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Das Verleiten von Untergebenen zu einer Straftat ist ein Straftatbestand Vergehen der in 357 StGB geregelt ist Es stuft die Teilnahmehandlungen des Vorgesetzten zu selbstandigen Eigentaten auf sog Konnivenz 1 Inhaltsverzeichnis 1 Strafgrund 2 Tatobjekt und Tathandlung 3 Strafrahmen und Prozessuales 4 Geschichte und kriminalpolitische Bedeutung 5 Kritik an der Vorschrift 6 Literatur 7 EinzelnachweiseStrafgrund BearbeitenGeschutzt werden soll jedenfalls nach uberwiegender Ansicht 2 zweierlei Einmal das durch die Haupttat angegriffene Rechtsgut und zweitens das Vertrauen der Allgemeinheit in das Verwaltungshandeln 3 Tatobjekt und Tathandlung BearbeitenZur Verwirklichung des Straftatbestandes braucht es zunachst einen Amtstrager 4 Dieser muss dann entweder einen Untergebenen zu einer rechtswidrigen Tat im Amt verleiten bzw dieses zumindest unternehmen versuchen oder eine solche Straftat geschehen lassen Auch der Untergebene muss nach herrschender Ansicht Amtstrager sein Begrundet wird dies damit dass Gleichheit zwischen Absatz 1 und Absatz 2 der die Strafbarkeit auf ubertragene Kontrolle und Aufsicht fur Dienstgeschafte erweitert herrschen soll Ausserdem liege dies angesichts des Wortlautes nahe 5 Allerdings soll es nicht ausreichen wenn die Tat lediglich bei Gelegenheit der Amtsausubung begangen wird So jedenfalls der Bundesgerichtshof im Fall von nicht betriebsbezogener Duldung von Mobbing 6 Verleitet wird jemand wenn er angestiftet wird Genauso aber auch wenn der Untergebene zu einer Handlung die er ohne Vorsatz begeht veranlasst wird Die Gleichstellung des Unternehmens fuhrt dabei in der Konsequenz dazu dass die versuchte Anstiftung zu einem Vergehen strafbar wird was sonst nicht der Fall ware 30 Absatz 1 StGB Die Unternehmensstrafbarkeit wird dabei von der herrschenden Meinung auch auf die Aufsichts und Kontrollbeamte des 357 Absatz 2 StGB ausgedehnt 7 Angesichts des Wortlautes in 357 Absatz 2 StGB begangene rechtswidrige Tat wird dies aber durchaus kritisch hinterfragt 8 Geschehen lassen liegt vor wenn trotz der Moglichkeit des Einschreitens nicht gehandelt wird so dass das Untatig bleiben als Beihilfe darstellt genauso erfasst ist die aktive Beihilfe 9 Die Tathandlung muss vorsatzlich erfolgen bedingter Vorsatz genugt allerdings 10 Milderungsmoglichkeiten nach den allgemeinen Regeln sollen dabei nach neuerer Rechtsprechung nicht abgeschnitten werden 9 Strafrahmen und Prozessuales BearbeitenDer Strafrahmen richtet sich nach der Haupttat Es handelt sich um ein Offizialdelikt Ein Strafantrag ist nicht erforderlich Geschichte und kriminalpolitische Bedeutung BearbeitenUrsprunglich geht der Paragraf auf das Allgemeine Preussische Landrecht von 1794 zuruck Danach ging sie um das Merkmal der versuchten Verleitung erweitert in 330 des Preussischen Strafgesetzbuches von 1851 und dann im Reichsstrafgesetzbuch von 1871 auf Die heutige Fassung wurde wortlich nahezu ubernommen 11 Da 357 StGB in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht ausgewiesen werden ist die Zahl der Ermittlungen unklar Allerdings ergibt sich aus der Strafvollzugsstatistik eine konstant sehr geringe Anzahl an Verurteilungen auszugsweise etwa 2006 zwei 2014 zwei und 2015 eine 12 Kritik an der Vorschrift BearbeitenKritisiert wird dass kein besonderes Bedurfnis bestehe da ohnehin die meisten Taten nach den Regeln der Teilnahme strafbar waren Zudem komme ihr auch schon historisch keine besondere Bedeutung zu 13 Auch der Gesetzgeber dachte uber eine Streichung nach 14 schob aber die Frage hieruber mit dem Argument dass man uber die Entbehrlichkeit und eine Streichung auch spater noch nachdenken konne hinaus 15 Auch wird kritisiert dass sich der Paragraf nicht widerspruchsfrei mit der gegenwartigen Strafrechtsdogmatik zusammenbringen lasse 16 Teilweise wird allerdings auch gefordert dass der Tatbestand an weisungsberechtigte Vorgesetzte in Wirtschaftsunternehmen angepasst und damit erweitert werden musse 17 Weitgehende Einigkeit besteht nur darin dass der Paragraf die letzten 40 Jahre bedeutungslos war 13 Literatur BearbeitenAndrews Verleiten und Geschehenlassen im Sinne des 357 StGB Dissertation 1 Auflage 1996 Kiel Einzelnachweise Bearbeiten Fischer Strafgesetzbuch 67 Auflage C H Beck 2020 357 Rn 2 anders etwa Heger in Lackner Kuhl 357 Rn 1 Schmitz in Joecks Miebah Hrsg Munchener Kommentar zum StGB 3 Auflage C H Beck 2019 357 Rn 2 mwN Kuhlen in Kindhauser Neumann Paeffgen Hrsg Strafgesetzbuch 5 Auflage Nomos 2017 357 Rn 4 Schmitz in Joecks Miebah Hrsg Munchener Kommentar zum StGB 3 Auflage C H Beck 2019 357 Rn 11 anderer Ansicht etwa Kuhlen in Kindhauser Neumann Paeffgen Hrsg Strafgesetzbuch 5 Auflage Nomos 2017 357 Rn 5 BGH Urteil vom 20 Oktober 2011 4 StR 71 11 Fischer Strafgesetzbuch 67 Auflage C H Beck 2020 357 Rn 4 Schmitz in Joecks Miebah Hrsg Munchener Kommentar zum StGB 3 Auflage C H Beck 2019 357 Rn 15 a b BGH Urteil vom 22 Juli 2015 2 StR 389 13 Kuhlen in Kindhauser Neumann Paeffgen Hrsg Strafgesetzbuch 5 Auflage Nomos 2017 357 Rn 9 Schmitz in Joecks Miebah Hrsg Munchener Kommentar zum StGB 3 Auflage C H Beck 2019 357 Rn 6 SVS 2014 S 44 f 2015 S 44 f und SVS 2005 2010 Reihe 3 Tab 2 1 a b Schmitz in Joecks Miebah Hrsg Munchener Kommentar zum StGB 3 Auflage C H Beck 2019 357 Rn 8 BT Drs IV 650 648 BT Drs 7 550 288 Bulte Vorgesetztenverantwortlichkeit im Strafrecht Nomos 2015 S 362 Bulte Neue Zeitschrift fur Wirtschaftsstrafrecht NZWiSt C H Beck 2012 S 176 181 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verleitung eines Untergebenen zu einer Straftat amp oldid 237184800