Kunstguter sofern fur sie nicht der Fuhrervorbehalt galt Erst wenn Hans Posse der Sonderbeauftragte fur das Linzer Fuhrermuseum an einem Kunstwerk nicht interessiert war wurde es verkauft oder versteigert Museen konnten ein Vorkaufsrecht geltend machen danach hatten die Schatzmeister der Vugesta Zugriff so beispielsweise Bernhard Witke oder Anton Grimm die ihrerseits Antiquitatenhandlungen betrieben Erst wenn auch NS Offiziere Kunsthandler und andere Gunstlinge kein Interesse zeigten wurde uber offentliche Versteigerungen an Museen Handler sowie Privatpersonen verkauft Geschaftsvolumen BearbeitenDie Vugesta verwertete vom Fruhherbst 1940 bis zum Kriegsende das Umzugsgut von rund 5 000 bis 6 000 und die Wohnungseinrichtungen von mindestens 10 000 gefluchteten oder deportierten judischen Familien Im Laufe dieser Tatigkeit setzte die Vugesta uber Freihandverkaufe funf Millionen Reichsmark um Daruber hinaus setzte die Vugesta weitere zehn Millionen Reichsmark mit dem Verkauf von Gegenstanden uber das Dorotheum um Der Gewinn aus diesen Verkaufen floss in die Kassen des Deutschen Reiches Literatur Bearbeiten Arisierung von Mobilien Veroffentlichungen der Osterreichischen Historikerkommission Bd 15 Oldenbourg Verlag Wien Munchen 2004 ISBN 3 486 56777 2 S 105 163 InternetzugangWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Vugesta Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien kunstrestitution at Vugesta demokratiezentrum org Vugesta yadvashem org Vugesta Verwaltungsstelle der Gestapo welche judisches Eigentum verausserteEinzelnachweise Bearbeiten Sabine Loitfellner Die Rolle der Verwaltungsstelle fur judisches Umzugsgut der Geheimen Staatspolizei Vugesta im NS Kunstraub in Gabriele Anderl Alexandra Caruso Hg NS Kunstraub in Osterreich und die Folgen Innsbruck 2005 Brigitte Bailer Die Gestapo Leitstelle Wien Stimmungs und Lageberichte Berlin Boston De Gruyter Oldenbourg 2022 Joseph Walk Hrsg Das Sonderrecht fur die Juden im NS Staat 2 Aufl Heidelberg 1996 ISBN 3 8252 1889 9 S 327 VO uber die Behandlung feindlichen Vermogens Genehmigung des Pfandverkaufs 12 September 1940 RStDev 72 40 DSt RSt Juden sind nach 3 Abs 1 der Verordnung uber die Behandlung feindlichen Vermogens als Feinde anzusehen Andrea Low Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 3 Deutsches Reich und Protektorat Bohmen und Mahren September 1939 September 1941 Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58524 7 S 456 457 mit Anm 2 Dokument VEJ 3 179 in Andrea Low Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 3 Deutsches Reich und Protektorat Bohmen und Mahren September 1939 September 1941 Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58524 7 S 456 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vugesta amp oldid 233749810