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Als Vorzugsstimme wird bei einem Verhaltniswahlsystem eine weitere Stimme des Wahlers bezeichnet die zusatzlich zur Stimme fur eine Partei fur einen Kandidaten dieser Partei abgegeben werden kann Dieser Kandidat wird unter festgelegten Kriterien bei der Zuordnung der Mandate vorgereiht vorgezogen Vorzugsstimmen finden sich in Osterreich bei der Wahl zum Nationalrat in Japan bei der Wahl eines Teiles des Oberhauses in den Niederlanden bei der Wahl der Zweiten Kammer des Parlaments in Hamburg und Bremen bei den Burgerschaftswahlen sowie in mehreren EU Staaten bei der Europawahl d h der Wahl zum Europaischen Parlament Die Systeme unterscheiden sich nach Hohe der Relevanzschwelle ab der eine Vorzugsstimme uberhaupt berucksichtigt wird Ein Kandidat kann trotz Uberschreiten dieser Schwelle kein Mandat erhalten wenn die Partei nicht ausreichend Mandate erhalt Umgekehrt kann es sein dass einem Kandidaten auf Grund der Menge der Vorzugsstimmen ein Mandat zusteht dies aber keine Relevanz hat da er dies auch auf Grund der Reihung seines Listenplatzes erhalten wurde Liegt die Schwelle wie in Osterreich sehr hoch so kommen nur selten Kandidaten zum Zug und betreiben daher ublicherweise eine Vorzugsstimmenkampagne Bei keiner oder sehr niedriger Schwelle wenn praktisch alle Kandidaten diese uberschreiten entscheidet nicht die Parteiliste sondern alleine die Vorzugsstimme uber die Zuordnung der Mandate zu Kandidaten Die Vorzugsstimme ist zu unterschieden von der Ersatzstimme Die Ersatzstimme bezieht sich auf eine weitere Praferenz falls die erste Praferenz der Wahlers nicht zum Erfolg fuhrt Die Vorzugsstimme ist auch von der Vorzugswahl auch Praferenzwahl genannt zu unterschieden Inhaltsverzeichnis 1 Situation in Osterreich 2 Situation in Deutschland 3 Voorkeurstem in den Niederlanden 4 Verhaltniswahlmandate im japanischen Oberhaus 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseSituation in Osterreich BearbeitenBei Wahlen zum osterreichischen Nationalrat oder zum Europaparlament in Osterreich hat jeder Wahler die Moglichkeit zusatzlich zu seiner Stimme fur eine Partei eine Person zu wahlen Es wird der Name der Person handschriftlich unter die gewahlte politische Partei geschrieben oder falls die Liste auf dem Wahlzettel aufgedruckt ist diese Person angekreuzt Es kommen nur Personen in Frage die auf der Parteiliste der gewahlten Partei fur den jeweiligen Wahlkreis stehen Der Zweck dieser Regelung ist die Moglichkeit Umreihungen auf der gewahlten Parteiliste zu ermoglichen und die Starkung der personlichen Bindungen zwischen Wahlkreis und Abgeordneten Mit Hilfe eines Vorzugsstimmen Wahlkampfes konnen Kandidaten auf aussichtslosen Listenplatzen den Sprung ins Parlament schaffen Dies gelang 1983 dem dem linken Parteiflugel der SPO zugehorigen damaligen Aktivisten und spateren Klubobmann Josef Cap sowie bei den Europawahlen 2004 dem rechtsnationalen Publizisten Andreas Molzer fur die FPO Um eine Blamage zu vermeiden betreiben Spitzenkandidaten und andere Kandidaten auf aussichtsreichen Platzen haufig ebenfalls Vorzugsstimmenwahlkampfe sodass eine tatsachliche Umreihung sehr selten vorkommt Seit der Wahl zum Nationalrat 2013 konnen Vorzugsstimmen auf den drei Ebenen