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Ein Vegetationskomplex Sigmetum Sigmagesellschaft ist ein bestimmter Ausschnitt einer Landschaft der durch eine spezifische wiederkehrende und damit typische Kombination von Pflanzengesellschaften gekennzeichnet ist Die wissenschaftliche Beschreibung der Vegetationsausstattung von Vegetationskomplexen wird von der Sigmasoziologie geleistet einer Subdisziplin der Pflanzensoziologie Ahnlich wie eine Pflanzengesellschaft die Standortsbedingungen an einer bestimmten Flache anzeigt spiegelt ein Vegetationskomplex die Kombination der okologischen Bedingungen an einem mehr oder weniger grossflachigen Standortmosaik wider Bestimmende Faktoren sind dabei Relief Bodentypen oder Einflusse des nutzenden Menschen wie Mahd oder mit Hilfe von Tieren Beweidung Inhaltsverzeichnis 1 Methode 2 Fruhere Ansatze 3 Beispiele 4 Grundlegende Varianten 5 Anwendungsbeispiele 6 Literatur 7 EinzelnachweiseMethode BearbeitenVielfach kann man in einer bestimmten Landschaft immer wieder dieselben Kombinationen verschiedener Pflanzengesellschaften finden die als Vegetationskomplex beschrieben werden konnen Diese Pflanzengesellschaften eines Gebietes konnen analog der pflanzensoziologischen Methode kartiert werden Bei der Beschreibung von Vegetationskomplexen werden neben der Vergesellschaftung von Pflanzengesellschaften vielfach auch Einzelelemente wie Steinriegel Weidbaume auch Hutten oder Nutzungstypen wie Rebanlagen mit Pfahlen einbezogen Auf einer noch hoheren Ebene konnen Vegetationskomplexe zu Geokomplexen Geosigmeten zusammengefasst werden Eine Vergesellschaftung von Pflanzengesellschaften wird als Sigmetum bezeichnet Fruhere Ansatze BearbeitenBereits Robert Gradmann hat auf der Schwabischen Alb solche regelmassig wiederkehrenden Vegetationsmuster erkannt die er als Steppenheide bezeichnete Auch russische und skandinavische Vegetationskundler wie Tichon Alexandrowitsch Rabotnow Aimo Kaarlo Cajander Hugo Osvald oder Gustaf Einar Du Rietz haben darauf hingewiesen dass sich Vegetationsstrukturen und gesellschaften in hohere Einheiten zusammenfassen lassen 1 Der Begrunder der Sigmasoziologie die eine systematische Bearbeitung von Vegetationskomplexen zum Ziel hatte war Reinhold Tuxen der auch den Vorschlag formulierte die Einheiten der Vegetationskomplexe Sigmasyntaxa ahnlich wie die Pflanzengesellschaften zu hierarchisieren Wesentliche praktische und theoretische Beitrage zur Erforschung von Vegetationskomplexen haben Angelika Schwabe Kratochwil und Hartmut Dierschke geleistet Beispiele BearbeitenVegetationskomplexe konnen z B eine Alm umfassen oder die Bergwalder einer Talflanke Ein vielgenanntes Beispiel ist die typische Abfolge verschiedener Pflanzengesellschaften an einem Seeufer Je nach Wassertiefe bzw Feuchtegrad des Bodens bilden sich dort verschiedene pflanzensoziologisch definierte Gesellschaften aus die miteinander als Komplex beschrieben werden konnen Dabei weisen die jeweiligen trophischen Stillgewassertypen eigene definierte Vegetationskomplexe auf Weitere Beispiele sind Vegetationskomplexe die durch die typische Kombination distinkter Pflanzengesellschaften von Mooren beschrieben werden konnen oder Fluss und bachbegleitende Pflanzengesellschaften und deren Vegetationskomplexe in Mittelgebirgen Vegetationskomplexe konnen aber auch kleinraumiger erfasst werden z B an Wegen und im stadtischen Kontext 2 Grundlegende Varianten BearbeitenEs gibt nach Hartmut Dierschke 3 zwei grundlegende Ansatze Systematisierender Ansatz In okologisch homogenen Landschaftsteilen werden zunachst die vorhandenen Pflanzengesellschaften aufgenommen Danach werden Ahnlichkeiten in der Kombination von Pflanzengesellschaften verglichen und soweit diese gegeben sind zusammenfassenden herausgearbeitet und induktiv ein System aufgebaut Sigma Syntaxonomie Grundeinheit das Sigmetum Sigma Assoziation z B Stellario Alneto