Regionalwahlkreis Landeswahlkreis Bundeswahlvorschlag unabhangig voneinander vergeben werden Ein Kandidat ist im Bundeswahlvorschlag enthalten und kann zusatzlich auch noch in einem Landeswahlkreis und oder in einem Regionalwahlkreis kandidieren Die Relevanzschwellen sind unterschiedlich auf den Ebenen Ebene Relevanzschwelle Anmerkung 1 Regionalwahlkreise mindestens 14 der gultigen Stimmen fur die Partei des Kandidaten in diesem Regionalwahlkreis Zuweisung der Mandate an die Regionalbewerber der Regionalparteilisten nach Massgabe der Vorzugsstimmen Reihung der nicht gewahlten Regionalbewerber 98 3 Landeswahlkreise mindestens 10 der gultigen Stimmen fur die Partei des Kandidaten in diesem Landeswahlkreisoder so viele wie der Wahlzahl entsprechen Zuweisung der Mandate an die Bewerber der Landesparteilisten nach Massgabe der Vorzugsstimmen Reihung der nicht gewahlten Bewerber 102 3 Bundesgebiet mindestens 7 der gultigen Stimmen fur die Partei des Kandidaten Zuweisung an die Bewerber Niederschrift Verlautbarung 108 2 Fur alle drei Ebenen gilt Die Partei muss in dem jeweiligen Wahlkreis ausreichend Mandate erhalten haben Bei mehreren Kandidaten die die Relevanzschwelle erreicht oder uberschritten haben erfolgt die Reihung zuerst nach Anzahl der Vorzugsstimmen und anschliessend nach der Position auf der Parteiliste des jeweiligen Wahlkreises In Regionalwahlkreisen mit wenigen Mandaten ist es schwieriger bis unmoglich eine Vorzugsstimme zu erhalten Zum Beispiel ist dem Regionalwahlkreis Osttirol lediglich ein Grundmandat zugeordnet das seit der Einfuhrung dieses Regionalwahlkreises noch von keiner Partei gewonnen werden konnte Abweichende Vorzugsstimmensysteme durch interne RegelungenIn Abweichung zu den gesetzlichen Regelungen besteht teils die Praxis auf Grundlage parteiinterner Regelungen konkreter zivilrechtlicher Ubereinkunfte zwischen den Kandidaten striktere Vorzugsstimmensysteme umzusetzen So kommen etwa Vorzugsstimmensysteme ohne jegliche Relevanzschwelle absolutes Vorzugsstimmensystem 2 oder aber mit abweichenden Regelungen etwa einer Halbierung der gesetzlichen Vorgaben 3 zur Anwendung Die prinzipielle rechtliche Durchsetzbarkeit von abweichenden Vereinbarungen zu Vorzugsstimmen scheint rechtlich unsicher und wird bezweifelt 4 Dennoch finden derartige Systeme nicht zuletzt aufgrund eines vermuteten Mobilisierungseffektes wiederholt Anwendung Kritisiert rund um derartige Vorzugsstimmenmodelle wird unter anderem der Umstand dass sich derartige Wahlkampfe starker auf die bereits feststehende eigene Wahlerschaft richten und Kandidaten in der Regel selbst fur die Fuhrung des Vorzugsstimmenwahlkampfes aufzukommen haben 5 was zu einem finanziellen Wettbewerb und zudem einer Abwalzung von Teilen der Wahlkampfkosten auf Kandidaten fuhrt Ebenfalls kritisiert wird der hohe Aufwand in der Auszahlung 6 sowie die Problematik einer langfristigen Schadigung der Organisation durch einen wiederholten direkten Wettbewerb zahlreicher Kandidaten gegeneinander Situation in Deutschland BearbeitenIn Deutschland kann die Erststimme bei der Bundestagswahl als eine Vorzugsstimme angesehen werden da im Wahlkreis Gewahlte den Listenbewerbern bei der Zuteilung von Mandaten stets vorgehen Allerdings kann mit der Erststimme nicht zwischen mehreren Kandidaten ein und derselben Partei entschieden werden Voorkeurstem in den Niederlanden BearbeitenAuch in den Niederlanden besteht fur Kandidaten auf hinteren Listenplatzen die Moglichkeit ins Parlament gewahlt zu werden dies geschieht durch die sogenannten Voorkeurstemmen Die Wahl der Zweiten Kammer erfolgt als Listenwahl mit Elementen der Personlichkeitswahl Die Parteien stellen im Vorfeld der Wahl Listen auf die Wahler geben bei der Wahl einem Kandidaten ihre Stimme und wahlen damit die entsprechende Partei In der Regel erhalt der Spitzenkandidat Lijsttrekker der im Wahlkampf seine Partei verkorpert die weitaus grosste Zahl der Stimmen Alle fur andere Kandidaten abgegebenen Stimmen werden als Voorkeurstemmen bezeichnet sie gelten jeweils nicht nur der Partei sondern auch der Person die vielleicht bestimmte Gruppen reprasentiert oder uber besondere Qualitaten verfugt Die Parlamentssitze werden gleichwohl auf die Parteien in der Reihenfolge der Listenplatze verteilt Einfluss auf die Zusammensetzung der Fraktion haben die Voorkeurstemmen nur wenn folgende Bedingungen erfullt sind jemand vereinigt auf sich mehr Stimmen als jemand auf den normalerweise fur die Sitzzuteilung in Frage kommenden Listenplatzen diese Person erhalt gleichzeitig eine Stimmenzahl die mindestens 25 des sogenannten Kiesdelers ausmacht d h der fur einen Sitz mindestens notwendigen Stimmen Zahl der insgesamt gultigen Stimmen geteilt durch die Anzahl der zu vergebenden Sitze derzeit 150 Bis 1998 galt sogar eine Mindestanforderung von 50 des Kiesdelers Bis zur Wahl 2021 ist es 19 Bewerbern gelungen auf diesem Weg von einem ungunstigen Platz ins Parlament zu kommen davon nur insgesamt zwolf bei den Wahlen von 1959 bis 2012 vier bei der Wahl 2017 und drei bei der Wahl 2021 Verhaltniswahlmandate im japanischen Oberhaus BearbeitenSiehe auch Wahlen in Japan Im Sangiin Ratekammer dem Oberhaus des nationalen japanischen Parlaments werden 96 der insgesamt 242 Abgeordneten durch eine 1983 eingefuhrte Verhaltniswahl bestimmt Dabei existiert seit der Sangiin Wahl 2001 eine Vorzugsstimme Anstelle eines Parteinamens kann ein Wahler den Namen eines einzelnen Verhaltniswahlkandidaten auf den Stimmzettel schreiben Die Stimme zahlt dann sowohl fur die Partei bei der Verteilung der Verhaltniswahlmandate insgesamt als auch fur den Kandidaten bei der Bestimmung der Reihenfolge auf der Parteiliste Die Zahl der Vorzugsstimmen entscheidet ohne Quorum alleine uber die Reihenfolge der Listenkandidaten einer Partei einschliesslich potentieller Nachrucker Siehe auch BearbeitenWahlliste Spitzenkandidat Reihen und Streichen Panaschieren KumulierenWeblinks BearbeitenVorzugsstimmen Wahlrecht deEinzelnachweise Bearbeiten Nationalrats Wahlordnung 1992 Fassung vom 11 Juli 2013 Pressemitteilung zu einem parteiinternen absoluten schwellenlosen Vorzugsstimmensystem aus dem Jahr 2017 Zeitungsbericht uber eine intern vereinbarte Halbierung der Vorzugsstimmenschwelle aus dem Jahr 2017 Artikel uber abweichende Vorzugsstimmenregelungen in Osterreich Artikel zu finanziellem Wettbewerb durch Vorzugsstimmen Artikel zu Kritik am Auszahlungsaufwand von Vorzugsstimmensystemen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vorzugsstimme amp oldid 239413585