Sigmetum Die jeweils hoheren Einheiten werden entsprechend dem Braun Blanquet System als Sigmion Sigma Verband Sigmetalia Sigma Ordnung und Sigmetea Sigma Klasse bezeichnet Der systematisierende Ansatz ist nur fur sogenannte seriale Vegetationskomplexe mit homogener Aufnahmeflache geeignet Bei serialen Komplexen sind die Elemente den gleichen Boden und Klimafaktoren unterworfen und sind Glieder derselben Sukzessionslinie z B Wald Waldmantel Staudensaum und angrenzende Wiese Beim Naturraumlichen Ansatz werden die Vegetationskomplexe zunachst als Grundlage fur eine naturraumliche Gliederung Geo Synsoziologie erfasst und kartiert Dabei geht die Aufnahme der Pflanzengesellschaften von bestimmten Raumeinheiten oder vorgegebenen Flachenrastern aus Als Ergebnis werden auch hier zusammenfassende Komplex Typen aufgenommen die dann zu grosseren Komplexen den sogenannten Geosigmeten zusammengefasst werden Dieser Ansatz kann bei serialen und catenalen Vegetationskomplexen angewendet werden wobei unter einer Catena ein Vegetationskomplex mit unterschiedlichem Vegetationspotential bezeichnet wird Typisches Beispiel ist die Boden und Vegetationszonierung um eine Insel in einem Fluss mit stark schwankendem Wasserspiegel und zusatzlich unterschiedlich starken Abflussmengen Max Moor hat hierzu eine Kiesinsel in der Rhone im Kanton Wallis beschrieben bei der sich unter verschiedene Standortsbedingungen mit den jeweils zugehorenden Pflanzengesellschaften ausbilden 4 Es sind dies vegetationslose Kiesflache in der haufig uberfluteten unteren Boschung Schwemmboden Weidenroschenflur auf Kies und Sand auf nachsthoherem Niveau Lavendelweiden Gesellschaft auf Sand daruber der eher selten uberfluteten Rucken mit Grauerlenwald auf Sand und zuletzt eine Weiden Tamariskenflur auf Schluff Anwendungsbeispiele BearbeitenIn der Praxis ist die Beschreibung von Landschaftsausschnitten mit Hilfe von Vegetationskomplexen in vielerlei Hinsicht hilfreich Es konnen grossraumige Gliederung von Wuchsklimaten oder von Kultur und Naturlandschaften vorgenommen werden Mit Hilfe von Vegetationskomplexen konnen Habitatmuster die von bestimmten Tierarten z B Vogeln genutzt werden ausgedruckt werden Bei der Erfassung und dem Vergleich im Rahmen von Umweltvertraglichkeitsprufungen konnen Vegetationskomplexe hervorragende Dienste leisten Vegetationskomplexe eignen sich in manchen Fallen zur Ermittlung der Biodiversitat in einem Landschaftsausschnitt Die Intensitat anthropogenen Einflusses in einer Landschaft kann mit Hilfe von Vegetationskomplexen erfasst und ermittelt werden Literatur BearbeitenFrey Wolfgang und Rainer Losch Lehrbuch der Geobotanik Pflanze und Vegetation in Raum und Zeit 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Munchen 2004 ISBN 978 3 8274 1193 8 Dierschke Hartmut Pflanzensoziologie Grundlagen und Methoden 683 S Ulmer Stuttgart 1994 Hard Gerhard Die spontane Vegetation von Wohn und Gewerbequartieren in Osnabruck In Osnabrucker naturwissenschaftliche Mitteilungen Bd 9 S 151 203 1982 amp Bd 10 S 97 142 1983 Hard Gerhard Vegetationskomplexe und Quartierstypen in einigen nordwestdeutschen Stadten In Landschaft und Stadt 18 1 S 11 25 Kienast Dieter Die spontane Vegetation der Stadt Kassel in Abhangigkeit von bau und stadtstrukturellen Quartierstypen Urbs et Regio 10 Kassel 1978 411 S Kratochwil Anselm und Angelika Schwabe Okologie der Lebensgemeinschaften Biozonologie 756 S Stuttgart Ulmer 2001 Moor Max Pflanzengesellschaften schweizerischer Flussauen Mitt Schweiz Anst forstl Versuchswes 34 221 360 Beer Zurich 1958 Wilmann Otti Okologische Pflanzensoziologie eine Einfuhrung in die Vegetation Mitteleuropas 6 neu bearb Aufl Quelle amp Meyer Wiesbaden 1998 Volltext Einzelnachweise Bearbeiten Kratochwil u Schwabe 2001 81 Kienast 1978 Hard 1986 Dierschke 1994 Moor 1994 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vegetationskomplex amp oldid 213949384